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»Wir haben beim Zählen geholfen. Dazu mussten wir Plastikhandschuhe anziehen, die Rick und Coop immer im Streifenwagen haben. Sie müssen Blutkontakt vermeiden, wegen AIDS, drum tragen sie diese Klinikhandschuhe bei sich.« Harry überlegte einen Moment, dann sagte sie aufgeregt: »Als ich meinen Specht zu Don brachte, ist mir der Tresor aufgefallen. Ich fragte ihn, ob er seine Millionen da drin verwahrte, und er sagte, >bloß 'ne halbe Millionc. Ich dachte, er macht Spaß.«

»>Wer Geld liebt, wird Geldes nimmer satt; und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben. Das ist auch eitel. < Prediger, fünftes Kapitel, Vers neun«, zitierte Miranda.

»Hast du ein Gedächtnis«, bewunderte Tracy sie.

»Miranda ist ein Wunder.« BoomBoom lächelte.

»Mim weiß wohl wirklich nicht, was passiert ist.« Harrys Gedanken verweilten bei dem Mord. »Sonst hätte sie Sie angerufen. Rick setzt sich gewöhnlich mit ihr in Verbindung.«

»Sie ist dieses Wochenende bei Stafford und seiner Frau in New York«, sagte Miranda.

Stafford war Mims Sohn, der selten nach Hause kam, weil er seine Angehörigen umso mehr liebte, je weiter sie entfernt waren.

Mrs. Murphy putzte sich mit der Pfote das Gesicht.»Es gibt Arbeit für uns.«

»Ich geh nicht raus in den Regen«, erklärte Pewter entschieden.

»Ich hab nicht gesagt, dass wir rausgehen.«

Tucker rieb sich an ihrer Freundin.»Was hast du im Sinn?«

»Wir müssen zu Tante Tally, rumschnüffeln. Ich hätte schon bei der Teeparty dran denken sollen, aber bei dem Trubel hab ich's vergessen.«

»Bis zu Tante Tally ist es eine lange, lange Wanderung, Murphy. Du musst Harry überreden, dass sie uns hinfährt. «

»Klar, Pewter. Sie hört so gut auf mich wie jeder andere Mensch. «

Tucker dachte darüber nach.»Sie hat Recht, Murphy. Die Bäche sind über die Ufer getreten. Wir können nicht rüber. Wir müssen Harry irgendwie dazu bringen, dass sie uns hinfährt. «

Die hübsche Tigerkatze überlegte, dann legte sie ihren Schwanz um sich.»Ihr habt Recht.«

»Endlich zollt mir hier mal jemand Anerkennung«, frohlockte Pewter, dann griff sie rasch nach oben und angelte ein Stück Brot vom Tisch, ehe ein Mensch sie aufhalten konnte. Sie wusste, war das Brot erst auf dem Boden, würden die Menschen es nicht mehr anrühren, auch wenn sie sie schalten; das taten sie aber nicht, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren zu entscheiden, ob Lottie Pearson wirklich nur hinter dem Geld der Männer her war. BoomBoom sagte ja. Harry sagte vielleicht. Miranda wollte das Beste von ihr denken und Tracy entschied sich, keine Meinung zu haben.

»Lass dir das nicht zu Kopf steigen. Hört zu, wir gehn am besten morgen hin. Wenn es bloß zu regnen aufhören würde. «

»Was schwebt dir vor?« Tucker achtete die Intelligenz der Tigerkatze, ihren wachen Verstand.

»Wirmüssen den Fußboden im Esszimmer untersuchen, die Schränke in der Speisekammer aufmachen, die Stellen überprüfen, wo Tally Lebensmittel aufbewahrt. Möglicherweise müssen wir die Nebengebäude durchforsten. Ich weiß es nicht genau, aber eins kann ich euch sagen, wenn wir finden, was ich denke, dann steckt Sean O'Bannon entweder in der Sache drin, oder er ist das nächste Opfer.«

33

Um Mitternacht hörte der Regen auf. Mrs. Murphy hatte sich an das unaufhörliche Prasseln auf dem Dach gewöhnt. Die Stille weckte sie. Neben Harry gekuschelt, hob sie den Kopf, stand dann auf und streckte sich zu voller Länge aus.

Tucker, die auf dem Bettvorleger schlief, schnarchte leise, ihre geöffnete Schnauze enthüllte ihre beachtlichen Eckzähne und die kleinen geraden Zähne dazwischen.

Pewter schlief tief und fest neben Harry auf dem Kissen. Ihre graue Stirn lag an der Ecke von Harrys Kissen, ihr Leib bildete ein Komma, den Schwanz hatte sie eng um die Beine gelegt.

