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fünfhundertfünfundzwanzigtausend Dollar in seinem Tresor haben? Für so viel Geld müssten die Kerle eines der größten Schiebergeschäfte in Amerika betreiben - und nur für einen einzigen Knilch. Er war vermutlich nicht mal der Chef vom Ganzen.«

»Ich weiß, ich weiß. Das reimt sich auch nicht zusammen. Als wir zu Rogers Werkstatt gingen, hatte ich nach einer Ausschlachterei gesucht. Keine Spur. Ein Auto reinschleppen, die einzelnen Teile abmontieren und verkaufen, verdammt, da hätte überall Schrott sein müssen. Rogers Laden war makellos.«

»In seiner Werkstatt war es sauberer als in den Häusern mancher Leute«, bemerkte Coop.

»Streichen wir die Ausschlachterei. Ich hab sogar an Geldfälschung gedacht. Aber wenn's da keinen unterirdischen Bunker oder sonst einen versteckten Ort gibt, ist es damit auch nichts. Ich weiß, Drogen sind im Moment das einzig Logische in allem Unlogischen, aber Coop, ich glaube nicht, dass es um Drogen geht. Ich weiß nicht, ob Don Clatterbuck und Roger hätten dealen können, ohne selbst zu konsumieren, und das hätte man ihnen angemerkt.«

»Roger hat gern einen getrunken, aber denken Sie dran, Diana Robb sagt, er hat auch gekokst. Ich erinnere mich, als ich wegen Mrs. Hogendobbers Radkappen dort war, war der Weg zu seiner Werkstatt von Bierdosen gesäumt. Aber von Drogen keine Spur.« Cooper verschränkte die Arme.

Rick ging vor den Karten auf und ab. »Ich kann mir schwer, hm, fast unmöglich vorstellen, dass Don oder Roger irgendwelche kriminellen Geschäfte organisiert hat. Keiner von beiden kam mir gewieft genug vor. Jemand muss an der Spitze stehn, jemand, der intelligenter ist.«

»Die meisten Morde geschehen im Familienkreis oder zwischen Leuten, die sich gut kennen. Und bei den meisten solcher Morde sind Alkohol oder Drogen im Spiel, oder es sind Verbrechen aus Leidenschaft. Diese Morde aber sind leidenschaftslos, kalt. Der Mord an Dwayne war opportunistisch, aber kein Verbrechen aus Leidenschaft. Der Leichnam war nicht verstümmelt, er hatte einen Schlag über den Schädel gekriegt; aus irgendeinem Grund konnte der Mörder ihn nicht mit einem stumpfen Gegenstand erledigen, deshalb hat er ihn aufgeknüpft.«

»Vielleicht war die Waffe nicht schwer genug oder der Mörder nicht stark genug. Das weist auf eine Frau hin.«

»Dwayne über einen Baum hieven kann kein leichtes Unterfangen gewesen sein.«

»Ihn hinten auf einen Transporter laden, den Strick über einen Baum werfen und wegfahren. Es hat so stark geregnet, dass keine Spuren geblieben sind. Ein Transporter hätte dort gewesen sein können oder sogar ein PKW, Dwayne über den Kofferraum geschoben. Ist vertrackt, aber gar nicht so schwierig. Und Dwayne wollte mehr Geld. Nach Dschinn Marks Gespräch mit Ihnen könnte das durchaus ein starkes Motiv sein. Wenn er jetzt mehr wollte, würde er später auch mehr wollen. Oder er wollte eine Beförderung.« Rick schüttelte den Kopf. »Habgier saugt alle anderen Emotionen aus, oder?«

»Ja, scheint so. Sie macht die Leute gefühllos.«

»Ich warte auf den Laborbericht über Roger. Wenn er ermordet wurde, dann muss ich meinen ersten Verdächtigen ins Auge fassen, Sean O'Bannon. Er hatte durch die Ermordung seines Bruders am meisten zu gewinnen, unabhängig davon, in welche Gaunerei Roger verwickelt gewesen sein mag. Sean erbt das ganze lukrative Geschäft. Vielleicht erbt er sogar ein lukratives illegales Geschäft.«

»Vielleicht verleitet der Tresor voll Geld den Mörder, in die Falle zu tappen.«

»Ein Aushang mit der Ankündigung, dass Dons Waren verkauft werden, könnte uns weiterhelfen. Ich hab mit seinen Eltern gesprochen. Sie sind einverstanden, und wir schreiben ihre Telefonnummer nicht drauf. Nur Datum, Ort und Zeit der Versteigerung. Das müsste ihm Feuer unterm Hintern machen.« Rick hob eine Augenbraue. Er konnte schlau sein.

