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»Und ... und wieso zeigen Sie es mir dann?«, fragte Jacques unsicher.

»Sie sind nun einmal hier«, antwortete Trautman. »Sollten wir Sie auf der Insel verbrennen lassen? Wären die Dinge anders, dann hätten Sie Serenas Kabine niemals verlassen. Wir hätten Sie in der Nähe irgendeiner menschlichen Ansiedlung an Land gesetzt, und selbst wenn Sie sich an etwas erinnert hätten, so würde Ihnen niemand glauben. Aber so, wie die Dinge liegen, geht das leider nicht mehr.« Für Trautmans Verhältnisse war das eine erstaunlich lange Ansprache, fand Mike. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass Jacques die Worte gar nicht richtig gehört hatte; und wenn doch, so zumindest nicht

verstanden.

»Wir können später über alles reden«, fuhr Trautman fort, als Jacques auch nach Sekunden nicht antwortete. »Ich werde Ihnen alle Fragen beantworten, die Sie haben, aber im Moment ist dazu keine Zeit, fürchte ich. Wenn wir Ihre Freunde retten wollen, müssen wir zu dieser Insel fahren, von der Sie uns berichtet haben. Zeigen Sie sie uns auf der Karte.« Jacques zögerte noch immer. Er hatte Mühe, mit dem Gehörten fertig zu werden und nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Erst als Trautman seine Worte wiederholte, erwachte er langsam aus seiner Erstarrung und trat an den Kartentisch heran. Sein Finger deutete nach kurzem Suchen auf einen winzigen Punkt, neben dem nicht einmal ein Name stand. »Das könnte sie sein«, sagte er, »obwohl ...« »Könnte?«, fragte Trautman.

»Hathi ist eine Vulkaninsel«, sagte Jacques nachdenklich. »Aber um so sehr zu wachsen, müsste die Karte wirklich sehr alt sein.«

»Das ist sie«, bestätigte Trautman. Nach einem neuerlichen kurzen Blick auf die Karte fuhr er fort: »Es ist weiter, als ich dachte. Wir werden eine Stunde brauchen um sie zu erreichen. Besser, wir fahren gleich los.«

»Eine Stunde?« Jacques riss ungläubig die Augen auf. »Wir waren mit dem Boot einen halben Tag unterwegs!«

»Sagte ich nicht, dass die NAUTILUS ein sehr erstaunliches Schiff ist?«, lächelte Trautman. Dann gab er Singh einen Wink. »Hilf mir den Kurs zu setzen. Wir können genauso gut reden, während wir unterwegs sind.«

Und das taten sie dann auch. Etwas mehr als eine Stunde verging, bis die Vulkaninsel am Horizont vor ihnen auftauchte, und die Zeit war noch nicht einmal zur Hälfte vorbei gewesen, da schwirrte Mike bereits der Kopf.

Sie hatten praktisch ununterbrochen geredet. Nachdem Jacques seinen Schock einigermaßen überwunden hatte, sprudelte er vor Fragen nur so über und Trautman, Mike und die anderen hatten die meisten davon auch beantwortet, aber nicht alle. Es gab ein paar Dinge, von denen sie nichts sagten. So war es nicht unbedingt notwendig, dass Delamere erfuhr, wer Serena wirklich war, und sie erzählten ihm schon gar nichts von Astaroth und seinen besonderen Fähigkeiten, die Gedanken eines Menschen zu lesen. Da Mike umgekehrt von Astaroth wusste, dass Delamere ganz ehrlich zu ihnen war, fühlte er sich nicht besonders gut dabei. Aber die Erfahrung der letzten Jahre hatte sie gelehrt, lieber einmal zu vorsichtig zu sein als zu vertrauensselig.

Als die Insel in ihre Sicht kam, drosselte Trautman die Geschwindigkeit der NAUTILUS und hielt schließlich ganz an. »Ich würde Ihnen ja gerne noch mehr über die NAUTILUS und unsere Abenteuer erzählen, Jacques«, sagte er, »aber ich fürchte, dazu ist jetzt nicht der richtige Moment. In ein paar Stunden geht die Sonne unter. Bis dahin sollten wir einen Plan haben, wie wir Ihre Freunde befreien wollen.« Delamere nickte zwar, aber sein Gesicht verdüsterte sich zusehends, während er aus dem Fenster sah und die Insel betrachtete, deren Silhouette in einiger Entfernung vor ihnen in

den Himmel ragte. »Was ist überhaupt passiert?«, wollte Ben wissen. »Was haben Sie getan?« »Getan?«

