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»Sie werden innerhalb der nächsten zwei Tage in den Ebenen sein. Ihr Ziel ist nach unseren Spionen die Festung Zaman, wo sie planen, ihr Hauptquartier zu errichten. Wir haben dort eine kleine Garnison, die eine Scheinniederlage inszenieren, sich dann zurückziehen und sie dabei hoffentlich ins Freie locken wird.«

»Zaman«, murmelte Kharas und kratzte sich am Kiefer, da er nicht mehr an seinem Bart ziehen konnte. Unvermittelt tat er einen Schritt nach vorn. »Lehnsherr, ich kann dir einen Plan unterbreiten, der diesen Krieg mit einem Minimum an Blutvergießen beenden wird, wenn du mir zuhörst und mir einen Versuch erlaubst.«

»Ich höre zu«, sagte Dunkan zweifelnd; sein Gesicht legte sich in strenge, harte Linien.

»Gib mir eine sorgsam ausgewählte Gruppe von Männern, Lehnsherr, und ich werde es in die Hand nehmen, diesen Zauberer, diesen Fistandantilus, zu töten. Wenn er tot ist, werde ich diese Schriftrolle seinem General und unseren Verwandten zeigen. Dann werden sie sehen, daß sie betrogen worden sind. Sie werden die Macht unserer Armee sehen, die sich gegen sie versammelt hat. Sie müssen dann einfach kapitulieren!«

»Und was sollen wir mit ihnen machen, wenn sie wirklich kapitulieren?« fragte Dunkan verärgert, obgleich er den Plan in Erwägung zog, während er sprach. Die anderen Lehnsherren hatten aufgehört, in ihre Bärte zu murmeln, und sahen einander jetzt an.

»Gib ihnen Pax Tarkas, Lehnsherr«, sagte Kharas, dessen Eifer wuchs. »Natürlich jenen, die dort leben wollen. Unsere Verwandten werden zweifellos wieder in ihre Heimat zurückkehren. Wir könnten ihnen einige Zugeständnisse machen – einige wenige«, fügte er hastig hinzu, als er Dunkans Gesicht sich verdunkeln sah. »Das könnte mit den Kapitulationsbedingungen ausgehandelt werden. Aber es würde Zuflucht und Schutz für die Menschen und unsere Verwandten während der Winterzeit bedeuten – sie könnten in den Minen arbeiten...«

»Dieser Plan liegt im Bereich des Möglichen«, murmelte Dunkan nachdenklich. »Wenn du erst einmal in der Wüste bist, könntest du dich in den Erdwällen verstecken...«

Er verstummte und dachte nach. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Aber es ist ein gefährliches Vorhaben, Kharas. Und es kann alles für nichts sein. Selbst wenn es dir gelingt, den Schwarzen zu töten – und ich erinnere dich daran, daß er ein überaus mächtiger Zauberer sein soll —, besteht die Möglichkeit, daß du getötet wirst, bevor du mit diesem General Majere sprechen kannst. Es wird gemunkelt, daß er der Zwillingsbruder des Zauberers ist!«

Kharas lächelte müde, seine Hand ruhte noch an seinem glattrasierten Kiefer. »Das ist ein Risiko, das ich gern auf mich nehme, Lehnsherr, wenn es bedeutet, daß keine weiteren Verwandten durch seine Hände sterben.«

Dunkan funkelte ihn an, dann rieb er über seinen geschwollenen Kiefer und seufzte schwer. »Na schön«, sagte er. »Es sei dir überlassen. Wähle deine Männer sorgfältig aus. Wann willst du aufbrechen?«

»Heute abend, Lehnsherr, mit deiner Erlaubnis.«

»Die Tore des Gebirges werden sich für dich öffnen und dann wieder geschlossen werden. Ob sie sich wieder öffnen, um dich siegreich einzulassen oder um die bewaffnete Macht der Bergzwerge hinauszulassen, wird von dir abhängen, Kharas. Möge Reorx’ Flamme auf deinem Hammer glänzen.«

Kharas verbeugte sich, drehte sich um und ging aus der Halle. Jetzt war sein Schritt schneller und schwungvoller als bei seinem Eintreten.

»Da geht einer dahin, dessen Verlust wir uns nicht leisten können«, sagte einer der Lehnsherren.

»Er war für uns schon von Anfang an verloren«, sagte Dunkan barsch. Aber sein Gesicht war verhärmt und von Trauer gezeichnet, als er brummte: »Wir müssen jetzt für den Krieg planen.«

8

»Schon wieder kein Wasser«, stellte Caramon ruhig fest.

Regar blickte finster. Obgleich die Stimme des Generals bar jeden Vorwurfs war, wußte der Zwerg, daß er verantwortlich gemacht wurde. Die Erkenntnis, daß es größtenteils seine Schuld war, half auch nicht weiter.

