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»Ich nehme an, es hat viel Geld gekostet, dass der König nicht gegen das Bürgerheer einschreitet.«

Guillem nickte.

»Danke«, sagte Arnau.

Die beiden Männer sahen sich an.

»Und du?«, sagte Arnau schließlich, um den Bann zu brechen. »Wie ist es dir in den vergangenen Jahren ergangen?«

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als die drei zu der Felucke wateten. Zuvor hatten sie dem Kapitän durch Zeichen zu verstehen gegeben, dass er in die Bucht kommen solle. Arnau und Guillem gingen an Bord.

»Einen Moment noch«, bat Mar.

Das Mädchen wandte sich zu der Bucht um und betrachtete die Hütte. Was erwartete ihn nun? Öffentliche Buße, Elionor …

Mar blickte zu Boden.

»Mach dir keine Gedanken wegen ihr.« Arnau streichelte ihr tröstend übers Haar. »Wenn nichts mehr zu holen ist, wird sie uns nicht weiter behelligen. Der Palast in der Calle de Monteada ist Teil meines Vermögens, gehört also nun der Inquisition. Ihr bleibt nur noch Montbui. Sie wird dort bleiben müssen.«

»Die Burg«, sagte Mar leise. »Wird sie ihr von der Inquisition überlassen?«

»Nein. Die Burg und das Land wurden uns vom König zur Hochzeit geschenkt. Die Inquisition kann sie nicht als mein Vermögen konfiszieren.«

»Die Bauern tun mir leid«, murmelte Mar und erinnerte sich an den Tag, an dem Arnau die Leibeigenschaft abgeschafft hatte.

Niemand erwähnte Mataró oder den Hof Felip de Ponts.

»Wir werden uns schon irgendwie durchschlagen«, erklärte Arnau schließlich.

»Was redest du da?«, unterbrach ihn Guillem. »Ihr werdet so viel Geld haben, wie ihr braucht. Wenn ihr wolltet, könnten wir sogar den Palast in der Calle Monteada zurückkaufen.«

»Es ist dein Geld«, widersprach Arnau.

»Es ist unser Geld. Ich habe niemanden außer euch beiden. Was soll ich mit dem Geld anfangen, das ich deiner Großzügigkeit verdanke? Es gehört euch.«

»Nein, nein«, wehrte Arnau ab.

»Ihr seid meine Familie. Mein kleines Mädchen … und der Mann, dem ich meine Freiheit und meinen Reichtum zu verdanken habe. Bedeutet das, dass ihr mich nicht in eurer Familie haben wollt?«

Mar legte ihre Hand auf Guillems Arm. Arnau kam ins Stottern: »Nein, nein … Das wollte ich damit nicht sagen … Natürlich bist du …«

»Nun, und das Geld kommt mit mir«, fiel Guillem ihm erneut ins Wort. »Oder willst du, dass ich es der Inquisition überlasse?«

Arnau musste lachen.

»Und ich habe große Pläne«, setzte Guillem hinzu.

Mar sah noch immer zur Bucht zurück. Eine Träne rollte über ihre Wange, benetzte ihre Lippen und verschwand in ihrem Mundwinkel. Nun ging es zurück nach Barcelona. Zu einer ungerechten Strafe, der Inquisition, zu Joan, der seinen Bruder verraten hatte … Und zu einer Ehefrau, die sie verachtete und die sie doch nicht loswurde.

59

Guillem hatte ein Haus im Ribera-Viertel gemietet. Er vermied jeden Luxus, doch das Haus war groß genug für sie drei. Und mit einem Zimmer für Joan, dachte Guillem, als er die entsprechenden Anweisungen gab. Arnau wurde herzlich von den Menschen im Hafen empfangen, als er von Bord der Felucke ging. Doch einige Händler, die den Transport ihrer Waren überwachten oder auf dem Weg zur Börse waren, grüßten ihn lediglich mit einem knappen Kopfnicken.

»Ich bin nicht mehr reich«, bemerkte er zu Guillem, während er, nach allen Seiten grüßend, weiterging.

»Wie sich Neuigkeiten herumsprechen«, entgegnete dieser.

