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Bernat senkte den Kopf. Unter den aufmerksamen Blicken aller Anwesenden stieg er mühsam die Außentreppe hinauf. Er betrat das erste Zimmer, einen großzügigen Raum, der als Küche und Esszimmer diente, mit einem gewaltigen Herd an der einen Wand, über dem sich ein beeindruckender schmiedeeiserner Kaminabzug befand. Bernat hörte seine eigenen Schritte auf dem Holzboden, während er die Treppe in den zweiten Stock hinaufstieg, wo die Schlafräume und der Speicher lagen. Er steckte den Kopf durch die Luke im obersten Zimmer und spähte in den Raum, ohne sich ganz hineinzuwagen. Es war kein Laut zu hören.

Mit dem Kinn auf Höhe des Fußbodens, der Körper noch auf der Treppe, sah er Francescas Kleider im Zimmer verstreut liegen; das weißleinene Hemd, der Stolz der Familie, war zerfetzt und zerrissen. Er stieg ganz nach oben.

Francesca lag völlig nackt und mit verlorenem Blick zusammengekauert auf der neuen Matratze, die nun mit Blut befleckt war. Ihr verschwitzter, mit Kratzern und blauen Flecken übersäter Körper regte sich nicht.

»Estanyol!«, hörte Bernat Llorenç de Bellera von unten brüllen. »Dein Herr wartet auf dich.«

Von Krämpfen geschüttelt, erbrach sich Bernat, bis nur noch grüne Galle kam. Francesca rührte sich immer noch nicht. Bernat stieg hastig hinab. Als er bleich unten ankam, gingen ihm die furchtbarsten Gedanken im Kopf herum. Nahezu blind, stieß er mit dem massigen Llorenç de Bellera zusammen, der am Fuß der Treppe stand.

»Es sieht mir nicht so aus, als hätte der frischgebackene Ehemann die Ehe vollzogen«, sagte Llorenç de Bellera zu seinen Begleitern.

Bernat musste aufschauen, um den Herrn von Navarcles anzusehen.

»Ich … ich konnte nicht, Euer Herrschaft«, stotterte er.

Llorenç de Bellera schwieg einen Moment.

»Nun, wenn du nicht kannst, so bin ich mir gewiss, dass einer meiner Freunde kann … oder einer meiner Soldaten. Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht noch mehr Bastarde will.«

»Ihr habt kein Recht …!«

Die Bauern, die die Szene beobachteten, zuckten zusammen bei dem Gedanken, welche Folgen diese Anmaßung nach sich ziehen würde. Der Herr von Navarcles packte Bernat mit einer Hand am Hals und drückte zu, während Bernat nach Luft schnappte.

»Wie kannst du es wagen? Willst du etwa Vorteile aus dem legitimen Vorrecht deines Herrn ziehen, mit der Braut zu schlafen, und später mit einem Bastard auf dem Arm ankommen, um Forderungen zu stellen?« Llorenç schüttelte Bernat, bevor er ihn losließ. »Willst du das? Was Recht ist, bestimme einzig und allein ich, verstanden? Hast du vergessen, dass ich dich bestrafen kann, wann immer und wie immer ich will?«

Llorenç de Bellera ohrfeigte Bernat so kräftig, dass dieser zu Boden ging.

»Meine Peitsche!«, brüllte er wütend.

Die Peitsche! Als Kind war Bernat gezwungen gewesen, gemeinsam mit seinen Eltern der öffentlichen Bestrafung eines armen Kerls beizuwohnen, dessen Vergehen nie genau bekannt geworden war. Das Geräusch, mit dem der Lederriemen auf den Rücken dieses Mannes niedergefahren war, klang ihm noch heute in den Ohren. Er hatte es lange Jahre seiner Kindheit hindurch Nacht für Nacht gehört. Damals hatte sich keiner der Anwesenden zu rühren gewagt, und so war es auch heute. Bernat rappelte sich hoch und sah zu seinem Herrn hinauf; dieser stand vor ihm wie ein Fels und wartete mit ausgestreckter Hand darauf, dass ihm einer seiner Diener die Peitsche reichte. Bernat erinnerte sich an den wunden Rücken des unglücklichen Mannes damals, eine blutige Masse, aus dem selbst der Zorn des Herrn keinen Fetzen mehr herauszureißen vermocht hatte. Er kroch auf allen vieren zur Treppe, die Augen verdreht und zitternd wie ein Kind, das von Albträumen heimgesucht wurde. Niemand rührte sich. Niemand sprach. Und die Sonne strahlte immer noch vom Himmel.

»Es tut mir leid, Francesca«, stammelte er, nachdem er sich, gefolgt von einem Soldaten, mühsam die Treppe hinaufgeschleppt hatte.

