«Und wie lange wird sie ihre Unschuld bewahren?«Um Roberts Mund zeigte sich ein harter Zug.»Dieses Kind wird bald schon seine Beine spreizen und weitere Drachenbrut gebären, um mich damit zu plagen.«
«Nichtsdestotrotz«, hielt Ned dagegen,»Mord an Kindern…
es wäre schändlich… unsagbar…«
«Unsagbar?«brüllte der König.»Was Aerys deinem Bruder Branden angetan hat, das war unsagbar. Die Art und Weise, wie dein Vater gestorben ist, das war unsagbar. Und Rhaegar… wie oft, glaubst du, hat er deine Schwester vergewaltigt? Wie viele hundert Male?«Seine Stimme war so laut geworden, daß sein Pferd unter ihm unruhig wieherte. Hart riß der König an den Zügeln, brachte das Tier zur Ruhe und deutete mit wütendem Finger auf Ned.»Ich werde jeden Targaryen töten, den ich zu fassen bekomme, bis sie so tot wie ihre Drachen sind, und dann werde ich auf ihre Gräber schiffen.«
Ned war klug genug, ihm nicht zu trotzen, wenn der Zorn ihn überkam. Wenn die Jahre Roberts Rachedurst nicht gestillt hatten, dann würden auch Worte nicht helfen.»Du kommst nicht an sie heran, was?«fragte er ruhig.
Des Königs Mund verzog sich zu bitterer Miene.»Nein, verflucht seien die Götter. Irgendein pockenkranker, pentosischer Käsehändler hat ihren Bruder und sie auf seinem Anwesen eingemauert und von Eunuchen mit spitzen Mützen bewachen lassen, und jetzt hat er die beiden an die Dothraki weitergereicht. Ich hätte sie schon vor Jahren töten lassen sollen, als es leicht war, an sie heranzukommen, aber Jon war genauso schlimm wie du. Und ich war Narr genug, auf ihn zu hören.«
«Jon Arryn war ein weiser Mann und eine gute Rechte Hand. «Robert schnaubte. Der Zorn fiel so plötzlich von ihm ab, wie er ausgebrochen war.»Man sagt, dieser Khal Drogo hätte hunderttausend Mann in seiner Horde. Was würde Jon dazu sagen?«»Er würde sagen, daß selbst eine Million Dothraki keine Bedrohung für das Reich sind, solange sie auf der anderen Seite der Meerenge bleiben«, erwiderte Ned gelassen.»Die Barbaren haben keine Schiffe. Sie hassen und fürchten das offene Meer.«
Der König rutschte unruhig auf seinem Sattel hin und her.»Vielleicht. Doch sind Schiffe in den Freien Städten zu bekommen. Ich sage dir, Ned, mir gefällt diese Heirat nicht. Noch immer gibt es in den Sieben Königslanden Männer, die mich Usurpator nennen. Hast du vergessen, wie viele Familien im Krieg für Targaryen gekämpft haben? Sie warten den rechten Augenblick ab, doch wenn sich ihnen nur die leiseste Chance böte, würden sie mich im Bett ermorden lassen, und meine Söhne mit mir. Wenn der Bettlerkönig mit einer Horde von Dothrakis im Rücken übersetzt, werden sich ihm die Verräter anschließen.«
«Er wird nicht übersetzen«, versicherte Ned.»Und falls er es unglücklicherweise dennoch tut, werfen wir ihn wieder ins Meer zurück. Wenn du erst einen neuen Wächter des Ostens ernannt hast… «
Der König knurrte.»Zum letzten Maclass="underline" Ich werde diesen kleinen Arryn nicht zum Wächter machen. Ich weiß, daß er dein Neffe ist, aber solange Targaryen mit Dothrakis ins Bett steigen, wäre ich verrückt, ein Viertel des Reiches den Händen eines kränklichen Kindes anzuvertrauen.«
Darauf war Ned vorbereitet.»Desungeachtet brauchen wir noch immer einen Wächter des Ostens. Wenn Robert Arryn nicht genügt, ernennt einen Eurer Brüder. Stannis hat sich bei der Belagerung von Storm's End verdient gemacht.«
Darüber ließ er den König für einen Augenblick lang nachdenken. Der runzelte die Stirn und antwortete nichts. Er sah verlegen aus.
«Das heißt«, endete Ned leise und wachsam,»es sei denn, Ihr hättet die Ehre bereits einem anderen versprochen.«
Einen Moment lang besaß Robert den Anstand, ein verdutztes Gesicht zu ziehen. Ebenso schnell jedoch wurde seine Miene ärgerlich.»Und wenn es so wäre?«
«Es ist Jaime Lannister, habe ich recht?«Robert trat sein
Pferd wieder in Gang und hielt den Hang hinab den Hügelgräbern zu. Ned zog mit ihm gleich. Der König ritt voran, die Augen stur geradeaus.»Ja«, sagte er schließlich. Ein einziges, harsches Wort, das diese Frage abschloß.
