Выбрать главу
Ihre Tara Fitzgibbon

38

»Meinst du, wir sollen wirklich hin?«, fragte Harry Susan.

»Jemand muss hingehn«, lautete die knappe

Antwort.

»Warum nicht BoomBoom? Sie benutzt den Schrottplatz. Sie muss sich Blechabfälle besorgen.«

Susan überlegte. »Vielleicht sollten wir alle drei zu Sean gehen.«

»Ich will nicht.« Harry stemmte die Fersen trotzig in den Boden.

»Mutter hasst alles, was gefühlsduselig werden könnte.« Mrs. Murphy seufzte. »Ichweiß nicht warum. Die Menschen haben hoch entwickelte Gefühle, die sie am Leben erhalten.«

»Alssie in Höhlen lebten.« Pewter schüttelte sich, dann setzte sich hin, um sich gründlich zu putzen.

»Wovon redest du?« Mrs. Murphy schob sich in Richtung Tür. Wenn die Menschen zu den O'Bannons gingen, wollte sie mit.

»Das Adrenalin hatte seinen Zweck, als sie in Höhlen lebten, aber ich sehe nicht, wie es ihnen heute auch nur ein klitzekleines bisschen nützt. Bringt sie bloß in Schwulitäten.«

»Ich spreche nicht von Gewalt, ich spreche von der gesamten Skala der Gefühle.«

»Papperlapapp.« Die Katze rümpfte die Nase.

»Ich glaube nicht, dass meine Gefühle weniger entwickelt sind als die von einem Menschen«, sagte Tucker beherzt.

»Hab ich das behauptet?« Murphy ärgerte sich, weil ihre zwei Gefährtinnen ihren Standpunkt nicht kapierten und sie meinte, sie wären absichtlich begriffsstutzig.»Ich sage bloß, dass ihre Gefühle sie am Leben erhalten. Ich sage nicht, dass diese Gefühle zu dieser Zeit ihrer Entwicklung im Dienste der Realität stehen.«

»Sie haben sich nicht entwickelt. Das ist das Problem«, erklärte Pewter mit Nachdruck.»Sie laufen in Kleidern rum, aber sie sind noch dieselben Tiere, die in Höhlen gelebt haben, sich vor der Dunkelheit fürchteten und sich wegen Bohnen gegenseitig eins über den Schädel knallten. Glaubt mir.«

»Du hast kein Vertrauen.« Der Hund hielt die Menschen für besser, einige jedenfalls.

»Vertrauen, warum soll ich Vertrauen zu Menschen haben? Wir haben einen Erhängten, einen Erschossenen, und wir glauben, dass Roger vergiftet wurde. Das zeugt nicht von Entwicklung.« Pewter legte ihren Standpunkt präzise dar.

»Ich kann mir vorstellen, dass Lottie Pearson Roger vergiftet hat. Gift ist eine Frauenwaffe. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Wesley Partlow über einen Baum gewuchtet hat. Sie hat nicht die Kraft dazu. Ich bezweifle, dass Lottie einen Heuballen hochhieven könnte. Aber Mom, die könnte das.« Tucker fügte schnell hinzu: »Würde sie natürlich nie tun. Harry würde niemanden töten außer in Notwehr.«

»Hey, sei mal still. Das will ich nicht verpassen.« Mrs. Murphy schoss nach draußen, als Harry die Eingangstür des Postamts öffnete.

»Mädels, nehmt euch nur Zeit.« Miranda winkte Harry und Susan zu.

»Sie könnten hingehen.« Harry versuchte noch einmal, sich dieser Aufgabe zu entziehen.

»Ich halte hier die Stellung. Und Susan hat Sie gebeten. Außerdem sind Sie fast im gleichen Alter.« Miranda bangte nicht vor Gefühlsausbrüchen. Sie glaubte ehrlich, dass Harry die geeignetere Abgesandte war.

Besiegt, öffnete Harry die Tür von Susans Audi Kombi. Die drei Tiere sprangen nach hinten, wo der Sitz runtergeklappt war, so dass sie es bequem hatten. Susan hatte Boom-Boom angerufen, und als sie auf das Firmengelände kamen, war sie bereits da.

Drei kleine Blechstücke lagen auf der Ladefläche von Booms nagelneuem Chevrolet-Silverado-Transporter. Im Gegensatz zu ihrer äußeren Erscheinung war Boom ein Motornarr. Sie war fast so fasziniert von Maschinen wie Harry. Am Steuer ihres BMW zu sitzen war ihr eine wahre Wonne. Dasselbe empfand sie bei ihrem Halbtonner­Transporter, auch wenn das Straßengefühl ein anderes war. Sie saß gern hoch oben, sie liebte den starken V-8- Vortec-Motor, sie liebte die Stereo-Anlage.

