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»Du bist unverbesserlich.« Big Mim lachte, dann begrüßte sie Cynthia Cooper, die ebenfalls in einem Frühjahrskleid steckte. »Ich glaube nicht, dass ich Sie schon einmal so reizend gesehen habe.«

Die groß gewachsene Frau gab gut gelaunt zurück: »Mrs. Sanburne, ich glaube nicht, dass Sie mich schon einmal in einem Kleid gesehen haben.«

»Hm ... ja.«

»Sie sind groß, Mädchen. Ihnen würde alles stehen, sogar ein Kettenhemd«, sagte Tante Tally. »Kommt Ihr Chef auch?«

»Der Sheriff sagt, er will versuchen, es möglich zu machen, aber er ist heute ein bisschen im Rückstand.«

»Es ist nett von ihm, dass er Sie bei uns sein lässt.« Tally ließ ihre Hand los, und Cynthia begab sich zu ihrer Freundin Harry.

Big Mim flüsterte: »Polizeischutz. Du hast mir nicht gesagt, dass du Polizeischutz angefordert hast.«

»Hab ich nicht. Ich kann Cynthia Cooper gut leiden.« Tally strahlte Lynne Beegle an, eine beliebte Reiterin, die in der Empfangsreihe vorrückte.

Harry, Diego und Cooper plauderten drauflos, und alsbald gesellten sich Miranda Hogendobber, Tracy Raz, Susan Tucker und Ned dazu. Sie feierten Tracys Rückkehr, stellten fest, dass Diego viel Sinn für Humor hatte und amüsierten sich prächtig miteinander.

In einer Ecke wehrte Lottie Pearson Roger O'Bannon ab. Mit einem Lächeln wies sie seine Avancen zurück. Sie würde es nie zugeben, aber sie genoss die Aufmerksamkeit. Fair, der nicht ihr Begleiter war, hatte ihr etwas zu trinken geholt und dann die Runde gemacht. Im Augenblick unterhielt er sich mit Little Mim über Bebauungsvorschriften, kein Lieblingsthema von ihm, aber eins von ihr.

Lottie zog eine Zigarette aus ihrer kleinen mit Perlen bestickten Unterarmtasche. »Verdammt.« Sie fand kein Feuerzeug.

Roger nahm ein buntes Streichholzbriefchen aus seinem Sportsakko, zündete ein Streichholz an und gab ihr Feuer.

»Hier, kannst du behalten.« Er machte eine Pause. »Ich hol dich um acht ab«, erklärte er.

»Nein, tust du nicht.« Sie warf den Kopf zurück.

»Ich geh auch heute Abend mit dir auf Mims Ball. Du hast keine Verabredung. Und ich begleite dich zum Abbruchball.«

»Wer hat dir das gesagt?«, fragte Lottie verstimmt. »Ich hab eine Verabredung für heute Abend.«

»Ein kleines Vögelchen.«

Sie erspähte BoomBoom drüben im Raum. »Ein großes Rotkehlchen. Warte, bis ich die in die Finger kriege.«

»Mir wär lieber, du würdest mich in die Finger kriegen.«

Die das mithörten, unterdrückten ein Kichern, sorgsam darauf bedacht, nicht zu dem drohenden Drama hinzustarren.

»Roger, träum schön weiter.«

»Weißt du, was mit dir los ist, Lottie? Du bist ein verdammter Snob. Und weißt du, was noch? Ich hab noch nie einen Snob gesehn, der wirklich froh wäre, weil es so wenige Menschen gibt, zu denen er sich herablassen kann, verstehst du? Und du brauchst Freunde auf dieser Welt. Du brauchst Freunde. Die Welt ist manchmal grausam. Du brauchst Freunde, und du brauchst was zu trinken.«

»Du hast genug getrunken, weswegen ich dir verzeihe, dass du mich Snob genannt hast. Wenn du willst, dass ich mit dir ausgehe, Roger, dann stellst du es wirklich unmöglich an.«

»Ich bin nicht betrunken.« Ein streitlustiger Ton schlich in seine Stimme. »Und ich werde reich. Das hast du vergessen. Wie viele F.F.V.s haben Geld? Guck dir Harry an. Prima Blut und keinen Penny.« Er mochte Harry, aber es machte ihm nichts aus, sie als Beispiel für die Feinen Familien Virginias anzuführen. »Der Laden brummt. Ich bin kein armer Mann. Hat deine Mutter dir nicht gesagt, dass es genauso leicht ist sich in einen reichen Mann zu verlieben wie in einen armen? Also, ich bin reich.«

Lottie war im Augenblick nicht gut auf Harry zu sprechen, weil sie fand, Diego hätte ihr Begleiter sein sollen. Es war herzlos von BoomBoom, Diego mit Harry zusammenzubringen. Harry hätte schließlich mit ihrem Ex-Mann zu den Partys gehen können. Alle wussten, dass er sie noch liebte und unbedingt zurückhaben wollte.

