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Antonius lachte. »Zwei von dreien meiner Legionäre sind schmuddelige Ägypter und Lustknaben, wie du sie zu nennen beliebst. Da Octavian mir neue Rekruten verweigert, muß ich mich mit ihnen begnügen.«

»Es geht nicht nur um die Fremden in deiner Armee, sondern auch um die Frage, wer ihnen befiehlt...«

»Auch unter den Reitern sind schmuddelige Ägypter«, fuhr Antonius unbeirrt fort. »Dazu kommen noch einmal fünfundzwanzigtausend Lustknaben als Söldner.«

»Es geht um Kleopatra! Sie ist das Problem! Sie begleitet dich überallhin und tut, als wäre sie deine Königin.«

»Nun, das ist sie doch auch.«

»Du weißt, daß ein römischer Magistrat keine Königin haben kann.«

»Streiten wir etwa über einen Standpunkt des Gesetzes?«

»Wir streiten darüber, was Menschen sehen und was sie wahrnehmen! Sie ist eine Frau, und du behandelst sie wie deinesgleichen! Erkennst du nicht, welche Schwierigkeiten du dir damit einbrockst?«

Ahenobarbus warf einen hilfesuchenden Blick zu Canidius, doch der schlug die Augen zu Boden. Gefühlsmäßig stimmte er Ahenobarbus zu, doch sein Verstand riet ihm zu gegenteiliger Ansicht.

»Ich brocke uns allen größere Schwierigkeiten ein, wenn ich sie fortschicke«, erwiderte Antonius. »Sie zahlt für die Versorgung unserer Armee und kommt für die eigene Flotte auf. Eine Armee dieser Größe, mit Nahrung, Kleidung... « Er hob vielsagend die Schultern. »Sie zahlt ein halbes Vermögen. Mehr, als es ihren Vater gekostet hat, seinen Thron von Pompejus zurückzukaufen. Hast du überhaupt eine Ahnung vom Ausmaß dieser Summe? Ohne Königin Kleopatra wären wir alle nicht hier.«

»Na gut, dann gibt sie dir eben Geld. Damit hat sie sich aber noch lange nicht das Recht erkauft, dir zu sagen, was du zu tun hast.«

Antonius lachte laut auf. »Jede Frau sagt einem, was man zu tun hat, selbst wenn es nur die Ehefrau ist. Was erwartest du denn von der Königin von Ägypten?«

Antonius' Heiterkeit stachelte Ahenobarbus nur noch weiter auf. »Ihre Anwesenheit ist eine Herausforderung für jeden Römer.«

»Sie unterscheidet sich nicht von den anderen Vasallenkönigen, die unseren Herrn Antonius unterstützen«, ließ Canidius sich vernehmen.

Ahenobarbus seufzte. Wie es schien, hatte sich doch einer der römischen Generäle von diesem Pack blenden lassen. »Natürlich unterscheidet sie sich von den anderen«, herrschte er Canidius an. »Mit den anderen Königen teilt Antonius nicht sein Bett.«

Antonius zog die Stirn kraus. »Bis jetzt noch nicht. Ich bin ja erst seit kurzem hier.«

Auch Dellius fühlte sich nun genötigt, einen Einwand vorzutragen. »Ich fürchte, Ahenobarbus hat recht. Die Senatoren sind hier, um Euch zu unterstützen, mein Herr Antonius. Durch Kleopatras Anwesenheit taucht der Verdacht in ihnen auf, daß sie statt dessen eine fremde Königin und deren Ehrgeiz fördern.«

»Wie dem auch sei - ich kann Kleopatra nicht fortschicken und gleichzeitig die Armee aufrechterhalten.«

»Wir müssen einen Weg finden, der es dennoch möglich macht.«

»Und der wäre?«

Auf diese Frage hin breitete sich Schweigen aus.

»Da habt ihr's«, sagte Antonius.

Ahenobarbus schüttelte den Kopf. »Ich sage dir noch einmal, Imperator, sie muß fort. Stell Caesarion an die Spitze der Ägypter.«

»Caesarion? Er ist doch noch ein Kind.«

»Er wäre nur eine Galionsfigur - das, was seine Mutter auch hätte bleiben müssen.«

Canidius zog die Augenbrauen hoch. »Das hieße, daß wir von all den fremden Monarchen hier Kleopatra wieder nach Hause schicken. Und das nur, weil sie eine Frau ist? Sie hat einen besseren Verstand für militärische Angelegenheiten als jeder dieser anderen orientalischen Bauerntölpel.«

»Wenn du sie nicht nach Hause schaffen kannst, mußt du mit Octavian Frieden schließen.«

»Dem stimme ich zu«, kam es von Dellius.

