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»Beidrehen«, sagte ich zu Thurnock.

»Beidrehen!« gab er weiter.

Männer eilten über den langen Segelbaum des riesigen Dreieckssegels, das unser kleines, schnelles Rammschiff aus Port Kar zierte. Andere holten an Deck die langen Leinen ein, die das Segel aufgeiten. Wir nahmen das Segel nicht ab, sondern schwangen den ganzen Baum parallel zum Schiff herum und ließen ihn Fuß um Fuß herab. Der Mast blieb an Ort und Stelle, denn wir planten keinen Angriff. Die Ruder waren binnenbords, und die Galeere schwang aus eigenem Antrieb in den Wind.

»Da ist ein Mann am Strand«, sagte ich.

Der Fremde hatte die Hand gehoben. Er trug ebenfalls ein Fellgewand. Sein Haar war lang und zerzaust. Ein Schwert hing an seiner Hüfte.

Ich reichte Rim das Fernglas. Er begann zu grinsen.

»Ich kenne ihn«, sagte er. »Es ist Arn, ebenfalls ein Gesetzloser.«

Fünf weitere Männer tauchten hinter Arn auf – ähnlich gekleidet, das Haar mit Lederstreifen zurückgebunden. Einige trugen Pfeil und Bogen, zwei waren mit Speeren bewaffnet.

Der Mann, den Rim als Arn bezeichnet hatte, kam ein Stück den Strand herab und machte die auf ganz Gor bekannte Geste des Handelns – eine Bewegung, als nähme er uns mit einer Hand etwas fort und gäbe uns mit der anderen etwas dafür.

Ich erwiderte die Geste, und der Mann am Ufer hob die Arme, wandte sich um und wanderte den Strand hinauf.

»Wenn es dir recht ist, Rim«, sagte ich und deutete auf Cara, »dann sollte deine Sklavin jetzt Wein aus dem Sand im Kielraum holen.«

Rim grinste und wandte sich an Cara. »Hol Wein«, befahl er.

»Ja, Herr«, erwiderte sie und verschwand auf dem Niedergang.

Die Galeere, auf der wir uns befanden, war die Tesephone aus Port Kar. Sie gehörte zu meinen schnellsten Schiffen und hatte vierzig Ruder, zwanzig auf jeder Seite. Sie besaß ein Steuerruder an der Steuerbordseite. Der Tiefgang solcher Schiffe ist sehr gering, wobei der untere Laderaum kaum einen Meter hoch ist. Schiffe dieser Art sind nicht zur Beförderung von Fracht bestimmt, es sei denn, es ginge um wertvolle Schätze oder ausgesuchte Sklaven. Im allgemeinen werden sie für Patrouillendienste oder für die Kommunikation eingesetzt. Die Ruderer sind, wie bei den meisten goreanischen Kriegsgaleeren, freie Männer. Sklaven dienen im allgemeinen nur auf Frachtgaleeren. Die Ruderer sitzen auf ihren Bänken am Oberdeck und sind dem Wetter schutzlos ausgesetzt. Sie leben praktisch hier, und auch gekocht wird im Freien. Bei schlechtem Wetter oder großer Hitze wird eine Segelplane gespannt, die eine Art Dach bildet und die Ruderer wenigstens einigermaßen schützt. Es ist nicht sehr angenehm, unter Deck zu schlafen, da die Belüftung sehr schlecht ist. Der Kielraum ist eigentlich gar kein Raum mehr, sondern nur eine Höhle zwischen den untersten Decksplanken und dem Holzkiel des Schiffs. Knapp fünfzig Zentimeter hoch, kann man darin nur kriechen. Es gibt kein Licht, Feuchtigkeit sickert durch die Planken. In der Mitte sammelt sich das Bilgewasser in einer Vertiefung – ein stinkender, schleimiger Tümpel. Bei trockenem Wetter wird das Wasser einmal am Tag ausgepumpt – oder zweimal oder öfter, wenn es schweren Seegang gibt. Wie die meisten Galeeren trägt auch die Tesephone Sandballast im Kielraum. Hat sie im unteren Laderaum viel schwere Fracht geladen, wird dieser Sand teilweise ausgeschaufelt, um das Gefährt zu trimmen. Eine Galeere dieser Bauart fährt im allgemeinen optimal mit einer Freibordhöhe zwischen einem und anderthalb Metern. Der Sand dient dazu, diese optimale Belastung bei jeder Fahrt herzustellen.

»Wir wollen ans Ufer«, sagte ich zu Thurnock, »aber wir laufen nicht auf.« Goreanische Galeeren, die einen geringen Tiefgang haben, werden oft einfach auf den Strand gesetzt. Meistens errichtet man das Nachtlager an Land. In diesem Fall jedoch wollte ich beweglich bleiben, einige Meter vom Strand entfernt, die Männer an den Rudern, einige Seeleute an den Stangen, damit wir notfalls schnell ins tiefere Wasser abstoßen und davonfahren konnten.