46

Täglicher Sonnenschein und Wind ließen die Pfützen kleiner, den Schlamm flacher werden. Da Harry dem Boden noch nicht traute, fuhr sie nicht mit dem Traktor an den Bach. An den Ufern hatten sich große Äste verkeilt, ein paar schwache Bäume waren in den Bach gekracht; ihre entwurzelten Stämme sahen aus wie gelähmte Tintenfischtentakeln. Harry musste die Stämme zu kleineren Stücken zersägen und schwere Ketten darum winden, um sie herauszuziehen. Wenn das Holz getrocknet war, wollte sie es zu Feuerholz zerkleinern und säuberlich auf der Veranda stapeln. Sie hatte auch neben dem Sägespäneschuppen einen wetterfesten Holzschuppen gebaut. Im Laufe des Frühjahrs und des Sommers wollte sie den Holzschuppen nach und nach bis obenhin voll packen. Das würde den ganzen kommenden Winter über reichen. Das Quecksilber kletterte mittags auf fünfzehn Grad, gerade warm genug, um die Jacke auszuziehen, aber noch kühl genug für ein mitteldickes Hemd. Harry nahm die Gelegenheit wahr, ein Blech auf ihrem Stalldach zu falzen, bevor das Wetter heiß und heißer wurde. Die Falznähte lösten sich mitunter. Man faltet das längere Stück über das kürzere und drückt beide zusammen. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, wie man das macht. Sie trug Turnschuhe; die Gummisohlen gaben ihr Halt auf der Dachpappe. Nur eine einzige Naht musste ausgebessert werden, worüber Harry erleichtert war.

Pewter und Murphy hatten sich unter dem großen weißen Fliederbusch zur Ruhe gelegt. Tucker schlief unter dem lila Fliederbusch. Beide Katzen waren wach, hatten sich aber auf der Seite zu voller Länge ausgestreckt.

»Magst du Speck?« Pewter schlug nach einer Ameise, die ihr schnell auswich.

»Das weißt du doch.«

»Wenn du die Wahl hättest zwischen Speck und Rindsstückchen, was würdest du nehmen?«

»Rind.«

Pewter rollte sich auf den Rücken.»Und zwischen Rind und Thunfisch?«

»Thunfisch.«

»Thunfisch und Lachs?«

»Hm-h-m, Thunfisch.« Mrs. Murphy musste darüber nachdenken.»Wieso fragst du mich? Hast du schon wieder Hunger? Du hast reichlich gefrühstückt. «

»Wenn ich nicht esse, denke ich gern ans Essen. Lieblingsspeisen geben Aufschluss über die Persönlichkeit.« Sie äußerte dies mit großer Überzeugung.

»Pewter, leg dir 'ne Taucherbrille zu.«

»Häh?«

»Du tauchst ab in den Tiefsinn.«

»Beschränkt«, sagte sie naserümpfend.»Wundert mich gar nicht. Thunfisch, eine äußerst konventionelle Katze.«

Mrs. Murphy hob den Kopf.»Sie hat aufgehört.«

Auch Pewter hob den Kopf von ihrer ausgestreckten Pfote.

»Welche Ausbesserung wird sie sich als Nächstes vornehmen? Sie ist unermüdlich. Sie muss lernen, zwischendurch ein Nickerchen zu machen.«

Aus heiterem Himmel flog der Blauhäher an ihnen vorbei, dass der Flieder wackelte, und kreischte:

»Mäusekot!«

Pewter sprang auf und schüttelte sich.»Tod!«

»Geh nicht weg. Komm her. Mal sehn, ob wir ihn in den Busch locken können. Dann haben wir ihn.«

Der Blauhäher wendete, flog um den Walnussbaum, hielt im Sturzflug auf die Fliederbüsche zu, zu gerissen, um sich hineinlocken zu lassen. Er schrie: »Bandwurmwirtin.«

»Jetzt reicht's mir!« Pewter stürmte aus dem Busch, aber der Vogel schwirrte schon davon.

Um anzugeben, flog er in den Mittelgang des Stalles und hinten hinaus.

»Wenn wir sein Nest finden, können wir raufklettern und ihn töten«, lautete Mrs. Murphys logischer Vorschlag. »Wenn wir ihn oder sein Weibchen nicht erwischen, können wir ihre Eier auf die Erde schmeißen.«

»Die macht ich zu gerne platschen hören, winzig kleine Platscher, weil es winzig kleine Eier sind. Tod der nächsten Generation.« Pewters Pupillen weiteten sich vor Aufregung.