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»Das sind sehr viel mehr Inseln, als auf unserer Karte verzeichnet sind«, sagte Mike. »Ich sagte doch: Es ist ein unterseeisches Gebirge«, antwortete Delamere. »Nicht alle Gipfel sind gleich hoch. Manche ragen nur wenige Meter weit aus dem Wasser, andere sehr weit, wie diese hier, und wieder andere gar nicht.«

»Wie viele von diesen Vulkanen gibt es?«, fragte Mike. Jacques hob die Schultern. »Das ist schwer zu sagen. Ich bin auf Karten angewiesen und habe leider kein solch fantastisches Boot zur Verfügung wie ihr. Aber ich vermute, dass es eine ganze Reihe sind ... vielleicht ein Dutzend, vielleicht sogar mehr.« »Und die brechen jetzt der Reihe nach aus«, vermutete Mike. »Warum?«

»Wenn ich das wüsste, würde ich den nächsten Nobelpreis bekommen«, antwortete Delamere ernst. »Niemand weiß wirklich, wann und warum Vulkane ausbrechen. Wenn meine Theorie stimmt und all diese Punkte wirklich untereinander verbunden sind, dann müssten die Ausbrüche sozusagen hintereinander erfolgen. Und wahrscheinlich in größer werdenden Abständen.« »Wieso?«

»Irgendwo tief unter uns, vielleicht fünfzig oder auch hundert Kilometer unter dem Meeresboden, hat sich ein ungeheurer Druck aufgebaut, der herausmuss. Ich vermute - ichhoffe -,dass er sich allmählich abbaut, sodass die Abstände zwischen den Eruptionen größer werden.«

Mike sah nachdenklich auf Delameres improvisierte Zeichnung hinab. Was sie selbst erlebt hatten, schien Jacques' Theorie zu bestätigen. Der Ausbruch, der die NAUTILUS unvorbereitet getroffen hatte, und die Katastrophe auf der Insel, auf der Delameres Basislager gestanden hatten, waren im Abstand weniger Minuten erfolgt. Der nächste Ausbruch, der, den sie gerade miterlebt hatten, war dagegen mehr als sechsunddreißig Stunden später erfolgt. »Aber sicher sind Sie nicht«, murmelte er. Delamere schüttelte traurig den Kopf. »Ich müsste mehr Informationen haben«, sagte er. »Wenn ich alle diese Krater sehen und untersuchen könnte oder wenigstens einige ... Vielleicht könnte ich dann eine genaue Prognose abgeben. So ist es unmöglich. Deshalb war ich ja letzten Endes oben am Krater.« »Leider sehen die Pahuma das nicht so«, sagte Mike. Seine Worte taten ihm fast auf der Stelle wieder Leid, denn er sah an Jacques' Reaktion, dass er sie wieder als Vorwurf wertete. Sich zu entschuldigen hätte es aber wahrscheinlich nur schlimmer gemacht und so fuhr er hastig fort: »Dann könnte es genauso gut auch plötzlich wieder aufhören? Wenn der Druck weg ist ... Die letzte Eruption war ziemlich heftig.« »Ich weiß, worauf du hinauswillst«, sagte Jacques. »Aber ich muss dich enttäuschen. Wenn die Messungen, die ich in den letzten Wochen durchgeführt habe, auch nur halbwegs korrekt sind, dann hat sich dort unten eine ungeheure Spannung aufgebaut. Es würde ein Dutzend Ausbrüche wie den von vorhin benötigen um sie abzubauen.«

»Oder einen besonders heftigen«, erwiderte Mike. »Könnte man ihn künstlich herbeiführen? An einer Stelle, an der er ungefährlich ist, meine ich?« »Theoretisch ja«, antwortete Jacques, schüttelte aber zugleich den Kopf. »Leidernurtheoretisch.« »Wie?«, fragte Mike.

»Ich ahne, woran du jetzt denkst«, sagte Delamere. »Aber es geht nicht, glaub mir. Man müsste eine Stelle auf dem Meeresgrund finden, an der der Lavastrom der Oberfläche besonders nahe kommt -«

»Wir haben ein Unterseeboot«, unterbrach Mike Delameres Satz.

»-und eine Sprengladung platzieren -« »Wir haben auch Dynamit an Bord«, sagte Mike. »-die das Vorstellbare übersteigt. Um diesen Druck abzubauen, müsste das Loch groß genug sein um die ganze Insel dreimal hineinzuwerfen.« Mike blieb hartnäckig. »Wie tief ist das Meer hier?«, fragte er.

