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»Ich warte auf Vorschläge.«

»Ich verstehe.«

»Ich möchte sie natürlich dem rechtmäßigen Besitzer übergeben«, erklärte Poirot. »Aber es scheint nicht ganz einfach zu sein, ihn zu finden.«

»Die Regierungen sind in einer schwierigen Lage«, sagte Mr Robinson. »So viel steht auf dem Spieclass="underline" Öl, Stahl, Uranium, Kobalt… Diplomatische Verwicklungen müssen unter allen Umständen vermieden werden. Die Angelegenheit muss taktvoll geregelt werden, damit man mit gutem Gewissen behaupten kann, dass die Regierung Ihrer Majestät keinerlei Informationen besitzt.«

»Aber ich kann diesen Wertgegenstand nicht auf unabsehbare Zeit in meiner Bank lassen.«

»Das versteht sich. Deshalb mache ich Ihnen den Vorschlag, ihn mir auszuhändigen.«

»Und warum, wenn ich fragen darf?«

»Das kann ich Ihnen genau erklären, Monsieur Poirot. Diese Juwelen – wir dürfen das Kind ja unter uns ruhig beim richtigen Namen nennen – waren zweifellos das Privateigentum des verstorbenen Prinzen Ali Yusuf.«

»Das ist mir bekannt.«

»Seine Hoheit hat sie seinem Privatpiloten, Bob Rawlinson, anvertraut. Er sollte versuchen, sie aus Ramat hinauszubringen und sie mir auszuhändigen.«

»Können Sie das beweisen?«

»Selbstverständlich.«

Mr Robinson zog einen Briefumschlag aus der Tasche, dem er verschiedene Papiere entnahm, die er vor Poirot auf dem Schreibtisch ausbreitete. Poirot studierte die Dokumente sorgfältig.

»Scheint in Ordnung zu sein«, sagte er schließlich. »Würden Sie mir nur noch eine Frage beantworten?«

»Gern.«

»Was haben Sie persönlich davon?«

Mr Robinson sah ihn erstaunt an.

»Ich verdiene natürlich daran, mein Freund. Eine recht ansehnliche Summe.«

Poirot betrachtete ihn nachdenklich.

»Es ist ein sehr altes, einträgliches Gewerbe«, fuhr Mr Robinson fort. »Wir sind zahlreich, und unser Netzwerk erstreckt sich über die ganze Welt. Wir arbeiten unauffällig – nicht im grellen Rampenlicht. Wir zählen Könige, Präsidenten und Politiker zu unseren Kunden. Wir arbeiten miteinander und füreinander; unser Profit ist groß, aber man kann sich auf unsere Ehrlichkeit verlassen.«

»Ich verstehe«, bemerkte Poirot. »Eh bien! Ich nehme Ihren Vorschlag an.«

»Ich kann Ihnen versichern, dass Sie Ihren Entschluss nicht bereuen werden. Alle Beteiligten werden einverstanden sein.«

Mr Robinsons Blick ruhte einen Augenblick auf Colonel Pikeaways Brief, der auf dem Schreibtisch lag.

»Einen Augenblick noch. Ich kann meine Neugierde nicht bezähmen. Was werden Sie mit den Juwelen tun?«

Mr Robinson sah ihn nachdenklich an. Dann breitete sich ein Lächeln über sein großes gelbliches Gesicht. Er beugte sich vor.

»Ich werde es Ihnen erzählen…«

Auf der Straße spielten Kinder. Ihr fröhliches Geschrei erfüllte die Luft.

Als Mr Robinson schwerfällig aus seinem Rolls-Royce stieg, prallte er mit einem kleinen Jungen zusammen. Er schob das Kind freundlich beiseite und suchte nach der Hausnummer.

Nummer 15 – jawohl. Er stieß das Gartentor auf und ging die drei Stufen hinauf, die zur Haustür führten. Er bemerkte die sauberen weißen Vorhänge an den Fenstern und den blankgeputzten Messingtürklopfer. Ein bescheidenes kleines Haus, in einer bescheidenen Straße, in einem ärmlichen Teil von London – aber ordentlich und gepflegt.

Die Tür wurde von einer hübschen, etwa fünfundzwanzigjährigen blonden Frau geöffnet.

»Mr Robinson?«, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln. »Bitte treten Sie ein.«

Sie führte ihn in ein kleines Wohnzimmer mit geblümten Kretonnevorhängen, einem Klavier und einem Fernsehgerät. Sie trug einen dunklen Rock und einen grauen Pullover.

