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Von Talena keine Spur. Sie mochte natürlich angekettet in einer der Unterkünfte liegen. Etwas war jedoch klar – nur ein kleiner Teil von Vernas Bande hielt sich im Lager auf. Nach zuverlässigen Meldungen gebot sie über etwa fünfzehn Mädchen.

Ich sah mir die Panthermädchen im Lager an. Sie hatten keine Ahnung, daß sie beobachtet wurden, daß ihr Lager gefunden war, daß sie sehr bald – vielleicht morgen schon – Gefangene sein würden, die auf den Sklavenmärkten des Südens verkauft wurden.

Doch wir mußten schnell handeln. Eine ungewöhnlich große Bande von Panthermädchen, geführt von Hura, näherte sich diesem Waldgebiet – und wenn sie hier waren, sollte Verna längst meine Gefangene sein.

Ich durfte es nicht zulassen, daß Huras Mädchen meine Pläne störten.

Ich beobachtete das Lager. Die Mädchen dort unten hatten ihre Chance gehabt. Sie hatten sich geweigert, mir Talena zu verkaufen, sie hatten sich nicht auf einen Handel eingelassen. Das war ein Fehler gewesen. Nun wollte ich ihnen eine schmerzhafte Lektion erteilen.

Zwei weitere Mädchen erreichten das Lager, schnürten das Tor auf, traten ein und verschlossen den Durchgang wieder hinter sich. Zwischen Pfosten hinter den Hütten waren die Felle von vier Panthern zum Trocknen aufgespannt. Einige Krüge und Kisten standen neben einer Hütte – ansonsten war das Lager leer.

Vermutlich kehrten bei Einbruch der Dunkelheit auch die übrigen Mädchen der Bande in das Lager zurück.

Lautlos verließ ich mein Versteck und verschwand im Wald.

»Bring die Gefangene zur Tesephone zurück«, sagte ich zu Rim und schob ihm Grenna hin.

»Ich würde lieber beim Angriff auf Vernas Lager dabeisein«, sagte Rim. »Du wirst dich erinnern, daß sie es war, die mich versklavte.«

»Ich erinnere mich durchaus«, sagte ich nachdenklich, »und fürchte eben, daß du dich hinreißen läßt, dich zu rächen.«

Rim lächelte. »Das könnte schon sein.«

»Ich werde dich begleiten«, sagte Arn zu mir.

»Gut.«

Arn musterte Grenna anerkennend. Sie senkte den Kopf.

Es freute mich, daß Arn das Mädchen mochte. Vielleicht würde ich sie ihm später schenken.

Rim zerrte sie von dem kleinen Feuer fort.

Ich sah mich um und musterte die neun Männer in meiner Begleitung.

»Wir wollen jetzt schlafen gehen«, sagte ich. »Abmarsch zwei Ahn vor Anbruch der Dämmerung – wir greifen Vernas Lager bei Sonnenaufgang an.«

8

Panthermädchen sind gefährlich. Die Tatsache, daß wir nur zehn Kämpfer waren und daß Verna etwa fünfzehn Mädchen zur Verfügung hatte, die mit ihren Waffen verteufelt gut umzugehen verstanden, bestimmte die Art unseres Vorgehens.

Ich hatte keine große Truppe in den Wald führen wollen, deren Bewegungen sich kaum verheimlichen ließen. Außerdem wollte ich eine volle Garnison bei der Tesephone zurücklassen, um das Schiff gegen jede mögliche Gefahr am Fluß zu schützen. Ursprünglich hatte ich nur fünf Leute mitnehmen wollen, doch als Arn und seine Männer im Lager eintrafen, bezog ich sie in meine Pläne ein. Gesetzlose kennen sich im Wald aus und wissen sich wie die Panthermädchen schnell und geräuschlos zu bewegen. Da wir die Überraschung auf unserer Seite hatten und überdies nach einem guten Plan vorgingen, mochte meine Truppe ausreichen. Ich lächelte. Vielleicht war es die Arroganz des Goreaners, die mich zu diesem Entschluß gebracht hatte. Je weniger Männer man zur Gefangennahme von Sklaven braucht, desto größer der Ruhm.

Wir hatten die verschiedenen Möglichkeiten durchgesprochen. Dabei hatten wir eine der einfachsten und gefahrlosesten Methoden sofort ausgeschlossen – die Belagerung der Mädchen, bis sie von Hunger und Durst geschwächt ihre Waffen über die Palisaden werfen und herauskommen. Wir haben auch den Plan verworfen, die Palisaden anzuzünden, um die Mädchen zu zwingen, einen Ausfall zu machen. Doch dabei ist die Gefahr gegeben, daß sich das Feuer auf den Wald ausweitet – und davor haben die Goreaner große Angst. Nicht so sehr wegen der Gefahr für sie selbst, sondern wegen der Zerstörung ihres geliebten Waldes. Den Goreanern liegt ihre Welt am Herzen. Sie lieben den Himmel, die Ebenen, das Meer, den Regen im Sommer und den Schnee im Winter. Oft bleiben diese Menschen plötzlich stehen und beobachten die Wolken oder die Bewegung des Grases im Wind. Ich habe Krieger gekannt, die die Schönheit einer Blume mit Versen zu preisen wußten. Ich selbst wäre ungern für die Vernichtung eines goreanischen Waldes verantwortlich gewesen.