Sinnlos, die Schlafprinzessin aufzuwecken. Neben Essen war Schlafen Pewters Lieblingsbeschäftigung.

Murphy ging aus dem Schlafzimmer, über den Flur, sorgsam darauf bedacht, auf den alten Teppichläufer zu treten. Sie fühlte gerne Teppich unter den Pfoten. Dann hüpfte sie durch die Küche, zum Tiertürchen hinaus und stieß die Fliegentür der Veranda auf. Die niedrigen, sich ballenden Wolken, Preußischblau, fegten von Westen nach Osten über den Himmel. Pfützen wie schwarzes Eis füllten die kleinen Vertiefungen in der Zufahrt. Diese Zufahrt in einem guten Zustand zu erhalten trieb Harry zum Wahnsinn. Sie füllte die Löcher geflissentlich auf, doch die Steine verirrten sich immer wieder an den Straßenrand. Alle drei Jahre gab sie klein bei und heuerte Mr. Tapscott an, der die lange Zufahrt planierte, Lazulith oder einen Straßenbelag aus zerstoßenen Steinen aufbrachte und dann so fest wie möglich stampfte. Kein Wunder, dass der Unterhalt der Straßen ein Großteil des Staatsetats verzehrte. Hätte Harry nur einen winzigen Bruchteil dieses Etats, dann wäre ihre Straße tipptopp in Schuss.

Murphy dachte oft über die Sorgen der Menschen nach. Nicht dass sie den Unterhalt der Straßen für eine dumme Sorge hielt. Schließlich war sie eine Farmkatze; sie wusste, wie wichtig Straßen, Traktoren und das Nachsäen der Weiden waren. Aber vieles von dem, um das die Menschen Tamtam machten, erschien ihr dämlich. Sie sorgten sich um ihr Aussehen, um Geld, um ihren gesellschaftlichen Status.

Katzen war gesellschaftlicher Status egal. Eine Katze zu sein bedeutete ganz oben auf der Tierkette zu stehen. Und da Katzen keine Herdentiere sind, war jede Katze ein vollkommenes Individuum. Was nicht hieß, dass es Mrs. Murphy an Katzenfreundinnen mangelte. Es hieß lediglich, dass sie sich nicht auf sie verließ, wenn es um ihr Selbstverständnis ging. Siewar, das genügte.

Sie hopste durch Pfützen und trat in den Stall. Die drei Pferde, die fest schliefen, hörten sie nicht. Sie sprang auf die Satteltruhe. Gin Fizz schlief wie Tucker, er lag auf der Seite und schnarchte. Tomahawk und Poptart schliefen im Stehen. Murphy konnte sich nicht vorstellen im Stehen zu schlafen.

Sie schlich in die Sattelkammer. Die Mäuse spielten mit einem Flummi und sangen aus Leibeskräften: »Eins, zwei, drei, wer hat den Ball.«

Murphy schlug zu und verfehlte knapp die dickste Maus.

»Iiih! Irre Katze. Rennt um euer Leben!«, schrien sie und sausten zu dem Loch in der Mauer. Alle schafften es.

Murphy legte ein blitzendes Auge an das wie ein umgekehrtes U geformte Loch.»Ihr solltet wenigstens so viel Anstand haben, hinter euch aufzuräumen. Mein Mensch findet eure Spiele nicht lustig. Ihr habt den ganzen Fußboden voller Körnerreste gelassen. Ihr macht mir Ärger, und wenn ihr mir Ärger macht, schnapp ich mir eine von euch, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!«

»Brutal«, antwortete eine Piepsstimme.

»Wir hatten eine Abmachung getroffen. Ihr hinterlasst die Sattelkammer sauber, und ich lass euch in Ruhe.«

»Du hast uns überrascht. Wir hätten schon noch aufgeräumt.«

»Klar.« Mrs. Murphy bearbeitete den kleinen Ball mit den Pfoten.

»Gib uns unseren Ball wieder. Wir räumen auf. Ich versprech 's.«

»Vielleicht tu ich's, vielleicht auch nicht.« Damit katapultierte sie sich hoch in die Luft, vollführte eine halbe Drehung und ließ sich auf den Flummi fallen. Sie plumpste auf die Seite, kickte das Bällchen mit den Hinterbeinen weg, jagte ihm wie wild hinterher unter Sattelgestelle und Zügelhaken. Sie schlug mit der rechten Vorderpfote heftig auf den Flummi ein. Der kleine rote Ball knallte gegen die Mauer und prallte zurück, landete beinahe zwischen den Kiefern der Katze.