»Möchten Sie eine Tasse Tee? Das Wasser muss gleich kochen.«

»Nein, danke. Ich trinke niemals Tee, und ich kann mich nicht lange aufhalten. Ich bringe Ihnen nur das, was ich Ihnen bereits brieflich angekündigt habe.«

»Von Ali?«

»Ja.«

»Glauben Sie, dass… ich meine, besteht noch eine Hoffnung? Ist er wirklich tot?«

»Ich furchte, ja«, erwiderte Mr Robinson sanft.

»Ich habe immer gewusst, dass ich ihn nicht wiedersehen würde, nachdem er damals zurück musste. Natürlich dachte ich nicht an eine Revolution oder… oder dass er umkommen könnte. Aber es war mir klar, dass er sich in Ramat mit einer Frau aus seinen Kreisen verheiraten würde.«

Mr Robinson legte ein kleines Päckchen auf den Tisch. »Bitte, öffnen Sie es«, bat er.

Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie den Bindfaden entknotete und das Päckchen auspackte.

Funkelnde Brillanten, glitzernde Rubine und leuchtende Smaragde verwandelten den trüben kleinen Raum in Aladins Wunderhöhle…

Sie hielt den Atem an. Mr Robinson beobachtete sie. Er hatte schon viele Frauen gebannt auf Edelsteine blicken sehen…

»Ist das… ist das alles echt?«, fragte sie atemlos.

»Ja, diese Steine sind echt.«

»Aber die müssen doch ein Vermögen wert sein…«

Mr Robinson nickte.

»Wenn Sie diese Juwelen verkaufen wollen, werden Sie wohl mindestens eine halbe Million Pfund dafür bekommen.«

»Nein… nein, das kann doch nicht wahr sein!«

Sie ließ die Steine einen Augenblick durch ihre Finger gleiten, dann packte sie sie mit entschlossener Miene wieder ein.

»Ich habe Angst, sie sind mir unheimlich«, sagte sie. »Was soll ich damit anfangen?«

Die Tür flog auf, und ein kleiner Junge stürmte ins Zimmer.

»Billy hat mir einen fabelhaften Panzerwagen geschenkt, Mum. Sieh nur…«

Er unterbrach sich und sah Mr Robinson erstaunt an.

Der Junge hatte große dunkle Augen und eine olivfarbene Haut.

»Geh in die Küche, Allen«, sagte seine Mutter. »Deine Milch steht auf dem Tisch. Du kannst dir auch ein Stück Honigkuchen nehmen.«

»Oh, fein.«

Er warf die Tür hinter sich zu.

»Er heißt also Allen«, sagte Mr Robinson.

Sie errötete.

»Es war der Name, der am meisten wie ›Ali‹ klang. Ich konnte ihn nicht gut Ali nennen… wegen der Nachbarn… und überhaupt…«

Ihr Gesicht nahm plötzlich einen besorgten Ausdruck an. »Was habe ich jetzt zu tun?«, fragte sie.

»Zunächst möchte ich Ihre Heiratsurkunde sehen, um ganz sicher zu sein, dass Sie auch die Person sind, für die Sie sich ausgeben.«

Sie sah ihn einen Augenblick erstaunt an, dann ging sie zu einem kleinen Schreibtisch, öffnete eine Schublade und entnahm ihr einen Briefumschlag.

Mr Robinson prüfte das Dokument eingehend.

»Standesamt Edmonstown… Ali Yusuf, Student… Alice Calder, ledig ja, es ist alles in Ordnung.«

»Ja, natürlich – alles ist legal, obwohl das nicht sehr viel bedeutet… Niemand hat herausgefunden, wer er war. Es gibt hier so viele Studenten aus dem Nahen Osten… Er hat mir offen gesagt, dass er als Mohammedaner mehrere Frauen heiraten darf. Wir haben das alles ganz sachlich besprochen, als ich ein Kind erwartete. Wir haben nur geheiratet, damit Allen offiziell einen Vater hat. Mehr konnte Ali nicht für mich tun, obgleich er mich wirklich geliebt hat.«

»Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Mr Robinson. Dann fuhr er lebhaft fort: »Falls Sie mir diese Angelegenheit übergeben wollen, bin ich bereit, die Juwelen für Sie zu verkaufen. Außerdem werde ich Ihnen die Adresse eines wirklich guten, zuverlässigen Anwalts geben. Er wird Ihnen höchstwahrscheinlich raten, das Geld in mündelsicheren Papieren anzulegen.

Sie würden gut daran tun, sich von ihm auch über die zukünftige Erziehung Ihres Sohnes und Ihre neue Lebensweise beraten zu lassen. Geld allein macht nicht glücklich, das habe ich nur zu oft erlebt. Aber Sie haben Charakter. Sie und Ihr Sohn werden hoffentlich mehr Glück haben als sein armer Vater.«