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«Komm in den Süden mit mir, und ich zeige dir, wie man lacht«, versprach der König.»Du hast mir geholfen, diesen verdammten Thron zu erobern, jetzt hilf mir, ihn zu halten. Wir sind dafür gemacht, gemeinsam zu herrschen. Wenn Lyanna noch lebte, wären wir Brüder geworden, durchs Blut wie durch Zuneigung verbunden. Nun, es ist noch nicht zu spät. Ich habe einen Sohn. Du hast eine Tochter. Mein Joff und deine Sansa sollen unsere Geschlechter verbinden, wie Lyanna und ich es einst getan hätten.«

«Dieses Angebot erstaunte ihn nun doch.»Sansa ist erst elf.«

Ungeduldig winkte Robert ab.»Alt genug für die Verlobung. Die Heirat kann ein paar Jahre warten. «Der König lächelte.»Nun steh auf und sag ja, verdammt!«

«Nichts würde mir größere Freude bereiten, Majestät«, antwortete Ned. Er zögerte.»Diese Ehrungen kommen allesamt so unerwartet. Habe ich etwas Zeit, sie zu bedenken? Ich muß mich mit meiner Frau besprechen… «

«Ja, ja, natürlich, sag es Catelyn, schlaf drüber, wenn du willst. «Der König streckte eine Hand aus, nahm Ned bei der seinen und zog ihn grob auf die Beine.»Laß mich nur nicht zu lange warten. Ich bin nicht der geduldigste Mensch auf der Welt.«

Einen Moment lang war Eddard Stark von einer schrecklichen Vorahnung erfüllt. Hier war sein Platz, hier im Norden. Er sah sich nach den steinernen Gestalten um und

atmete tief in der kalten Stille der Gruft. Er spürte die Blicke der Toten. Sie alle lauschten, das wußte er. Und der Winter nahte.

Jon

Es gab Momente — nicht viele, aber einige wenige — , in denen Jon Snow sich freute, ein Bastard zu sein. Als er seinen Weinbecher ein weiteres Mal aus einem der Krüge nachfüllte, die herumgereicht wurden, kam ihm in den Sinn, daß dieser Augenblick ein solcher sein mochte.

Er lehnte sich an seinem Platz auf der Bank zwischen den jüngeren Schildknappen zurück und trank. Der süße, fruchtige Geschmack von Sommerwein erfüllte seinen Mund und lockte ein Lächeln auf seine Lippen.

Die Große Halle von Winterfell war von Rauch vernebelt. Schwer hing der Duft von geröstetem Fleisch und frisch gebackenem Brot in der Luft. Die grauen Steinwände waren mit Bannern verziert. Weiß, Gold, Rot: der Schattenwolf von Stark, Baratheons gekrönter Hirsch, der Löwe von Lannister. Ein Sänger spielte die Harfe und trug eine Ballade vor, doch unten am Ende des Saales war seine Stimme beim Prasseln des Feuers, dem Klirren von Zinntellern und Bechern und dem tiefen Gemurmel von hundert trunkenen Gesprächen kaum noch zu vernehmen.

Es war die vierte Stunde des Willkommensfestes, das man dem König bereitete. Jons Brüder und Schwestern hatte man zu den Königskindern gesetzt, unterhalb des erhöhten Podiums, auf dem Lord und Lady Stark den König und die Königin bewirteten. Zur Feier dieses Anlasses würde sein Hoher Vater zweifellos jedem Kind ein Glas Wein gestatten, doch nicht mehr als das. Hier unten auf den Bänken gab es niemanden, der Jon daran hätte hindern können, so viel zu trinken, wie sein Durst befahl.

Und er stellte fest, daß er den Durst eines Mannes hatte, zum rauhen Vergnügen der Jungen um ihn, die ihn anspornten, sobald er sein Glas geleert hatte. Sie waren angenehme Gesellschaft, und Jon genoß die Geschichten, die sie erzählten, Märchen von Schlachten, Bett und Jagd. Und bestimmt waren seine Gefährten unterhaltsamer als die Sprößlinge des Königs. Seine Neugier hinsichtlich der Besucher hatte er befriedigt, als sie in den Saal eingezogen waren. Kaum einen Fuß von seinem Platz entfernt, den man ihm auf der Bank zugewiesen hatte, war die Prozession vorbeigezogen, und Jon hatte sich jeden einzelnen gut ansehen können.

Zuerst war sein Hoher Vater gekommen, hatte die Königin begleitet. Sie war so schön, wie die Männer sagten. Eine juwelenbesetzte Tiara glitzerte inmitten ihres goldenen Haars, die Smaragde entsprachen perfekt dem Grün ihrer Augen. Sein Vater half ihr die Stufen zum Podium hinauf und führte sie an ihren Platz, doch würdigte die Königin ihn keines Blickes. Schon mit seinen vierzehn Jahren durchschaute Jon ihr Lächeln.

