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»Ich fahre Sean nach Hause«, erbot sich Cynthia.

»Danke.«

Als Big Mim sich in den Garten begab, kamen Mrs. Murphy, Pewter und Tucker zum Vorschein und brachen ihr Schweigen.

Pewter beschwerte sich verstimmt:»»Du hast mich nicht rechtzeitig aufgeweckt. Ich bin von Lottie Pearsons Kreischen wach geworden. Du hast alles gesehn!« Mrs. Murphy hatte ihr erzählt, was passiert war.

Mrs. Murphy tappte hinüber, ohne sich auf die kleine Menge verstreuten Rohzucker zu konzentrieren, der in die Bodenritzen gefallen war.»»Woher sollte ich wissen, dass er grade gestorben war? Ich hatte keine Ahnung, bis er auf den Boden plumpste. Und da bin ich euch zwei gleich holen gegangen. «

Tucker blinzelte.»»Er ist einfach umgekippt?« »»Heute rot, morgen tot.« Pewter kicherte.

»»Diana meint, Kokain hat ihm den Garaus gemacht. Die Menschen senken zwar die Stimme, aber es ist so leicht für uns, sie zu hören.« Murphy überging Pewters Heiterkeit. »»Ich hab aber bei Roger nie Kokain gerochen.«

»»Leicht auszumachen. Bitter. Sie schwitzen es aus.« Tucker rümpfte die Nase.

»»Papst Ratte dürfte es wissen.« Pewter sprach von der Ratte in Rogers Werkstatt. »Erhat bei Roger gewohnt ... ohne dass Roger es wusste.«

»Es spielt eigentlich keine Rolle.« Tucker beobachtete, wie Fair Haristeen und Reverend Jones Sean auf die Füße halfen.

»Erist hin und damit aus und vorbei.«

Aber es war natürlich nicht aus und vorbei.

11

Hummeln umsummten die Glyzinie, ihre dicken Leiber waren ein Triumph über Physik und Logik. Da waren sie, ein ganzes Geschwader, die schwarzgelben Leiber schossen in der Spätnachmittagssonne zielstrebig hierhin und dorthin.

Harry und Susan hatten sich nach draußen gesetzt. Mims Wohltätigkeitsball würde in zwei Stunden beginnen. Die zwei Frauen beklagten das Ereignis. Mim hatte kaum eine andere Wahl, als es stattfinden zu lassen, weil es sich um eine Benefizveranstaltung handelte. Zumal der Todesfall nicht ihre Familie betraf. Niemand erwartete, dass sie die Sache abblies.

»Wir müssen hin«, sagte Susan.

»Sicher. Wir gehen hin. Alle werden dort sein, aber es wird bleischwer werden. Du weißt ja, wie Big Mim ist, wenn eine Wohltätigkeitsveranstaltung ausfällt.«

»Sie wird dieses Fest besonnen angehen. Schließlich kann keiner solche Dinge steuern.« Susan zog das Minzeblatt aus ihrem Tee und kaute es. »Ich mag Pfefferminze. Du hast das beste Minzebeet.«

»Ich ziehe diese Minze auf der Fensterbank. Es wird noch einen Monat dauern, bis mein Kräutergarten genug abwirft.«

Sie legte die Hand über die Augen, um ihre drei Pferde auf der Wiese zu betrachten. Sie hatte sie auf die größere Weidefläche hinausgebracht.

»Es war grässlich, wie Little Mim Roger vom Stuhl gezerrt hat.« Susan senkte den Blick, was bei Harry ein Kichern hervorrief. »Harry, du bist schrecklich.« »Na ja - es war ulkig. Wer sagt, dass der Tod nicht ulkig sein kann? Nicht, dass ich Roger tot sehen wollte«, fügte Harry hastig hinzu. »Immerhin hat er mir gezeigt, wie man die Abrissbirne steuert, und er konnte lustig sein, wenn er nicht grade ... du weißt, was ich meine. Hätte er seinen Tod sehen können, er hätte ihn als komisch empfunden. Echt.«

»Du bist furchtbar.«

»Nein, bin ich nicht. Ich bin ehrlich. Dass Lottie Pearson so schwachsinnig geschrien hat wie am Spieß, hat es nur noch verstärkt. Und eins muss ich BoomBoom lassen.« Sie lächelte Susan durchtrieben an. »Sie hat die dämliche Lottie aus dem Zimmer bugsiert. Hätte Lottie noch lauter geschrien, wär das Kristall zu Bruch gegangen.«

Susan dachte darüber nach, während Mrs. Murphy sich in dem frisch gemähten Gras herumwälzte. »Murphy, hast du einen hübschen Bauch.«

»»Meiner ist netter.« Pewter wälzte sich ebenfalls herum.