Er löste die Hose und kniete neben seiner Frau nieder. Das Mädchen hatte sich nicht bewegt. Bernat betrachtete seinen schlaffen Penis und fragte sich, wie er dem Befehl seines Herrn Folge leisten sollte. Mit einem Finger streichelte er Francesca sanft über die Seite.

Francesca reagierte nicht.

»Ich muss … wir müssen es tun«, flehte Bernat und packte sie am Handgelenk, um sie zu sich umzudrehen.

»Fass mich nicht an!«, schrie Francesca ihn an und erwachte aus ihrer Lethargie.

»Er wird mir die Haut in Fetzen herunterreißen!« Bernat drehte seine Frau mit Gewalt zu sich herum und wälzte sich auf ihren nackten Körper.

»Lass mich los!«

Sie rangen miteinander, bis es Bernat gelang, sie an beiden Handgelenken zu fassen und zu sich hochzuziehen. Trotzdem wehrte sich Francesca weiter.

»Es wird ein anderer kommen«, flüsterte er ihr zu. »Es wird sich ein anderer finden, der … der dir Gewalt antut!« Die Augen des Mädchens kehrten in die Realität zurück und sahen ihn anklagend an. »Er wird mir die Haut in Fetzen vom Körper ziehen …«

Francesca hörte nicht auf, sich zu sträuben, aber Bernat warf sich ungestüm auf sie. Die Tränen des Mädchens reichten nicht aus, um das Verlangen zu bezähmen, das bei der Berührung ihres nackten Körpers in Bernat aufgekeimt war, und er drang in sie ein, während Francesca die ganze Welt zusammenschrie.

Das Geschrei war ganz nach dem Geschmack des Soldaten, der Bernat gefolgt war und nun ohne jede Scham die Szene in der Bodenluke lehnend verfolgte.

Bernat war noch nicht fertig, als Francesca ihren Widerstand aufgab. Allmählich verwandelte sich ihr Geschrei in Schluchzen. Begleitet vom Weinen seiner Frau, kam Bernat zum Höhepunkt.

Llorenç de Bellera hatte die verzweifelten Schreie gehört, die aus dem Fenster im zweiten Stock drangen, und als sein Spitzel ihm meldete, dass die Ehe vollzogen worden sei, ließ er die Pferde holen und ritt mit seinem unheilvollen Gefolge davon. Die meisten Gäste folgten seinem Beispiel und machten sich niedergedrückt auf den Heimweg.

Es wurde still auf dem Hof. Bernat lag auf seiner Frau und wusste nicht, was er tun sollte. Erst jetzt bemerkte er, dass er sie fest an den Schultern gepackt hatte. Er ließ sie los, um sich neben ihrem Kopf auf der Matratze abzustützen, doch sein Körper sank wie leblos auf ihren. Er versuchte, sich aufzurichten, und da begegnete er Francescas Blick, die durch ihn hindurchsah. In dieser Haltung musste er bei jeder Bewegung erneut den Körper seiner Frau berühren. Bernat wollte dieser Situation entkommen, wusste aber nicht, wie er das anstellen sollte, ohne dem Mädchen wehzutun. Er wünschte sich, schweben zu können, um von Francesca wegzukommen, ohne sie berühren zu müssen.

Nach einigen endlosen Momenten der Unentschlossenheit rückte er ungeschickt von dem Mädchen ab und kniete neben ihr nieder. Er wusste immer noch nicht, was er tun sollte: aufstehen, sich zu ihr legen, das Zimmer verlassen oder sich rechtfertigen … Er wandte den Blick von Francescas Körper ab, die immer noch unbewegt dalag, ihre Blöße vulgär zur Schau gestellt. Er versuchte, ihr Gesicht zu erkennen, das weniger als zwei Handbreit von seinem entfernt war, aber es gelang ihm nicht. Er blickte nach unten und beim Anblick seines nackten Gliedes überkam ihn plötzlich Scham.

»Es tut mir …«

Eine unerwartete Bewegung von Francesca überraschte ihn. Das Mädchen hatte ihm das Gesicht zugewandt. Bernat versuchte, Verständnis in ihrem Blick zu erkennen, doch dieser war völlig leer.

»Es tut mir leid«, begann er noch einmal. Francesca sah ihn immer noch an, ohne die geringste Regung zu zeigen. »Es tut mir leid. Es tut mir leid. Er … er hätte mir die Haut vom Leib gerissen«, stotterte er.

Bernat dachte an den Herrn von Navarcles, wie er mit ausgestreckter Hand vor ihm gestanden und auf die Peitsche gewartet hatte. Er forschte erneut in Francescas Blick: Leere. Bernat versuchte, eine Antwort in den Augen des Mädchens zu finden, und erschrak: Ihr Blick war ein stummer Schrei, eine Fortsetzung des Schreis, den er zuvor von ihr gehört hatte.