»Sie haben erzählt, dass die Eingeborenen Ihre Freunde gefangen genommen haben um sie heute Nacht zu opfern«, sagte nun auch Singh. »Dafür muss es einen Grund geben, oder?«

»Sie sind ein abergläubisches Volk«, antwortete Jacques. »Ich weiß nicht genau, was sie uns vorwerfen. Vielleicht sind sie einfach nur primitive Wilde, die auf ein paar ahnungslose Narren gewartet haben um sie ihren Göttern vorzuwerfen.« Er hob abwehrend beide Hände, als Singh widersprechen wollte. »Ich weiß, wie sich das anhört. Aber glauben Sie mir, ich habe keine Vorurteile. Und ich gehöre auch gewiss nicht zu denen, die sich für etwas Besseres halten, nur weil sie zufällig aus der so genannten zivilisierten Welt stammen. Aber vielleicht hätte ich besser daran getan, Vorurteile zuhaben.Wie es aussieht, hat meine Vertrauensseligkeit bereits zwei meiner Freunde das Leben gekostet.« »Erzählen Sie, was passiert ist«, sagte Trautman. »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete Jacques. »Wir sind vor zwei Wochen angekommen und haben die Basislager errichtet.« »Auf der Insel, auf der wir Sie gefunden haben?« Jacques nickte. »Ja. Anfangs war alles still; abgesehen von den vulkanischen Aktivitäten natürlich. Vor ungefähr einer Woche jedoch trafen wir auf einen Eingeborenen. Er kam von hier mit einem Einbaum, wie sich herausstellte.«

»Die ganze Strecke?«, wunderte sich Singh. »Er muss Tage unterwegs gewesen sein!« »Das war er«, bestätigte Jacques.

»Ihr könnt euch vorstellen, wie überrascht wir waren. Aber auch ziemlich erleichtert, denn nachdem es uns erst einmal gelungen war, eine Art Zeichensprache zu entwickeln, stellten sich die Pahuma als sehr freundliches Volk heraus. Sie luden uns auf ihre Insel ein und wir sind der Einladung gefolgt.« »Und prompt in eine Falle getappt«, sagte Ben. »Das ist ja gerade das Seltsame«, antwortete Jacques nachdenklich. »Ich glaube nicht, dass es eine Falle war. Sie haben uns sehr freundlich aufgenommen.

Es ... es war schon fast peinlich -sie haben uns beinahe wie Götter behandelt. Jedenfalls die ersten drei Tage.«

»Und dann?«

Delamere zuckte mit den Schultern und verzog das Gesicht, als die Bewegung seinem verletzten Arm Schmerzen bereitete. »Irgendetwas ist passiert«, sagte er. »Ich weiß nicht genau, was, aber ich vermute, dass es mit dem Vulkan zusammenhängt.« »Mit dem auf der Insel, auf der Ihr Lager war?«, fragte Trautman.

»Allen«, berichtigte ihn Jacques. »Diese Insel, Hathi und noch ein paar andere sind im Grunde nur die Gipfel einer unterseeischen Bergkette, die aus dem Wasser ragen, verstehen Sie?«

Trautman nickte nur, aber Mike hatte alle Mühe, ein Schmunzeln zu unterdrücken. Trautman verstand vermutlich mehr von Ozeanologie als Delamere und alle seine Kollegen zusammen, schien es aber im Moment für besser zu halten, den Belgier einfach reden zu lassen.

»Der Vulkanausbruch, den Sie beobachtet haben, ist kein isoliertes Geschehen«, fuhr Jacques fort. Ohne dass es ihm wahrscheinlich bewusst war, nahm seine Stimme einen dozierenden Tonfall an; wie die eines Lehrers vor seiner Klasse. »Ich vermute schon eine geraume Weile, dass es in diesem Gebiet hier eine ganze Reihe zusammenhängender Vulkane gibt, einige auf Inseln wie diese hier, andere auf dem Meeresgrund. In den letzten beiden Wochen gab es eine Reihe von Unterwasserausbrüchen.« »Ich weiß«, sagte Trautman.

Jacques war überrascht. »Sie haben einen davon beobachtet?«

Trautman lächelte humorlos. »So könnte man es auch nennen«, sagte er. Darüber musste Delamere sichtlich erst eine Weile nachdenken. Dann zuckte er mit den Schultern und fuhr in seinem Bericht fort. »Es war gestern Abend ... vorgestern. Hathi hat auch einen Krater, wissen Sie? Er ist schon lange erloschen, aber vorgestern begann er plötzlich wieder Dampf und Gas zu speien. Natürlich hat es mich interessiert. Ich wollte mir den Krater ansehen, doch die Pahuma waren dagegen. Anscheinend ist der Krater so eine Art Heiligtum für sie.«