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Natürlich hatte er auch ihr Schlafgemach übernommen. Der weiche Kerzenschein in den farbigen Glaslaternen wurde wie stumpfes Gold von den Onyxböden und Elfenbeinwänden zurückgeworfen. Die Vorhänge aus bester arabischer Seide bauschten sich in der Brise, die vom Hafen her zu ihnen wehte. Unter den Fenstern klatschten die Wellen ans Ufer.

Das Bett war aus geschnitztem Ebenholz, das den Nil hoch aus Ländern jenseits der Katarakte herbeigeschafft wurde. Es war mit Intarsien aus Elfenbein versehen. Die Bettdecke war mit tyrischem Purpur gefärbt. Kleopatra streifte sich hastig die Kleider ab, kletterte geschwind ins Bett und zog sich die Decke bis unter die Achseln.

Caesar trank seinen Wein aus und entkleidete sich ohne die geringste Scheu. Er löste die Spangen des Purpurmantels, nahm den kostbaren Brustschild aus Emaille ab und entledigte sich der ledernen Gamaschen und Sandalen. Er trug jedoch noch Tunika und Unterkleidung, als er zu ihr ins Bett schlüpfte.

Dann zog er sie an sich. Sie spürte die schwieligen Hände auf ihrer Haut. Nichts von dem, was Rachel ihr vorgeführt hatte, wußte sie in diesem Moment zu wiederholen. Sie lag nur da und ließ ihn gewähren. Als er sie zum ersten Mal küßte, wurde sie sich seines warmen, leicht würzig riechenden Atems bewußt. Danach spürte sie, wie seine Hände ihre Brüste kneteten, fest, als wolle er ihr weh tun.

Sie war zu verängstigt, zu sehr von der Bedeutung des Moments ergriffen, um Vergnügen zu empfinden. Er vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten, saugte an ihnen und biß in die Brustspitzen. Womöglich hielt er ihr qualvolles Stöhnen für Laute der Lust, denn er wurde heftiger, statt von ihr abzulassen.

Sie sah unverwandt in das Dämmerlicht, den Körper starr vor Furcht. Was denkt er jetzt wohl, fragte sie sich. Caesar, wie er Ägypten erobert?

Er glitt zwischen ihre Beine, und sie hielt den Atem an. Dann war er in ihr, stieß zu, schnell und hart. Kleopatra biß sich auf die Lippen, unterdrückte den Schmerzensschrei und spürte, wie ihr die Tränen aus den Augen traten. Sie hatte nicht geahnt, daß es so schmerzhaft sein würde.

Danach war alles schnell vorbei. Mit einem Mal bäumte er sich auf, dann spürte sie sein Gewicht, als er auf sie niedersank.

Sie blieb lange Zeit reglos liegen, die Last seines Körpers auf sich, und fühlte, wie ihr Gesicht naß war vor Tränen. Auch zwischen ihren Beinen war es naß. Blut und Samen. Schließlich rollte er sich von ihr herunter.

Kleopatra drehte den Kopf zur Seite, um aus dem Fenster zu schauen. Eine schmale Mondsichel glänzte über dem Leuchtturm, ein dünner Silberbogen, der aussah wie die Hörner des Horus, das Zeichen der Fruchtbarkeit.

Das einzige, was ihr durch den Kopf ging, war: eine weitere Eroberung Caesars. Er war eingedrungen und hatte Besitz ergriffen. Vielleicht genügte ihm das in der Regel. Wenn sie ihn weiterhin halten wollte, dann nicht mit dem Körperteil, der allen Frauen zu eigen war. Sie würde das einsetzen, was sonst keine Frau besaß - Ägypten.

»Du bist sicher hungrig«, sagte er. Er riß die Tür auf und brüllte nach seinen Sklaven. Als er wieder zu ihr trat, lächelte er. »Man hatte mir schon berichtet, daß du gewitzt bist. War das deine Idee? Die Sache mit dem Teppich?«

Nein - aber das willst du bestimmt nicht hören. »Wenn ich gewußt hätte, wie unangenehm es wird, hätte ich mir etwas anderes einfallen lassen.«

»Nun, davon bin ich überzeugt.« Er setzte sich zu ihr, und sie stellte fest, daß er sie abermals musterte, als befände er sich auf dem Sklavenmarkt, um die Ware zu inspizieren. »Wie alt bist du?«

»Ich bin zwanzig Jahre alt.«

»Reichlich jung für eine Königin.«

»Das hängt von der Situation ab, in der sich die Königin befindet. Das Innere einer Teppichrolle ist beispielsweise kein Ort für eine alte Frau.«

»Und überdies wäre Caesar nicht entzückt, wenn man ihm auf diese Weise eine alte Frau in die Gemächer brächte.«

»Wohl kaum.«

Es ist, dachte sie, als würde man von der tosenden Flut weggespült. Sie hatte angenommen, daß ihre Entjungferung für ihn der Höhepunkt des Abends sein würde, doch es schien seiner Vitalität nicht den geringsten Abbruch getan zu haben. Er hatte sie zwar genossen, doch seine Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit waren davon nicht im mindesten betroffen. Sie fragte sich, ob sie wirklich gewußt hatte, was er von ihr wollte.

