Es war nur der Schmerz, der sie wach hielt. Jeder Atemzug tat weh. Ihre gebrochene Rippe bohrte sich wie ein Messer tief in ihren Körper, und Charity verbrachte Minuten damit, einfach nur dazuliegen und zu atmen.
Als die Schmerzen allmählich abklangen, öffnete sie die Augen.
Der Anblick war fast enttäuschend. Kein fremder Planet mit fünf roten Sonnen, dachte Charity sarkastisch, sondern nur ein schmutziger Raum. Sie lag auf dem Rücken in einer niedrigen, quadratischen Kammer aus rostrotem Eisen, die gerade groß genug war, den Transmitterring aufzunehmen. Auf einer Seite gab es einen Ausgang, durch den Licht von sonderbarer falscher, unangenehmer Farbe hereinfiel. Net hockte wenige Schritte neben ihr, zusammengekauert und mit fast irre flackerndem Blick und zitternd vor Angst, und das zweite, was sie sah, war Gurks zerknittertes Gesicht.
Dann beugte sich Skudder über sie; in seinem Gesicht stand nackte Angst.
»Alles in Ordnung?« fragte er.
»Nein«, sagte Charity gepreßt. »Aber ich lebe noch - oder?«
Ernst blickte sie Gurk an, der diesmal nicht mit einem Grinsen oder einer dummen Bemerkung darauf antwortete, sondern ihren Blick ebenso ernst erwiderte.
»Wir leben alle noch«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, wie lange.«
»Was soll das heißen?« fragte Skudder. »Du ...«
»Laß ihn in Ruhe, Skudder«, unterbrach ihn Charity. Sie deutete mit einer Kopfbewegung zum Ausgang der winzigen Kammer. »Sieh lieber nach, wo wir sind - und wer sich dort draußen herumtreibt, okay?«
Skudders Blick machte deutlich, daß er das für ganz und gar nicht okay hielt - aber er widersprach nicht, sondern drehte sich mit einem Ruck um und ging zur Tür.
Charity beugte sich vorsichtig über Net. Das Gesicht der jungen Wastelanderin hatte alle Farbe verloren, und ihre Augen flackerten wie die einer Wahnsinnigen. Charity streckte die Hand nach ihr aus und führte die Bewegung nicht zu Ende.
»Was hat sie?« fragte sie, an Gurk gewandt.
»Nichts«, antwortete der Gnom. »Sie wird sich erholen.« Er deutete auf das schwarze Wabern im Inneren des Transmitters. »Jeder erlebt dort drinnen etwas anderes. Und es ist nicht für alle angenehm. Aber sie kommt darüber hinweg. Laß sie einfach eine Weile in Ruhe.«
»In Ruhe?« Auch Charity sah den Transmitterring an. »Ich fürchte, das wird nicht klappen«, sagte sie. »Der Megamann weiß, wo wir sind.«
»Das macht nichts«, behauptete Gurk. »Er wird uns nicht folgen. Nicht hierher.«
Skudder hatte die Tür erreicht und blieb stehen, und obwohl Charity nicht einmal direkt in seine Richtung blickte, sah sie doch, wie er jäh zusammenzuckte. Alarmiert richtete sie sich auf und trat neben ihn. Grünes, unangenehmes Licht blendete sie, und ein feuchtwarmer Hauch streifte ihr Gesicht.
»Großer Gott!« flüsterte Skudder.
»Was ist das!«
Ende des dritten Teils
Der vierte Band von
WOLFGANG HOHLBEINS
neuer großer Science-Fiction-Serie um eine junge Frau im Kampf gegen die Gefahr aus den Weltall
IN DEN RUINEN VON PARIS
Nur durch einen Sprung in den Materietransmitter konnte Charity, die beste Frau der Space Force, ihren Verfolgern entkommen.
Wider Erwarten landen sie und ihr Gefährte Skudder nicht Lichtjahre entfernt auf einem fremden Stern., sondern in den Ruinen von Paris.
Die einstmals schönste Stadt der Welt gleicht einem riesigen Heerlager, in dem die Megakrieg er der Außerirdischen ausgebildet werden.
Zwischen den Ruinen proben sie die gnadenlose Jagd auf Menschen.
Doch ausgerechn et hier, unter den gefährlichsten Kriegern des Universums, will Charity einen Aufstand gegen die Besatzer anzetteln.
WOLFGANG HOHLBEIN gehört zu den erfolgreichsten deutschen Fantasy-Autoren. Mit seiner Serie um die Raumpilotin Charity Laird beweist er, daß er auch rasante, packende SF zu schreiben versteht.