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Die einzige weitere Aufregung des Tages war, dass Diego am Abend Harry anrief. Er sei wieder in Washington und freue sich darauf, sie am kommenden Wochenende zu sehen. Da Fair sie zum Abbruchball begleitete, bat Diego sie, in ihrem Kalender nachzusehen, damit er mit ihr zum nächsten Ball, Picknick, irgendwas gehen könne. Dann schlug er vor, sie könnten ein eigenes Picknick veranstalten. Sie war einverstanden. Sie wollten Samstagmittag einen Imbiss genießen, und wenn es regnete, würden sie im Stall essen, um wenigstens halbwegs im Freien zu sein.

Harry legte auf und fing an zu pfeifen.

»Ein grässliches Geräusch«, maunzte Pewter.

»Daskann man wohl sagen«, stimmte Mrs. Murphy zu. Sie rannte zu Harry und bat sie, aufzuhören.

»'tschuldigung, Mädels, ich hatte vergessen, wie empfindlich euer Gehör ist.«

»Mich stört das nicht«, sagte Tucker.»Wenn du pfeifst, komm ich gerannt. «

»Lass die Schleimscheißerei, Tucker, das ist ein unschöner Zug«, grummelte Pewter.

»Weißt du was, Pewter, du bist so fett, ich wette, du hast Stoßdämpfer an deiner Katzenkiste.«

Hierauf musste Mrs. Murphy so lachen, dass sie vom Sofa kullerte und mit einem Plumps auf dem Boden landete.

»Murphy, eigentlich solltest du auf den Füßen landen.«

Harry hob sie auf, küsste sie auf die Stirn, während Pewter wütend über den Flur ins Schlafzimmer stapfte.

Das Telefon klingelte wieder. Harry ging in die Küche und nahm ab. Als sie BoomBooms Stimme hörte, kniff sie einen Moment die Augen zu.

»Für welchen guten Zweck willst du mich jetzt wieder gewinnen?«

»Hm, für die Behindertenwettkämpfe werden freiwillige Helfer gesucht. Sie finden in Wintergreen statt« - sie nannte einen Erholungsort in der Nähe -, »und wir brauchen Leute, die sich mit Sport auskennen. Ich dachte, du könntest vielleicht Kampfrichterin bei den Rennen sein.«

»Oh. Gerne.«

»Das war einfach.«

»Ich mag die Behindertenwettkämpfe.« Harry lächelte, dann wechselte sie das Thema. »Glaubst du, dass eine Maus in unsere kleine Falle tappen wird?« »Das will ich hoffen.«

»Was ich dich immer schon fragen wollte, wie hast du Thomas kennen gelernt?«

»Auf einer großen Party bei Vin Mattacia.« Mattacia war Ende der siebziger Jahre Botschafter in Spanien gewesen. Der weltgewandte, kontaktfreudige Herr stand im Mittelpunkt der ehemaligen Angehörigen des diplomatischen Corps, die sich hier in der Gegend zur Ruhe gesetzt hatten.

»Oh.«

»Tolle Party. Eine Valentinsparty. Ich amüsiere mich gut mit ihm, aber ich glaube nicht, dass die Beziehung irgendwohin führt. Wir haben einfach nur - Spaß.«

»Oh.«

»Ich weiß nicht, ob ich noch mal heiraten möchte. Manchmal denke ich ja, manchmal denke ich nein.«

»Es ist eine Zwickmühle.«

Sie plauderten noch ein bisschen, dann legte Harry auf, sah, dass es spät war und ging unter die Dusche.

Pewter auf dem Bett ignorierte Murphy und Tucker, die auf dem Bettvorleger saßen.

»Kannst du dir vorstellen, unter der Dusche zu stehen? Das ist wie im Regen stehn«, sagte Mrs. Murphy zu dem Hund, als sie sich zum Schlafen niederlegte.

»Das ist Menschensache.« Tucker machte die Augen halb zu.

»Dasist dasselbe wie mit Messer und Gabel essen.«

47

Coop kam morgens um halb acht zur Hintertür des Postamts hereingefegt. Sie tackerte das falsche Versteigerungsplakat an das schwarze Brett im vorderen Teil des Gebäudes.

Miranda und Tracy wussten, was gespielt wurde. Alle, die an diesem Tag ins Postamt kamen, gaben einen Kommentar dazu ab.

