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»Wenn ich wollte.«

»Was meinst du damit?«

»Ich suche Talena.«

»Kauf mich!« flüsterte sie. »Du mußt mich befreien!«

»Du hast deine Entscheidung im Sardargebirge getroffen«, erwiderte ich. »Diese Entscheidung war nicht ohne Risiko.«

Sie starrte mich entsetzt an.

»Du hast etwas riskiert – und verloren.«

Sie schüttelte ungläubig den Kopf.

»Denke ja nicht, daß ich dich nicht bewundere. Du hast etwas sehr Mutiges getan – doch nun mußt du auch die Konsequenzen tragen. Ich werde dich hier als Pagasklavin zurücklassen.«

»Nein!« schluchzte sie.

Doch ich verließ wortlos den Alkoven und ließ die Sklavin zurück, die einmal Vella geheißen hatte, doch nun Tana gerufen wurde.

5

Vier Tage lagen wir nun schon im Hafen von Lydius an der Mündung des breiten Laurius-Flusses. Wir hatten Vorräte an Bord genommen, und meine Männer hatten sich in den Pagatavernen hinlänglich ausgetobt.

Ich stand an der Reling des Schiffs. Die kreisrunden Metallplatten, die verhindern sollten, daß die Hafenurts über die Haltetaue an Bord kletterten, waren noch an Ort und Stelle, obwohl wir bald ablegen wollten.

Unten am Kai sah ich Cara, die in ihrer kurzen Wolltunika nett aussah. Ihre Füße waren schlammbedeckt. Bei einem Brückenpfosten hatte sie eine Talenderblüte gefunden und sie sich für Rim ins Haar gesteckt. Sie war an Land geschickt worden, um einige Laibe Sa-Tarna-Brot zu kaufen. Ein Sklavenmädchen trägt beim Einkaufen gewöhnlich die Münzen im Mund, denn wie die meisten Kleidungsstücke auf Gor haben auch Sklaventuniken keine Taschen. Der Bäcker bindet ihr den Brotsack um den Hals, und zwar so, daß das Mädchen den Knoten nicht sehen kann. Selbst wenn sie ihn nach vorn schiebt, vermag sie ihn nicht zu erkennen und kann ihn also nicht öffnen. Und wenn sie ihn aufbekommt, kann sie ihn bestimmt nicht wieder richtig schließen. So wird verhindert, daß sich die Sklavinnen unterwegs an den Backwaren gütlich tun. Cara richtete sich auf, die Talenderblüte im Haar. Sie war ein hübsches Mädchen, und ich freute mich für Rim. Es war deutlich zu spüren, daß Cara etwas für ihren Herrn übrig hatte, und nach unserem ersten Ausflug hatte sich Rim bei seinen Tavernenbesuchen auch bemerkenswert zurückgehalten, wenn es darum ging, die angebotenen Sklavinnen zu vernaschen.

Im Augenblick war er irgendwo in Lydius unterwegs, um noch einige Einkäufe zu erledigen, ehe wir absegelten.

»Wasch dir die Füße, Sklavin«, sagte ich zu Cara, als sie die Gangway betrat.

»Ja, Herr«, erwiderte sie und eilte zurück.

Gestern hatte ich meine neue Sklavin, die Diebin Tina, Brot holen lassen. Sie mußte sich erst noch daran gewöhnen, Sklavin zu sein. Sie hatte ausreißen wollen, doch ich war so klug gewesen, sie durch zwei Männer meiner Schiffsmannschaft beschatten zu lassen.

Nun stand sie neben mir in ihrer weißen Sklaventunika. Sobald wir Lydius verlassen hatten, war die Gefahr nicht mehr so groß, daß sie mir davonlief. Wohin sollte sie sich auch wenden? In den Wäldern warteten Sleen und Panther und gefährliche Tarsks auf sie – und die Panthermädchen, die mit entflohenen Sklavinnen ihr Geschäft machen.

Ich musterte Tina, die den Blick senkte. Sie trug meinen Kragen. Ja, wohin sollte sie fliehen? In ihrer Heimatstadt Lydius hatte sie nichts mehr verloren, denn hier war sie öffentlich zur Sklavin gemacht worden. Und die Welt außerhalb der Stadt war zu gefährlich für ein alleinstehendes Mädchen. Und ist eine Goreanerin erst einmal zur Sklavin geworden, gibt es keinen Ausweg mehr für sie.

Hinter uns begann Cara zu singen. Ich beneidete Rim um dieses Mädchen.

Aber wo steckte er?

Die neunte Stunde war fast herangerückt, und ich wollte bald ablegen. Trinkwasser und zahlreiche Fässer und Kisten mit Vorräten waren an Bord gebracht worden.

