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Septa Mordane nickte.»In der Tat. Eine große Ehre für uns alle. «Prinzessin Myrcella lächelte unsicher über dieses Kompliment.»Arya, wieso bist du nicht bei der Arbeit? «fragte die Septa. Sie erhob sich, und gestärkte Röcke raschelten, als sie durch den Raum herüberkam.»Laß mich deine Stiche sehen.«

Arya hätte schreien können. Es sah Sansa nur ähnlich, die Aufmerksamkeit der Septa auf sie zu lenken.»Hier«, sagte sie, als sie ihr die Stickereien aushändigte.

Die Septa betrachtete den Stoff.»Arya, Arya, Arya«, sagte sie.»Das wird nicht genügen. Das wird sicher nicht genügen.«

Alle sahen sie an. Es war zuviel. Sansa war zu wohlerzogen, als daß sie über die Schande ihrer Schwester gelächelt hätte, doch Jeyne grinste an ihrer Stelle höhnisch. Selbst Prinzessin Myrcella schien Mitleid zu haben. Arya merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie sprang von ihrem Stuhl auf und hastete zur Tür.

Septa Mordane rief ihr nach:»Arya, komm zurück! Daß du mir keinen Schritt mehr machst! Deine Hohe Mutter wird davon erfahren. Und das alles vor unserer Prinzessin! Du machst uns allen Schande!«

An der Tür blieb Arya stehen, fuhr herum und biß sich auf die Lippe. Tränen liefen ihr jetzt über die Wangen. Sie brachte eine steife, kleine Verbeugung vor Myrcella zustande.»Mit Verlaub, Mylady.«

Myrcella blinzelte sie an und sah sich ratsuchend unter ihren Damen um. Doch wenn die Prinzessin unsicher war, so war Septa Mordane es ganz bestimmt nicht.»Was glaubst du eigentlich, wohin du gehst, Arya?«wollte die Septa wissen.

Wütend sah Arya sie an.»Ich muß ein Pferd beschlagen«, flötete sie honigsüß und fand kurze Befriedigung in der erschrockenen Miene der Septa. Dann fuhr sie herum, ging hinaus und rannte die Stufen hinab, so schnell ihre Füße sie trugen.

Es war nicht gerecht. Sansa hatte alles. Sansa war zwei Jahre älter. Vielleicht war nichts mehr übrig gewesen, als Arya zwei Jahre später zur Welt gekommen war. Oftmals erschien es ihr so. Sansa konnte nähen und tanzen und singen. Sie schrieb Gedichte. Sie wußte sich zu kleiden. Sie spielte die Harfe und das Glockenspiel. Schlimmer noch: Sie war schön. Sansa hatte die hohen, feinen Wangenknochen ihrer Mutter und das volle kastanienbraune Haar der Tullys geerbt. Arya schlug nach ihrem Hohen Vater. Ihr Haar war von einem matten Braun, ihr Gesicht war lang und ernst. Jeyne nannte sie früher oft Arya Pferdegesicht und wieherte jedesmal, wenn sie in die Nähe kam. Es schmerzte, daß das einzige, was Arya besser als ihre Schwester beherrschte, das Reiten eines Pferdes war. Nun, das und Haushaltsrechnung. Sansa hatte noch nie gut rechnen können. Falls sie Prinz Joff heiraten sollte, hoffte Arya für ihn, daß er einen guten Haushofmeister hätte.

Nymeria wartete im Wachraum am unteren Ende der Treppe auf sie. Sobald sie Arya erblickte, sprang sie auf. Arya grinste. Das Wolfsjunge liebte sie, auch wenn niemand sonst es tat. Sie gingen überall zusammen hin, und Nymeria schlief in ihrem Zimmer am Fußende ihres Bettes. Hätte die Mutter es nicht verboten, hätte Arya sie liebend gern mit zur Handarbeit genommen. Da sollte sich Septa Mordane ruhig beklagen.

Eifrig leckte Nymeria an ihrer Hand, als Arya sie losband. Sie hatte gelbe Augen. Wenn sich das Sonnenlicht darin fing, leuchteten sie wie goldene Münzen. Arya hatte sie nach der Kriegerkönigin der Rhoyne benannt, die ihr Volk über die Meerenge geführt hatte. Auch das war ein großer Skandal gewesen. Sansa hatte ihren Welpen natürlich» Lady «genannt.

Arya schnitt eine Grimasse und schloß ihre kleine Wölfin in die Arme. Nymeria leckte ihr am Ohr herum, und sie kicherte.

Mittlerweile hatte Septa Mordane ihre Hohe Mutter sicher schon benachrichtigt. Wenn sie in ihr Zimmer ging, würde man sie finden. Arya wollte nicht gefunden werden. Sie hatte eine bessere Idee. Die Jungen waren bei ihren Übungen auf dem Hof. Sie wollte sehen, wie Robb den galanten Prinz Joffrey aus den Stiefeln schlug.»Komm«, flüsterte sie Nymeria zu. Sie stand auf und rannte, und der Wolf war ihr hart auf den Fersen.