«Königsmörder. «Dann stimmten die Gerüchte. Er wußte, daß er sich nun auf gefährlichem Terrain bewegte.»Ein fähiger und mutiger Mann, ganz ohne Zweifel«, sagte Ned vorsichtig,»aber sein Vater ist Wächter des Westens, Robert. Beizeiten wird Ser Jaime diesen Titel von ihm erben. Niemand sollte sowohl über den Osten als auch über den Westen bestimmen. «Seine wahre Sorge ließ er unerwähnt, daß nämlich die Ernennung die Hälfte aller Armeen des Reiches in die Hände der Lannister s spielte.
«Ich werde die Schlacht schlagen, wenn der Feind auf dem Schlachtfeld erscheint«, sagte der König störrisch.»Im Augenblick ragt Lord Tywin so ewiglich dräuend wie Casterly Rock über uns auf, und ich bezweifle, ob Jaime in nächster Zeit die Nachfolge antritt. Quäle mich nicht damit, Ned, der Stein ist gesetzt.«
«Eure Majestät, darf ich offen sprechen?«
«Ich scheine dich nicht aufhalten zu können«, brummte Robert. Sie ritten durch hohes, braunes Gras.
«Kann man Jaime Lannister vertrauen?«
«Er ist der Zwillingsbruder meiner Frau, ein Waffenbruder der Königsgarde, sein Leben, sein Schicksal und seine Ehre sind allesamt an mich gebunden.«
«Wie sie an Aerys Targaryen gebunden waren«, erklärte Ned.
«Warum sollte ich ihm mißtrauen? Er hat alles getan, worum ich ihn je gebeten habe. Sein Schwert hat geholfen, den Thron zu erobern, auf dem ich sitze.«
Sein Schwert hat geholfen, den Thron zu besudeln, auf dem du sitzt, dachte Ned, doch ließ er die Worte nicht über seine Lippen kommen.»Er hat einen Eid geschworen, das Leben seines Königs mit seinem eigenen zu verteidigen. Dann hat er diesem König mit seinem Schwert die Kehle aufgeschlitzt.«
«Bei den sieben Höllen, irgendwer mußte Aerys töten!«sagte Robert und brachte sein Pferd neben einem uralten Grab plötzlich zum Stehen.»Wenn Jaime es nicht getan hätte, wäre es an dir oder mir hängengeblieben.«
«Wir waren keine Waffenbrüder der Königsgarde«, gab Ned zurück. In diesem Moment beschloß er, daß für Robert die Zeit gekommen war, die ganze Wahrheit zu erfahren.»Erinnert Ihr Euch an den Trident, Majestät?«
«Dort habe ich meine Krone errungen. Wie könnte ich das vergessen?«
«Ihr habt eine Wunde von Rhaegar davongetragen«, erinnerte Ned.»Als das Heer der Targaryen nun also wich und floh, legtet Ihr die Verfolgung in meine Hände. Die Reste von Rhaegars Armee flüchteten nach King's Landing zurück. Wir folgten ihnen. Aerys war mt mehreren tausend Getreuen im Red Keep. Ich erwartete, die Tore verschlossen vorzufinden.«
Ungeduldig schüttelte Robert den Kopf.»Statt dessen habt ihr festgestellt, daß unsere Mannen die Stadt bereits eingenommen hatten. Was ist damit?«
«Nicht unsere Mannen«, sagte Ned geduldig.»Lannisters Mannen. Der Löwe von Lannister flatterte auf den Festungsmauern, nicht der gekrönte Hirsch. Und sie haben die Stadt durch eine Hinterlist genommen.«
Der Krieg hatte fast ein Jahr getobt. Große und kleine Lords hatten sich Roberts Banner angeschlossen, andere waren Targaryen treu geblieben. Die mächtigen Lannisters von Casterly Rock, die Wächter des Westens, hatten sich von den Kämpfen ferngehalten und die Rufe sowohl der Rebellen als auch der Royalisten ignoriert. Aerys Targaryen mußte geglaubt haben, daß die Götter seine Gebete erhört hatten, als Lord Tywin Lannister mit einer zwölftausend Mann starken Armee vor den Toren von King's Landing auftauchte und ihm seine Treue schwor. So hatte der Irre König seinen letzten irren Befehl gegeben. Er hatte seine Stadt den Löwen vor dem Tor geöffnet.
«Verrat war eine Währung, die auch die Targaryen recht gut kannten«, sagte Robert. Wieder wuchs der Zorn in ihm.»Lannister hat es ihnen mit gleicher Münze heimgezahlt. Es war nicht so, als hätten sie es nicht verdient. Es wird mir keineswegs den Schlaf rauben.«