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Die Ankunft eines weiteren Rebellen hinderte ihn daran, weiterzusprechen. Es war einer der Männer, die er draußen in der Wüste getroffen hatte. Er wirkte erregt. So schnell, daß er fast das Gleichgewicht verloren hätte, stieg er die Eisenleiter herunter und winkte Arson zu sich heran. Kyle sah, wie die beiden Männer einen Moment aufgeregt miteinander sprachen, aber obwohl er sich anstrengte, konnte er die Worte nicht verstehen.

Es gehörte jedoch nicht viel Phantasie dazu, sich auszurechnen, daß es um ihn ging. Arson sah mehrmals in seine Richtung, und sein Blick wurde dabei immer finsterer. Schließlich gab der Rebell Arson etwas, das dieser sorgsam hinter dem Rücken hielt, als er wieder zu Kyle und Bart zurückkam. Kyle spannte sich innerlich. Irgend etwas war schiefgelaufen.

»Was ist passiert?« fragte Bart.

Arson zögerte. Sein Blick wanderte zwischen Kyle und Bart hin und her, und Kyle hatte das sichere Gefühl, daß sich die beiden Männer wortlos miteinander verständigten.

Bart schien sich überhaupt nicht zu bewegen, und trotzdem lag plötzlich eine klobige Waffe in seinen Händen, an deren Mündung ein giftgrüner Kristall glühte.

»Beweg dich, und du bist tot«, sagte Bart ruhig.

Kyle erstarrte. Er wußte noch immer nicht, was schiefgelaufen war, aber er begriff, daß seine Tarnung nicht mehr funktionierte. Und daß er wirklich kaum eine Chance hatte. Bart war schnell. Möglicherweise würde es ihm gelingen, sich zur Seite zu werfen, aber er hatte keine Ahnung über das Funktionsprinzip der Waffe, mit der Bart auf ihn zielte. Er hatte einen Strahler wie diesen noch nie zuvor gesehen.

»Wie habt ihr es gemerkt?« fragte er ruhig.

»Gemerkt?«

Net ächzte. Ihre Augen weiteten sich. Sie schien erst jetzt zu begreifen, was überhaupt geschah. Kyle hörte hastige Schritte, als die Männer hinter ihm beiseite sprangen, um aus Barts Schußfeld zu kommen.

Bart antwortete nicht, aber Arson trat einen weiteren Schritt auf ihn zu und nahm den Arm hinter dem Rücken hervor. Kyle sah jetzt, was ihm der andere Rebell gegeben hatte. Es war die Feldflasche, die er an der Wasserstelle gefüllt und an den Sattel seiner Maschine gehängt hatte. Ein unverzeihlicher Fehler. Kyle verstand nicht, wie er ihm hatte unterlaufen können.

»Stan ist tot«, sagte Arson. Net sah ihn fragend an, und der Rebell hob demonstrativ die Feldflasche. »Er war draußen bei uns, als wir diesen Typen fanden. Er hatte Durst. Ich schätze, er hat die Feldflasche gesehen und einen kräftigen Schluck daraus genommen.« Er lachte bitter, schraubte den Verschluß der kleinen Flasche auf und reichte sie an Net weiter. Die Wastelanderin schnupperte daran, benetzte ihren Zeigefinger mit dem Wasser und kostete vorsichtig mit der Zungenspitze.

»Es ist vergiftet«, sagte sie ungläubig. »Das ... das muß Wasser aus der Quelle sein, an der wir vorbeigekommen sind. Daniel hat sie alle verseuchen lassen.«

»Ja«, sagte Arson düster. »Ich weiß. Und Stan ist daran gestorben.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Kyle.

»Er nicht.«

»Aber das ist doch nicht möglich!« protestierte Net. »Ich kenne dieses Gift. Es tötet einen Menschen innerhalb weniger Stunden!«

»Einen Menschen vielleicht«, sagte Bart. »Aber ich schätze, unser Freund hier ist kein Mensch.«

»Das stimmt«, sagte Kyle und sprang Bart mit übermenschlicher Schnelligkeit an, und der Shark feuerte beinahe noch schneller seinen Laser ab.

8

Der Tag war fast vorbei, ehe sie sich wieder dem Versteck der Rebellen näherten. Sie hatten länger für den Rückweg gebraucht, als Charity vorher geglaubt hatte. Einmal waren sie einer Patrouille der gewaltigen Käferkreaturen nur noch mit Mühe und Not entkommen, und dreimal hatten sie sich in den Ruinen verstecken müssen, bis ein Zug der gewaltigen Geschöpfe an ihnen vorüber war. Dafür hatten sie auch auf dem Weg aus der Stadt heraus so gut wie keinen Menschen getroffen. Angellica hatte keineswegs übertrieben - die Stadt hielt im wahrsten Sinne des Wortes den Atem an vor Angst.

