Den Juden Hasdai Crescas gab es wirklich, ebenso einen gewissen Bernat Estanyol, Hauptmann der Almogavaren. Bei der Wahl des zweiten Namens handelt es sich um eine zufällige Übereinstimmung, der Erstere wurde bewusst ausgewählt, doch sein Leben und sein Beruf als Geldwechsler sind eine Erfindung des Autors. 1391, sieben Jahre nach der offiziellen Einweihung von Santa María und mehr als hundert Jahre, bevor die Katholischen Könige die Vertreibung der Juden aus ihren Königreichen anordneten, wurde das Judenviertel Barcelonas vom Volk gestürmt, seine Bewohner wurden getötet. Wer mehr Glück hatte, etwa weil es ihm gelungen war, in ein Kloster zu fliehen, wurde gezwungen zu konvertieren. Nachdem das Judenviertel der Stadt völlig zerstört, seine Häuser abgerissen und an ihrer Stelle Kirchen errichtet worden waren, versuchte König Juan, besorgt wegen der finanziellen Einbußen, die das Verschwinden der Juden für die königlichen Schatullen bedeutete, seine jüdischen Untertanen zur Rückkehr nach Barcelona zu bewegen. Er versprach Steuerbefreiungen, solange die Gemeinde nicht mehr als zweihundert Mitglieder zählte, und befreite sie von Pflichten wie etwa jener, ihre Betten und Möbel zur Verfügung zu stellen, wenn der Hof in Barcelona weilte, oder jener, für die Löwen und sonstigen wilden Tiere des Königs aufzukommen. Doch die Juden kehrten nicht zurück, und im Jahr 1397 gestand der König der Stadt Barcelona das Privileg zu, kein Judenviertel zu besitzen.
Der Generalinquisitor Nicolau Eimeric musste letztendlich Zuflucht beim Papst in Avignon suchen, doch nach dem Tod König Pedros kehrte er nach Katalonien zurück und wetterte erneut gegen die Werke Ramon Llulls. Als König Juan ihn 1393 des Landes verwies, flüchtete er ein weiteres Mal zum Papst. Doch noch im selben Jahr kehrte er nach Seu d'Urgell zurück, und König Juan musste den Bischof der Stadt auffordern, ihn unverzüglich des Bistums zu verweisen. Nicolau floh erneut nach Avignon, doch als König Juan starb, erhielt er von König Martín dem Menschlichen die Erlaubnis, seine letzten Lebensjahre in seiner Geburtsstadt Gerona zu verbringen, wo er, achtzigjährig, starb. Eimerics Grundsatz, dass man mehr als einmal foltern könne, indem man jede weitere Folterung als Fortsetzung der ersten betrachte, entspricht ebenso der Wahrheit wie seine Überlegungen hinsichtlich der Zustände, die im Kerker herrschen sollten, damit der Gefangene bald zugrunde gehe.
Im Gegensatz zu Kastilien, wo die Inquisition erst seit 1487 wirkte – auch wenn die Erinnerung an ihre schrecklichen Prozesse die Jahrhunderte überdauerte –, besaß Katalonien bereits ab 1249 eigene Inquisitionstribunale, die völlig unabhängig von der traditionellen kirchlichen Rechtsprechung bischöflicher Tribunale waren. Dass die ersten Inquisitionstribunale in Katalonien eingerichtet wurden, liegt im ursprünglichen Ansinnen dieser Institution begründet: dem Kampf gegen die Häresie, die man in jenen Jahren mit den Katharern in Südfrankreich und den Waldensern des Petrus Valdes aus Lyon gleichsetzte. Diese beiden von der Kirche als ketzerisch verdammten Lehren fanden aufgrund der geografischen Nähe zahlreiche Anhänger unter der Bevölkerung des alten Kataloniens, darunter auch katalanische Adlige aus dem Pyrenäenumland wie etwa der Vicomte Arnau und seine Gemahlin Ermessenda, Ramon, Herr von Cadí, und Guillem de Niort, Richter des Grafen Nunó Sanç in Cerdanya und Conflent.
