Выбрать главу

mein Sohn.«

Jon spürte, wie der Zorn in ihm aufstieg.»Ich bin nicht Euer Sohn!«

Benjen Stark stand auf.»Um so bedauerlicher. «Er legte Jon eine Hand auf die Schulter.»Komm wieder, wenn du selbst ein paar Bastarde gezeugt hast, und dann wollen wir mal weitersehen.«

Jon bebte.»Nie werde ich einen Bastard zeugen«, sagte er vorsichtig.»Niemals!«Er spuckte es aus wie Gift.

Plötzlich merkte er, daß der ganze Tisch inzwischen schwieg und alle ihn ansahen. Er merkte, daß ihm Tränen in die Augen stiegen. Ruckartig erhob er sich auf die Beine.

«Entschuldigt mich«, sagte er mit aller Würde, die ihm noch geblieben war. Er wandte sich ab, bevor sie seine Tränen sehen konnten. Er mußte wohl mehr Wein getrunken haben, als ihm bewußt gewesen war. Seine Beine bogen sich unter ihm, als er zu gehen versuchte, und seitwärts torkelte er in eine Kellnerin, daß ein Krug mit gewürztem Wein zu Boden ging. Überall um ihn brandete Gelächter auf, und Jon spürte heiße Tränen auf den Wangen. Jemand versuchte, ihn zu stützen. Er riß sich los und rannte fast blindlings zur Tür. Ghost folgte ihm auf den Fersen in die Nacht hinaus.

Still und leer lag der Hof da. Ein einsamer Wachmann stand oben auf den Zinnen der inneren Mauer, den Umhang gegen die Kälte eng um sich gelegt. Erbärmlich und gelangweilt sah er aus, wie er sich allein dort wärmte, doch augenblicklich hätte Jon mit ihm getauscht. Ansonsten war die Burg finster und verlassen. Jon hatte einmal einen leeren Zwinger gesehen, einen trübseligen Ort, an dem sich nur der Wind regte und die Steine sich darüber ausschwiegen, welche Menschen hier einst gelebt hatten. Daran erinnerte ihn Winterfell an diesem Abend.

Musik und Gesang drangen durch die offenen Fenster hinter ihm. Es war das letzte, was Jon hören wollte. Er wischte sich die Tränen mit seinem Hemdsärmel ab, wütend, daß er sich nicht hatte beherrschen können, und wandte sich zum Gehen.

«Junge«, rief ihn eine Stimme. Jon fuhr herum.

Tyrion Lannister hockte auf dem Sims über der Tür zum Großen Saal und starrte wie ein Wasserspeier in die Welt hinaus. Der Gnom grinste zu ihm herab.»Ist das Tier ein Wolf?«

«Ein Schattenwolf«, antwortete Jon.»Er heißt Ghost. «Er sah zu dem kleinen Mann auf, und plötzlich war seine Enttäuschung vergessen.»Was treibt Ihr dort oben? Warum seid Ihr nicht auf dem Fest?«

«Zu heiß, zu laut, und ich würde nur zuviel Wein trinken«, erklärte der Zwerg.»Vor langer Zeit schon habe ich gelernt, daß es als rüde angesehen wird, sich auf dem Schoß seines Bruders zu erbrechen. Darf ich mir deinen Wolf aus der Nähe ansehen?«

Jon zögerte, dann nickte er langsam.»Könnt Ihr herunterklettern, oder soll ich eine Leiter holen?«

«Oh, vergiß es«, sagte der kleine Mann. Er stieß sich vom Sims ab und segelte durch die Luft. Jon stöhnte auf, als er staunend beobachtete, daß Tyrion Lannister sich wie ein Ball drehte, leicht auf den Händen landete, dann einen Salto rückwärts auf die Beine machte.

Verunsichert wich Ghost vor ihm zurück.

Der Zwerg klopfte den Schmutz von seiner Kleidung und lachte.»Ich fürchte, ich habe deinen Wolf erschreckt. Ich bitte um Verzeihung.«

«Er hat keine Angst«, sagte Jon. Er kniete nieder und rief:»Ghost, komm her. Komm schon. So ist es brav.«

Das Wolfsjunge tapste heran und schmiegte sich an Jons Gesicht, dabei behielt es Tyrion Lannister wachsam im Auge, und als der Zwerg eine Hand ausstreckte, um es zu streicheln, wich es zurück und fletschte die Zähne mit einem leisen Knurren.»Scheu ist er, was?«bemerkte Lannister.

«Sitz, Ghost«, befahl Jon.»Genau so. Bleib sitzen. «Er sah zu dem Zwerg auf.»Jetzt könnt Ihr ihn anfassen. Er wird sich erst rühren, wenn ich es sage. Ich habe ihn abgerichtet.«

«Verstehe«, sagte Lannister. Er kraulte das schneeweiße Fell zwischen Ghosts Ohren.»Hübscher Wolf.«

«Wenn ich nicht dabei wäre, würde er Euch die Kehle rausreißen«, sagte Jon. Es entsprach nicht ganz der Wahrheit, doch würde es bald so sein.