Arnau hatte gesagt, dass er gleich nach der Ankunft nach Santa María wollte, um der Jungfrau für seine Befreiung zu danken. Aus seinen konfusen Träumen war irgendwann klar und deutlich das kleine Gnadenbild erstanden, das über den Köpfen der Menge schwankte, während er von den Ratsherren der Stadt davongetragen wurde. Doch an der Ecke der Straßen Canvis Vells und Canvis Nous verlangsamte er seine Schritte. Die Tür und die Fenster seines Hauses, seiner Wechselstube, standen weit offen. Davor drängte sich ein Häuflein Schaulustiger, die zur Seite traten, als sie Arnau kommen sahen. Er ging nicht hinein. Die drei erkannten einige Möbel und Gegenstände wieder, die von Beamten der Inquisition auf einen Wagen geladen wurden, der vor der Tür stand. Da war der lange Tisch, der über den Karren hinausragte und mit Stricken festgebunden war, die rote Tischdecke, die Zange zum Zerbrechen des Falschgeldes, der Abakus, die Schatullen …

Arnaus Blick fiel auf eine schwarz gekleidete Gestalt, die eine Liste der Gegenstände erstellte. Der Dominikaner hörte auf zu schreiben und sah ihn an. Die Leute verstummten. Arnau erkannte die Augen wieder: Sie hatten ihn während der Verhöre von dem Platz gleich neben dem Bischof angestarrt.

»Geier«, murmelte er.

Es war sein Besitz, seine Vergangenheit. Niemals hätte er gedacht, dass er einmal bei der Plünderung seines Hauses zusehen würde. Er hatte nie viel auf Besitz gegeben, doch es war ein ganzes Leben, das dort weggetragen wurde.

Mar merkte, wie Arnaus Hand feucht wurde.

Jemand aus den hinteren Reihen buhte den Mönch aus. Sofort stellten die Inquisitionsbeamten ihre Lasten ab und zogen ihre Schwerter. Drei weitere Soldaten kamen aus dem Haus, die Waffen bereits in den Händen.

»Sie werden sich nicht noch einmal vom Volk demütigen lassen«, bemerkte Guillem. Dann zog er Mar und Arnau schnell weiter.

Die Soldaten gingen auf die Schaulustigen los, die in alle Richtungen davonstoben. Arnau ließ sich von Guillem wegführen, während er unverwandt zu dem Karren zurücksah.

Der Besuch in Santa María fiel aus, weil die Soldaten die Leute bis vor die Kirche verfolgten. Die drei gingen rasch um den Bau herum zur Plaza del Born und von dort zu ihrem neuen Haus.

Die Nachricht von Arnaus Rückkehr sprach sich in der Stadt herum. Die Ersten, die bei ihm erschienen, waren mehrere Missatges des Seekonsulats. Der Hauptmann wagte es nicht, Arnau ins Gesicht zu sehen. Er sprach ihn mit seinem Ehrentitel an, doch er musste ihm das Schreiben überbringen, mit dem der Rat der Hundert ihn seines Amtes enthob.

»Es war eine Ehre, für Euch zu arbeiten«, sagte er.

»Die Ehre war ganz meinerseits«, antwortete Arnau. »Sie wollen keinen armen Seekonsul«, sagte er zu Guillem und Mar, als der Hauptmann und die Soldaten gegangen waren.

»Darüber müssen wir noch sprechen«, bemerkte Guillem, doch Arnau schüttelte den Kopf.

Viele andere suchten Arnau in seinem neuen Haus auf. Einige, wie den Zunftmeister der Bastaixos, bat Arnau hinein. Die einfachen Leute beschränkten sich darauf, ihm durch die Dienstboten, die ihnen öffneten, die besten Wünsche ausrichten zu lassen.

Am zweiten Tag kam Joan. Seit er von Arnaus Ankunft in Barcelona erfahren hatte, fragte er sich, was Mar ihm erzählt haben mochte. Als er die Ungewissheit nicht länger ertrug, beschloss er, sich seinen Ängsten zu stellen und seinen Bruder aufzusuchen.

Arnau und Guillem erhoben sich vom Tisch, als Joan das Esszimmer betrat. Mar blieb sitzen.

»Du hast den Leichnam deines Vaters verbrannt!« Arnau hatte versucht, nicht daran zu denken, doch als er Joan sah, klang ihm erneut die Anschuldigung Nicolau Eimerics in den Ohren.

In der Tür zum Esszimmer stehend, stammelte Joan einige Worte. Dann ging er mit gesenktem Kopf auf Arnau zu.

Arnau kniff die Augen zusammen. Er kam, um sich zu entschuldigen. Wie konnte sein Bruder …?

»Wie konntest du das tun?«, brach es aus ihm heraus, als Joan vor ihm stand.

Joan sah von Arnaus Füßen auf und warf einen Blick in Richtung Mar. Hatte sie ihn noch nicht genug gestraft? Musste er selbst Arnau erzählen …? Doch das Mädchen sah überrascht aus.

»Was willst du hier?«, fragte Arnau mit schneidender Stimme.

Joan suchte verzweifelt nach einem Vorwand.

»Die Zeche im Gasthof muss bezahlt werden«, hörte er sich selbst sagen.

Arnau winkte ab und kehrte ihm den Rücken zu.

Guillem rief einen Diener herbei und übergab ihm eine Geldbörse.