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Lady Lysa hob die Hand und brachte sie zum Schweigen.

«Ich danke Euch, Mylords, wie ich weiß, daß auch mein Sohn Euch danken würde, wenn er unter uns wäre. Niemand in den Sieben Königslanden ist so kühn und edel wie die Ritter des Grünen Tales. Wenn ich könnte, würde ich Euch allen diese Ehre zusprechen. Doch kann ich nur einen auswählen. «Sie winkte.»Ser Vardis Egen, Ihr wart stets die gute, rechte Hand meines Hohen Gatten. Ihr sollt unser Streiter sein.«

Ser Vardis war ungewöhnlich schweigsam.»Mylady«, sagte er feierlich und sank auf die Knie,»tragt diese Bürde einem anderen auf, ich finde keinen Geschmack daran. Dieser Mann ist kein Krieger. Seht ihn an. Ein Zwerg, halb so groß wie ich und mit lahmen Beinen. Es wäre eine Schande, einen solchen Mann zu schlachten und das dann Gerechtigkeit zu nennen.«

Sehr gut, dachte Tyrion.»Dem kann ich nur zustimmen.«

Wütend sah Lysa ihn an.»Ihr habt das Urteil durch einen Kampf gefordert.«

«Und nun fordere ich einen Streiter, ganz wie Ihr einen für Euch selbst gefordert habt. Mein Bruder Jaime wird diesen Teil gern übernehmen, wie ich weiß.«

«Euer kostbarer Königsmörder ist Hunderte von Meilen weit entfernt«, fuhr Lysa Arryn ihn an.

«Schickt ihm einen Vogel. Gern will ich auf seine Ankunft warten.«

«Ihr werdet Euch am Morgen Ser Vardis stellen.«

«Sänger«, sagte Tyrion und wandte sich Marillion zu,»wenn du eine Ballade daraus machst, vergiß nicht zu erwähnen, wie Lady Arryn dem Zwerg das Recht auf einen Fürsprecher verweigert hat und ihn lahm, geprügelt und humpelnd ihrem besten Ritter entgegensandte.«

«Ich verweigere Euch nichts!«sagte Lysa Arryn, und ihre Stimme war schrill vor Zorn.»Nennt Euren Fürsprecher, Gnom… falls Ihr einen Mann findet, der für Euch sterben

würde.«

«Wenn es Euch egal ist, würde ich lieber jemanden suchen, der für mich tötet. «Tyrion sah durch die lange Halle. Keiner rührte sich. Einen Moment lang überlegte er, ob das alles ein kolossaler Fehler gewesen war.

Dann rührte sich am Ende des Raumes jemand.»Ich stehe für den Zwerg ein«, rief Bronn.

Eddard

Er träumte einen alten Traum von drei Rittern in weißen Umhängen und einem lang schon eingestürzten Turm, und Lyanna in ihrem Bett von Blut.

In diesem Traum ritten seine Freunde mit ihm, wie sie es zu Lebzeiten getan hatten. Der stolze Martyn Cassel, Jorys Vater; der treue Theo Wull; Ethan Glover, der Brandons Schildknappe gewesen war; Ser Mark Ryswell, von weicher Stimme und sanftem Herzen; der Pfahlbaumann Howland Reed; Lord Dustin auf seinem großen, roten Hengst. Ned hatte ihre Gesichter so gut gekannt, wie er einst sein eigenes gekannt hatte, doch die Jahre saugen das Blut aus den Erinnerungen eines Mannes, selbst aus solchen, die er geschworen hat, niemals zu vergessen. Im Traum waren sie nur Schatten, graue Geister auf Pferden, die aus bloßem Dunst bestanden.

Sie waren zu siebt und standen dreien gegenüber. Im Traum, ganz wie es im Leben gewesen war. Doch waren diese keine gewöhnlichen drei. Sie warteten vor dem runden Turm, die roten Berge von Dorne im Rücken, die weißen Umhänge flatterten im Wind. Und diese waren keine Schatten, ihre Gesichter strahlten hell, selbst jetzt noch. Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens, trug ein trauriges Lächeln auf den

Lippen. Das Heft des Großschwertes Dawn ragte über seiner rechten Schulter auf. Ser Oswell Whent kniete am Boden, schärfte seine Klinge mit einem Wetzstein. Über seinem weiß emaillierten Helm breitete die schwarze Fledermaus seiner Familie die Flügel aus. Zwischen ihnen stand der grimmige alte Ser Gerold Hightower, der Weiße Bulle, Kommandant der Königsgarde.

«Ich habe Euch am Trident gesucht«, sagte Ned zu ihnen.

«Wir waren nicht dort«, antwortete Ser Oswell.

«Wehe dem Usurpator, wenn wir es gewesen wären«, sagte Ser Oswell.

