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Tolpan wich langsam von Raistlin zurück. »Ich... ich hoffe, die Magier werden nicht böse sein. Gnimsch hat es eigentlich nicht repariert. Das wirst du doch Par-Salian sagen, nicht wahr, Raistlin? Ich wollte nicht in Schwierigkeiten geraten – nun, nicht in weitere Schwierigkeiten mit ihm, als ich ohnehin schon bin. Wir haben mit dem Gerät nichts angestellt. Gnimsch hat es lediglich wieder zusammengesteckt – so wie es vorher war, damit es funktionierte.«

»Er hat es wieder zusammengebaut?« beharrte Raistlin mit dem gleichen seltsamen Ausdruck in den Augen.

»Ja.« Mit einem schwachen Grinsen ging Tolpan zurück und stieß Gnimsch in die Rippen, gerade als der Gnom sprechen wollte. »Wieder zusammengebaut.«

»Aber, Tolpan...«, begann Gnimsch laut. »Weißt du nicht mehr, was geschehen ist? Ich...«

»Halt den Mund!« flüsterte Tolpan. »Und überlaß mir das Reden. Wir sind hier in großen Schwierigkeiten! Magiern gefällt es nicht, wenn man an ihren Geräten herumpfuscht, auch wenn man sie verbessert! Ich bin sicher, daß ich Par-Salian das verständlich machen kann, wenn ich ihn wiedersehe. Er wird zweifellos erfreut sein, daß du es repariert hast. Immerhin muß es für sie schon sehr lästig gewesen sein, daß man mit dem Gerät immer nur eine Person transportieren kann. Ich bin sicher, Par-Salian wird das verstehen, aber ich erzähle ihm das lieber selber – wenn du verstehst, was ich meine. Raistlin ist irgendwie... nun ja, nervös bei solchen Sachen. Ich glaube nicht, daß er es versteht, und außerdem ist jetzt nicht die Zeit zu Erklärungsversuchen.«

Gnimsch, zweifelnd auf Raistlin blickend, erbebte und rückte näher zu Tolpan. »Er sieht mich an, als ob er mich umstülpen wollte!« murmelte er.

»So sieht er jeden an«, flüsterte Tolpan zurück. »Du wirst dich schon daran gewöhnen.«

Niemand sprach. In der überfüllten Zelle stöhnte einer der kranken Zwerge auf und schrie im Delirium. Tolpan sah unbehaglich nach ihnen, dann nach Raistlin. Der Zauberer starrte wieder den Gnom an, der seltsame, bittere, gedankenverlorene Ausdruck lag immer noch auf seinem blassen Gesicht.

»Das ist wirklich alles, was ich dir jetzt erzählen kann, Raistlin«, sagte Tolpan laut. »Können wir jetzt gehen? Wirst du uns hier wegzischen, so wie du es mit mir in Istar gemacht hast? Das hat sehr viel Spaß gemacht und...«

»Gib mir das Gerät«, befahl Raistlin.

Aus irgendeinem Grund – vielleicht lag es an dem Blick des Magiers, oder vielleicht war es die kalte Feuchtigkeit in den unterirdischen Verliesen – begann Tolpan zu zittern. Gnimsch, der das Gerät in der Hand hielt, sah Tolpan fragend an.

»Würde es dich stören, wenn wir es noch eine Weile aufbewahren?« begann Tolpan. »Ich werde es bestimmt nicht verlieren...«

»Gib mir das Gerät.« Raistlins Stimme war sanft.

Tolpan schluckte wieder. Er hatte einen komischen Geschmack im Mund. »Du... du gibst es ihm lieber, Gnimsch.«

Der Gnom, der verwirrt blinzelte und offensichtlich bemüht war herauszufinden, was eigentlich vor sich ging, starrte Tolpan fragend an.

»Es wird alles gut werden«, sagte Tolpan und versuchte zu lächeln, obgleich sein Gesicht plötzlich ganz steif wurde. »Raistlin ist ein Freund von mir, verstehst du? Er wird es sicher aufbewahren...«

Achselzuckend drehte sich Gnimsch um und tat ein paar schlurfende Schritte nach vorn; er hielt das Gerät in seiner Handfläche. Der Anhänger sah im düsteren Fackellicht uninteressant aus.

Raistlin streckte die Hand aus und ergriff das Gerät. Er musterte es scharf, dann ließ er es in eine Geheimtasche seiner schwarzen Roben gleiten. »Komm zu mir, Tolpan«, sagte er freundlich und winkte ihn zu sich.

Gnimsch stand immer noch vor Raistlin und starrte untröstlich auf die Tasche, in der das Gerät verschwunden war. Tolpan ergriff den Gnom an den Bändern seiner Lederschürze und zog ihn von dem Magier weg. Dann umklammerte er die Hand von Gnimsch und sah auf.

»Wir sind bereit, Raistlin«, sagte er strahlend. »Zisch uns weg! Donnerwetter, Caramon wird überrascht sein...«

»Ich sagte, komm her, Tolpan«, wiederholte Raistlin mit sanfter Stimme. Seine Augen waren auf den Gnom gerichtet.