»Nein«, sagte ich entschieden. »Feuer benutzen wir nicht.« Wir hatten gerade Spätsommer, und die Feuersgefahr war besonders groß.

Arn und seine Männer stimmten mir zu.

Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, in das Lager einzudringen und die Panthermädchen im Schutz der Dunkelheit nacheinander zu überwältigen. Doch das erforderte große Geschicklichkeit. Das leiseste Geräusch könnte die ganze Bande alarmieren, und einzelne Mädchen könnten fliehen.

So hatten wir uns für einen einfachen Angriffsplan entschieden, der sich das erste Licht des Tages zunutze machte. Wir wollten die Mädchen überrumpeln, ehe sie erwacht waren. Dabei sollten Sleennetze eingesetzt werden, die jeweils mehrere Mädchen zugleich ausschalten konnten.

Vorsichtig umkreisten wir nun das Lager, um etwaige Wächterinnen auszuschalten.

Doch wir fanden niemanden in der Umgegend. Auch innerhalb der Palisade schien sich keine Wache aufzuhalten.

»Ihre Sorglosigkeit ist unglaublich«, flüsterte Arn.

Wir krochen zum Tor. Aufmerksam studierte ich dort den Knoten, der das Schloß bildete. Als ich ihn schließlich auswendig wußte – es war kein Signalknoten –, öffnete ich ihn und ließ meine Männer einen nach dem anderen ins Lager schleichen.

Wir rollten die Sleennetze aus. Der Boden war taufeucht. Es war kühl im Wald. In meiner Nähe machte ich Arn aus.

Bald brach die erste Morgendämmerung an, und der Tau begann auf den Blättern und Grashalmen zu schimmern. Ich nickte Arn und den anderen zu.

Er stieß einen schrillen Pfiff aus, und meine Männer und ich stürmten durch die Türöffnungen der Hütten und warfen unsere Sleennetze.

Ich stieß einen Wutschrei aus. Wir hatten nichts gefangen. Unsere Hütte war leer.

Gleich darauf erklangen andere überraschte Rufe. »Sie sind fort!« sagte jemand.

»Das Lager ist verlassen!« rief ein Mann.

Wir sahen uns an. Arn rannte wutschnaubend herum und spähte in alle Hütten.

»Seht euch draußen um«, sagte ich zu zwei Männern. »Aber beeilt euch.«

Arn schüttelte besorgt den Kopf. Meine Kämpfer begriffen, daß wir nun selbst in diesem Lager gefangen waren, das als Falle gegen uns verwendet werden konnte.

Die beiden Kundschafter eilten los.

Ich nahm nicht an, daß die Panthermädchen draußen im Wald auf der Lauer lagen, denn wir hatten uns vorher sorgfältig umgesehen. Doch wollte ich kein Risiko eingehen. Wahrscheinlich war Vernas Bande ahnungslos und aus bestimmten Gründen vor dem Morgengrauen abgerückt, um eigene Pläne zu verfolgen. Vielleicht hatten sie von Huras Vorrücken erfahren und gedachten rechtzeitig etwas zu unternehmen.

Einer der beiden Kundschafter kehrte zurück. »Keine Spur von den Panthermädchen«, meldete er.

Arn und seine Männer atmeten auf.

»Sie kommen aber zurück«, sagte ich. »Das Lager ist nicht aufgegeben worden.«

»Was tun wir jetzt?« wollte Arn wissen.

»Abwarten«, erwiderte ich.

Einer der Männer sah sich um. »Ka-la-na«, sagte er und deutete in eine Ecke der Hütte.

Dort lagen sechs Flaschen Ka-la-na-Wein. Er ging hinüber und hob sie hoch. »Aus den Weingärten Ars«, sagte er und pfiff durch die Zähne. »Ein guter Tropfen.«

»Wollen wir morgen früh wiederkommen?« wandte sich einer meiner Männer an mich.

»Vielleicht.« Mir gefiel jedoch der Zeitverlust nicht. Ich wußte nicht, wie lange Hura und ihre Bande brauchten, um diesen Teil des Waldes zu erreichen. Und wenn nun Verna und ihre Mädchen heute abend zurückkehrten und morgen ganz früh wieder aufbrachen?