Es gab ein Fenster in der überdachten Brücke zwischen der Waffenkammer und dem Großen Turm, von dem aus man den gesamten Hof überblicken konnte. Dorthin wollte sie.

Dort rotgesichtig und atemlos angekommen, fand sie Jon vor, der auf der Fensterbank saß und ein Bein träge unters Kinn gezogen hatte. Er beobachtete die Kämpfe derart versunken, daß er Arya und die Wölfin erst bemerkte, als sein weißer Wolf ihnen entgegenlief, um sie zu begrüßen. Argwöhnisch stakste Nymeria näher heran. Ghost, der jetzt schon größer als die anderen aus seinem Wurf war, beschnüffelte sie, biß ihr vorsichtig ins Ohr und setzte sich dann hin.

Jon warf ihr einen neugierigen Blick zu.»Solltest du nicht an deinen Stickereien sitzen, kleine Schwester?«

Arya schnitt ihm eine Fratze.»Ich wollte sie kämpfen sehen.«

Er lächelte.»Dann komm her.«

Arya kletterte zum Fenster hinauf und setzte sich neben ihn, zum Chor von dumpfen Schlägen und angestrengtem Stöhnen.

Zu ihrer Enttäuschung übten dort die kleineren Jungen. Bran war derart dick gepolstert, daß er aussah, als hätte er ein Federbett um sich gewickelt, und Prinz Tommen, der ohnehin etwas dicklich war, wirkte nun wie eine Kugel. Sie keuchten und schnauften und schlugen mit gepolsterten Holzschwertern aufeinander ein, und alles unter den Augen von Ser Rodrik

Cassel, dem Waffenmeister, einem großen, gestauchten Faß von einem Mann mit prächtig weißem Backenbart. Ein Dutzend Zuschauer, Männer und Jungen, feuerten sie an, und Robbs Stimme war die lauteste von allen. Sie entdeckte Theon Greyjoy neben ihm, das schwarze Wams mit dem goldenen Kraken seines Hauses bestickt. Auf seinem Gesicht zeigte sich Verachtung. Beide Kämpfer taumelten. Vermutlich waren sie schon eine Weile dabei.

«Einen Hauch ermüdender als Handarbeit«, bemerkte Jon.

«Einen Hauch vergnüglicher als Handarbeit«, gab Arya zurück. Jon grinste, streckte eine Hand aus und zerzauste ihr Haar. Arya errötete. Schon immer harten sie einander nahgestanden. Jon besaß das Gesicht ihres Vaters, genau wie sie. Sie waren die einzigen. Robb und Sansa und Bran und selbst der kleine Rickon kamen allesamt nach den Tullys, stets lächelnd und mit Feuer im Haar. Als Arya klein gewesen war, hatte sie befürchtet, es bedeutete, daß auch sie ein Bastard sei. Jon war es gewesen, zu dem sie mit ihren Befürchtungen gegangen war, und Jon hatte sie beruhigt.

«Wieso bist du nicht unten auf dem Hof?«fragte Arya.

Mit halbem Lächeln sah er sie an.»Einem Bastard ist es nicht gestattet, junge Prinzen zu verbeulen«, sagte er.»Die Prellungen, die sie von Übungen heimbringen, müssen von reinrassigen Schwertern stammen.«

«Oh. «Arya war verlegen. Sie hätte es sich denken können. Zum zweiten Mal an diesem Tag dachte Arya, daß das Leben ungerecht war.

Sie beobachtete, wie ihr kleiner Bruder auf Tommen einhieb.»Ich könnte es genauso gut wie Bran«, sagte sie.»Er ist erst sieben. Ich bin neun.«

Jon musterte sie mit aller Weisheit seiner vierzehn Lebensjahre.»Du bist zu dünn«, sagte er. Er nahm ihren Arm, um ihre Muskeln zu betasten. Dann seufzte er und schüttelte den Kopf.»Ich bezweifle, ob du überhaupt ein Langschwert heben könntest, kleine Schwester, geschweige denn ein solches schwingen.«

Arya riß ihren Arm zurück und funkelte ihn an. Wieder zerzauste Jon ihr Haar. Sie beobachtete, wie Bran und Tommen einander umkreisten.

«Siehst du Prinz Joffrey?«fragte Jon.

Den hatte sie nicht gesehen, zumindest nicht auf den ersten Blick, doch als sie noch einmal in die Runde blickte, fand sie ihn zurückgezogen im Schatten der hohen Steinmauer. Er war von Männern umgeben, die sie nicht kannte, jungen Knappen in den Gewändern von Lannister und Baratheon, allesamt Fremde. Einige ältere Männer waren darunter, Ritter, wie sie vermutete.