Als nächster war König Robert höchstselbst gefolgt, mit Lady Stark am Arm. Der König war eine große Enttäuschung. So oft hatte sein Vater von ihm gesprochen: der unvergleichliche Robert Baratheon, Dämon des Trident, der wildeste Krieger des Reiches, ein Riese unter Prinzen. Jon sah nur einen fetten Mann, rotgesichtig unter seinem Bart, schwitzend durch die Seide. Er ging wie ein Mann, der etwas zu tief ins Glas geschaut hatte.

Nach ihnen kamen die Kinder. Zuerst der kleine Rickon, der den langen Weg mit aller Würde bewältigte, die ein Dreijähriger aufbringen konnte. Jon mußte ihn weiterschicken, als er bei ihm stehenblieb. Kurz danach kam Robb in grauer Wolle, mit Weiß besetzt, den Farben der Starks. Er führte die Prinzessin Myrcella am Arm. Sie war ein schmächtiges Ding, noch nicht ganz acht, ihr Haar ein Sturzbach von goldenen Locken unter juwelenbesetztem Netz. Jon bemerkte die scheuen Blicke, die sie Robb zuwarf, während sie zwischen den Tischen hindurchgingen, und die zaghafte Art und Weise, auf die sie ihn anlächelte. Er kam zu dem Schluß, daß sie fade war. Robb besaß nicht einmal genug Verstand, zu merken, wie dumm sie war. Er grinste wie ein Idiot.

Seine Halbschwestern eskortierten die Prinzen von königlichem Geblüt. Arya hatte man dem plumpen, kleinen Tommen zugeteilt, dessen weißblondes Haar länger als ihres war. Sansa, zwei Jahre älter, hatte den Kronprinzen Joffrey Baratheon gezogen. Er war zwölf, jünger als Jon oder Robb, doch größer als beide, zu Jons unendlicher Bestürzung. Prinz Joffrey besaß das Haar seiner Schwester und die dunkelgrünen Augen seiner Mutter. Ein dickes Bündel blonder Locken fiel über seine enge, goldene Halskette und den hohen Samtkragen. Sansa strahlte, als sie neben ihm ging, doch Jon gefiel weder Joffreys Schmollmund noch die gelangweilte, verächtliche Art und Weise, in der er Winterfells Große Halle betrachtete.

Er interessierte sich mehr für das Paar, das hinter ihm folgte: die Brüder der Königin, die Lannisters von Casterley Rock. Der Löwe und der Gnom. Es war unschwer zu erkennen, wer wer war. Ser Jaime Lannister war der Zwillingsbruder von Königin Cersei, groß und golden, mit blitzenden, grünen Augen und einem Lächeln, das scharf wie ein Messer war. Er trug karminrote Seide, hohe, schwarze Stiefel, einen schwarzen Satinumhang. Auf die Brust seines Rocks war mit goldenem Faden der Familienlöwe gestickt und brüllte seine offene Verachtung heraus. Offiziell nannte man ihn den» Löwen von Lannister«, hinter seinem Rücken flüsterte man vom» Königsmörder«.

Jon fiel es schwer, sich von ihm abzuwenden. So sollte ein König aussehen, dachte er bei sich selbst, als der Mann vorüberging.

Dann sah er den anderen, der halbverborgen an der Seite seines Bruders watschelte. Tyrion Lannister, der jüngste aus Lord Tywins Brut und bei weitem der häßlichste. Alles, was die Götter Cersei und Jaime geschenkt hatten, war Tyrion verwehrt geblieben. Er war ein Zwerg, halb so groß wie sein Bruder, und auf seinen stummeligen Beinen versuchte er, Schritt zu halten. Sein Kopf war zu groß für den Körper, mit dem eingedrückten Gesicht eines Grobians unter gewölbter Stirn. Ein grünes und ein schwarzes Auge lugten unter strähnigem Haar hervor, welches so blond war, daß es fast weiß wirkte. Jon betrachtete ihn fasziniert.

Die letzten hohen Herren, die eintraten, waren sein Onkel Benjen Stark von der Nachtwache und das Mündel seines Vaters, der junge Theon Greyjoy. Benjen schenkte Jon ein warmes Lächeln, als er vorüberging. Theon ignorierte ihn vollkommen, doch das war nichts Neues. Nachdem alle Platz genommen hatten, wurden Trinksprüche ausgebracht, Danksagungen gesprochen und erwidert, und dann konnte das Fest beginnen.

Da hatte Jon zu trinken begonnen, und er hatte nicht mehr aufgehört.