»Lottie, vielleicht hast du zu viel getrunken.« Roger berührte ihren Arm, da sie in Gedanken vertieft war.

»Hach. Nein!«

»Dann lass mich dir was holen. Die Welt sieht schöner aus, wenn du ein paar Jim Beam intus hast.«

Die John-D'earth-Kapelle fing im Garten zu spielen an. Tante Tally hatte ihren zerlegbaren Tanzboden im Freien aufstellen lassen. Die Leute schlenderten nach draußen.

Sean, der Sportsakko und Krawatte trug, kam hinzu. »Roger, halt dich ein bisschen zurück, sonst bist du heute Abend nicht mehr zu gebrauchen.«

»Der große Bruder sieht dich an«, sagte Roger ohne Bosheit, als Sean mit Lottie im Schlepptau weiterging.

»Danke, Sean«, sagte Lottie leise.

»Er war schon immer verknallt in dich, Lottie. Ich wünschte, du könntest über sein Äußeres hinwegsehen. Roger ist ein guter Mensch, und er würde ein guter Ernährer sein. Solide. Er braucht eine Frau, die ihn festigt. Er trinkt, weil er einsam ist.«

»Das sagt ein Mann, der immer noch Single ist.« Lottie fand, dass Sean der besser aussehende Bruder war.

»Das Geschäft hat so viel Zeit gekostet, weit mehr, als ich dachte. Ich sag dir was, ich hab gelernt, meinen Vater und meinen Großvater zu achten. Sie haben das Geschäft gegründet, und sie haben sich mit der Zeit verändert, aber am Ende hatte Dad seinen Weg gemacht. Rog und ich müssen alles, was wir haben, ins Geschäft stecken. Weißt du, ich mag die Herausforderung.« Er atmete aus, lange und tief. »Aber ich muss mehr rauskommen. Auf dem Schrottplatz finde ich keine Frau.«

»Oh, wenn BoomBoom, die frisch gebackene Künstlerin, auf euer Gelände kommt, dann kommen doch sicher auch andere Frauen.«

»Du würdest dich wundern, was für Leute uns da draußen aufsuchen.« Er grinste halb zustimmend. »BoomBoom erstaunt mich. Sie macht tatsächlich Schweißarbeiten.« Er hob die Hand. »Ehrlich, sie macht Skulpturen aus Schrott, und die sind nicht übel. Irgendwie drollig. Aber ich glaube trotzdem nicht, dass ich die Liebe meines Lebens auf dem Schrottplatz finde.«

»BoomBoom mit einem Schweißbrenner.« Lottie hob die Augenbrauen.

Tante Tally folgte ihren Gästen in den Garten, wo die Mitglieder der Marschkapelle Getränke und Hors d'reuvres servierten. »Wo kommen die vielen Kinder her? Haben die Leute sich hinter meinem Rücken vermehrt?«

»Ned Tucker hat Unterstützung angefordert«, erklärte Big Mim.

»Er sollte für ein öffentliches Amt kandidieren. Er ist sehr gescheit.«

»Für welches Amt?« Big Mim wollte nicht, dass jemand der Karriere ihrer Tochter in die Quere kam. Sie war froh, dass Marilyn endlich ein Lebensziel hatte.

»Kongress.« »Ja, das wäre gut, aber schauen wir erst mal, wie Little Mim sich macht.«

»Sie ist Vizebürgermeisterin, und sie ist jung. Lass ihr Zeit.«

»Aber Ned ist auch jung«, sagte Big Mim.

»Er ist Ende vierzig. Marilyn ist in den Dreißigern. Lass Ned den Weg bereiten.« Tante Tally klopfte mit ihrem Stock auf den Ziegelweg, zeigte ihre Ungeduld ebenso wie ihre Intelligenz. Wenn Ned für den Kongress kandidierte und gewann, dann könnten Tally und andere ihm eines Tages zu einem Senatsposten verhelfen, und Little Mim könnte seinen Sitz erben. Es käme zu keinem harten Kampf, und auf diese Weise hätten sie zwei Politiker am Ball. Eine Menge Wenns, aber die meisten Bestrebungen fangen so an, und Tante Tally gab nicht viel auf Wenns.

»Darf ich um diesen Tanz bitten?« Reverend Jones reichte Tante Tally die Hand.

»Ich dachte schon, Sie holen mich nie von ihr weg.« Lachend betrat Tally die Tanzfläche. »Sie ist immer um mich herum. Was denkt sie eigentlich? Dass ich vor ihren Augen umkippe, weil ich älter bin als Lehm?«

»Sie bleibt in Ihrer Nähe, weil sie Sie liebt.«

»Ach was«, erwiderte Tally dem Reverend.