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»Besser als nichts. Fahndungsfotos von Wesley?«

»Die hier. Ich hab sie vor ungefähr einer Stunde dem Händler in Newport News und der Geschäftsführerin von Roy and Nadine's gefaxt. Die Autohandlung ist übrigens riesig, zweihundertfünfzig Beschäftigte. Das sind hohe Lohnkosten.«

»Das kann man wohl sagen.« Rick zuckte mit den Achseln.

»Meine Vorstellung von der Hölle ist eine Beauftragtenversammlung. Ich frage mich, ob man einen IQ-Test machen muss, bevor man zum Bezirksbeauftragten gewählt wird. Verstehen Sie, man kann sich um kein öffentliches Amt bewerben, wenn der IQ nicht unter hundert ist.« Er sah noch einmal auf die Uhr.

»Worum geht's diesmal?«

»Die Umgehungsstraße. Immer dieselbe alte Leier. Ich lege die Statistiken von den Unfällen auf den Schnellstraßen vor, nenne Unfallorte und -zeit und das Verkehrsaufkommen. Sie haben die Statistiken des Verkehrsamtes über das Verkehrsaufkommen vorliegen, aber sie wollen hören, was ich zu sagen habe, und was ich wirklich zu sagen habe, aber nicht sagen werde, ist, dass die verdammte Umgehungsstraße früher oder später kommen wird. Ich denke, wenn wir zusammenarbeiten, können wir den Schaden begrenzen.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stelle am Kopf oberhalb des Ohrs. »Die Wahrheit ist, es wird ein Tohuwabohu geben, egal, wo der Staat sie hinbaut.«

»Und wir brauchen sie.«

»Himmel ja, wir brauchen sie. Der Verkehr nimmt zu, die Stimmung der Leute nimmt ab, und eh wir's uns versehen, haben wir einen Dauerstau. Die Bezirksbeauftragten wollen den Tatsachen nicht ins Gesicht sehen. Die Umgehungsstraße ist unumgänglich.«

Er zog die lange Mittelschublade seines Schreibtisches auf und schob sie wieder zu, nachdem er ihr ein Gummiband entnommen hatte, das er sich übers Handgelenk streifte.

Cooper, die begriff, dass das Gummiband am Handgelenk seine Gedächtnisstütze war, meinte: »Sie könnten sich einen Zettel schreiben.«

»Ja, den ich dann in meine Brusttasche stecke und vergesse. Hiermit vergesse ich nichts.« Er ließ das Gummiband gegen sein Handgelenk schnippen.

»Woran müssen Sie sich erinnern?«

»Milch. Meine bessere Hälfte bat mich, einen Liter zweiprozentige Milch mitzubringen. Ich mach mich mal auf die Socken. Wir sehn uns morgen.«

»Ich hab über das Geld in Dons Tresor nachgedacht. Könnte ein Kaufmann an so neue Scheine kommen? Ein Warenhaus, eine Firma wie Wal-Mart, mit hohem Umsatz?«

»Keine Ahnung. Wo läge der Sinn? Geld ist Geld. Den Kunden von Wal-Mart ist's egal, ob sie ihr Wechselgeld in nagelneuen Scheinen kriegen. Wir wissen, dass die Banken neue Geldvorräte bekommen, das alte Geld wird verbrannt. Ich glaube, ich könnte es nicht aushalten, das mit anzusehen.« Er stand auf und stülpte sich seinen Hut auf den Kopf. »Daniel geht in die Löwengrube.«

»Chef, ich werde für Sie beten.«

»Tun Sie das.« Er klopfte ihr auf den Rücken, ließ das Gummiband an seinem Handgelenk schnippen und ging.

Der Papierkram auf Coops Schreibtisch hatte logarithmische Proportionen angenommen. Sie richtete die Stapel gerade, seufzte, fügte sich dann und fing an, die Papiere in drei Packen aufzuteilen. Der erste kam zum Abfall, die Umschläge und Briefe gaben in dem metallenen Papierkorb ein leises Pling von sich. Der zweite Packen war mehr, der dritte weniger dringlich. Sie hoffte, dass die Zeit einige der Fragen und Probleme lösen würde, die der dritte Packen darstellte. Sie wusste, wenn sie über den Daumen gepeilt drei Wochen wartete, brauchte sie oft nicht zu antworten. Es war nicht das exakteste System der Welt, aber es funktionierte.

Die Antworten auf den dringlichsten Packen schickte sie per E-mail. An Personen und Organisationen, die keine E­mail-Adresse hatten, schrieb sie Briefe auf dem Computer und druckte sie aus.

Im Hintergrund hörte sie das metallische Ächzen des Faxgerätes.

»Für Sie«, sagte Yancy, so gut er mit seinem immer noch verdrahteten Kiefer konnte.