Lottie wollte wissen, ob die Clatterbucks so knapp bei Kasse seien. Dann meinte sie sarkastisch, Harry werde wohl in der ersten Reihe der Interessenten sein, weil sie es sich nicht verkneifen könne, ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten zu stecken.

Mim, die gerade aus New York zurück war, fand, es sei viel zu früh. Man brauche Zeit, um auszusortieren und zu verkaufen.

Little Mim gab zu bedenken, wer wohl Bärentatzen und dergleichen erstehen wolle.

Jim Sanburne zuckte nur mit den Schultern. Er tolerierte einen breiteren Verhaltensspielraum als die Frauen in seinem Leben.

Reverend Herb Jones fand die ganze Geschichte zu traurig.

Sean O'Bannon las den Aushang, ohne sich dazu zu äußern.

Gegen Abend hörte Rick Shaw Marshall Wells am Telefon zu. Der Laborbericht war mit gebührendem Tempo eingetroffen. Roger O'Bannon war mit Quinidin vergiftet worden, einem Medikament, das, im Übermaß von einem Gramm eingenommen, innerhalb von fünfzehn bis zwanzig Minuten zum Tode führt. Es kann in Pillen­oder Pulverform verabreicht werden. Anders als die meisten Gifte tötet dieses, ohne entsetzliche Zuckungen hervorzurufen. Es wird manchmal Herzpatienten verschrieben, um akute Rhythmusstörungen zu beheben.

Coop, die neben Rick stand, als er den Hörer auflegte, fragte nur: »Verhaften wir Lottie Pearson?«

»Sie hat ihm den Kaffee gebracht. Können Sie beweisen, dass sie ihn vergiftet hat? Absichtlich?« Er betonte das Wort.

»Nicht sofort. Sie läuft uns nicht weg.«

Um drei Uhr in dieser Nacht fuhr ein Auto mit ausgeschalteten Scheinwerfern langsam durch Don Clatterbucks kurze Zufahrt. Der Fahrer stieg aus, schloss geräuschlos die Tür und ging zu Dons Werkstatt. Als Harry, Rick und die anderen Dons Werkstatt nach Wiedereinsetzen des Schlosses verlassen hatten, hatte niemand bemerkt, dass das rote Lämpchen an der Videokamera sich in der Fensterscheibe spiegelte. Der Dieb jedoch sah es und ging.

48

Die Woche verflog in einem Chaos von Tätigkeiten, die zum Zeitpunkt des Geschehens scheinbar ungemein wichtig und hernach rasch vergessen waren. Zum Glück war die Postmenge mäßig, weshalb Harry Freitagmorgen hinauseilte, um ihre Lebensmitteleinkäufe zu tätigen. Miranda, deren Kühlschrank immer gefüllt war, gab ihr gerne frei. Tracy leistete Miranda bei der Arbeit Gesellschaft.

»Weißt du schon, welches Kleid du anziehst?«

»Das Magentarote natürlich, dieselbe Farbe wie meine Pfingstrosen.«

»Du wirst dort das hübscheste Mädchen sein.« Er lächelte und dachte bei sich, ein weißes oder rosa Ansteckbouquet würde ihr Kleid vervollständigen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Tim O'Bannon sich so für karitative Belange eingesetzt hat.«

»Tim war ein Geizkragen. Ida war das immer peinlich. Als die Jungs den Laden übernahmen, haben sie sich an Gemeindeangelegenheiten beteiligt. Ich denke, sie taten es aus Herzensgüte, aber ich glaube, dem Geschäft hat es auch nicht geschadet. >Ein jeglicher nach seiner Willkür, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.< Zweiter Brief an die Korinther, neuntes Kapitel, Vers sieben.«

»Hast du ein Gedächtnis.«

»Da sind wir wieder!«, verkündete Tucker fröhlich.

»Mom ist nach Hause gefahren, hat die Sachen in den Kühlschrank gepackt, hat uns was Leckeres gegeben, und jetzt hab ich Lust auf den Postkarren.« Pewter sprang hinein, was den Karren ein kleines bisschen ins Rollen brachte.

»Ich hab Schweinekoteletts gekauft.« Harry klang triumphierend, der Herausforderung gewachsen. »Ich mache gefüllte Schweinekoteletts nach Ihrem Rezept. Die Frage ist nur, mag Diego Schweinefleisch? Manche Leute essen keins.«

»Bewirten Sie ihn mit einem Laib Brot, einer Flasche Wein et cetera ...« Tracy klopfte ihr auf den Rücken.