Выбрать главу

»Wahrscheinlich bin ich zu weit gegangen«, gestand Oop. »Aber die Leute erwarten einfach, daß sich ein blöder Neandertaler so benimmt.«

»Das Mädchen ist nicht dumm«, meinte Maxwell. »Sie hat uns diese Geschichte von dem Ding raffiniert beigebracht.«

»Beigebracht?«

»Natürlich. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß das ein Ausrutscher war?«

»Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, sagte Oop. »Aber weshalb hätte sie das tun sollen?«

»Ich könnte mir denken, daß sie gegen den Verkauf ist. Sie kam wohl zu dem Schluß, wenn so ein Klatschweib wie du davon erfährst, weiß es morgen die ganze Universität. Und Gerüchte haben schon oft genug einen Handel zunichte gemacht.«

»Aber du weißt doch, Pete, daß ich kein Klatschweib bin.«

»Ich weiß es. Doch du hast dich heute abend wie eines aufgeführt.«

Oop ließ das Taschenmesser zuschnappen und steckte es ein. Dann reichte er Maxwell das halbleere Marmeladeglas. Maxwell setzte es an und trank. Die Flüssigkeit rann wie Feuer durch seine Kehle, und er würgte. Er wünschte sich, daß er das Zeug ein einzigesmal trinken könnte, ohne nach Luft zu schnappen oder zu würgen.

»Kräftig, was?« sagte Oop.

Maxwell nickte. Sprechen konnte er noch nicht.

Oop nahm das Glas, setzte es an, und der Spiegel senkte sich erheblich. Dann drückte er es liebevoll an die Brust.

»Dich kann sie schwerlich für redselig gehalten haben«, sagte er schließlich. »Du bist heute sehr geschickt um die Wahrheit herumgeschlittert.«

»Vielleicht, weil ich die Wahrheit selbst nicht genau weiß«, erwiderte Maxwell. »Hast du Lust zum Zuhören?«

»Jederzeit«, sagte Oop. »Aber du mußt mir nichts sagen, wenn du nicht willst. Wir bleiben weiterhin Freunde, auch wenn ich nichts erfahre.«

Maxwell schüttelte den Kopf. »Ich muß es dir sagen, Oop. Ich muß es jemand anvertrauen, und du bist der einzige, bei dem es sicher ist. Allein kann ich es einfach nicht tragen.«

Oop reichte ihm das Glas. »Nimm noch einen Schluck, bevor du anfängst. Was mir nicht einleuchten will, ist der Schnitzer bei der Transportgesellschaft. So etwas darf nicht vorkommen. Ich könnte mir denken, daß es etwas anderes war.«

»Du hast recht.« Maxwell nickte. »Irgendwo draußen ist ein Planet. Wahrscheinlich nicht allzu weit entfernt. Ein freier Planet, der an keine Sonne gebunden ist, der sich jedoch vermutlich in jedes Sonnensystem einschieben kann.«

»So leicht ist das nicht. Es würde die Bahnen aller anderen Planeten verschieben.«

»Nicht unbedingt«, erwiderte Maxwell. »Er könnte seine Bahn ja in eine andere Ebene als die restlichen Planeten verlegen.«

»Dieser andere Planet hat also dein Wellenschema erwischt und kopiert«, sagte er. »So daß zwei Maxwells entstanden.«

»Woher weißt du das?«

»Schlußfolgerung. Es ist vollkommen logisch. Ich weiß, daß es zwei Maxwells gab. Da war der eine, der vor dir zurückkam. Ich unterhielt mich mit ihm, und er unterschied sich in nichts von dir. Er sagte, daß das Gerücht von dem Drachen Unsinn gewesen sei und daß er das Coonskin-System deshalb früher als geplant verlassen habe.«

»Das war es also«, sagte Maxwell. »Ich wunderte mich schon, weshalb er so früh zurückkam.«

»Ich weiß nicht, ob ich traurig sein soll oder nicht«, sagte Oop. »Der andere Mann war genau wie du, und nun ist er tot, und ich habe einen Freund verloren — denn er war ein Mensch mit einer Persönlichkeit, und diese Persönlichkeit wurde beim Tode vernichtet.«

»Ich hörte, daß es sich um einen Unfall handelte.«

»Auch darüber habe ich nachgedacht«, sagte Oop. »Seit du wieder hier bist, könnte ich es nicht mehr beschwören. Er verließ ein Straßenband, stürzte und schlug mit dem Kopf auf …«

»Man stürzt nicht, wenn man ein Band verläßt«, sagte Maxwell. »Außer man ist betrunken, geschwächt oder ungeschickt.«

