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»Was?!« Mike schrie fast in das Sprechgerät. »Serena, hast du den Verstand verloren?!« »Nein«, antwortete Serena. »Aber du, scheint mir. Ihr müsst da oben weg, verstehst du das eigentlich nicht? Dieser ganze Berg kann jeden Moment in die Luft fliegen!«

»Delamere ist da anderer Meinung«, sagte Mike mit einem Blick in Jacques' Richtung. »Delamere sitzt auch nicht in einem Unterseeboot, das langsam gekocht wird«, antwortete Serena ärgerlich. »Wir können noch zwei Stunden hier bleiben. Allerhöchstens drei. Danach könnte der NAUTILUS zwar vermutlich immer noch nichts passieren, aber ihr hättet keine Möglichkeit mehr, an Bord zu gehen.« »Ist es so schlimm da bei euch?«, fragte Mike. »Schlimmer«, meldete sich Trautman. »Aber Jacques sagt -«

»Jacques«, unterbrach ihn Trautman zornig, »ist entweder ein Lügner oder der unfähigste Vulkanologe auf dieser Seite der Erdkugel. Der Ausbruch auf dem Meeresgrund wird immer stärker.« »Gerade darum sind wir hier nicht in Gefahr«, mischte sich Delamere ein. »Solange der Druck draußen im Meer entweichen kann, sind wir hier sicher. Es wäre viel schlimmer, wenn alles ruhig bliebe.« »Darüber diskutieren wir später«,

sagte Trautman bestimmt. »Jetzt lassen Sie Serena weiter mit den Eingeborenen reden. Sie müssen den Berg verlassen.

Sofort!«

»Und es wäre ganz gut, wenn die Pahuma nicht allzu deutlich mitbekommen, dass sich die Boten der Vulkangötter mit ihren eigenen Zauberkarten streiten«, knurrte Singh.

Mike war ganz und gar nicht wohl bei der Geschichte. Er liebte es nicht, sich als Gott aufzuspielen. Inden allermeisten Fällen brachte das sehr viel mehr Ärger als Vorteile. Außerdem glaubte er nicht, dass sich Ah'Kal und seine Leute so einfach täuschen ließen. Trotzdem hielt er das Sprechgerät wieder in seine Richtung und hörte zu, wie Serena stockend mit dem Häuptling sprach.

Würde es dir viel ausmachen, mir zu erklären, was sie jetzt sagt?

Dasselbe wie vorher,antwortete Astaroth widerwillig.Sie versucht Ah'Kal davon zu überzeugen, dass ihr die Boten der Götter seid und sie euch gehorchen müssen. Ich fürchte nur, mit nicht allzu viel Erfolg. Wieso?

Delamere,antwortete Astaroth.Ah'Kal glaubt nicht, dass sich die Boten der Götter mit einem Mörder abgeben. Mörder?

Er hat fünf von ihnen getötet,sagte Astaroth. Mike zögerte einen Moment, dann winkte er Singh heran, gab ihm das Sprechgerät und wandte sich zu Jacques um.

»Ich will jetzt wissen, was hier wirklich passiert ist«, sagte er. »Wieso haben Sie auf die Pahuma geschossen?«

»Das habe ich dir doch schon gesagt«, antwortete Jacques störrisch.

»Ja. Aber es war nicht die Wahrheit«, erwiderte Mike. »Warum haben Sie wirklich auf sie geschossen?«

»Ich hatte keine Wahl«, verteidigte sich Delamere. »Ich habe nichts getan. Wir waren oben am Krater um ein paar Untersuchungen vorzunehmen und da haben sie uns einfach angegriffen! Wir mussten uns verteidigen!«

Für die Pahuma ist der Vulkankrater ein heiliger Ort,sagte Astaroth.Es ist ihnen bei Todesstrafe verboten, ihn zu betreten.

»Nachdem Sie ihren heiligen Ort entweiht haben«, fuhr Mike fort.

»Heiliger Ort! Quatsch!«, sagte Delamere. »Es ist ein Vulkankrater, mehr nicht! Ein Loch in der Erde, das mit Wasser gefüllt ist und bald Feuer speien wird!« Mike war regelrecht fassungslos. »Und Sie behaupten von sich, ein Wissenschaftler zu sein?« Er schüttelte den Kopf, ersparte sich aber jedes weitere Wort, als er Delameres verständnislosen Blick sah. Stattdessen wandte er sich wieder dem Häuptling zu. »Ah'Kal, ich muss mit dir reden«, sagte er. »Der Zauberkasten wird meine Worte übersetzen. Ich spreche deine Sprache nicht, aber ich verstehe sie.« Der alte Häuptling sah ihn wieder auf diese unheimliche durchdringende Weise an und auch Serena gab einen wenig schmeichelhaften Kommentar ab, übersetzte aber in der Folge getreulich seine Worte und Astaroth übersetzte Ah'Kals Antworten. Eine ziemlich komplizierte Art der Kommunikation, aber auch die einzige, die im Moment möglich war. »Warum bist du mit Kriegern gekommen, Ah'Kal?«, fragte er. »Wieso tragen deine Männer Waffen? Wir sind eure Freunde. Ogdy schickt uns, um euch zu warnen.«

