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Es blieb keine Zeit mehr, über die Angelegenheit weiter nachzugrübeln. Sie näherten sich der großen Höhle. Der Eingang war von Fackeln erleuchtet. Dort stand Padishar Creel. Der Anführer der Geächteten war wach, wie Morgan gehofft hatte, und unterhielt sich in seinem leuchtend roten Gewand mit den Männern, die die Kranken und Verwundeten betreuten.

»Was tust du?« schrie Steff zornig. »Das ist eine Sache nur zwischen uns beiden, Morgan!«

Aber Morgan überging seine Proteste und zog ihn ins Licht. Als die beiden Männer auf ihn zustolperten, drehte Padishar Creel sich um und packte sie an den Schultern. »Langsam, langsam! Was habt ihr denn für einen Grund, so durch die Dunkelheit zu stürmen? Eure Augen verraten mir allerdings, daß euch etwas einen Schrecken eingejagt hat. Was ist passiert?«

Steff versteifte sich vor Zorn, und seine Augen waren hart. Morgan zögerte. Die Männer, die um Padishar Creel herumstanden, warfen ihnen neugierige Blicke zu; sie standen außerdem nahe genug, um zu hören, was er, Morgan, zu sagen hatte. Er lächelte sein entwaffnendes Lächeln. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wer die Person ist, hinter der du her bist«, sagte er zu dem großen Mann.

»Nun, wenn’s weiter nichts ist.« Padishar Creels scherzhafte Worte waren ebenso an seine Männer gerichtet wie an Morgan und Steff. »Also dann, kommt kurz mit und erzählt mir davon.« Er legte den Arm um Steffs Schultern, als wäre alles in schönster Ordnung, und zog den Hochländer und den Zwerg in den Schatten. »Was hast du herausgefunden?« wollte er dort von Morgan wissen.

Morgan sah Steff an und schüttelte den Kopf. Sein Körper war unter seinen Kleidern jetzt schweißbedeckt, und sein Gesicht lief rot an. »Padishar«, sagte er, »Teel ist verschwunden. Steff weiß nicht, was mit ihr passiert ist. Ich glaube, daß sie möglicherweise in den Geheimgang gegangen ist.«

Er wartete, während seine Augen den großen Mann fixierten; im stillen hoffte er, der andere möge keine weitere Erklärung fordern. Er war sich immer noch nicht sicher, nicht absolut sicher, und Steff würde ihm in keinem Fall glauben.

Padishar Creel verstand. »Wir wollen nachschauen. Du und ich, Hochländer.«

Steff hielt Morgan am Arm fest. »Ich komme mit.« Sein Gesicht war schweißüberströmt und seine Augen glasig, aber an seiner Entschlossenheit bestand kein Zweifel.

»Du bist noch immer viel zu schwach, mein Junge.«

»Das ist meine Sache!«

Mit einem Ruck wandte Padishar Creel sein Gesicht zum Licht. Es war über und über mit Striemen und Schnittwunden bedeckt, die vom Kampf der vergangenen Nacht zeugten. »Auf keinen Fall meine«, sagte er leise. »Nur damit wir uns verstehen.«

Sie gingen in das Krankenrevier, wo Padishar Creel einen der Geächteten beiseite nahm und leise mit ihm redete. Morgan konnte gerade noch verstehen, was er sagte.

»Weck Chandos«, befahl Padishar Creel. »Sag ihm, er soll das Lager mobilisieren. Bereitet alles zum Aufbruch vor. Dann soll er mir in den Geheimgang nachkommen. Aber nicht allein. Sag ihm, daß die Geheimnistuerei ein Ende hat und daß es ganz egal ist, ob die anderen wissen, was er vorhat.«

Der Mann eilte davon, und Padishar Creel bedeutete Morgan und Steff, ihm zu folgen. Er führte sie durch die Haupthöhle zu der abgeschiedenen Stelle, wo die Vorräte aufbewahrt wurden. Er zündete drei Fackeln an, von denen er eine selbst behielt und die anderen beiden an den Hochländer und den Zwerg weitergab. Dann ging er voraus zu dem Raum, wo die Kisten an der Felswand lagerten, übergab Morgan seine Fackel, ergriff die Kisten mit beiden Händen und zog. Die Geheimtür ging auf und gab den dahinterliegenden Gang frei. Nachdem sie durch die Öffnung geschlüpft waren, zog Padishar Creel die Kisten wieder davor. »Bleibt dicht bei mir«, mahnte er.

