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›Ja, natürlich. Eigentlich war es meine Idee. Hätte er versucht, das zu tun, was du nun tust, Schedemei, hätte er Elemak wahrscheinlich töten müssen, weil es für Elemak ein Schlag zuviel gewesen wäre, erneut unterworfen zu werden. Doch mit dir im Mantel des Herrn der Sterne müßte Elemak eine weitere Niederlage verkraften können, besonders, da du ihm auch einen Sieg verleihst.‹

Einen Sieg?

›Über seinen einzigen ernsthaften Rivalen im Kampf um die Macht.‹

Sie zerrten Fusum aus einem Loch im Boden und warfen ihn mit gespreizten Gliedern vor ihre Füße. Er zischte und heulte und verfluchte sie. Sie gab ihm einen ganz leichten elektrischen Schlag, und sein Körper verkrampfte sich. »Schweig«, sagte sie.

Er schwieg.

Sie ließ die Wühler Fusum ins Menschendorf bringen, wo nun Elemak und Protschnu standen, während alle anderen Menschen sich hinter ihnen versammelt hatten.

›Mebbekew plant Verrat hinter deinem Rücken.‹

»Sag Mebbekew«, befahl Schedemei Elemak, »er soll sofort herauskommen und zu dir treten, Elja, oder ich muß ein Exempel an ihm statuieren, und es wird kein angenehmes sein.«

Elemak lachte. »Also hat unter unserer schüchternen und stillen Schedemei eine Königin darauf gewartet, zum Vorschein treten zu können. Dazu war nur ein bißchen Macht erforderlich, und nun bist du da, Herrin über uns alle.«

Mittlerweile war Mebbekew hinter einem der Häuser hervorgekommen und hinter Elemak getreten. »Nafai hat unsere Frauen mitgenommen«, beschwerte Mebbekew sich.

»Ich bin sicher, wenn du Protschnu fragst, wird er dir erklären können, wie du deinen Entzug lindern kannst«, sagte Schedemei. Protschnu starrte sie finster an. Mebbekew ebenfalls, als er es kapierte.

»Wie ich sehe, hast du schon die Kontrolle über die Wühler ergriffen«, sagte Elemak und zeigte auf den gefangenen Fusum.

»Ganz im Gegenteil«, sagte Schedemei. »Ich habe über gar nichts Kontrolle ergriffen. Ich habe lediglich diesen Mann, Fusum, angeklagt, seinen Freund Nen ermordet zu haben.«

»Ich habe ihn nicht getötet«, sagte Fusum.

»Er hat ihn niedergeschlagen, obwohl er merkte, daß ein Panther sie verfolgt hat. Erst, als er wußte, daß Nen tot war, hat er sich auf den Panther gestürzt und ihn getötet.«

»Warum sagst du mir das?« fragte Elemak.

»Bist du nicht derjenige, der erwählt worden ist, die Menschen und Wühler zu einem Volk zu vereinigen?« fragte Schedemei. »Bist du nicht derjenige, der die Nation der Elemaki begründen wird?«

Elemak kicherte. »Ja, natürlich«, sagte er. »Natürlich hat der Herr der Sterne stets gewollt, daß ich herrsche.«

»Die Herrin der Sterne beabsichtigt, an dem Tag, an dem das Beiboot mit meinem Gatten hier eintrifft, das Raumschiff ins Weltall zu bringen.«

»Und wann wird dieser glückliche Tag kommen?«

»Sobald die große Nation der Nafari in Sicherheit ist.«

»Solange ich lebe, wird es diesen Tag nicht geben«, sagte Elemak.

O ja, Nafai hätte ihn mit großer Wahrscheinlichkeit töten müssen. »Es wird genügen«, sagte sie. »Denn du weißt genauso gut wie ich, daß du nur imstande sein wirst, deine Soldaten gegen ihre Festung zu führen, bis das Volk dir nicht mehr folgt. Du bist ein geborener Führer, Elemak. Du wirst wissen, wie weit du dein Volk treiben und anstacheln und verleiten kannst. Und du kannst es nicht zu allem anspornen. Nafai und sein Volk werden in Sicherheit sein.«

»Wie viele Tage?« fragte Elemak. Er hatte verstanden, welchen Handel sie ihm vorschlug.

