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Sekunden vergingen, in denen Kyle vollkommen reglos liegenblieb. Er hörte Schreie, und durch den wirbelnden Sand konnte er drei, vier dunkle Gestalten ausmachen, die sich ihm näherten. Kyle spannte sich innerlich.

Als er sich mit perfekt geschauspielerten, mühsamen Bewegungen in die Höhe zu stemmen begann, hatten ihn die Männer erreicht. Eine Hand packte ihn grob an der Schulter und zerrte ihn hoch, eine zweite ergriff seinen linken Arm und drehte ihn mit einem Ruck auf den Rücken. Kyle krümmte sich. Ein Schmerzlaut kam über seine Lippen und brach wieder ab, als sich ein Gewehrlauf in seine Rippen bohrte.

»Okay, Freundchen«, sagte einer der Männer. »Keine Bewegung, oder es war deine letzte.«

Kyle erstarrte. Sein Gesicht verzerrte sich in gespieltem Schmerz, während er rasch, aber sehr aufmerksam die drei Männer musterte, die ihn gepackt hatten. Zwei von ihnen waren ungefähr in seinem Alter, aber selbst für Bewohner dieses Planeten in erstaunlich schlechter Verfassung. Kyle erkannte die Spuren von mindestens einem halben Dutzend verschiedener Krankheiten und Mangelerscheinungen auf ihren Gesichtern und ihrer Haut. Und sie waren sehr nervös.

Der dritte war etwas älter, dunkelhaarig, bärtig und sehr muskulös. Natürlich kein Gegner für einen Mann wie Kyle, aber eindeutig der Gefährlichste der drei, und das lag nicht nur an seiner besseren körperlichen Verfassung. In seinen Augen stand eine wache, mißtrauische Intelligenz geschrieben.

Außer diesen dreien gab es noch zwei weitere Männer - der, der ihn angesprungen hatte, und einen weiteren Mann in Tarnkleidung, der sich um die reglose Gestalt kümmerte.

»Wer bist du?« fragte der Bärtige. »Und was suchst du hier?«

Kyle spuckte einen Mund voll Blut und Sand aus, ehe er antwortete. Er mußte vorsichtig sein. Immerhin hatte er gerade einen schweren Sturz hinter sich. »Welche Frage soll ich zuerst beantworten?« fragte er mühsam.

Der Bärtige ohrfeigte ihn.

Der Schlag war nicht sehr heftig, aber Kyle stöhnte trotzdem wie unter Schmerzen und bog den Kopf zurück, um einem weiteren Hieb auszuweichen.

»Kyle«, sagte er. »Mein Name ist Kyle. Ich bin ... auf dem Weg nach Denver.«

»Und was willst du dort?« fragte der Bärtige mißtrauisch.

»Ich suche jemanden«, antwortete Kyle. Trotzig fügte er hinzu: »Was zum Teufel geht dich das an? Wer seid ihr überhaupt?«

Natürlich bekam er keine Antwort. Statt dessen drehte sich der Bärtige herum und wandte sich mit erhobener Stimme an den Mann auf der Hügelkuppe: »Was ist los? Wie geht es Pete?«

Die Gestalt im Tarnanzug hob den Kopf, und Kyle konnte einen Ausdruck ungläubigen Schreckens auf seinem Gesicht erkennen.

»Er ist tot«, antwortete er.

Kyle fluchte in Gedanken lautlos in sich hinein. Er hatte gespürt, daß er hart zugeschlagen hatte, und zudem hatte ihn der Mann aus einem sehr unglücklichen Winkel angesprungen. Seine eigene Bewegung hatte die Wucht seines Schlages noch verstärkt. Aber ein solcher Fehler durfte einfach nicht passieren!

»Tot?« vergewisserte sich der Bärtige.

»Sein Genick ist gebrochen. Er muß unglücklich gestürzt sein.«

»Das wollte ich nicht«, sagte Kyle hastig. »Wirklich, ich ... war selbst erschrocken, und ...«

Ein Faustschlag trieb ihm die Luft aus den Lungen. Kyle keuchte, fiel auf die Knie herab und krümmte sich vor Schmerz, als ihn ein zweiter, noch härterer Hieb traf.

»Das reicht!« sagte der Bärtige scharf. »Laßt ihn in Ruhe.«

»Das Schwein hat Pete umgebracht!«

»Möglich. Aber vielleicht war es wirklich nur ein Unfall.« Der Bärtige ging vor Kyle in die Hocke und benutzte den Lauf seines Gewehres, um Kyles Kinn anzuheben. »Das war es doch, oder?« fragte er lauernd.

