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Diego hielt Harry in seinen Armen. Ein Schauder rieselte über ihren Rücken. Fair, der mit Lottie tanzte, guckte wütend.

Thomas Steinmetz machte die Runde bei den Damen und kehrte immer wieder zu BoomBoom zurück, wie es sich gehörte.

»Du machst eine Menge Frauen glücklich.« BoomBoom lächelte ihn an.

»So lange ich dich glücklich mache.« Er lächelte sie an wie einer, der es gewöhnt ist, von den Frauen zu bekommen, was er will.

Roger kam zu ihnen, ein bisschen nüchterner jetzt. »Sind Sie wirklich ein Botschafter?«

»Thomas Steinmetz, Roger O'Bannon, mit seinem Bruder Besitzer von O'Bannon's Salvage«, sagte BoomBoom.

»Sehr erfreut.« Thomas streckte seine Hand aus.

Roger blinzelte, dann schüttelte er ihm die Hand. »Ganz meinerseits. Sie haben Zinnminen in Uruguay?«

»Bolivien hat mehr als wir.« Er sah, dass Tante Tally an einen Tisch geführt wurde. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, ich bin jetzt an der Reihe, mit Tante Tally zu tanzen.«

»Glückspilz«, erwiderte Roger gleichgültig.

Lottie kam an BoomBoom vorbei und zischte: »Das war echt beschissen von dir, Harry mit Diego zu verbandeln. Du willst Fair zurückhaben.«

BoomBoom drehte sich auf dem Absatz um. »Lottie, du bist so kleinlich und so daneben. Ich sollte dir eigentlich eine knallen.«

»Du bist gewalttätig veranlagt. Das warst du schon auf der Highschool. Nur zu, schlag mich doch«, stachelte Lottie sie an.

Roger packte Lottie am Arm. »Komm, Lots. Lass uns reden.«

»Nein.« Sie schüttelte ihn ab.

Roger stand einen Moment unentschlossen da, dann ging er mit leicht schwankendem Schritt davon.

»Lottie, sei nicht blöd. Ich hab Harry und Diego zusammengebracht, weil ich wusste, dass er die Landwirtschaft liebt. Wie sollte ich ahnen, dass sie gut miteinander können? Weil du unglücklich bist, willst du nicht, dass jemand anders glücklich ist.«

Lottie hob ein wenig die Stimme. »Zicke.«

»Ja«, scherzte Susan, die einen Teil der Auseinandersetzung mitanhören konnte. »Ich kann in drei Komma sechs Sekunden von null auf Zicke beschleunigen. Frag meinen Mann.«

Lottie richtete den Blick fest auf Susan, die bei Cynthia stand, dann beschloss sie, sich von Roger wegführen zu lassen. Susan und Cynthia traten zu BoomBoom.

»Du wirkst echt stark auf Frauen«, sagte Cynthia lachend zu BoomBoom.

»Meistens negativ.« Sie lächelte aber, weil Thomas gerade zu ihr zurückkam.

»Sie wird uns alle überdauern.« Er deutete auf Tante Tally.

»Die erste Frau in Albemarle County, die ein Flugzeug geflogen und noch andere Sachen gemacht hat«, bemerkte Susan.

Pewter war unter dem langen Tisch im Haus fest eingeschlafen. Voll gestopft mit Truthahn, Schinken, Räucherlachs und anderen Delikatessen brauchte sie ein Nickerchen zur Unterstützung ihrer Verdauung. Tucker lag neben ihr, ein leises Blubbern entschlüpfte ihrer Schnauze.

Murphy nahm von allem eine Kostprobe, aber sie war keine große Esserin. Sie war in die Küche gegangen.

Der Gehilfe vom Party-Service machte sich an der großen silbernen Warmhaltekanne zu schaffen, in die er Kaffee einfüllte. Er sagte schnippisch zu jemand von den jungen Leuten: »Lass den Kaffee nicht ausgehn - aus nahe liegenden Gründen.«

»»Meckerfritze.« Murphy rollte ihren Schwanz um sich, während sie zusah.

»Sieh zu, dass du Rohzucker rausbringst. Ich hab festgestellt, dass er fast alle ist.«

»Ja, Sir«, sagte Brooks Tucker, Susans und Neds Tochter. Sie ging durch die mit Porzellan und Silber bestückte Speisekammer in die Küche, die fast leere silberne Zuckerdose in der Hand. Sie füllte sie mit Rohzucker und eilte ins Speisezimmer, um sie auf den Tisch zu stellen. Auf dem stand eine zweite Zuckerdose mit weißem Würfelzucker. Auch der ging schnell zur Neige. Honig stand ebenfalls auf dem Tisch. Sie überlegte, ob es Tante Tally stören würde, wenn sie ein paar nicht zusammenpassende Schalen mit Zucker füllte, um der Nachfrage zu genügen, vergaß es dann aber, als Ted, der Koch vom Party-Service, sie zurückrief und ihr auftrug, ein Tablett mit saftiger Möhrentorte herauszubringen.

