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In Alexandria war Frühling. Im Hafen wurde das geschäftige Treiben aufgenommen, Seidenballen und Gewürze, die in den Lagern gestapelt worden waren, wurden verladen, und die ersten großen Handelsschiffe setzten sich in Bewegung und glitten am Leuchtturm vorbei in Richtung Ephesos, Athen und Rom. Bald darauf erschienen auch wieder fremde Segler am Horizont, die sich Alexandria näherten.

Sie brachten Nachrichten aus der Welt jenseits des Mittelmeeres.

18

Antonius schlug die Augen auf und wandte den Kopf. Er lag bäuchlings auf dem Bett in seinem Gemach. Über ihm stand Quintus Dellius, hatte ihn bei den Schultern gepackt und versuchte, ihn wach zu rütteln. Antonius rieb sich die Augen und rollte sich auf den Rücken. Quintus Dellius warf einen verstohlenen Blick auf den Körperteil, der eindeutig nicht geschlafen hatte.

»Quintus Dellius. Wie spät ist es?«

»Die fünfte Stunde, mein Herr.«

»Noch so früh«, knurrte Antonius. Er streckte die Hand aus und fing gedankenlos an, mit seinem Glied zu spielen, während er die Stirn in konzentrierte Falten legte. »Mein lieber Mann, war das eine Nacht!« sagte er.

»In der Tat, mein Herr. Ich bin froh, wenn wir wieder in die Schlacht ziehen, das hält mein Körper besser aus.« Dellius war nervös. Er wollte es hinter sich bringen. »Mein Herr, es gibt dringende Angelegenheiten... «

»Das läßt sich wohl nicht leugnen.« Antonius grinste.

Eine der syrischen Sklavinnen hatte den Raum betreten, doch nach einem Blick auf Antonius' Händespiel schnappte sie nach Luft und machte eiligst wieder kehrt.

»Komm her«, rief Antonius. »Du mußt nicht fortlaufen, ich beiße nicht. Außer wenn du mich darum bittest«, setzte er mit einem Augenzwinkern in Richtung Dellius hinzu. Das Mädchen kam widerstrebend herbei.

»Mein Herr, wir haben Nachrichten aus Syrien«, drängte Dellius.

Antonius ging darüber hinweg. »Komm zu mir, mein Kätzchen. So ist es schon besser. Hab keine Angst.«

»Mein Herr... «

»Dellius, halt jetzt den Mund, und mach die Augen zu, wenn dir das lieber ist.«

Antonius zog das Mädchen zu sich auf das Lager. Seine Augen waren weit aufgerissen. Antonius lachte, drehte es auf den Bauch und schob seine Tunika hoch. Das Mädchen schrie auf, doch es wehrte sich nicht. Wer konnte schon etwas ausrichten gegen einen Römer - und einen Gott?

Dellius sah zu, wie Antonius sich mit den Fingern befeuchtete und in das zitternde Geschöpf eindrang. Ein hübsches Ding, gab er innerlich zu, mit zimtfarbener Haut und einem Hinterteil wie ein Pfirsich.

»Ah... jetzt geht allmählich... die Sonne auf«, sagte Antonius keuchend.

»Mein Herr, die Lage in Syrien...«, setzte Dellius noch einmal an.

Antonius hatte die Augen geschlossen und die Finger in die Hüften des Mädchens gekrallt. »Die Lage in Syrien«, stieß er hervor, »ist ganz ausgezeichnet...«

»Nein, mein Herr«, warf Dellius ein. »Die Parther sind dort eingefallen und haben unsere Legionen überrannt.«

Antonius öffnete die Augen. »Was ist mit dem Statthalter? Mit Saxa?«

»Decimus Saxa ist tot.«

Den letzten Satz schien Antonius nicht gehört zu haben. Er hatte die Augen wieder geschlossen und widmete sich seiner lustvollen Betätigung. Dellius spürte die eigene Erregung, die jedoch nicht nur auf die syrische Krise zurückzuführen war. Das Mädchen bewegte sich nicht.

»Die Parther sind bereits im Süden und haben Jerusalem eingenommen«, fuhr Dellius fort. »Allein Tyros kann sich noch halten. Zwei syrische Legionen haben wir schon verloren!«

Noch immer keine Reaktion. Antonius stöhnte, die Muskeln traten hervor.

»Herodes hat sich in Masada verschanzt.«

Antonius bäumte sich auf und sank danach auf dem Körper des Mädchens zusammen. Für eine Weile blieb er regungslos liegen und wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war. Dann stieß er sich in die Höhe und ließ sich auf die Seite fallen. Er streifte einen seiner Smaragdringe vom Finger und hielt ihn dem Mädchen hin. »Da«, sagte er. »Für deinen Liebesdienst.«

Das Mädchen griff begierig nach dem Ring. Nach einem hastigen Blick auf Dellius huschte es aus dem Raum.