Kyle nickte mühsam. »Ich ... wußte nicht einmal, daß ihr hier seid«, sagte er stockend. »Es tut mir wirklich leid. Ich ... wollte das nicht.«

»Schon gut. Ich glaube dir ja. Steh auf«, antwortete der Bärtige - in einem Ton, der Kyle klarmachte, daß dies vielleicht die Wahrheit war, aber rein gar nichts an seinem Schicksal ändern würde, sollte der Bärtige zu dem Schluß kommen, daß Kyle nicht auf seiner Seite stand.

»Also«, fragte er, nachdem sich Kyle erhoben hatte. »Du suchst jemanden. Wen?«

Kyle ließ seinen Blick lange und nachdenklich über die Tarnanzüge und Waffen der vier Männer gleiten, ehe er antwortete: »Vielleicht euch.«

»Uns?« Die Augen des Bärtigen wurden schmal. »Und wer sollen wir sein?«

»Ihr seid doch die Rebellen, zu denen Laird wollte, oder?« entgegnete Kyle.

»Rebellen?«

»Verdammt, ich habe keine Zeit für euren Blödsinn!« fuhr Kyle auf. »Ich muß Captain Laird warnen. Wenn sie bei euch ist, dann bringt mich hin - und wenn nicht, laßt mich gefälligst weiterfahren.«

»Von was für Rebellen sprichst du?« fragte der Bärtige. »Und wer soll das sein, Captain Laird?«

»Leg ihn um, Arson«, sagte einer der Männer, die Kyle hielten. »Ich traue ihm nicht.«

»Ist Charity Laird bei euch oder nicht?« fragte Kyle noch einmal. »Bitte - sie ist in Gefahr. Und ihr auch, wenn sie wirklich bei euch ist.«

»In Gefahr?« sagte Arson. »In welcher Gefahr?«

Kyle seufzte und tat so, als resigniere er. »Daniel hat einen Killer auf sie angesetzt«, sagte er. »So eine Art Superman. Ich bin ihm eine Weile gefolgt, bis ich seine Spur verloren habe. Aber er kann nicht mehr sehr weit sein. Seine Spur verlor sich im Dorf.«

»In welchem Dorf?« fragte Arson.

»Keine Ahnung, wie es hieß«, antwortete Kyle. »Die Leute, die dort gewohnt haben, konnten es mir nicht mehr sagen. Er hat sie alle umgebracht.«

Arson wurde bleich, und Kyle gab ihm eine genau abgemessene Zeitspanne, den Schrecken auch richtig zur Wirkung kommen zu lassen, ehe er hinzufügte: »Was ist jetzt? Wißt ihr, wo Captain Laird ist, oder nicht?«

»Ich traue ihm nicht«, sagte der Mann, der sich um seinen toten Kameraden bemüht hatte. »Wir sollten ihn umlegen.«

»Ich auch nicht«, sagte Arson nachdenklich. »Aber wenn er die Wahrheit sagt ...« Er zögerte, blickte einen Moment lang an Kyle vorbei ins Leere und kam schließlich zu dem Entschluß.

»Wir nehmen ihn mit«, sagte er. »Begrabt Pete - und grabt auch seine Maschine ein.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Kyles Motorrad. »Das Ding ist auf eine Meile zu sehen wie ein Signalfeuer.«

»He!« protestierte Kyle. »Das ist ...«

»Keine Angst«, unterbrach ihn Arson kalt. »Wenn du die Wahrheit sagst, kommen wir zurück und holen sie. Ich helfe dir sogar selbst, sie sauberzumachen. Und wenn du gelogen hast«, fügte er mit einem fast freundlichen Lächeln hinzu, »verspreche ich dir, daß wir dich direkt neben ihr begraben.«

»Ihr hättet es mir sagen müssen«, sagte Charity.

»Wozu?« Skudder sah noch immer nicht in ihre Richtung, während er antwortete. »Was hätte es geändert?«

»Alles«, antwortete Charity heftig. »Ich ...«

»Unsinn«, unterbrach ihn Gurk. »Du wärst nur noch zorniger geworden. Und es hätte überhaupt nichts an deinen Plänen geändert. Und außerdem«, fügte er mit einer Kopfbewegung auf Skudder hinzu, »wollte er dir nicht weh tun.«

»Nicht weh tun?« Charity schrie fast. »Du erzählst mir, daß diese Monster uns nicht nur unsere Welt gestohlen haben und unsere Zivilisation in die Steinzeit zurückgebombt hatten, daß dieser Planet von Ungeheuern beherrscht wird und es bei Todesstrafe verboten ist, auch nur eine Uhr zu besitzen, und willst mir nicht weh tun? Du...« Sie brach mitten im Satz ab, als ihr klar wurde, daß sie Unsinn redete.