Выбрать главу

Es war das einzige Mal in all den Jahren gewesen, daß Ned ihr jemals Furcht eingeflößt hatte.»Fragt mich nie nach Jon«, sagte er kalt wie Eis.»Er ist von meinem Blut, und mehr müßt Ihr nicht wissen. Und jetzt werde ich erfahren, woher Ihr diesen Namen habt, Mylady. «Sie hatte gelobt, ihm zu gehorchen. Sie erzählte es ihm. Und von diesem Tag an hatte das Flüstern ein Ende, und Ashara Daynes Name wurde in Winterfell nie mehr erwähnt.

Wer auch immer Jons Mutter sein mochte: Ned mußte sie sehr geliebt haben, denn nichts von allem, was Catelyn sagte, konnte ihn dazu bringen, den Jungen fortzuschicken. Es war das einzige, was sie ihm nie verzieh. Sie liebte ihren Mann inzwischen von ganzem Herzen, doch nie hatte sie in sich Liebe für Jon empfunden. Um Neds willen hätte sie über ein ganzes Dutzend Bastarde hinwegsehen können, solange sie diese nicht vor Augen haben mußte. Jon war immer da, und je größer er wurde, desto ähnlicher sah er Ned, mehr noch als die Söhne, die sie ihm gebar. Das hatte es in gewisser Weise noch

verschlimmert.»Jon muß gehen«, sagte sie jetzt.

«Er und Robb stehen sich nahe«, sagte Ned.»Ich hatte gehofft…«

«Er kann nicht bleiben«, beharrte Catelyn und schnitt ihm das Wort ab.»Er ist Euer Sohn, nicht meiner. Ich will ihn hier nicht haben. «Es war hart, das wußte sie, aber nichtsdestotrotz die Wahrheit. Ned würde dem Jungen keinen Gefallen tun, wenn er ihn hier auf Winterfell zurückließ.

Mit gequältem Blick sah Ned sie an.»Ihr wißt, daß ich ihn nicht mit in den Süden nehmen kann. Es wird dort bei Hofe kein Platz für ihn sein. Ein Junge mit dem Namen eines Bastards… Ihr wißt, wie man über ihn reden wird. Man wird ihn meiden.«

Catelyn schützte ihr Herz gegen das stille Flehen in den Augen ihres Mannes.»Man sagt, Euer Freund Robert habe selbst ein gutes Dutzend Bastarde gezeugt.«

«Und keiner von ihnen wurde je bei Hofe gesehen!«fuhr Ned sie an.»Dafür hat diese Lannister gesorgt. Wie könnt Ihr so verdammt grausam sein, Catelyn? Er ist noch ein Junge. Er… «

Zorn hatte ihn ergriffen. Er hätte mehr gesagt, und Schlimmeres, doch Maester Luwin ging dazwischen.»Eine weitere Möglichkeit bietet sich«, sagte er mit leiser Stimme.»Euer Bruder Benjen kam vor einigen Tagen wegen Jon zu mir. Es scheint, als strebe der Junge an, das Schwarz anzulegen.«

Ned schien zu erschrecken.»Er hat darum gebeten, in die Nachtwache aufgenommen zu werden?«

Catelyn sagte nichts. Ließ es Ned allein durchdenken. Ihre Meinung wäre jetzt nicht willkommen. Doch wie gern hätte sie in diesem Augenblick dem Maester einen Kuß gegeben. Es war die perfekte Lösung. Benjen Stark gehörte der Bruderschaft an. Jon wäre ihm wie ein Sohn, das Kind, das er nie haben würde.

Und beizeiten würde auch der Junge den Eid ablegen. Er würde keine Söhne zeugen, die eines Tages Catelyns eigenen Enkeln Winterfell streitig machen konnten.

Maester Luwin sagte:»Es ist eine große Ehre, Dienst auf der Mauer zu leisten, Mylord.«

«Und selbst ein Bastard kann es in der Nachtwache zu etwas bringen«, überlegte Ned. Dennoch klang seine Stimme sorgenvoll.»Jon ist so jung. Wenn er als erwachsener Mann darum gebeten hätte, wäre das eine Sache, aber ein Junge von vierzehn… «

«Ein hartes Opfer«, gab Maester Luwin ihm recht.»Doch sind es harte Zeiten, Mylord. Sein Weg ist nicht grausamer als Eurer oder der Eurer Lady.«

Catelyn dachte an die drei Kinder, die sie verlieren würde. Das Schweigen fiel ihr nicht leicht.

Ned wandte sich von ihnen ab, blickte aus dem Fenster, das lange Gesicht still und nachdenklich. Schließlich seufzte er und drehte sich wieder um.»Also gut«, sagte er zu Maester Luwin.»Ich vermute, es wird das Beste sein. Ich werde mit Ben sprechen.«

«Wann wollen wir es Jon sagen?«fragte der Maester.