»»Fetter.«

»Netter.« Pewter schloss die Augen.

»»Meiner ist weißer.« Auch Tucker wälzte sich herum.

»Guck dir das an. Drei verwöhnte Kinder. Ach, könnte ich doch eins von meinen Tieren sein.« Harry lächelte. »Was für ein Leben.«

»Keine Rechnungen. Keine Steuern. Kein Stress. Keine unrealistischen Erwartungen an die Zukunft. Sie leben im Augenblick.« Susan seufzte. »Ich wäre besser dran, wenn ich mehr wie sie sein könnte.«

»Ich auch.« Harry rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Miranda und Tracy haben gesagt, sie bringen Sean was zu essen und gehen dann zu Big Mim. Meinst du, wir sollen auch was zu essen hinbringen?« »Morgen. Es wird schwer werden für Ida O'Bannon. Sie hat sich noch nicht ganz vom Tod ihres Mannes erholt. Ich weiß nicht, ob Sean das alles bewältigen kann. Männer werden gewöhnlich nicht so gut mit so was fertig.«

»Nein.« Harry kniff die Augen zusammen, als eine Hummel sie anflog, feststellte, dass sie keine Blume war und davonsummte. »Lottie Pearson ist wütend auf BoomBoom.«

Sie brauchte es nicht näher zu erklären, weil Susan wusste, warum. »Aber sie hat sich von Boom wegführen lassen. Sie will was, aber ich kann mir nicht denken, was.«

»Dein Gehirn ist ein Grashüpfer.«

»Ich weiß. War schon immer so. Ich hatte nicht die Absicht, das Thema zu wechseln, und ich bedauere Ida und Sean.«

»Was meinst du, ist Thomas Steinmetz verheiratet?«

Harry zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Wenn ja, dann ist es ganz schön gewagt von ihm, hierher zu kommen und bei Boom zu wohnen. Washington ist nicht sehr weit weg. Er scheint mir eh ein draufgängerischer Typ zu sein.«

»Herzchen, mit Telefon, E-mail und Fernsehen ist nichts sehr weit weg. Das ist wunderbar und beängstigend zugleich.«

Sie schwiegen ein Weilchen, während auf der Wiese die Regenpfeifer riefen, deren helle Stimmen klar zu erkennen waren.

»Hatte Roger Feinde?«

»Harry.« Susan hob die Stimme, in der Belustigung und ein leichter Vorwurf mitschwangen. »Du guckst zu viel Mystery Theater.«

Kleinlaut erwiderte die schlanke Frau: »Die Serie ist gut.«

»Wer würde Roger O'Bannon umbringen wollen? Falls er überhaupt einen Feind hatte, dann sich selbst. Er hockte da in seiner Werkstatt wie eine Ameisenlarve in ihrem Nest. Sein Gesellschaftsleben beschränkte sich auf Stockcarrennen. Er war sehr nett, aber wer von oben bis unten voller Schmiere ist, kann nicht erwarten, dass jemand wie Lottie Pearson auf ihn fliegt.«

»Lottie ist ein Snob.«

»Halb Albemarle County ist so.«

»Vermutlich.« Harry atmete aus. »Ging mir nur so durch den Kopf, das ist alles. Sag, hast du die Skulptur von dem fliegenden Blaureiher in Tante Tallys Garten gesehn?«

»Ja.«

»Die hat BoomBoom aus Schrott gemacht. Verblüffend, was?«

»H-m-m.« Susan nahm genüsslich noch einen großen Schluck. »Diego Aybar.« Dank ihrer langen Freundschaft mit Harry brauchte Susan keinen Übergang. Sie konnte so schnell wie Harry von einem Thema zum anderen springen, dabei sah sie sich selbst als logischen, systematischen Menschen.

»Ja?«

»Du bist in ihn verknallt.«

»Du hast ja 'ne Meise.«

»Das muss ich wohl, um deine beste Freundin zu sein. Erzähl schon, Harry, das gehört zur Freundschaft dazu.«

»Also - er sieht gut aus .«

»Umwerfend.«

»Okay, Susan, er ist umwerfend.«

»Und charmant.« »Ja, aber er hat was an sich, so was Süßes, wirklich, mir fällt kein anderes Wort dafür ein. Ich wünschte, die amerikanischen Männer würden nicht dauernd versuchen, sich so, äh, männlich zu geben, sondern einfach nur sie selbst sein, verstehst du.«