»Möchtest du mir helfen, Mrs. Murphy?«, fragte Brooks.

»»Klar.« Die Katze trottete hinter Brooks her, dann blieb sie im Speisezimmer und setzte sich auf den Kaminsims, so dass sie alles überblicken konnte.

Draußen auf der Tanzfläche stieß der dunkelhäutige Diego, als er den nächsten Tanz mit Harry tanzte, unabsichtlich mit Fair zusammen.

»Sehen Sie sich vor, Freundchen, und überhaupt könnten Sie meine Frau loslassen.«

»Ich bin nicht deine Frau.« Harry war entsetzt.

Darauf tippte Fair Diego auf die Schulter. Diego sah Harry fragend an, die ihm zu verstehen gab, dass sie mit Fair tanzen würde. Sie tanzten weniger, als dass sie sich ruhig hin und her wiegten. Keiner sprach ein Wort.

Diego trat zu BoomBoom, Thomas und Susan, die den Männern in zwei Sätzen Harrys Ehe und ihre Auflösung schilderte.

»Sie waren auf der Highschool ein Paar. Sie haben geheiratet und, na ja, es ist nicht gut gegangen.«

»Ah, verstehe«, sagte Diego gefühlvoll. »Ihm scheint noch an ihr zu liegen.«

»Allerdings«, bestätigte Susan resolut. »Er will sie wiederhaben. Sie war das Beste, was ihm je passiert ist, und er hat sie verloren. So was kommt vor.«

»Harry zu verlieren dürfte ein schwerer Verlust sein«, murmelte Diego.

»Jeder entwickelt sich in seinem eigenen Tempo.« Boom-Boom hatte nicht den Wunsch, bei diesem Thema zu bleiben.

Susan hatte natürlich verstanden. Sie wurden von Sean abgelenkt, der seinen Bruder ins Haus bugsierte.

»Sie ist nicht interessiert«, sagte Sean so, dass die kleine Gruppe es mitbekam.

»Ist sie wohl. Du verstehst die Frauen nicht, Sean«, meinte Roger.

Die Musik war zu Ende und Diego nahm Harrys Hand und verließ die Tanzfläche. Fair blieb einen Moment dort stehen.

»M-m-m, der sieht rot«, bemerkte Tante Tally, der eben nichts entging, vor allem, dass Miranda Hogendobber so glücklich war wie seit ihrer Kindheit nicht mehr, und dass Tracy Raz zwanzig Jahre jünger aussah. Sie waren sichtlich verliebt.

Sean setzte Roger hin und besorgte ihm eine Tasse Kaffee. Viele Menschen drängten sich am Tisch, um sich Kaffee und Tee zu holen. Die Desserts waren aufgetragen worden.

Mrs. Murphy dachte daran, Pewter und Tucker zu wecken, aber sie schliefen tief. Auf ihrem hohen Posten fiel ihr auf, wie viele Männer kahle Stellen auf dem Kopf hatten.

Roger war geladen, aber nicht so geladen, wie Sean glaubte. Er konnte immerhin noch die Leute erkennen, konnte noch sprechen. Seinen Kaffee trank er schweigend.

Sean beugte sich vor, flüsterte Lottie etwas zu, die jetzt bei den Desserts war. Sie sah zu Roger hin, dann seufzte sie.

»Es würde ihm so viel bedeuten«, sagte Sean. »Und er könnte eine zweite Tasse vertragen.«

Mrs. Murphy beobachtete, wie Lottie ein großes Stück Schwarzwälder Kirschtorte auftat, dann zur Warmhaltekanne ging und eine Tasse Kaffee einschenkte. Sie griff nach einer Silberdose mit Würfelzucker. Sie hielt einen Moment inne, und Thomas, der direkt hinter ihr stand, reichte ihr die Porzellandose mit Rohzucker. Er hatte gerade einen Löffel hineingetaucht, doch da er ein Gentleman war, ließ er Lottie den Vortritt. Sie gab drei gehäufte Löffel Zucker in die Tasse und drehte sich just in dem Moment um, um Thomas die Dose zurückzugeben, als er danach greifen wollte. Die Dose rutschte Lottie aus der Hand und ging zu Bruch, und der Zucker verteilte sich überall auf dem Fußboden aus unterschiedlich breiten Fichtenkernholzbrettern.

»Verzeihung«, sagte Lottie.

»Es war meine Ungeschicklichkeit. Das verschafft mir Gelegenheit, Sie um einen Tanz zu bitten, wenn Sie mit dem Nachtisch fertig sind.« Er spielte den Vorfall herunter.

»Ich bleibe nicht lange weg.« Lottie lächelte und hoffte, das würde BoomBoom ärgern.