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»Aber wie konntest du die Dinger lesen?«

»Sie gaben mir ein großes brillenähnliches Gestell. Es war schwer und beherbergte sicher eine Menge Instrumente. Wenn ich es aufsetzte, konnte ich die Metallplatten lesen. Es war keine eigentliche Schrift. Ich erkannte kleine Erhebungen im Metall. Später fand ich dann heraus, daß man das Instrument verstellen und damit die verschiedenen Atomschichten lesen konnte. Aber anfangs schrieben sie mir nur Botschaften, wenn ›schreiben‹ das richtige Wort ist. Ich leitete meine Antwortgedanken in eine Vorrichtung, die an dem Brillengestell befestigt war.«

»Eine Übersetzungsmaschine«, sagte Oop.

»Wahrscheinlich. Sie funktionierte in beiden Richtungen.«

»Wir — das heißt, die Intelligenz der ganzen Galaxis — haben versucht, eine zu konstruieren. Vergeblich.«

»Ja, ich weiß.«

»Aber diese Gespenster besitzen eine.«

»Sie besitzen noch viel mehr«, erklärte Maxwell. »Ich habe mir ihre Errungenschaften angesehen. Es reichte, um mich zu überzeugen, daß sie die Wahrheit sagten.«

»Noch eines will mir nicht einleuchten«, meinte Oop. »Du hast gesagt, daß es sich um einen Planeten handelte. Was ist mit dem zugehörigen Stern?«

»Der Planet ist überdacht. Ich nehme an, daß ein Stern da war, aber ich konnte ihn nicht sehen. Du kennst sicher den Begriff vom oszillierenden Universum.«

»Das Jo-jo-Universum«, sagte Oop. »Das Ding, das verschwindet und wieder hochkommt?«

»Genau«, sagte Maxwell. »Und die Theorie stimmt. Der Kristallplanet kommt aus dem Universum, das vor unserem jetzigen Universum existierte. Die Bewohner hatten alles errechnet. Sie wußten, daß die Zeit kommen würde, in der alle Energie verbraucht war und die tote Materie sich zu einem kosmischen Ball zusammenziehen würde, der von neuem explodierte. Sie wußten, daß der Tod ihres Universums bevorstand und daß sie mit ihm untergehen mußten, wenn sie nichts dagegen taten. So begannen sie mit einem Projekt. Einem planetarischen Projekt. Sie nahmen Energie auf und speicherten sie — frage mich nicht, woher sie die Energie nahmen oder wie sie gespeichert wurde. Jedenfalls war genug Energie da, als das übrige Universum zugrunde ging. Sie sorgten für ein Antriebssystem, damit sich ihr Planet unabhängig fortbewegen konnte. Und bevor das Zusammenziehen der toten Materie erfolgte, verließen sie ihren Stern und machten sich auf den Weg. Seit dieser Zeit hat sich nichts geändert. Ein uraltes Volk, das sich in einem planetarischen Raumschiff durch das Universum bewegt. Sie sahen das alte Universum sterben. Sie waren allein im Raum, in dem kein Licht, kein Lebenszeichen glimmte. Vielleicht — ich weiß es nicht — sahen sie, wie sich der neue kosmische Ball formte. Und wenn sie ihn sahen, dann sahen sie auch die Explosion, die den Beginn des neuen Universums markierte. Sie sahen die ersten rotglühenden Sterne, sahen, wie sich die Galaxien formten. Und als es dann soweit war, schlossen sie sich dem neuen Universum an. Sie konnten jeden Ort aufsuchen, jeden Stern umkreisen. Sie waren die Zigeuner des Universums. Aber jetzt ist ihr Ende nahe. Ich glaube, daß der Planet noch durchhalten würde, denn die Energievorrichtungen funktionieren. Aber die Rasse stirbt aus. Und ihr Erbe ist das Wissen des alten und des neuen Universums.«

»Fünfzig Milliarden Jahre«, sagte Oop. »Fünfzig Milliarden Jahre an Wissen.«

»Mindestens«, meinte Maxwell. »Es könnten noch mehr sein.«

Sie saßen schweigend da. Von weit weg klang die Glocke der Musikhalle auf und zählte die Stunden.