Sie stand auf und griff nach dem Fax des Händlers in Newport News. Keiner in der Autohandlung kannte Wesley Partlow. »Mist.« Sie schob das Fax in die Aktenbox unter ihrem Schreibtisch.

»Kein Glück«, meinte Yancy mitleidig mit zusammengebissenen Zähnen. Er hatte gelernt, trotz seines Handicaps leidlich gut zu sprechen.

»Herrgott, nein. Sagen Sie, Yancy, wann kriegen Sie die Drähte raus?«

»Nächste Woche.«

»Da sind Sie bestimmt froh.«

»Ja.«

»Beeinträchtigt das Ihr Sexualleben?«

»Nee.«

Sie wollte gerade was Albernes sagen, als Sheila im Vorzimmer sie ansummte. »Dschinn Marks ist da.«

»Bin gleich draußen. Yancy, Ihr Angreifer ist da. Vielleicht bleiben Sie besser hier drin.«

»Den knöpf ich mir bei Gericht vor.«

»Klar, Kumpel.« Sie ging nach vorne, wo Dschinn Marks nervös auf einer langen Holzbank wartete. Neben ihm saß ein älterer Mann.

»Mr. Marks.«

Beide Männer standen auf, daher vermutete Cooper, dass der ältere Mann Dschinns Vater war.

»Officer Cooper, äh, Dad hat gesagt, ich muss herkommen.«

»Freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Marks.« Sie schüttelte dem älteren Mann die raue, schwielige Hand. »Wollen wir nicht in dieses Zimmer gehen? Da ist es ruhiger. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«

»Nein, nein, wir brauchen nichts«, erwiderte der spindeldürre ältere Marks.

Als sie in dem kleinen Raum Platz genommen hatten, wand Dschinn sich auf seinem Sitz. »Mir ist was eingefallen.«

»Lassen Sie hören.«

»Dad hat gesagt, ich muss herkommen.«

»Ganz recht, mein Sohn.« Mr. Marks hoffte, sein Junge würde einen so guten Eindruck machen, dass das Verfahren gegen ihn vielleicht nicht so schwer zu ertragen wäre. Vielleicht würde Cooper Dschinn helfen.

»Mir ist was eingefallen, was Wesley gesagt hat. Er sagte, dass man ihm Geld schuldete. Viel Geld. Er wollte es sich holen. Radkappen klauen.« Dschinn zuckte mit den Achseln.

»Er hat gesagt, damit verdient er kein richtiges Geld. Er hat gesagt, klauen ist wie, äh, pitchen. Man macht sich locker damit.«

»Hat er gesagt, wer ihm Geld schuldete?«

»Nein, Ma'm.«

»Hat er gesagt wie viel?«

»Fünfzigtausend Dollar. Er hat gesagt, er könnte verdienen so viel er will. Ich hab ihm nicht geglaubt, aber ich war, tja, Sie wissen schon.«

»Hat er gesagt, wie er mehr Geld verdienen wollte?«

»Nein, Ma'am, aber ich hab mir gedacht, dass es nicht an der Börse war.«

»Hat er mal gesagt, was er für eine Arbeit hat? Richtige Arbeit? Wie Straßenarbeit oder Dachdecken im Sommer? Irgendwas?«

»Nein.«

»Nun, es war richtig von Ihnen herzukommen. Danke, Dschinn. Danke, Mr. Marks.«

Als sie aufstanden und gehen wollten, sagte Mr. Marks mit feuchten Augen: »Wird das meinem Jungen helfen?«

»Mr. Marks, dass er mit dem Sheriffbüro kooperiert, kann ihm nicht schaden. Was ihm helfen kann, ist, wenn er zu den Anonymen Alkoholikern geht. Wenn er vor dem Richter bereut und Beweise bringt, dass er sich bessert, ich denke, da wird der Gang zu den Anonymen Alkoholikern einen günstigen Eindruck auf den Richter machen, hören Sie?«

Mr. Marks nickte eifrig. »Ja, Ma'am, ich höre.« Damit legte er Dschinn seine Hand aufs Kreuz und schob ihn zur Tür.

Kaum waren sie aus der Tür, als Yancy strahlend ins Vorzimmer marschiert kam. »Coop, Coop, sehen Sie sich das an.«

Sie nahm das Fax, das er ihr reichte. »Jesus, Maria und Josef. Das ändert alles.«

Das Fax der Geschäftsführerin von Roy and Nadine's lautete:

Liebe Deputy Cooper, ich kenne Don Clatterbuck nicht, auch keiner von meinem Personal. Aber wir kennen den Mann, der bei ihm ist. Er kommt ungefähr einmal im Monat, meistens in Begleitung eines hiesigen Geschäftsmannes, Bill Boojum. Lassen Sie mich wissen, ob ich Ihnen weiterhin zu Diensten sein kann.