»Weiß er, dass wir kommen?«, fragte BoomBoom.

»Ich hab vorher angerufen. Er ist bei der Arbeit. Ich hab zuerst Ida angerufen« - Susan sprach von Seans Mutter -, »sie sagte, er ist auf dem Gelände. Arbeit hilft ihm.«

»So viele Erinnerungen an Roger.« Harry dachte, es müsse schmerzlich sein; sie kannte das Gefühl von damals, als ihre Eltern gestorben waren und sie die Farm übernommen hatte. Davor hatte sie in einem kleinen Apartment in der Stadt gewohnt.

»Wollen wir?« Susan hob die Augenbrauen.

Die drei gingen gemeinsam zum Hauptgebäude.

»Ichgeh Papst Ratte erwürgen.« Tucker machte sich auf zur Werkstatt.

»Sie ist nicht ganz dicht.« Pewter zeigte auf den Hund. »Warum sich mit 'ner Ratte einlassen? Ich geh mit den Menschen nach drinnen.«

»Ich setz mich hier hin und denke nach.« Mrs. Murphy tappte zur Marmorabteilung.

Als die drei Frauen die Tür öffneten, sah Sean hoch. »Hi.«

»Hi«, sagten sie.

»Kann ich was für euch tun?«

BoomBoom sprach zuerst. »Wir wollen nicht stören, aber wir wollen dir sagen, wenn du den Abbruchball woandershin verlegen willst, wir haben einen Platz dafür gefunden. Beim Recyclinghof in Louisa County sind sie dazu bereit, und wir übernehmen die Arbeit, verschicken die Benachrichtigungen.«

Er lächelte. »Danke. Das ist nett von euch und von Jonathan.« Er sprach von dem Eigentümer des Recyclinghofs in Louisa County. »Aber ich möchte den Ball hier haben. Roger hat dieses Fest geliebt. Ich dachte, ich veranstalte es zu seinen Ehren und nehme Spenden entgegen, um an der technischen Hochschule von Virginia ein Stipendium einzurichten, das seinen Namen trägt.«

»Eine großartige Idee.« Susan meinte es ernst.

»Brauchst du noch Hilfskräfte?«, fragte Harry.

»Nein danke. Meine Leute schaffen das schon. Wir haben zehn Tage. Das kriegen wir hin.«

Als die drei Frauen das Gebäude verließen, sah Harry Tucker aus der Werkstatt zu dem Waggon auf dem Rangiergleis flitzen. Die Corgihündin raste um den Waggon herum, weil die erste Stufe so hoch war, dass sie nicht hinaufklettern konnte.

»Papst Ratte«, klärte Murphy Harry auf.

»Geschmeiß!«, schrie Tucker.

»Schisser!«, höhnte die Ratte aus dem Inneren des Waggons.

»Susan, ich muss sie holen. Freiwillig wird sie nicht kommen.« Harry lief hin, um ihren Hund zu packen, bevor Sean und die Kunden sich durch das Bellen gestört fühlten. »Tucker, komm her.«

Die sanften braunen Hundeaugen flehten: »Ichkann ihn kriegen. «

»Komm jetzt.« Harry, deren Neugierde geweckt war, kletterte auf die Plattform. Die Tür war abgeschlossen, die Rouleaus waren heruntergezogen. »Könnte ein nettes Restaurant werden oder sogar ein Platz zum Wohnen.«

Papst Ratte hielt ein Auge an die Öffnung, die er in die Tür genagt hatte.»Noch 'n Schisser.«

Harry hob Tucker hoch und ging zu dem Kombi zurück, wo Susan und BoomBoom sich unterhielten. »Wäre es nicht toll, so einen Waggon zu haben? Da ist sogar ein Holzofen drin, und ich weiß nicht, ich hätte echt gern einen. Warum er ihn abschließt?«

»Er möchte ihn ausräumen, streichen und als Cafe einrichten. Das war zumindest geplant, bevor Roger - also, ich denke, er hat ihn abgeschlossen, damit die Leute nicht durchtrampeln und was kaputtmachen.« BoomBoom fand, es wäre ein guter Treffpunkt. »Und aus Verantwortung. Ich bin überzeugt, er will alles perfekt haben. Was, wenn jemand von der Treppe fiele, bevor sie fertig ist? Wegen so was.«