Die Morgenflut des Thassa stieg. Ich wollte bei Hochwasser auslaufen, zur zehnten Ahn. Der Sommer war bald vorbei, und der Fluß stand nicht so hoch wie zur Frühlingszeit. Besonders im Mündungsgebiet des Laurius gibt es zahlreiche Untiefen, die sich tagtäglich mit der Strömung verändern. Die Flut vermindert die Gefahr für den Kapitän, der sein Schiff flußaufwärts in den Laurius lenkt. Natürlich war die Tesephone mit ihrem geringen Tiefgang wenig von Ebbe und Flut abhängig.

Meine Männer trieben sich auf Deck herum. Einige hatten sich schlafen gelegt. Das war durchaus in meinem Sinne, denn es gab bald viel Arbeit für sie. Ich musterte sie und grinste. Auf einen Befehl Thurnocks hin würden diese Männer in Sekundenschnelle zu einer Mannschaft verschmelzen. Sie kamen aus Port Kar.

Aber wo blieb Rim?

In diesem Augenblick erschien der Gesuchte am Kai. »Kapitän!« rief er. »Komm doch mal herunter!«

Hinter mir sprang Cara auf und eilte an die Reling. Er winkte ihr zu, und sie huschte über die Gangway an Land. Ich folgte ihr. Er hob sie hoch, küßte sie und öffnete ein kleines Paket. Es enthielt ein billiges, aber hübsches Halsband aus winzigen Muscheln. Er legte es ihr um den Hals. »Wunderschön!« rief sie und umarmte ihn.

»Was hast du so lange gemacht?« fragte ich.

»Ein Rasiermesser gekauft«, sagte Rim und deutete auf ein zweites Päckchen.

»Warum hast du mich vom Schiff geholt?«

»Ich will dir etwas zeigen. Komm mit!« Und er schickte Cara wieder an Bord.

»Aber wir haben wenig Zeit. Wir wollen in einer Stunde ablegen.«

»Ich glaube, mein Fund wird dich interessieren«, sagte Rim. »Folge mir.«

Zu meiner Überraschung führte er mich auf den Sklavenmarkt der Stadt.

»Wir brauchen doch keine Sklaven mehr!« sagte ich ärgerlich.

Wir betraten ein eingefriedetes Gehege. Die Käfige waren so angelegt, daß man die zur Schau gestellten Sklavinnen nur betrachten konnte, wenn man das Gelände betrat. Die Bretter des Außenzauns waren abwechselnd blau und gelb gestrichen – in den Farben der Sklavenhändler.

»Schau mal!« sagte Rim.

Ich lächelte und trat näher heran.

Im Hintergrund des Geheges erstreckte sich eine waagrechte Stange, an der mehrere Sklavinnen festgemacht waren. Ich trat vor ein Mädchen hin, das mich wütend ansah.

Rim und ich musterten sie abschätzend.

»Ihre Brüste sind ein bißchen flach«, sagte ich.

»Und ihre Hand- und Fußgelenke ein wenig zu stämmig«, bemerkte er.

»Aber das wußten wir schon.«

Das Mädchen zerrte ärgerlich an ihren Fesseln.

»Sie bewegt sich gut«, sagte Rim.

»Ja.«

Das Mädchen rührte sich nicht mehr und starrte uns aufgebracht an.

»Sei gegrüßt«, sagte ich und betrachtete die goldenen Kettenglieder und Tierklauen, die sie noch um den Hals trug.

»Willst du uns vielleicht noch ein paar Männer verkaufen?«

Sie verlor die Fassung und zerrte wild an ihrer Kette.

»Sei gegrüßt, Sheera«, sagte ich.

»Gefällt sie euch?« fragte einer der Sklavenhändler.

»Nicht übel«, erwiderte ich.

»Ein Panthermädchen, wie man sieht. Sie wurde erst gestern abend bei Dunkelheit gebracht.«

Ich lachte. Das bedeutete, daß sie vermutlich einem Gesetzlosen in die Hände gefallen war, der seine Beute erst nach Dunkelheit in die Stadt brachte, um nicht erkannt zu werden.

»Ein Gesetzloser hat sie gefangen?« fragte Rim.

»Ja«, sagte der Mann.

»Kennst du seinen Namen?«

»Arn«, sagte der Mann.

Wieder bäumte sich Sheera in ihren Ketten auf.

Rim und ich lachten. Wir freuten uns, daß Arn so gute Beute gemacht hatte.

»Ich wußte gar nicht, daß Panthermädchen von Gesetzlosen hereingelegt werden können«, sagte Rim.

»Und schon gar nicht ein Mädchen wie die hier«, fiel ich ein und beobachtete sie. Sheera kannte sich in den Wäldern sicher sehr gut aus.

»Trifft es zu, daß du mit Verna verfeindet bist, wie du mir gesagt hast?« fragte ich.

»Ja«, erwiderte sie niedergeschlagen. »Sie hat mir einmal zwei männliche Sklaven gestohlen.«

»Was soll sie kosten?« wandte ich mich an den Sklavenhändler.

»Vier Goldstücke«, erwiderte er.