»Ich weiß«, sagte Oop. »Die Polizei war der gleichen Meinung. Aber es gab keine andere Erklärung, und wie du weißt braucht die Polizei irgendeine Erklärung, um die Akten schließen zu können. Es war ein einsamer Fleck. Auf der halben Strecke zwischen hier und der Kobold-Reservation. Niemand sah es. Es muß geschehen sein, als nur wenige Leute unterwegs waren. Vielleicht nachts. Er wurde um zehn Uhr vormittags gefunden. Die Straße ist zwar ab sechs Uhr morgens stark benützt, aber die meisten Leute hielten sich offenbar auf den inneren Gürteln auf.«

»Du glaubst, daß es kein Unfall war? Daß wir es vielleicht mit Mord zu tun haben?«

»Ich weiß es nicht. Der Gedanke hat sich mir jedenfalls aufgedrängt. Und noch eines war komisch — niemand konnte es erklären. Der Körper und die ganze Umgebung hatten einen eigenartigen Geruch. Niemand konnte sich vorstellen, woher er kam. Vielleicht hatte jemand entdeckt, daß es zwei Maxwells gab. Aus irgendeinem Grund wurde der eine ausgeschaltet.«

»Aber wer könnte es gewußt haben?«

»Die Leute auf dem anderen Planeten. Wenn es dort Leute gab …«

»O ja«, sagte Maxwell. »Es war ein erstaunlicher Ort …«

Während er so dasaß und erzählte, hatte er fast das Gefühl, wieder dort zu sein. Ein Kristallplanet — so hatte er zumindest ausgesehen, als Maxwell zum erstenmal die Augen aufschlug. Eine weite Kristallebene, die sich nach allen Richtungen ausdehnte, dazu ein Kristallhimmel, der von Kristallsäulen gestützt wurde. Die Säulen standen in der Ebene und stiegen hoch auf, so daß sich ihre Spitzen im milchigen Himmel verloren. Säulen, die den Himmel festhielten …

Ein leerer Ort, der fast an einen verlassenen Ballsaal erinnerte, an einen Ballsaal von enormen Ausmaßen, geschmückt für die Musik und die Tänzer, die nie gekommen waren und nun nie mehr kommen würden. Und der Glanz und die Anmut waren für alle Ewigkeit verschwendet.

Ein Ballsaal, aber ein Ballsaal ohne Wände, der sich immer weiter erstreckte — nein, nicht zu einem Horizont, denn es schien keinen Horizont zu geben, sondern zu einem Punkt, wo der sonderbare Milchglashimmel sich mit dem Kristallboden traf.

Er stand verblüfft in der Weite und Unermeßlichkeit. Es war nicht die Unermeßlichkeit des Himmels, denn der Himmel war nicht unermeßlich, und es war auch nicht die Entfernung, denn die Entfernung war nicht groß. Nur für einen Raum war die Ausdehnung verblüffend. Er kam sich vor wie in einem Riesenhaus, in dem er sich verirrt hatte und nun nach einer Tür suchte, ohne zu wissen, wo er beginnen sollte. Ein Raum ohne besondere Merkmale, denn eine Säule glich der anderen, keine Wolke stand am Himmel (wenn es überhaupt ein Himmel war), und der Boden war überall mit Kristall bedeckt.

Er wollte rufen, fragen, ob jemand da war, aber er fürchtete sich vor einem lauten Wort — so als könnte sich bei einem einzigen Geräusch dieser kalte und schimmernde Glanz in eine Rauhreifwolke auflösen. Denn der Ort war still. Nicht das leiseste Flüstern war zu hören. Stille und Kälte und Einsamkeit — der Glanz und die Pracht waren in der Einsamkeit verloren.

Langsam, immer in der Furcht, daß seine Füße die ganze Welt in Staub verwandeln könnten, drehte er sich herum und sah etwas — keine Bewegung, sondern ein Flimmern, als sei etwas so schnell vorbeigehuscht, daß er es nicht erkennen konnte. Er blieb stehen, und sein Nackenhaar sträubte sich, nicht so sehr, weil er eine Gefahr spürte, sondern weil ihn diese vollkommene Fremdartigkeit umgab, die einen normalen Menschen zum Wahnsinn treiben konnte, wenn er seine Blicke nicht schnell losriß.

Nichts geschah, und er drehte sich Zoll um Zoll herum. Dann sah er, daß hinter ihm etwas stand — ein Gerät? Ein Instrument? Eine Maschine?

Und mit einemmal wußte er es. Hier war die seltsame Vorrichtung, die ihn in diese verrückte Kristallwelt gebracht hatte, eine Art Materietransmitter.

Aber er wußte auch, daß er sich nicht im Coonskin-System befand. Es war eine Welt, von der er noch nie gehört hatte. Nirgends in der Galaxis, die er kannte, gab es so einen Planeten. Irgend etwas war schiefgelaufen, und nun saß er in einem vergessenen Winkel des Universums, in einem Gebiet, das der Mensch auch in einer Million Jahre noch nicht betreten würde; so weit weg von der Erde, daß die Entfernungen unvorstellbar wurden.