»Wollt Ihr denn, daß Rom von einem Lustknaben regiert wird? Wünscht Ihr Euch nicht, daß wir die Republik erneuern?«

Ahenobarbus machte eine feierliche Miene. »Das ist mein größter Herzenswunsch.«

»Und wie sollen wir dann mit Octavian Frieden schließen?«

Ahenobarbus' Hände ballten sich zu Fäusten. Gegen Antonius' Ziele hatte er nichts einzuwenden, er stieß sich allein an dessen Methoden. »Diese Frau gefährdet das ganze Unternehmen«, knurrte er schließlich.

Antonius klopfte ihm lachend auf die Schultern. »Komm, alter Schurke, trink noch ein wenig Wein, und schau nicht so grimmig. Wir können nicht verlieren!«

Der alte Schurke schien jedoch nicht in Trinklaune zu sein, denn er stapfte mürrisch fort. Antonius zuckte die Achseln und drückte jedem seiner Gefährten einen weingefüllten Pokal in die Hand. Canidius blieb und trank. Desgleichen Dellius, der im Verlaufe des weiteren Beisammenseins auch über Antonius' Witze lachte, wenngleich es hier und da ein wenig gequält klang. In seine Seele hatten sich Zweifel eingeschlichen, und er kam sich vor wie ein Mann, der am Abgrund taumelt und nur noch darauf wartet, daß er stürzt.

Auf dem Palatin in Rom

Livia Drusilla saß an ihrer Spindel, um die Wolle für die neue Tunika ihres Mannes herzustellen, denn während der Wintermonate benötigte er davon vier übereinander.

Im vergangenen Herbst war er aus der Schlacht in Illyrien zurückgekehrt und hatte sich erneut den Geschäften des Reiches gewidmet. Vielleicht würde er bald wieder wie ein normaler Bürger leben, dachte sie, denn die Zeit des Triumvirats lief in Kürze aus. Andererseits wäre es möglich, daß seine Stellung in Rom unverändert bliebe, denn während der vergangenen zwölf Jahre hatte sein Einfluß sich so stark gefestigt, daß er wie sein Onkel als Diktator regierte. Allerdings wäre es als Triumvir leichter, einen offiziellen Grund für den Krieg zu finden und Antonius einen Bruch der Verträge anzulasten.

Dieser versoffene Dummkopf hatte nach wie vor treue Gefolgsleute in Rom, und das bei allem, was er angerichtet hatte. Mehr als ein Drittel der Senatoren hatte sich mit ihm im Osten verschanzt, andere auf dem Palatin blieben unbestimmt, wollten sich für keine Seite entscheiden, warteten einfach ab, wie die Dinge sich entwickeln. Nun, zu gegebener Zeit würde man sich ihrer erinnern. Wenn man nicht für den erhabenen Caesar war, dann war man gegen ihn, und die Zeit der Abrechnung käme bestimmt.

Man mußte sich dringend etwas einfallen lassen, um gegen Antonius vorzugehen, die öffentliche Meinung gewinnen und dann losschlagen. Doch zu überstürzen brauchte man nichts, denn wie Livia Marcus Antonius kannte, würde er ihnen den Grund für den Angriff selbst in die Hände spielen.

Octavian ließ sich steifbeinig nieder. Er war in Illyrien am Knie verwundet worden, eine Verletzung, auf die hinzuweisen er nie müde wurde, da sie all jene Lügen strafte, die ihm nachsagten, er könne nicht kämpfen. Na gut, er hatte die Verletzung bei einem Sturz vom Schutzwall davongetragen, doch es war dennoch eine Wunde, die einem Krieg entstammte, und er sah keinen Anlaß, dies anders darzustellen.

»Heute hat es schon wieder Aufstände auf dem Aventin gegeben«, knurrte er verdrossen.

Livia Drusilla setzte ihre Spinnarbeit fort.

»Im Forum wurde ein Volkstribun angegriffen und ermordet.«

Octavian hatte kürzlich ein Gesetz erlassen, nach dem ein Viertel eines jeden Einkommens als Steuer erhoben werden sollte, um die Armee zu finanzieren, die Rom gegen den Angriff von Marcus Antonius verteidigen sollte. Das Gesetz war auf heftigen Widerstand gestoßen, denn die Römer hatten sich inzwischen daran gewöhnt, daß die Provinzen des Ostens für derartige Ausgaben aufkamen. An manchen Orten hatte sich dieser Widerstand in Gewalttätigkeiten geäußert, zum Beispiel dort, wo der erzürnte Pöbel die Gebäude der Steuerpächter einfach niedergebrannt hatte, was Octavian dazu veranlaßt hatte, die Ordnung mit Hilfe der Armee wiederherzustellen und die Anführer kreuzigen zu lassen.