«In diesem Fall solltest du lieber in der Nähe bleiben«, sagte der Zwerg. Er neigte seinen übergroßen Kopf zur Seite und musterte Jon mit ungleichen Augen.»Ich bin Tyrion Lannister.«

«Ich weiß«, sagte Jon. Er stand auf. Stehend war er größer als der Zwerg. Es gab ihm ein seltsames Gefühl.

«Du bist Ned Starks Bastard, wenn ich nicht irre.«

Jon fühlte, wie Kälte ihn durchfuhr. Er preßte die Lippen zusammen und antwortete nicht.

«Habe ich dich verletzt?«sagte Lannister.»Tut mir leid. Zwerge müssen nicht taktvoll sein. Generationen von radschlagenden Narren in scheckigen Kleidern haben mir das Recht erkämpft, mich unpassend zu kleiden und alles zu sagen, was mir gerade in den Sinn kommt. Aber du bist der Bastard, nicht?«

«Lord Eddard Stark ist mein Vater«, räumte Jon starr ein.

Lannister betrachtete sein Gesicht.»Ja«, sagte er.»Das kann ich sehen. Du hast mehr vom Norden in dir als deine Brüder.«

«Halbbrüder«, verbesserte Jon. Er freute sich über diese Bemerkung des Zwergs, doch gab er sein Bestes, es sich nicht anmerken zu lassen.

«Nimm einen Ratschlag von mir an, Bastard«, sagte

Lannister.

«Vergiß nie, was du bist, denn die Welt wird es ganz sicher nicht vergessen. Mach es zu deiner Stärke, dann kann es niemals deine Schwäche sein. Mach es zu deiner Rüstung, und man wird dich nie damit verletzen können.«

Jon war nicht in der Stimmung, Ratschläge anzunehmen.»Was wißt Ihr davon, wie es ist, ein Bastard zu sein?«»Alle Zwerge sind in den Augen ihrer Väter Bastarde.«

«Ihr seid der Sohn eurer Mutter, ein echter Lannister.«

«Bin ich das?«erwiderte der Zwerg boshaft.»Erzähl das meinem Vater. Meine Mutter starb bei meiner Geburt, und konnte er nie sicher sein.«

«Ich weiß nicht mal, wer meine Mutter war«, sagte Jon.

«Ohne Zweifel irgendeine Frau. Wie es meistens ist. «Er warf Jon ein reuiges Lächeln zu.»Vergiß eins nicht, Junge. Alle Zwerge könnten Bastarde sein, doch nicht alle Bastarde müssen Zwerge sein. «Und mit diesen Worten wandte er sich um und schlenderte zum Fest zurück, wobei er ein Lied vor sich hin pfiff. Als er die Tür öffnete, warf das Licht von drinnen seinen Schatten deutlich in den Hof, und nur für einen Augenblick war Tyrion Lannister groß wie ein König.

Catelyn

Von allen Räumen in Winterfells Großem Turm waren Catelyns Schlafgemächer die wärmsten. Nur selten mußte sie Feuer machen. Die Burg war über natürlichen, heißen Quellen errichtet worden, und siedendes Wasser rauschte durch die Mauern und Kammern wie Blut durch den Körper eines Menschen, vertrieb die Kälte aus den steinernen Hallen, erfüllte die gläsernen Gärten mit feuchter Wärme und verhinderte, daß der Boden gefror. Offene Tümpel rauchten Tag und Nacht in einem ganzen Dutzend Höfe. Das war im Sommer kaum von Belang. Im Winter war es eine Frage von Leben und Tod.

Catelyns Bad war stets heiß und dampfte, und auch ihre Wände waren warm, wenn man die Hand darauf legte. Die Wärme erinnerte sie an Riverrun, an Tage im Sonnenschein mit Lysa und Edmure, doch Ned konnte die Hitze nie ertragen. Die Starks seien für die Kälte geschaffen, erklärte er ihr dann, woraufhin sie lachte und ihm erklärte, in diesem Fall hätten sie ihre Burg ganz sicher am falschen Ort gebaut.

Danach wälzte sich Ned von ihr herunter und stieg aus dem Bett, wie er es schon Tausende von Malen getan hatte. Er durchmaß den Raum, zog die schweren Gobelins zurück, stieß die hohen schmalen Fenster eines nach dem anderen auf und ließ Nachtluft in die Kammer.

Der Wind umwehte ihn, wie er dort stand, der Dunkelheit zugewandt, nackt und mit leeren Händen. Catelyn zog die Felle bis ans Kinn und betrachtete ihn. In gewisser Weise sah er kleiner und verwundbarer aus, wie der Junge, den sie in der Septe von Riverrun geheiratet hatte, vor fünfzehn Jahren. Noch immer schmerzten ihre Lenden von der Heftigkeit seiner Liebe. Es war ein angenehmer Schmerz. Sie spürte Neds Samen in sich. Sie betete, daß er sie befruchten möge. Drei Jahre waren vergangen, seit sie Rickon geboren hatte. Sie war noch nicht zu alt. Sie konnte ihm noch einen Sohn schenken.