So nahm der traurige Siegeszug über die Iberische Halbinsel seinen Ausgang in Katalonien. Nachdem 1286 die Katharerbewegung zerschlagen war, wies Papst Klemens V. die katalanische Inquisition zu Beginn des 14. Jahrhunderts an, ihre Aufmerksamkeit dem in Ungnade gefallenen Templerorden zuzuwenden, wie dies auch im benachbarten Frankreich geschah. Doch in Katalonien wurden die Templer nicht mit dem gleichen Hass verfolgt wie durch den französischen König – wobei dessen Gründe vor allem finanzieller Natur waren –, und auf einem vom Bischof von Tarragona einberufenen Landeskonzil beschlossen die anwesenden Bischöfe einstimmig eine Erklärung, welche die Templer freisprach und keinen Grund fand, sie der Ketzerei zu beschuldigen.
Nach den Templern richtete die katalanische Inquisition ihr Augenmerk auf die Begarden, die sich ebenfalls bis nach Katalonien ausgebreitet hatten. Es kam zu einigen Todesurteilen, die wie allgemein üblich nach der Entlassung der Verurteilten durch den weltlichen Arm vollstreckt wurden. Mitte des 14. Jahrhunderts dann, als sich während der Pestepidemie von 1348 der Volkszorn gegen die Juden in ganz Europa entlud und allenthalben Juden beschuldigt wurden, begann die katalanische Inquisition in Ermangelung von Ketzern und anderen Sekten oder spirituellen Bewegungen vor allem gegen die Juden vorzugehen.
Mein Dank gilt meiner Frau Carmen, ohne die dieser Roman nicht möglich gewesen wäre, Pau Pérez, der ebenso viel Leidenschaft daransetzte wie ich, der Escola d'Escriptura de l'Ateneu Barcelonès für ihre hervorragende Arbeit sowie meiner Agentin Sandra Bruna und meiner Lektorin Ana Liarás.
Barcelona im November 2005
Legende der Stadtkarte
von Barcelona
1. DIE STADTMAUER
Stadttor Santa Anna (La Rambla/Calle Santa Anna)
Seit dem 13. Jahrhundert war Barcelona von einer Mauer umgeben, die auch jene Viertel umschloss, die jenseits der alten römischen Stadtmauern entstanden waren. Diese verlief parallel zur Rambla, die damals noch ein Wasserlauf war. Dahinter erstreckte sich das Raval mit seinen Feldern, Brachen, Herbergen und Klöstern. König Pedro III. und der Rat der Hundert beschlossen dann den Bau einer neuen Mauer, die auch das Raval einschloss.
Das Portal Santa Ana erhielt seinen Namen von dem gleichnamigen Kloster. Rund um dieses Stadttor lebten die Armen und Entwurzelten der Stadt, die Krüppel und Bettler. Die Stadttore wurden jeden Morgen geöffnet, um Besucher und Landbewohner einzulassen, bei Sonnenuntergang wurden sie wieder geschlossen.
2. DAS TÖPFERVIERTEL
Carrer dels Ollers, Nähe Stadttor Trentaclaus (Calle Escudellers /La Rambla)
Am Stadttor Trentaclaus befand sich das Töpferviertel. In diesem Randbereich der Stadt am Ende der Rambla gab es Sand, den die Töpfer zur Herstellung ihrer Töpfe, Teller und Schüsseln brauchten. So entstanden dort die Straßen Carrer dels Ollers und Carrer dels Ollers Blancs, die heutige Calle Escudellers. Sie nahm ihren Anfang an einem weiteren Stadttor an der Rambla, dem Portal de Trentaclaus.
3. DAS VIERTEL FRAMENORS
Kloster Framenors (Plaza del Duc de Medinaceli)
Das Kloster Framenors hat seinen Namen von den Franziskaner-Minoriten, die sich im 13. Jahrhundert dort ansiedelten. Das unmittelbar am Meer gelegene Kloster war das Zentrum des Viertels Framenors, das sich zwischen der Stadtmauer an der Rambla, Calle Boquería, Calle del Mar und Strand erstreckte.
Wie in allen europäischen Städten des Mittelalters gingen seit dem 13. Jahrhundert auch in Barcelona wichtige kulturelle und geistliche Impulse von den Orden der Dominikaner und der Franziskaner aus.
4. DAS SEEKONSULAT UND DER MITTELMEERHANDEL
Seehandelsbörse (Börse, Pia del Palau/Paseo Isabel II.)
Das Seekonsulat von Barcelona war ein unabhängiges Tribunal von Händlern und Seeleuten, das sich mit Streitfällen in der Seefahrt befasste. Grundlage der Urteile waren die in den Seehandelsgesetzen festgeschriebenen Regeln und Richtlinien.