«Als King's Landing fiel, hat Ser Jaime Euren König mit einem goldenen Schwert erschlagen, und ich habe mich gefragt, wo Ihr wart.«

«Weit fort«, sagte Ser Gerold,»sonst würde Aerys noch auf dem Eisernen Thron sitzen und Euer falscher Bruder in den sieben Höllen brennen.«

«Ich kam von Storm's End herab, um die Belagerung aufzuheben«, erklärte Ned ihnen,»und die Lords Tyrell und Redwyne neigten ihre Banner zum Gruße, und all ihre Ritter fielen auf die Knie, um uns Treue zu schwören. Ich war mir sicher, Ihr würdet unter Ihnen sein.«

«Unsere Knie beugen sich nicht so leicht«, sagte Ser Arthur Dayne.

«Ser Willem Darry ist nach Dragonstone geflohen, mit Eurer Königin und Prinz Viserys. Ich dachte, Ihr wäret vielleicht mit ihnen gesegelt.«

«Ser Willem ist ein guter und wahrer Mann«, sagte Ser Oswell.

«Doch nicht von der Königsgarde«, hob Ser Gerald hervor.»Die Königsgarde flieht nicht.«

«Damals wie heute«, sagte Ser Arthur. Er setzte seinen Helm auf.

«Wir haben einen Eid abgelegt«, erklärte der alte Ser Gerold.

Neds Geister traten neben ihn, mit Schattenschwertern in Händen. Sie waren sieben gegen drei.

«Und hier beginnt es«, sagte Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens. Er zog Dawn aus der Scheide und hielt es mit beiden Händen. Die Klinge war fahl wie Milchglas, wie lebendig im Licht.

«Nein«, sagte Ned mit Trauer in der Stimme.»Hier endet es. «Als sie in einem Rausch von Stahl und Schatten aufeinanderstießen, hörte er Lyanna schreien.»Eddard!«rief sie. Ein Sturm von Rosenblättern wehte über einen blutdurchstreiften Himmel, blau wie die Augen des Todes.

«Lord Eddard«, rief Lyanna erneut.

«Ich verspreche es«, flüsterte er,»Lya, ich verspreche es… «

«Lord Eddard«, hallte die Stimme eines Mannes aus dem Dunkel.

Stöhnend schlug Eddard Stark die Augen auf. Mondlicht fiel durch die hohen Fenster in den Turm der Hand.

«Lord Eddard?«Ein Schatten beugte sich über das Bett.

«Wie… wie lange?«Die Decken waren zerwühlt, sein Bein war geschient und eingegipst. Dumpf pulsierender Schmerz fuhr ihm durch die Seite.

«Sechs Tage und sieben Nächte. «Die Stimme gehörte Vayon Poole. Der Haushofmeister hielt einen Becher an Neds Lippen.»Trinkt, Mylord.«

«Was…?«

«Nur Wasser. Maester Pycelle sagte, Ihr würdet Durst haben.«

Ned trank. Seine Lippen waren ausgetrocknet und gesprungen. Das Wasser schmeckte süß wie Honig.

«Der König hat Befehl gegeben«, erklärte ihm Vayon Poole, als der Becher leer war.»Er will Euch sprechen, Mylord.«

«Morgen«, sagte Ned.»Wenn ich bei Kräften bin. «Er konnte jetzt nicht mit Robert sprechen. Der Traum hatte ihn schwach wie ein Kätzchen zurückgelassen.

«Mylord«, sagte Poole,»er hat befohlen, Euch im selben Augenblick zu ihm zu schicken, in dem Ihr die Augen aufschlagt. «Der Haushofmeister zündete eilig eine Kerze neben dem Bert an.

Ned stieß einen leisen Fluch aus. Robert war nie für seine Geduld bekannt gewesen.»Sagt ihm, ich sei zu schwach, um zu ihm zu kommen. Wenn er mich zu sprechen wünscht, will ich ihn gern hier empfangen. Ich hoffe, Ihr weckt ihn aus tiefem Schlaf. Und ruft…«Eben wollte er Jory sagen, als es ihm einfiel.»Ruft den Hauptmann meiner Garde.«

Alyn betrat das Schlafgemach wenige Augenblicke, nachdem der Haushofmeister gegangen war.»Mylord.«

«Poole sagt mir, es sei sechs Tage her«, sagte Ned.»Ich muß wissen, wie die Lage ist.«

«Der Königsmörder ist aus der Stadt geflohen«, erklärte Alyn.»Man sagt, er sei nach Casterly Rock geritten, um sich seinem Vater anzuschließen. Die Geschichte, wie Lady Catelyn den Gnom gefaßt hat, ist in aller Munde. Ich habe zusätzliche Wachen eingeteilt, wenn es Euch beliebt.«