Thurnock gab seine Befehle.

Der hölzerne Tarnkopf, der den Bug der Tesephone schmückte, wandte sich langsam dem Strand zu.

Die beiden gefangenen Panthermädchen waren von den Gestellen genommen worden.

Rim und ich zogen einfache Tuniken an und bereiteten uns auf den Sprung ins Wasser vor. Cara war aus dem Kielraum zurückgekehrt. Sie wirkte etwas bleich; die schlechte Luft dort unten hatte ihr zugesetzt. Ihre Beine waren mit Sand bedeckt. Sie hielt zwei große Flaschen roten Ka-la-na-Wein in der Hand.

»Hol einen Beutel mit Bechern«, sagte Rim.

»Ja, Herr.«

»Ruder einziehen!« brüllte Thurnock.

Wir waren nur noch wenige Meter vom Strand entfernt. Ich hörte, wie die Ruder eingezogen wurden. Zwei Seeleute beiderseits des Bugs stemmten sich gegen riesige lange Temholzstangen, die die Fahrt der Tesephone bremsten. Gleich darauf kam das Schiff zur Ruhe und begann zu dümpeln.

Zwei weitere Stangen wurden am Heck angebracht, damit das Schiff nicht herumgedreht wurde.

Ein vorzügliches Manöver. Der Tarnkopf am Bug schwankte langsam auf und ab und beobachtete den Strand.

Ich schwang mich über die Bordwand, wobei ich mein Schwert samt Scheide und Gürtel in einer Hand über den Kopf hielt. Das Wasser, das mir bis zur Hüfte reichte, war sehr kalt.

Ein Plätschern hinter mir verriet, daß Rim mir gefolgt war.

Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Cara in die Arme ihres Herrn hinabgesenkt wurde. Doch Rim trug sie nicht ans Ufer, sondern setzte sie im kalten Wasser ab.

Ich spürte den Sand des Strandes unter den Füßen. Nach goreanischer Art warf ich mir das Schwert über die linke Schulter. Der Sand war heiß.

Die Gesetzlosen – ich sah nun, daß die Gruppe aus insgesamt sechs Männern bestand – kamen uns mit den Panthermädchen entgegen.

»Rim!« lachte der Mann, der Arn hieß. »Wie ich sehe, bist du den Frauen in die Hände gefallen!« Er begann zu lachen.

Rim hatte absichtlich keine Mütze aufgesetzt, um seine Schande zu verbergen. Sein Haar war fast wieder ausgewachsen, doch der Streifen war noch zu sehen.

»Sollen wir das Thema mit dem Schwert erörtern?« fragte er.

»Nein!« lachte Arn. »Es gibt wichtigere Dinge!«

Wir setzten uns mit untergeschlagenen Beinen in den Sand. Cara begann uns zu bedienen.

»Was gibt es Neues?« fragte Arn.

»Wir sind auf dem Thassa unterwegs gewesen«, sagte Rim. »Wir wissen nichts zu berichten.«

»Vor vier Tagen«, bemerkte Arn, »war ich in der Verkleidung eines Bettlers in Lydius.«

»Hast du gute Geschäfte gemacht?« wollte Rim wissen.

»Ich vermochte eine Waffendrohung in ein paar Goldstücke umzumünzen«, sagte Arn.

»Es sind gute Zeiten«, bemerkte Rim. »Gab es sonst etwas Neues in Lydius?«

»Der Preis für ein gutes Sleenfell beträgt jetzt einen Silbertark«, erwiderte Arn und hielt Cara seine Weinschale hin. »Mehr Wein«, sagte er und musterte das Mädchen interessiert.

Cara gehorchte und kniete erschrocken neben ihrem Herrn nieder. Sie hatte sichtlich Angst, wieder den Besitzer zu wechseln.

»Gibt es sonst noch Neuigkeiten aus Lydius?«

Arn lächelte. »Vor fünf Tagen war Marlenus aus Ar in der Stadt.«

»Was sucht der große Ubar so fern von Ar?« wollte Rim wissen.

»Er jagt Verna«, entgegnete Arn.

Bei diesem Wort glaubte ich ein leichtes Schulterzucken bei einem der gefesselten Panthermädchen zu bemerken.

»Er hatte Verna gefangen«, fuhr Arn fort, »doch sie ist ihm entwischt. Das hat Marlenus furchtbar geärgert.«

»Außerdem«, sagte einer seiner Männer, »soll Verna nun seine Tochter gefangenhalten.«

Arn lachte.

»Wo ist Marlenus jetzt?« fragte ich.

»Das weiß ich nicht«, sagte Arn. »Doch von Lydius aus wollte er dem Fluß nach Laura folgen, zweihundert Pasang stromaufwärts. Dort will er wohl in den Wald vordringen.«

»Schauen wir uns die Mädchen an«, sagte Rim und deutete mit einer Kopfbewegung auf die gefesselten Panthermädchen.

»Hockt euch gerade hin«, befahl Arn.