»Drei-, manchmal viertausend Meter«, antwortete Delamere achselzuckend. »Kann die NAUTILUS so tief tauchen?«

»Spielend«, behauptete Mike.

»Es wäre trotzdem Selbstmord«, beharrte Jacques. »Ich würde Wochen brauchen um eine geeignete Stelle zu finden -wenn ich sie überhaupt finde. Und selbst wenn ... Kein Schiff würde die Explosion überstehen.«

»Sie kennen die NAUTILUS nicht«, sagte Mike. »Das muss ich auch nicht«, erwiderte Delamere ungerührt. »Du machst dir keine Vorstellungen von den Gewalten, die ein Vulkanausbruch freisetzen kann.«

»Ich habe die Insel gesehen, auf der Ihr Lager war«, sagte Mike, aber Jacques schüttelte wieder den Kopf. »Das war nichts. Ein Knallfrosch gegen das, was nötig wäre, um den Druck auf die Bergkette zu entlasten. Es ist sinnlos, glaub mir. Und selbst wenn es nicht so wäre, gäbe es keine Garantie. So etwas ist noch nie versucht worden. Wir müssen die Insel evakuieren.«

Mike widersprach nicht mehr. Seine Idee war ohnehin nicht besonders gut gewesen. Abenteuerlich und spannend -aber ziemlich hirnrissig. »Also gut«, sagte er. »Dann versuchen wir noch einmal mit Ah'Kal zu reden ... es sei denn, da ist noch etwas, was Sie uns verschwiegen haben.«

Für einen Moment wirkte Delamere tatsächlich betroffen, aber der Augenblick ging schneller vorbei, als Mike sich seiner Sache sicher sein konnte. Vielleicht tat er Jacques auch tatsächlich Unrecht. Sie waren alle nervös. Und so ganz nebenbei befanden sie sich auch alle in höchster Lebensgefahr. Er wandte sich um, ging zum Ausgang und wollte die Hütte verlassen, wurde jedoch von einem Eingeborenen daran gehindert. »Ah'Kal«, sagte er. »Ich muss Ah'Kal sprechen.«

Zumindest den Namen des Stammesführers musste der Krieger verstanden haben, aber er schüttelte nur den Kopf und gestikulierte aufgeregt und drohend mit seiner Waffe, sodass es Mike nicht angeraten erschien, zu nachhaltig auf seiner Forderung zu bestehen.

Astaroth!dachte er.Ich brauche deine Hilfe!Er bekam keine Antwort. Nachdem einige Sekunden vergangen waren, rief er noch einmal nach dem Kater und diesmal so intensiv, wie er überhaupt nur konnte.

Astaroth reagierte auch diesmal nicht. Er wollte oder konnte nicht antworten.

Unter Mikes Füßen zitterte ganz sacht der Boden, und tief, unendlich tief unter der Erde drang ein drohendes Grollen herauf.

Seine Geduld wurde auf eine Probe gestellt, die mehr als hart war. Eine Stunde verging, dann noch eine und schließlich noch eine. Die Insel bebte in dieser Zeit zwei weitere Male -einmal so heftig, dass die Hütte wankte und alle drinnen erschrocken die Luft anhielten -und Mike versuchte mindestens ein Dutzend Mal zu Ah'Kal vorgelassen zu werden und ungefähr hundertmal Kontakt zu Astaroth aufzunehmen; mit demselben Ergebnis. Seine Besorgnis nahm allmählich zu. Er war von Anfang an nicht begeistert von Serenas Idee gewesen, sich als Sendbote irgendeines uralten Gottes auszugeben, und wie es schien, hatte er damit nur zu Recht gehabt: Entweder glaubten die Pahuma ihm und seinem »Zauberkasten« kein Wort oder ihre Art, ihre Götter zu behandeln, war etwas eigenwillig. Mike glaubte nicht wirklich, dass die Insulaner ihnen etwas zuleide tun wollten, aber die Zeit brannte ihnen unter den Nägeln.

Es musste fast Mitternacht sein, als endlich einer der Krieger die Hütte betrat und zielstrebig auf ihn zukam. Er sagte irgendetwas in seiner Muttersprache, gestikulierte dabei wild mit beiden Händen und ließ ein paar Mal ein Wort hören, das sich wie der Name des Stammesführers anhörte. »Ich glaube, der Häuptling will uns sehen«, sagte Singh und Delamere fügte in ungeduldigem Ton hinzu: »Das wurde aber auch Zeit!« Als er und Singh sich Mike jedoch anschließen wollten, machte der Eingeborene eine eindeutig abwehrende Handbewegung.