»Ich glaube, du wirst mindestens acht Tage brauchen, um die Verbrechen dieses Verräters zu untersuchen. Du mußt Zeugen unter seinen Soldaten finden, die öffentlich die Morde an all den anderen gestehen, die sich nach Emeezems Tod zugetragen haben. Gerechtigkeit braucht eben ihre Zeit.«

»Acht Tage.«

»Oder bis das Beiboot zurückkommt. Du wirst auch viel damit zu tun haben, dein Dorf zu verlegen, damit niemand ums Leben kommt, wenn das Schiff startet.«

»Wie ich sehe, hat man meine Arbeit schon für mich getan.«

Protschnu war wütend. »Du wirst doch nicht diesen korrupten Handel akzeptieren, oder, Vater? Diese Schlange hat die Hälfte deiner Familie mitgenommen, die Hälfte meiner Familie …«

»Jeder, der Nafai begleitet hat«, unterbrach Schedemei ihn, »ist freiwillig mit ihm gegangen.«

»Und das sollen wir dir glauben?« sagte Protschnu. »Vielleicht wird Vater deinem Handel im Tausch gegen die Macht über sie zustimmen« — er zeigte voller Verachtung auf die Wühler —, »aber ich werde sie verfolgen und aufspüren und zur Strecke bringen, und mein Speer wird Nafais Herz aus seinem Körper reißen.«

»Und auch das deiner Mutter?« sagte Schedemei. »Denn sie wird nur als Leiche jemals zu Elemak zurückkehren.«

»Sie ist schon tot!« schrie Protschnu. »Sie hat keine Seele!«

»Du mußt dem Jungen verzeihen«, sagte Elemak. »Er ist außer sich.«

»Er begreift einfach nicht, womit er es zu tun hat«, sagte Schedemei und streckte eine Hand nach Protschnu aus.

»Nein!« rief Elemak. Doch die Luft flirrte bereits vor Elektrizität, und Protschnu flog nach hinten, und seine Glieder zuckten wie verrückt. Dann fiel er, noch immer zappelnd, zu Boden und wimmerte — lange, hohe Seufzer, die schnell leiser wurden. »Also bist du doch ein Miststück«, flüsterte Elemak.

»Ich halte es für sinnvoll, wenn jeder sieht, daß der Hüter der Erde seine Diener mit einer gewissen Macht ausstattet«, sagte Schedemei. »Und jetzt wollen wir alle sehen, wie Elemak Gerechtigkeit widerfahren läßt. Rufe deine Zeugen auf, berate dich mit den Führern des Wühlervolks, und wenn du in etwa acht Tagen zu deinem Urteil gelangst, werden wir alle sehen, ob du geeignet bist, zum Kriegskönig der Elemaki ernannt zu werden. Wenn die Stimme der Wühler und die Stimme der Menschen im Einklang rufen, daß du sie führen sollst, werde ich dich zum Kriegskönig machen, und du wirst dieses Volk mit Autorität führen.«

Elemak lächelte sie an, denn er wußte genau, daß sie die Freiheit dieser Wühler gegen die Sicherheit der Nafari eintauschte. Er bückte sich und half seinem noch immer zitternden Sohn auf die Füße.

»Aber vergeßt nicht«, sagte Schedemei, »ich habe Kriegskönig gesagt. Das Volk wird keinen Blutkönig mehr haben. Habt ihr alle mich gehört?«

Sie hatten sie gehört.

»Dieser hier hat das Amt dermaßen geschändet, daß es nie wieder würdig besetzt werden kann. Von nun an ist es verboten, das Fleisch von Engeln oder Menschen zu essen. Und jeder, der dieses verbotene Fleisch ißt, macht sich so schwer schuldig, als hätte er das Fleisch seines eigenen Kindes gegessen. Das ist von nun an das Gesetz für alle Völker auf der ganzen Welt! Und ihr werdet es bei allen Wühlern in jedem Land durchsetzen.«

»Vielen Dank für den Auftrag«, sagte Elemak leise.

»Ich glaube, du wirst einsehen, wie klug es ist, ihnen beizubringen, die Menschen nicht für einen Imbiß zu halten«, sagte Schedemei ebenso leise. »Wenn sie deine Feinde essen dürfen … wie lange wird es dann dauern, Elja, bis sie auf den Gedanken kommen, daß auch du ein Leckerbissen bist?«

»Ich habe bereits verstanden«, sagte Elemak. »Bist du jetzt fertig?«

»Kein einziger Wühler folgt den Nafari«, sagte Schedemei.

»Glaubst du etwa, wir wären nicht imstande, die Spur später aufzunehmen?« fragte Elemak.

»Keine Attentäter und Meuchelmörder auf dem Weg«, sagte sie.

»Ich kenne den Handel«, sagte Elemak. »Ich weiß, daß ich erneut erniedrigt worden bin, und diesmal hat Nafai meine Frau und meine halbe Familie mitgenommen, und du hast meinen Sohn niedergeschlagen. Aber ich kann damit leben, denn du hast mir eine Nation gegeben. Eine Nation von häßlichen Nagetieren, die im Dreck leben. Aber bei den Karawanen auf Harmonie habe ich schon mit Schlimmerem zu tun gehabt, auch wenn es in menschliche Gestalt gekleidet war. Ganz gleich, was du glaubst, Schedemei — eines Tages werde ich über Nafais Leiche stehen. Aber wenn du dich dann besser fühlst … ich werde ihn nicht essen. Und ich werde nicht zulassen, daß er von irgendwem sonst gegessen wird. Abgesehen vielleicht von den Krähen und Geiern.«