Andererseits - wußte sie, was sie von ihm wollte? Sie hatte erwartet, daß er sie abstieß, dieser barbarische Feldherr, doch nun mußte sie erkennen, daß sie noch nie jemandem begegnet war, den sie so faszinierend fand wie ihn. Noch niemand war ihr bisher so selbstbewußt, so ebenbürtig entgegengetreten, und schon gar keiner war derart selbstverständlich in die Rolle des Liebhabers einer ptolemaischen Prinzessin geschlüpft.

Das Mahl wurde auf einem großen Silbertablett hereingetragen. Schafskäse, Rosinen aus Rhodos, volle dunkle Weintrauben. Es wurde ihr auf einem kleinen Tisch kredenzt. Caesar füllte den Jaspispokal mit Wein auf und trat zum Fenster.

»Möchtest du denn nichts essen?«

»Essen interessiert mich nicht so sehr.«

Sie selbst war jedoch hungrig wie ein Wolf. Nach den widrigen Umständen auf der Galeere des Sizilianers war ihr Magen leer, und die schonungslose Einführung in die Belange eines römischen Magistrats hatte sie noch zusätzlich geschwächt. Wie eine Wilde machte sie sich über das Essen her.

Caesar beobachtete sie. Ihr Verhalten schien ihn zu belustigen. »Das also ist die Exilkönigin von Ägypten.«

»Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht.«

»In keiner Weise. Weder von deiner Gesellschaft noch von der Art deiner Ankunft.«

»Ich komme wie eine Bittstellerin.«

»Vielleicht erfährst du ja, daß dir die Hilfe gern und großzügig gewährt wird.«

»Zuerst müßte ich verstehen, weshalb du mir hilfst.«

»Selbst Caesar versteht sich nicht allezeit.«

Wie sie feststellte, hatte er die Angewohnheit, über sich zu sprechen, als sei er ein anderer. Wie ein Herrscher. Oder als sei er ein Beobachter, der das eigene Leben betrachtet, um in Erfahrung zu bringen, was er als nächstes tut.

»Du weißt, was sie mit Pompejus gemacht haben?« fragte er.

»Pompejus war der Freund meines Vaters«, erwiderte sie. »Er hatte Anspruch auf bessere Behandlung.« Nun, das war jedenfalls eine Möglichkeit, die Dinge zu sehen. Andererseits war er auch nur ein weiterer römischer Blutsauger. Ihn umzubringen war, taktisch gesehen, jedoch ein grober Fehler. So dumm wäre ich nicht gewesen, dachte sie. Aber Pothinos und seine Genossen hatten wahrscheinlich geglaubt, daß sie mit Weitblick agierten. Kein Wunder, daß Ptolemaios unter dem Einfluß seines Lehrers so verdorben worden war.

»Glaubst du, daß ein Mann solchen Menschen trauen kann?«

»In mir hättest du eine getreuere Verbündete, Imperator«, erwiderte sie.

Er wirkte nachdenklich. »Das wird sich zeigen«, sagte er dann. »Da wäre immer noch die Frage, warum du Pompejus unterstützt hast.«

»Ich habe dir erklärt, daß er ein Freund meines Vaters war. Freunde verrät man nicht.«

»Außerdem muß es dir damals als der klügere Einsatz erschienen sein.«

Götter, es hatte keinen Zweck. Sie lächelte, und er lächelte zurück.

»Ich an deiner Stelle hätte wahrscheinlich genauso gehandelt«, lenkte er ein. »Doch darüber können wir uns später noch unterhalten. Zuerst mußt du mir berichten, wie es überhaupt dazu kommen konnte, daß du in der Wüste gelandet bist.«

»Sie haben ein Komplott geschmiedet. Der Hauptmann der Wache hat mich verraten. Als ihm klar wurde, daß ich nicht vorhatte, meinen Bruder zu ehelichen, schlug er sich auf die Seite des Regentschaftsrats. Tief in der Nacht habe ich die Flucht ergriffen.«

Er runzelte die Stirn. »Wie kann man nur den eigenen Bruder heiraten?«