Выбрать главу

«Sieh dir die Ärmel an seinem Wappenrock an«, sagte Jon.

Arya sah hinüber. Ein verzierter Schild war auf den gepolsterten Wappenrock gestickt. Ohne Zweifel war die Handarbeit ganz ausgezeichnet. Der Schild war in der Mitte geteilt. Auf der einen Seite sah man den gekrönten Hirsch der königlichen Familie, auf der anderen den Löwen der Lannisters.

«Die Lannisters sind stolz«, bemerkte Jon.»Man sollte glauben, das königliche Siegel müßte genügen, aber nein. Er stellt das Haus seiner Mutter auf dieselbe Stufe wie das des Königs.«

«Auch Frauen sind von Bedeutung!«protestierte Arya.

Jon gluckste.»Vielleicht solltest du es ihm nachtun, kleine Schwester. Tully und Stark auf deinem Schild vereinen.«

«Ein Wolf mit einem Fisch im Maul?«Es brachte sie zum Lachen.»Es sähe lächerlich aus. Außerdem, wenn ein Mädchen nicht kämpfen darf, wozu sollte sie dann einen Wappenschild haben?«

Jon zuckte mit den Achseln.»Mädchen bekommen Schilde, aber keine Schwerter. Bastarde bekommen Schwerter, aber keine Schilde. Ich habe die Regeln nicht gemacht, kleine Schwester.«

Von unten aus dem Hof war ein Aufschrei zu hören. Prinz Tommen rollte durch den Staub, versuchte wieder aufzustehen und scheiterte. Mit den vielen Polstern wirkte er wie eine Schildkröte auf dem Rücken. Bran beugte sich mit erhobenem Holzschwert über ihn, bereit, ihn erneut niederzustrecken, sobald er auf die Beine käme. Die Männer lachten.

«Genug!«rief Ser Rodrik. Er reichte dem Prinzen eine Hand und zog ihn auf die Beine.»Gut gefochten. Lew, Donnis, helft ihnen aus der Rüstung. «Er sah sich um.»Prinz Joffrey, Robb, wollt Ihr noch eine Runde wagen?«

Robb, der von einem früheren Gefecht bereits verschwitzt war, trat eifrig vor.»Gern.«

Joffrey trat als Antwort auf Rodriks Ruf ins Sonnenlicht. Sein Haar leuchtete wie Goldgespinst. Er schien gelangweilt.»Das ist ein Spiel für Kinder, Ser Rodrik.«

Theon Greyjoy lachte plötzlich bellend auf.»Ihr seid Kinder«, sagte er spöttisch.

«Robb mag noch ein Kind sein«, entgegnete Joffrey.»Ich bin ein Prinz. Und ich bin es müde, mit dem Holzschwert auf Starks einzuschlagen.«

«Du hast mehr Schläge eingesteckt als ausgeteilt, Joff«, hielt Robb ihm entgegen.»Hast du Angst?«

Prinz Joffrey blickte ihn an.»Oh, ganz furchtbar«, sagte er.»Du bist soviel älter als ich. «Einige Männer der Lannisters lachten.

Stirnrunzelnd beobachtete Jon die Auseinandersetzung.»Joffrey ist wirklich ein kleiner Mistbock«, erklärte er Arya.

Nachdenklich zupfte Ser Rodrick an seinem weißen

Backenbart herum.»Was schlagt Ihr vor?«fragte er den Prinzen.

«Echten Stahl.«

«Abgemacht«, rief Robb zurück.»Es wird dir noch leid tun.«

Der Waffenmeister legte eine Hand auf Robbs Schulter, um ihn zu beruhigen.»Echter Stahl ist zu gefährlich. Ich erlaube euch Turnierschwerter mit stumpfen Schneiden.«

Joffrey sagte nichts, doch ein Mann, den Arya nicht kannte, ein großer Ritter mit schwarzem Haar und Brandnarben im Gesicht, schob sich vor den Prinzen.»Dies ist Euer Prinz. Wer seid Ihr, der Ihr ihm zu sagen wagt, er dürfe keine scharfe Klinge führen, Ser?«

«Der Waffenmeister von Winterfell, Clegane, und Ihr tätet gut daran, es nicht zu vergessen.«

«Bildet Ihr hier Weiber aus?«wollte der verbrannte Mann wissen. Er hatte Muskeln wie ein Stier.

«Ich bilde Ritter aus«, sagte Ser Rodrik scharf.»Sie werden Stahl bekommen, wenn sie dafür bereit sind. Wenn sie alt genug sind.«

Der verbrannte Mann sah Robb an.»Wie alt bist du, Junge?«

«Vierzehn«, sagte Robb.

«Mit zwölf habe ich einen Mann getötet. Seid versichert, daß es nicht mit einem stumpfen Schwert geschah.«

Arya konnte sehen, daß Robb zornig wurde. Sein Stolz war verletzt. Er wandte sich Ser Rodrik zu.»Laßt es mich tun. Ich kann ihn schlagen.«

«Dann schlag ihn mit einem Turnierschwert«, gab Ser Rodrick zurück.

Joffrey zuckte mit den Achseln.»Komm wieder, wenn du älter bist, Stark. Wenn du dann nicht zu alt bist. «Wieder lachten die Mannen der Lannisters.