»Ihr müßt Euch wieder der wahren Welt widmen«, beschwor Dellius seinen Herrn. »Wir haben uns hier genug amüsiert. Da draußen wartet die Pflicht.«

»Wenn...«, hub Antonius an, doch dann brach er ab. Er schien zu einem Entschluß gekommen zu sein. »Hol die Sklaven herbei«, trug er Dellius auf. »Ich brauche meine Gewänder. Die Götter mögen wissen, wo sie hingeraten sind.«

Kleopatra lag auf einer Ruhebank in ihrem Gemach und nahm ihr Frühstück ein: hauchdünne Brotfladen, Feigengelee, Ziegenkäse und schwarze Oliven, hübsch angerichtet auf einem Silbertablett. Neben ihr standen Mardian, Diomedes, ihre Minister und etliche der strategoi. In der Mitte des Raumes befand sich jedoch noch ein weiterer Mann mit sonnenverbranntem Gesicht und dichtem, glänzendem Bart.

Mit einemmal flog die Tür auf, und Antonius betrat den Raum, gefolgt von seinem Stab und Dellius. Er hat schon wieder getrunken, dachte Kleopatra. Und sich schon wieder mit einer meiner Sklavinnen eingelassen, wenn Mardians Auskünfte richtig sind. Wird er denn dieser Dinge nie müde? Kommt er nicht einmal auf die Idee, etwas Nützliches zu tun? Langweilen ihn seine Spielereien nicht allmählich, wie es bei einem intelligenten Menschen der Fall sein müßte?

»Sieh an, der edle Antonius«, begrüßte sie ihn. »Wir wollten dich gerade holen lassen. Dieser Mann hier hat Neuigkeiten, die dich interessieren könnten.«

Antonius betrachtete ihn mit abwägenden Blicken. Anmaßende Haltung, dachte er, hochmütiger Blick. Grieche, möchte ich wetten, oder Sizilianer.

»Das ist Apollodoros«, erklärte ihm Kleopatra, »er ist ein Händler. Er hat Rom direkt nach dem Ende der Winterstürme verlassen und bringt uns die ersten Nachrichten mit.«

»Ist etwas mit Octavian?« erkundigte sich Antonius hoffnungsvoll. »Hat er Fieber? Furunkel? Ist er tot?«

Kleopatra verzog keine Miene.

Es ist etwas Schlimmes, dachte Antonius.

»Edler Herr«, begann Apollodoros. »Wie Ihr sicherlich wißt, haben Euer Bruder Lucius und Eure Frau Fulvia eine Armee ausgehoben und gegen Octavian geführt. Es ist für sie nicht gut ausgegangen. Die letzte Nachricht, die ich erhielt, besagte, daß sie in der Bergfestung von Perusia belagert werden.«

Antonius schloß die Augen. Draußen war ein wundervoller Frühlingstag, durch die Fenster sah man das Meer in der Sonne glitzern, und durch die Luft zog ein sanfter Hauch. Einen Winter habe ich ausgesetzt, dachte er, mehr war es nicht. Doch wie es scheint, kostet mich das den Osten wie auch Italien. Ist es mir nicht gegönnt, die Freude zu genießen, ohne daß gleich ein Leid darauf folgt?

»Was ist mit meinen Legionen?« erkundigte er sich mit tonloser Stimme.

»Sie sind in ihrer Unterkunft. Ohne Euren Befehl weigerten sie sich, Eure Frau zu unterstützen.«

Antonius nickte. Ihm dröhnte der Kopf, und ab und zu fuhr ein Schmerz hindurch, als würde sich ein Schwert hineinbohren. Es war noch zu früh für derartige Botschaften.

»Etliche Römer sind geflüchtet, sie haben sich dem Schutz von Sextus Pompejus unterstellt.« Apollodoros schien zu zögern. »Eure Mutter ist eine von ihnen.«

Julia! dachte Antonius. Diese giftige Natter. Wahrscheinlich hatte sie dazu beigetragen, Fulvia zu diesem Irrsinn anzustiften. Die beiden haben mir alles zerstört.

Er blickte zu Kleopatra. Schau dir ihre Augen an, ging es ihm durch den Sinn. Wie sie funkeln! Sie gibt nicht einmal vor, beunruhigt zu sein. Natürlich kommt es ihr gelegen, wenn Römer sich bekämpfen. Wohin ich mich auch wende, sind es Frauen, die mich verraten.

»Es schmerzt mich, Euch diese Nachrichten überbringen zu müssen«, sagte Apollodoros.

Welch ein Lügner! »Es schmerzt mich, sie zu hören«, antwortete Antonius. »Ich werde mich mit meinem Stab beraten.« Er machte kehrt und verließ den Raum mitsamt seinem Gefolge. Im Namen der Götter, dachte er, jetzt brauche ich erst einmal einen Schluck.