»O Raistlin, du wirst ihn doch nicht hier lassen?« jammerte Tolpan. Er ließ die Hand des Gnoms fallen und tat einen Schritt.

»Wenn du das nämlich tust, bleibe ich auch hier. Ich meine, er kommt hier niemals allein heraus. Und er hat eine so wunderbare Idee für einen mechanischen Aufzug...«

Raistlins Hand packte Tolpan am Arm und zog ihn an seine Seite. »Nein, ich werde ihn hier nicht zurücklassen, Tolpan.«

»Siehst du? Er wird uns zu Caramon zischen. Diese Magie macht wahnsinnig viel Spaß«, begann Tolpan, drehte sich zu Gnimsch um und versuchte zu grinsen, obwohl die kräftigen Finger des Magiers ihm weh taten. Aber beim Anblick von Gnimsch schwand Tolpans Grinsen.

Der Gnom stand jetzt allein da. Er sah völlig verwirrt und bemitleidenswert aus und hielt immer noch Tolpans Taschentuch in einer Hand.

Tolpan wand sich. »Gnimsch, bitte, es wird alles gut werden. Ich sagte dir doch, Raistlin ist mein Freund.«

Mit einer Hand Tolpan am Kragen festhaltend, erhob der Erzmagier die andere, zeigte auf den Gnom und begann leise zu singen: »Ast kiranann kair...«

Entsetzen packte Tolpan. Er hatte diese magischen Worte schon früher gehört. »Nein!« kreischte er. Er wirbelte herum und sah in Raistlins Augen. »Nein!« kreischte er wieder und schlug mit seinen kleinen Händen auf den Magier ein.

»Gardurm Sotharn/Suh kali Jalaran!« beendete Raistlin seinen Sang.

Tolpan, dessen Hände immer noch Raistlins schwarze Roben umklammert hielten, hörte, wie es in der Luft zu zischen begann. Er beobachtete, wie Flammenblitze aus den Fingern des Magiers direkt auf Gnimsch zuschossen. Die Blitze schlugen in die Brust des Gnoms. Die schreckliche Energie hob seinen kleinen Körper hoch und schleuderte ihn zurück, ließ ihn gegen eine Steinwand prallen.

Gnimsch fiel, ohne einen Laut von sich zu geben, auf den Boden. Rauch stieg aus seiner Lederschürze empor. Es roch süßlich nach verbranntem Fleisch. Die Hand hielt immer noch das Taschentuch des Kenders, sie zuckte kurz auf, und dann lag sie still.

Tolpan konnte sich nicht bewegen. Seine Hände hielten immer noch Raistlins Roben fest.

»Komm mit, Tolpan«, sagte Raistlin.

Tolpan drehte sich um und sah zu Raistlin auf. »Nein«, flüsterte er und versuchte, sich von Raistlins festem Griff zu lösen. Dann schrie er gequält auf: »Du hast ihn umgebracht! Warum? Er war mein Freund!«

»Meine Gründe behalte ich für mich«, antwortete Raistlin, während er den Kender festhielt. »Jetzt kommst du mit mir.«

»Nein, werde ich nicht!« schrie Tolpan. »Du bist nicht interessant oder aufregend – du bist böse wie die Hölle! Ich gehe nirgendwohin mit dir! Niemals! Laß mich los!« Von Tränen blind, tretend und wild um sich fuchtelnd, schlug er auf Raistlin ein.

Die Dewaren begannen vor Panik zu schreien und erregten die Aufmerksamkeit der Zwerge in den anderen Zellen. Kreischend drängten sich diese an die Gitterstangen und versuchten zu sehen, was vor sich ging.

Mit kaltem Gesicht legte Raistlin eine Hand auf Tolpans Stirn und sprach schnell einige Worte. Der Körper des Kenders entspannte sich sofort. Bevor er zu Boden fiel, sprach Raistlin wieder, und die zwei waren auf einmal verschwunden. Die verblüfften Dewaren starrten mit offenen Mündern auf den leeren Platz und den Leichnam des Gnoms, der in der Ecke lag.

Eine Stunde später ging Kharas zu dem Zellenblock, wo die Dewaren gefangengehalten wurden, nachdem er mühelos seiner eigenen Gefangenschaft entronnen war. Grimmig schritt er durch die Gänge.

»Was ist los?« fragte er einen Wächter. »Es ist so still hier.«

»Ah, es gab vorhin eine Art Aufstand«, brummte der Wächter. »Wir konnten aber nicht herausfinden, was der Grund war.«

Kharas sah sich scharf um. Die Dewaren starrten zurück, aber nicht mit Haß, sondern mit Argwohn und sogar mit Angst.

Seine Sorge wuchs, denn er spürte, daß etwas Entsetzliches geschehen sein mußte, und er beschleunigte seinen Schritt. Als er die letzte Zelle erreichte, spähte er hinein.