Mit rauchenden Fackeln eilten sie in die Dunkelheit hinein. In den Gang hineinragende Stalaktiten wie Stalagmiten, bösartige steinerne Eiszapfen, machten den Weg gefährlich. Das von der Decke tropfende Wasser sammelte sich in kleinen Seen im Fels. In den Höhlen war es kalt, und die Kälte drang innerhalb kürzester Zeit durch Morgans Kleider. Er zitterte, während er hinter Padishar herging. Steff bildete die Nachhut; er schleppte sich mit unsicheren Schritten und keuchend hinter ihnen her.

Morgan fragte sich plötzlich, was sie tun würden, wenn sie auf Teel stießen. Im Geist überprüfte er seine Waffen. Er trug sein neu erworbenes Breitschwert auf dem Rücken, einen Dolch an seinem Gürtel und einen zweiten im Stiefelschaft. Um seine Taille hing die gekürzte Scheide, in der das, was vom Schwert von Leah übriggeblieben war, steckte.

Keine große Hilfe im Kampf gegen ein Schattenwesen, dachte er voller Sorge. Und wieviel Hilfe konnte er von Steff erwarten, selbst wenn dieser die Wahrheit erkannte? Was würde er tun?

Wenn ich nur noch die Zauberkraft hätte… Er zwang sich, nicht mehr daran zu denken, wohl wissend, wohin ihn seine Gedanken führen würden, und fest entschlossen, nicht mehr zuzulassen, daß seine Unentschlossenheit ihn lahmte.

Sie durchschritten eine Reihe von unterirdischen Höhlen, in denen das Licht ihrer Fackeln die Schatten, die die gewölbten Decken umspielten, nicht im entferntesten zu durchdringen vermochte. Kurz danach stießen sie auf eine Anzahl von Spalten, von denen einige mehr als zwanzig Meter breit waren. Holzbrücken führten über sie.

Die ganze Zeit über hielten sie Ausschau nach Teel. Aber sie war nicht zu sehen.

Steff konnte nur mit Mühe mit ihnen Schritt halten. Er verfügte im gesunden Zustand über enorme Kräfte, aber welche Krankheit ihn auch befallen haben mochte – wenn es sich tatsächlich um eine Krankheit handelte und er nicht, wie Morgan allmählich vermutete, vergiftet worden war –, sie hatte ihn so ziemlich aller Kräfte beraubt. Padishar Creel ging schnell voran. Der große Mann hatte gemeint, was er gesagt hatte – Steff war für sich selbst verantwortlich. Der Zwerg hatte es aufgrund seiner Entschlossenheit bis hierher geschafft, aber Morgan erkannte, daß er dem Tempo, das der Anführer der Geächteten vorgab, nicht länger gewachsen war. Der Hochländer blickte sich zu seinem Freund um, aber dieser, der mit gehetztem Blick die Schatten jenseits des Lichts absuchte, sah ihn anscheinend nicht.

Sie waren bereits mehr als eine Meile in den Berg hinein vorgedrungen, als sie einen Lichtschein bemerkten. Padishar Creel verlangsamte sein Tempo nicht. Der Gang verbreiterte sich, und die vor ihnen liegende Öffnung glänzte im Licht der Fackeln. Morgan spürte, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen.

Sie betraten eine gewaltige unterirdische Höhle, die in hellem Licht erstrahlte. Die in den Wänden steckenden Fackeln erfüllten die Luft mit Rauch und dem Geruch von verkohltem Holz und brennendem Pech. In der Mitte der Höhle teilte ein breiter Spalt den Boden in zwei Hälften. Wieder spannte sich eine Brücke über die schmälste Stelle der Spalte, diesmal jedoch aus Eisen bestehend. An ihren Seiten befanden sich Vorrichtungen zum Hochziehen und Niederlassen der Brücke. Jetzt war sie unten und verband die beiden Hälften des Höhlenbodens. Dahinter erstreckte sich der Fels in den Gang hinein, der wieder in der Dunkelheit verschwand.

Teel stand neben einer der Winden und hämmerte auf sie ein.

Padishar Creel blieb stehen, und Morgan und Steff eilten neben ihn. Teel hatte sie bisher weder gehört noch gesehen, da das Licht ihrer Fackeln sich in der Helligkeit der Höhle verlor.

Padishar Creel legte seine Fackel zu Boden. »Sie hat eine der Winden zertrümmert.« Seine Augen richteten sich auf Steff. »Wenn wir sie nicht aufhalten, wird sie die Föderation auf direktem Wege zu uns führen.«

Mit wildem Blick starrte Steff ihn an. »Nein«, stieß er ungläubig hervor.

Padishar Creel schenkte ihm keine Beachtung. Er zog sein Breitschwert aus der Scheide und lief auf Teel zu.