Charity hatte kein gutes Gefühl, und das lag nicht nur an der Präsenz der Moroni-Reiter. Aber sie konnte es drehen oder wenden, wie sie wollte - ihre Expedition in die Stadt war ein kompletter Fehlschlag gewesen.

Mit ein paar weit ausgreifenden Schritten holte sie zu Kent und Lydia auf und ergriff den jungen Rebellen am Arm; so rasch und so grob, daß er nicht einmal auf den Gedanken kam, sich loszureißen, sondern sie nur überrascht anstarrte.

»Ich muß mit dir reden«, sagte sie. »Jetzt.«

Kent starrte sie an und schwieg. Gurk und Skudder sahen überrascht auf, enthielten sich aber jeden Kommentars und gingen weiter. »Was ist los mit dir?« fragte Charity geradeheraus. »Wenn du das Gefühl hast, irgend etwas mit mir klären zu müssen, sollten wir das jetzt tun.«

»Auf der Stelle, wie?« Kent riß sich los und funkelte sie an. »Solange wir allein sind.«

»Ganz recht«, antwortete Charity. »Oder brauchst du Verstärkung, um mit einer Frau fertig zu werden?«

Kent wollte auffahren, schüttelte aber dann nur den Kopf und murmelte etwas, das Charity nicht verstand. Dann geschah etwas Seltsames - der Zorn in seinem Blick erlosch, und mit einemmal wirkte er fast verlegen.

»Entschuldige«, sagte er. »Es tut mir leid. Ich habe mich reichlich blöd benommen.«

»Das hast du«, sagte Charity. Aber sie lächelte bei diesen Worten, und sie spürte, daß Kent sie ihr nicht übelnahm.

»Es wäre Selbstmord, das Shaitaan anzugreifen«, sagte sie.

»Ich dachte, deswegen wären wir losgegangen«, antwortete Kent.

»Aber nicht einfach so, ohne Plan, ohne Ausrüstung und allein.« Sie deutete - schon beinahe wieder zornig - auf Skudder und Gurk, die ein Stück weitergegangen und dann stehengeblieben waren. »Wenn jemand in dieses Ding geht, dann Skudder und ich«, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Das hier ist unser Spiel, Kent - nicht deines.«

»Ach«, sagte er. »Ich dachte, ihr wärt zu uns gekommen, weil ihr Hilfe braucht.«

Im stillen verfluchte sie sich für ihre eigenen Worte. Verdammt - sie kannte Kent noch nicht sehr lange, aber sie kannte ihn auf der anderen Seite lange genug, um zu wissen, daß sie so nicht mit ihm reden konnte. Ganz egal, ob sie recht hatte oder nicht.

»Das sind wir auch«, antwortete Charity, so ruhig sie konnte. »Ich...« Sie brach wieder ab, seufzte und schwieg ein paar Sekunden. »Tut mir leid«, sagte sie. »Jetzt habe ich mich blöd benommen. Ich würde sagen, wir sind quitt - okay?«

Nein, es war nicht okay, wie Kents Blick bewies. Er sagte nichts.

»Kent«, sagte sie geduldig. »Es tut mir leid. Ich ... ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst - wirklich. Ihr kämpft seit Jahren gegen die Moroni, und jetzt ...«

»...kommt ihr und zeigt uns, daß wir nichts als Idioten waren«, unterbrach Kent sie. Er lachte bitter. »Das wolltest du doch sagen, oder?«

Charity hätte es anders ausgedrückt, aber sie widersprach nicht.

»Verdammt«, sagte Kent plötzlich. »Natürlich hast du recht - ich weiß so gut wie du, daß wir nicht einfach in dieses ... Ding hineinstürmen und es erobern können. Aber du ...«

»Ihr wußtet es nicht besser«, sagte Charity sanft, als Kent abermals stockte. Sie verstand nur zu gut, was in dem jungen Mann vorging - und sie machte sich selbst Vorwürfe, es nicht gleich besser gewußt zu haben. Im Grunde waren Kent und seine Freunde keine Rebellen - sie waren es nie gewesen, und spätestens seit dem Gespräch mit Angellica mußte auch ihm das klargeworden sein. Sie hatten ein bißchen Guerilla gespielt, das war alles - und selbst das nur, weil Moron es ihnen erlaubte.

»Ihr hattet nie die Chance, euch wirklich zu wehren«, fuhr sie fort.

»Was hätten wir denn tun sollen?« fragte Kent bitter. »Ab und zu einen Reiter erschießen und zusehen, wie sie dafür hundert von uns umbringen? Oder das Shaitaan angreifen und darauf warten, daß sie diese ganze verdammte Stadt in die Luft jagen?«