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Es war seltsam - aber der Gedanke erfüllte ihn mit Unbehagen. Er war schon auf anderen Welten gewesen, die Spuren eines atomaren Krieges aufwiesen, und manche davon waren sehr viel mehr zerstört worden als dieser Planet. Aber niemals hatte ihn das so beeinflußt. Sonderbar.

Dann stiegen sie eine rostige Leiter in einen großen Raum hinab. Der Saal diente offenbar als Aufenthaltsraum - es gab ein paar einfache Möbel und ein primitives, aber funktionstüchtiges Funkgerät, vor dem ein Rebell mit Kopfhörern und Mikrofonen saß. Neben Bart und seinen vier Begleitern erwartete sie ein weiteres halbes Dutzend Männer. Alle waren bewaffnet, und alle machten einen sehr wachen Eindruck. Kyle konnte die Gefahr geradezu riechen. Er mußte vorsichtig sein. Aus einem Grund, den er noch nicht wußte, trauten ihm die Rebellen nicht. Kyle schätzte seine Chancen, mit diesen Männern fertig zu werden, nicht einmal allzu schlecht ein, aber er war schließlich nicht unverletzbar. Und er war nicht hier, um die Rebellen unschädlich zu machen.

»Setz dich.« Bart deutete auf eine zerschlissene Couch, hinter der zwei bewaffnete Rebellen standen. Der eine hatte sein Gewehr in der Armbeuge liegen, aber die Waffe war gesichert. Die Maschinenpistole des anderen deutete drohend auf Kyles Rücken. Falls es zum Kampf kam, würde er sich um diesen Mann zuerst kümmern müssen.

»Wo ist Captain Laird?« fragte er.

»Später«, antwortete Bart. »Zuerst wirst du uns noch ein paar Fragen beantworten. Du heißt also Kyle. Du fährst eine Shark-Maschine, du trägst Shark-Kleider, und du sprichst wie wir. Wie kommt es dann, daß ich dich nicht kenne?«

»Ich bin kein Shark«, antwortete Kyle. »Ich wollte es immer werden, aber ich habe ...« Er schwieg einen Moment und lächelte dann verlegen. »Ich habe mich nicht getraut, zu euch zu kommen«, sagte er. »Ich hatte Angst vor euch.«

»Vielleicht ja zu Recht«, sagte Bart kalt. »Du hast uns bespitzelt, wie?«

»Nicht bespitzelt«, verteidigte sich Kyle. »Ich habe euch beobachtet, aber nicht mehr.« Er wußte, daß er mit dieser Behauptung kein Risiko einging. Daniel hatte ihm erklärt, daß immer wieder junge Männer oder auch Frauen zu den Sharks gestoßen waren. Meistens, um zu sterben. Nur sehr wenige überlebten die Mutproben der Sharks.

»Wir halten nicht viel von Schnüfflern«, sagte Bart. »Weißt du das eigentlich?«

»Ja«, antwortete Kyle verärgert. »Aber wenn ich nicht geschnüffelt hätte, dann wäre ich jetzt nicht hier, um euch zu warnen. Ihr seid in Gefahr. Vor allem Laird und Skudder, aber ich denke, ihr anderen auch.«

»Was ist passiert?« fragte Bart.

»Ich ... war in der Nähe eurer Stadt, als die Gleiter angegriffen haben«, begann Kyle. »Ich hatte mich versteckt. Sie haben mich nicht gesehen. Aber dafür habe ich alles genau beobachtet.«

Bart wurde ein wenig hellhörig. Kyle wußte, daß er nicht mehr dagewesen war, als Daniels Kampfschiffe die Stadt angegriffen hatten.

»Du hast alles gesehen?« fragte er. »Wie viele von den Jungs haben sie erwischt?«

»Viele«, antwortete Kyle wahrheitsgemäß. »Wahrscheinlich die meisten. Sie sind in die Berge geflohen, aber Daniels Drohnen haben sie aufgespürt. Vielleicht sind ein paar entkommen, aber bestimmt nicht viele. Danach haben sie die Stadt bombardiert. Ich war ganz in der Nähe, aber ich habe es nicht gewagt, mein Versteck zu verlassen.«

Bart schwieg. Sein Gesicht war wie aus Stein, aber sein Herzschlag hatte sich fast auf das Doppelte erhöht, und seine Hände zitterten ganz leicht. Aber Kyle spürte auch, daß es eher Zorn war als Schmerz, der den Shark aufwühlte.

»Weiter«, sagte er nach einer Weile.