Ah'Kals Augen funkelten vor Misstrauen. Er deutete anklagend auf Delamere. »Dieser da hat fünf unserer Männer getötet. Ogdy würde niemals eines seiner Kinder töten! Wenn du sagst, er ist dein Freund, dann lügst du!«

Allzu weit schien es mit der Gottesfurcht der Pahuma nicht her zu sein, dachte Mike. Er überlegte sich jedes Wort zweimal, als er weitersprach. »Ogdy zürnt euch nicht«, sagte er. »Dieser Mann gehört nicht zu uns. Und er ist auch nicht unser Freund. Aber ihr dürft seine Begleiter nicht für das verantwortlich machen, was er getan hat! Er hat einen schlimmen Fehler begangen. Zwei seiner Freunde haben bereits mit dem Leben dafür bezahlt. Es ist genug Blut geflossen.«

»Er hat Ogdys Auge entweiht«, beharrte Ah'Kal. »Niemand darf es betreten. Nun ist Ogdy zornig.« Er deutete auf das Meer hinaus. »Vielleicht werden wir alle sterben.«

»Niemand wird sterben«, antwortete Mike rasch. Ganz allmählich begann er zu begreifen, was hier wirklich passiert war. Für die Pahuma war der Vulkankrater offensichtlich heilig. Delamere hatte ihn wohl gegen ihren Willen betreten und damit einen großen Fehler begangen. Nun schienen sie zu glauben, dass die Erdbeben und das Feuer, das aus dem Meer brach, die Strafe der Götter für diesen Frevel war.

»Ich glaube dir nicht«, sagte Ah'Kal. »Ich glaube auch dem Zauberkasten nicht. Wenn ihr von Ogdy gesandt worden wäret, dann würdet ihr seinen Zorn nicht zu fürchten brauchen!«

»Wir sind sterbliche Menschen, genau wie ihr«, antwortete Mike. »Ogdy bedient sich unserer nur, um euch zu warnen. Ihr müsst diesen Ort verlassen, denn bald könnte hier das Gleiche geschehen wie dort.« Er deutete auf das Meer hinaus. Ah'Kals Blick folgte seiner Geste, aber dann schüttelte er wieder den Kopf »Ihr lügt!«, sagte er. »Ihr seid Zauberer, aber nicht Ogdy hat euch geschickt, ihr gehört zu ihnen!« Er deutete anklagend auf Delamere und der Ring der Krieger schloss sich wieder dichter um sie. »Das ist nicht wahr!«, protestierte Mike. »Wir sind hier um euch zu warnen. Ihr müsst fliehen! Alle!« »Ogdys Zorn wird sich wieder beruhigen, wenn der Frevel getilgt ist«, beharrte Ah'Kal. »Ich durchschaue euch! Ihr seid Zauberer! Ihr lügt! Ihr seid gekommen, um die Frevler zu retten, aber das lasse ich nicht zu! Ihr werdet genauso sterben wie sie!« Mike konnte regelrecht fühlen, wie die Feindseligkeit der Pahuma wuchs. Ah'Kal sprach weiterhin ganz ruhig, aber in seiner Stimme war plötzlich ein kalter Klang. Ganz langsam hob er das Sprechgerät an die Lippen und sagte: »Trautman? Ich fürchte, es läuft hier nicht ganz so, wie wir gehofft haben. Lassen Sie die NAUTILUS auftauchen. Und schalten Sie alle Scheinwerfer ein, die vorhanden sind.« »Hältst du das für eine gute Idee?«, fragte Trautman. »Nein«, gestand Mike. »Aber die Pahuma halten es, glaube ich, für eine gute Idee, uns zusammen mit Jacques und seinen Leuten im Kratersee zu kochen.« »Ich verstehe«, sagte Trautman düster. »Einen Moment.«

Mike war nicht einmal sicher, ob sie noch diesen einen Moment hatten. Ah'Kals Krieger schlossen sich immer dichter um sie und schüttelten ihre Waffen. Singh und Delamere waren dichter an ihn herangerückt.