«Wenn es sein muß. Erst müssen die Vorbereitungen getroffen werden. Es wird zwei Wochen dauern, bis wir zur Abreise bereit sind. Ich möchte Jon lieber seine letzten paar Tage genießen lassen. Der Sommer geht noch schnell genug zu Ende, und seine Kindheit auch. Wenn es an der Zeit ist, will ich es ihm selbst sagen.«

Arya

Wieder waren Aryas Stiche schief.

Erschrocken blickte sie darauf und sah hinüber, wo ihre Schwester Sansa zwischen den anderen Mädchen saß. Sansas Handarbeiten waren vorzüglich. Alle sagten das.»Sansas Arbeit ist so hübsch wie sie selbst«, hatte Septa Mordane ihrer Hohen Mutter einst erklärt.»Sie hat so feine, zarte Hände. «Als Lady Catelyn sich nach Arya erkundigte, hatte die Septa die Nase gerümpft.»Arya hat die Hände eines Schmieds.«

Heimlich sah sich Arya im Zimmer um, fürchtete, daß Septa Mordane ihre Gedanken gelesen haben mochte, doch die Septa schenkte ihr heute keinerlei Beachtung. Sie saß mit Prinzessin Myrcella da, lächelte stetig und voller Bewunderung. Es kam nicht oft vor, daß die Septa das Privileg genoß, eine Prinzessin in den weiblichen Künsten unterweisen zu dürfen, wie sie es auszudrücken pflegte, als die Königin Myrcella zu ihnen gebracht hatte. Arya fand, daß auch Myrcellas Stiche etwas schief aussahen, doch Septa Mordane war davon nichts anzumerken.

Wieder betrachtete sie ihr eigenes Werk, suchte nach einer Möglichkeit, es noch zu retten, dann seufzte sie und legte die Nadel nieder. Bedrückt sah sie ihre Schwester an. Sansa plapperte fröhlich während der Arbeit. Beth Cassel, Ser Rodriks kleines Mädchen, saß zu ihren Füßen, lauschte jedem Wort, das sie sagte, und Jeyne Poole beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.

«Was redet ihr da?«fragte Arya plötzlich.

Jeyne warf ihr einen verdutzten Blick zu, dann kicherte sie. Sansa sah beschämt aus. Beth errötete. Niemand antwortete.

«Sagt es mir«, sagte Arya.

Jeyne sah in die Runde, um sicherzugehen, daß Septa Mordane nicht zuhörte. Da sagte Myrcella etwas, und die Septa lachte gemeinsam mit den Damen.

«Gerade haben wir vom Prinzen gesprochen«, sagte Sansa, und ihre Stimme war sanft wie ein Kuß.

Arya wußte, welchen Prinzen sie meinte: Joffrey natürlich. Den Großen, den Hübschen. Sansa hatte während des Festes neben ihm gesessen. Arya hatte bei dem Dicken sitzen müssen. Natürlich.

«Joffrey mag deine Schwester«, flüsterte Jeyne stolz, als hätte sie etwas damit zu tun. Sie war die Tochter des Haushofmeisters von Winterfell und Sansas beste Freundin.»Er hat ihr gesagt, sie sei sehr hübsch.«

«Er wird sie heiraten«, sagte die kleine Beth verträumt und umarmte sich selbst.»Dann wird Sansa die Königin des ganzen Reiches sein.«

Sansa besaß die Würde zu erröten. Sie errötete auf hübsche Art und Weise. Alles, was sie tat, war hübsch, so dachte Arya mit trübem Widerwillen.»Beth, du solltest dir keine Geschichten ausdenken«, tadelte Sansa das jüngere Mädchen und strich sanft über ihr Haar, um die Schärfe aus ihren Worten zu nehmen. Sie blickte Arya an.»Was hältst du von Prinz Joff, Schwester? Er ist sehr galant, findest du nicht?«

«Jon sagt, er sieht wie ein Mädchen aus«, sagte Arya.

Sansa seufzte, während sie stickte.»Armer Jon«, sagte sie.»Er wird neidisch sein, weil er ein Bastard ist.«

«Er ist unser Bruder«, sagte Arya viel zu laut. Ihre Stimme schnitt durch die nachmittägliche Stille im Turmzimmer.

Septa Mordane blickte auf. Sie hatte ein knochiges Gesicht, scharfe Augen und einen schmalen, lippenlosen Mund, für Mißbilligungen wie geschaffen.»Worüber sprecht ihr, Kinder?«

«Über unseren Halbbruder«, verbesserte sie Sansa sanft und korrekt. Sie lächelte die Septa an.»Arya und ich bemerkten gerade, wie hocherfreut wir sind, die Prinzessin heute bei uns zu haben«, sagte sie.