Robbs Flüche hallten durch den Burghof. Erschrocken hielt sich Arya den Mund zu. Theon Greyjoy packte Robb beim Arm, um ihn vom Prinzen fernzuhalten. Bestürzt zupfte Ser Rodrik an seinem Backenbart herum.

Joffrey täuschte ein Gähnen vor und wandte sich seinem jüngeren Bruder zu.»Komm mit, Tommen«, sagte er.»Die Spielstunde ist zu Ende. Überlassen wir die anderen Kinder ihrem Übermut.«

Das rief weiteres Gelächter bei den Lannisters hervor, und weitere Flüche von Robb. Ser Rodricks Gesicht glühte unter seinem weißen Backenbart vor Zorn rot wie eine Rübe. Theon hielt Robb mit festem Eisengriff, bis die Prinzen und ihr Gefolge abgezogen waren.

Jon sah ihnen hinterher, und Arya blickte Jon an. Sein Gesicht war still wie der Tümpel im Herzen eines Götterhains. Schließlich stieg er vom Fenster herab.»Die Aufführung ist beendet«, sagte er. Er beugte sich vor, um Ghost hinter den Ohren zu kraulen. Der weiße Wolf stand auf und rieb sich an ihm.»Du solltest besser in dein Zimmer laufen, kleine Schwester. Septa Mordane liegt dort sicher schon auf der Lauer. Je länger du dich versteckt hältst, desto strenger wird die Buße. Du wirst den ganzen Winter nähen. Wenn das Tauwetter im Frühling kommt, wird man deine Leiche mit einer Nadel in der gefrorenen Faust finden.«

Arya fand das überhaupt nicht komisch.»Ich hasse Handarbeit!«rief sie voller Leidenschaft.»Es ist einfach nicht gerecht!«

«Nichts ist gerecht«, sagte Jon. Wieder zerzauste er ihr Haar und ging davon, Ghost schweigend in seinem Schlepptau. Nymeria wollte ihm hinterher, dann blieb sie stehen und kam zurück, als sie sah, daß Arya nicht folgte.

Widerstrebend wandte sie sich der anderen Richtung zu.

Es war schlimmer, als Jon gedacht hatte. Nicht allein Septa

Mordane erwartete sie in ihrem Zimmer. Sondern Septa Mordane und ihre Mutter.

Bran

Die Jagd begann im Morgengrauen. Der König wollte wilde Keiler zum abendlichen Fest. Prinz Joffrey ritt mit seinem Vater, so daß auch Robb gestattet wurde, sich den Jägern anzuschließen. Onkel Benjen, Jory, Theon Greyjoy, Ser Rodrik und sogar der komische kleine Bruder der Königin waren allesamt mit ihnen ausgeritten. Schließlich war es die letzte Jagd. Am nächsten Morgen wollten sie gen Süden aufbrechen.

Bran war mit Jon, den Mädchen und Rickon zu Hause geblieben. Aber Rickon war noch ein kleines Kind, die Mädchen waren eben Mädchen und Jon und sein Wolf nirgends aufzutreiben. Bran suchte ihn nicht gerade fieberhaft. Er glaubte, Jon sei ihm böse. In letzter Zeit schien Jon auf alle böse zu sein. Bran wußte nicht wieso. Er würde mit Onkel Ben zur Mauer gehen, um sich dort der Nachtwache anzuschließen. Das war fast genausogut, wie mit dem König gen Süden zu ziehen. Robb war es, der zurückbleiben würde, nicht Jon.

Tagelang konnte Bran es kaum erwarten, abzureisen. Auf einem eigenen Pferd würde er über die Kingsroad reiten, nicht auf einem Pony, sondern auf einem richtigen Pferd. Sein Vater würde die Rechte Hand des Königs sein, und sie würden in der roten Burg von King's Landing leben, der Burg, welche die Dragonlords errichtet hatten. Old Nan sagte, dort gäbe es Gespenster und Verliese, in denen schreckliche Dinge vor sich gegangen seien, und dazu Drachenköpfe auf den Mauern. Der bloße Gedanke daran ließ Bran einen Schauer über den Rücken rinnen, doch fürchtete er sich nicht. Wie konnte er sich fürchten? Sein Vater wäre bei ihm, und auch der König mit seinen Rittern und den Gefolgsleuten.

Eines Tages würde Bran selbst Ritter sein, einer aus der Königsgarde. Old Nan sagte, das seien die besten Krieger im ganzen Reich. Es gab nur sieben von ihnen, und sie trugen weiße Rüstungen und hatten weder Frauen noch Kinder, sondern lebten nur für den Dienst am König. Bran kannte sämtliche Geschichten. Ihre Namen waren wie Musik in seinen Ohren. Serwyn vom Spiegelschild. Ser Ryam Redwyne. Prinz Aemon der Drachentöter. Die Zwillinge Ser Erryk und Ser Arryk, die vor Jahrhunderten schon durch das Schwert des anderen gestorben waren, als Bruder und Schwester einander in einem Krieg bekämpften, den die Sänger als» Drachentanz «bezeichneten. Der Weiße Bulle Gerold Hightower. Ser Arthur Dayne, das Schwert des Morgens. Barristan, der Kühne.