»Wie gesagt - ich hatte ein Versteck gefunden, aber ich wagte es nicht, es zu verlassen«, fuhr Kyle fort. »Ich bin fast zwei Tage in dieser Höhle geblieben. Und dann kam das Schiff.«

»Was für ein Schiff?«

»Eine riesige fliegende Scheibe«, antwortete Kyle. »Ich habe so was noch nie vorher gesehen. Wie die Gleiter, aber zehnmal so groß. Ein paar Männer stiegen aus, und eine ganze Horde Ameisen, und dann einer, der Daniel gewesen sein muß.«

»Daniel?« Das Mißtrauen in Barts Augen flackerte erneut auf. »Woher weißt du, wie er aussieht?«

»Das weiß ich gar nicht«, antwortete Kyle ruhig. »Aber er muß es gewesen sein. Die Ameisen haben sich fast überschlagen, um seine Wünsche zu erfüllen. Und es war noch jemand bei ihm. Ein Mann.«

»Was für eine präzise Beschreibung«, spöttelte Net.

»Ich habe ihn nicht genau erkannt«, verteidigte sich Kyle. »Ich war fast zwei Meilen weit weg. Aber ich habe gesehen, wie Daniel eine ganze Weile mit ihm gesprochen hat. Und dann hat er sich eine von euren Maschinen geschnappt und ist aus der Stadt gefahren. Ein paar Minuten später ist das Riesenschiff dann wieder abgeflogen.«

»Und daraus schließt du, daß wir in Gefahr sind?« fragte Net höhnisch.

»Nein«, sagte Kyle verärgert. »Aber als alle weg waren, bin ich auch in die Stadt gegangen. Ich habe mir die Maschine genommen, mit der ich herkam, und bin dem Typen gefolgt. Ihr habt in einem kleinen Dorf in den Bergen Hilfe gefunden, nicht wahr?«

Barts Augen wurden schmal. »Woher weißt du das?«

»Weil ich dem Typen gefolgt bin«, antwortete Kyle. »Fragt mich nicht, wie er eure Spur gefunden hat, aber er hat. Er ist in dieses Dorf gefahren und hat ...« Er schwieg einen Moment, als koste es ihn Überwindung, weiterzusprechen. »Er hat sie alle getötet«, sagte er.

»Was?!« Bart fuhr zusammen wie unter einem Hieb.

»Das ist nicht möglich!« sagte Net überzeugt. »In dem Dorf lebten fast ...«

»Sie waren alle tot, als ich ankam«, unterbrach sie Kyle. »Alle, bis auf ein Mädchen.« Er sah Net an. »Sie war ungefähr so alt wie du. Sie war verletzt, aber sie konnte mir noch sagen, was geschehen war, ehe sie starb. Sie sagte, ihr Name sei Liz. Kanntest du sie?«

Net nickte.

»Was ist passiert?« fragte Bart.

»Liz konnte nicht mehr viel sagen«, antwortete Kyle ausweichend. »Aber wie es aussieht, sucht dieser Mann nach euch. Und er weiß, wo ihr seid.«

»Ich glaube dir kein Wort«, sagte Net. »Ein einzelner Mann hätte das nie geschafft.«

»Liz sagte, es wäre ein...« Er suchte eine Sekunde nach Worten. »Metakrieger. Habt ihr schon einmal davon gehört?«

»Mega«, verbesserte ihn Arson. Seine Augen verdunkelten sich vor Sorge. »Es heißt Megakrieger. Ich habe davon gehört.«

»Was soll das sein?« fragte Bart.

»So eine Art künstlicher Superman«, antwortete der Rebell leise. »Sie setzen sie ein, wenn sie mit normalen Mitteln nicht mehr weiterkommen. Und wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was man sich über sie erzählt, dann möchte ich lieber nicht hier sein, wenn er auftaucht.«

»Wir sind mehr als zwanzig Mann«, sagte Bart zweifelnd.

Arson lachte humorlos. »Vor ein paar Jahren soll einer von ihnen drüben in Europa eine ganze Stadt zerstört haben«, antwortete er.

Das stimmte. Die Informationen, die man Kyle über diesen Planeten gegeben hatte, wußten von einem solchen Zwischenfall. Kyle war nur ein wenig erstaunt, daß Arson davon wußte. Offenbar gab es einen Informationsaustausch von Kontinent zu Kontinent.

Bart wirkte mit einemmal sehr besorgt. Sekundenlang starrte er an Arson vorbei ins Leere, ehe er sich mit einem Ruck wieder umwandte und auf Kyle herabsah. »Und dieser Superman ist also auf dem Weg hierher«, sagte er. »Dann verrate mir eins, Freundchen - wenn er wirklich so gut ist, wieso bist du vor ihm angekommen?«

»Woher soll ich das wissen?« fragte Kyle trotzig. »Liz hat mir gesagt, wo ich euch finde, und ich bin sofort losgefahren. Vielleicht haben sie ihn angelogen. Oder er wurde aufgehalten.«