»Ungefähr einen halben Tagesmarsch von hier stoßen wir auf ein weiteres Wasserloch«, knurrte Regar; sein Gesicht wurde steinhart. »In den alten Zeiten gab es sie hier überall wie Pockennarben.«

Caramon sah sich um. So weit sein Auge reichte, gab es nichts – keinen Baum, keinen Vogel, nicht einmal Gestrüpp. Nichts als endlose Meilen von Sand und hier und dort verstreut seltsame, kuppelförmige Erdwälle. In der Ferne schwebten die dunklen Schatten des Gebirges von Thorbadin.

Die Armee des Fistandantilus war am Verlieren, bevor die Schlacht überhaupt begonnen hatte.

Nach einem tagelangen Gewaltmarsch waren sie endlich aus dem Gebirgspaß von Pax Tarkas herausgekommen und befanden sich jetzt in der Ebene von Dergod. Der Nachschub hatte sie noch nicht eingeholt, und aufgrund ihres schnellen Tempos sah es aus, als ob es noch über eine Woche dauern würde, bis die schwerfälligen Wagen sie fanden.

Raistlin wies die Offiziere der Armee darauf hin, daß Eile vonnöten sei, und obgleich Caramon seinem Bruder offen widersprach, unterstützte Regar den Erzmagier, und es gelang ihm, die Barbaren auf ihre Seite zu ziehen.

Wieder blieb Caramon nichts anderes übrig, als mitzumachen. Und so brach die Armee vor der Morgendämmerung auf, marschierte mit nur einer kleinen Rast am Mittag und setzte den Marsch bis zum Zwielicht fort. Dann hielten sie an und errichteten ein Lager, solange es noch hell genug war, um etwas zu sehen.

Die Armee wirkte beileibe nicht siegreich. Verschwunden waren die Kameradschaft, der Spaß, das Gelächter, die Spiele am Abend. Verschwunden war das Singen am Tag; sogar die Zwerge hatten mit ihrem aufwühlenden Gesang aufgehört und zogen es vor, ihren Atem für den ermüdenden Marsch Meile um Meile aufzusparen.

In der Nacht fielen die Männer praktisch dort zu Boden, wo sie standen, aßen ihre mageren Rationen und schliefen sofort erschöpft ein, bis sie am nächsten Tag von den Feldwebeln mit Tritten geweckt wurden.

Die Stimmung war schlecht. Es gab Gemurre und Klagen, besonders als die Lebensmittel sich dem Ende zuneigten. Im Gebirge war das kein Problem gewesen. Dort hatte es genügend Wild gegeben. Aber in den Ebenen waren sie die einzigen Lebewesen, so wie Caramon es vorausgesagt hatte. Sie lebten von ungesäuertem Brot und Trockenfleisch, das auf zwei Stücke am Tag beschränkt war – morgens und abends. Und Caramon wußte, daß auch diese kleine Menge noch einmal geteilt werden mußte, wenn der Nachschub sie nicht bald einholte.

Aber der General hatte noch andere Probleme, von denen zwei besonders kritisch waren. Ein Problem war der Mangel an frischem Wasser. Regar hatte ihm zwar mitgeteilt, daß es in den Ebenen Wasserlöcher gebe, aber die zwei ersten, auf die sie gestoßen waren, waren ausgetrocknet. Erst dann hatte der alte Zwerg mürrisch zugegeben, daß er das letzte Mal in den Ebenen vor der Zeit der Umwälzung gewesen war. Caramons anderes Problem war die sich schnell verschlechternde Beziehung zwischen den Verbündeten.

Bestenfalls immer nur fadenscheinig, riß das Bündnis jetzt an allen Nähten auseinander. Die Menschen aus dem Norden gaben den Zwergen und den Barbaren die Schuld für ihre derzeitigen Probleme, da sie den Zauberer unterstützt hatten.

Die Barbaren ihrerseits waren niemals zuvor in den Bergen gewesen. Jetzt, da sie das gigantische Gebirge von Thorbadin am südlichen Horizont aufragen sahen, begannen sie zu denken, daß alles in der Welt nicht so schön wie das flache Grasland ihrer Heimat sei. Mehr als einmal sah Caramon ihre dunklen Augen nach Norden schweifen, und er wußte, daß er eines Morgens aufwachen und feststellen würde, daß sie verschwunden waren.

Die Zwerge ihrerseits betrachteten die Menschen als feige Schwächlinge, die sofort heulend nach Hause zur Mutter liefen, sobald die Dinge ein wenig schwierig wurden. Folglich wurde das Fehlen von Essen und Trinken als geringfügige Störung abgetan. Über den Zwerg, der es wagte anzudeuten, daß er durstig sei, fielen unverzüglich seine Kameraden her.