Kapitel 9

Maxwell wachte auf.

Oop schüttelte ihn. »Besuch für dich.«

Maxwell warf die Decke zurück, schwang die Füße auf den Boden und tastete nach seiner Hose. Oop reichte sie ihm.

»Wer ist es?«

»Stellte sich als Longfellow vor. Widerlicher, hochnäsiger Kunde. Er wartet draußen auf dich. Man sah ihm richtig an, daß er aus Angst vor Bazillen nicht in die Hütte kam.«

»Dann soll er sich zum Teufel scheren«, knurrte Maxwell und machte Anstalten, sich wieder hinzulegen.

»Nein«, protestierte Oop. »Mir ist es gleich. Ich bin über Kränkungen erhaben.«

Maxwell kämpfte sich in die Hose, schlüpfte in die Schuhe und schnürte sie fest.

»Kannst du dir denken, wer der Kerl ist?«

»Keine Ahnung«, sagte Oop.

Maxwell stolperte quer durch das Zimmer, goß aus einem Eimer Wasser in das Becken und wusch sich das Gesicht.

»Wie spät?« fragte er.

»Kurz nach sieben.«

»Mister Longfellow muß es eilig gehabt haben.«

»Er geht draußen ungeduldig auf und ab.«

Longfellow war tatsächlich ungeduldig.

Als Maxwell an die Tür kam, lief er ihm entgegen und streckte die Hand aus.

»Professor Maxwell!« rief er. »Ich bin so froh, daß ich Sie gefunden habe. Gar nicht so einfach. Jemand gab mir den Tip, daß Sie hier sein könnten …« Er deutete mit gerümpfter Nase zur Hütte — »Und da ging ich das Risiko eben ein.«

»Oop ist einer meiner besten Freunde«, sagte Maxwell ruhig.

»Könnten wir vielleicht einen kleinen Spaziergang machen?« schlug Longfellow vor. »Es ist ein herrlicher Morgen. Haben Sie schon gefrühstückt? Nein, vermutlich nicht.«

»Könnten Sie mir vielleicht sagen, wer Sie sind?« fragte Maxwell.

»Ich arbeite in der Verwaltung. Stephen Longfellow. Sekretär des Präsidenten.«

»Dann sind Sie genau der richtige Mann für mich. Ich muß den Präsidenten so schnell wie möglich sprechen.«

Longfellow schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen gleich sagen, daß das unmöglich ist.«

»Unmöglich«, sagte Maxwell. »Das klingt so endgültig. Als hätten Sie bereits darüber nachgedacht und Ihre Entscheidung getroffen.«

»Wenn Sie Dr. Arnold sprechen wollen, müssen Sie den Amtsweg beschreiten«, erklärte Longfellow kühl. »Der Präsident ist ein vielbeschäftigter Mann …«

»Das weiß ich«, sagte Maxwell. »Und ich kenne auch den Amtsweg. Unzählige Verzögerungen, eine Bitte, die von Hand zu Hand geht, Informationen, die zu viele Leute erfahren …«

»Professor Maxwell«, sagte Longfellow. »Es hat keinen Sinn, um den Brei herumzugehen. Sie sind ein beharrlicher Mann und lassen sich nicht leicht abschütteln. Es ist besser, wenn ich offen mit Ihnen rede. Der Präsident wird Sie nicht empfangen. Er kann es sich nicht leisten.«

»Weil es zwei Maxwells gegeben hat? Weil einer davon tot ist?«

»Die Zeitungen werden heute voll davon sein. Sie machen Schlagzeilen. Der Mann, der von den Toten zurückkam. Haben Sie vielleicht Radio gehört oder die Fernsehsendungen verfolgt?«

»Nein.«

»Nun, wenn Sie dazu kommen, werden Sie sehen, daß man Sie zu einer Spitzenzirkusnummer gemacht hat. Ich sage Ihnen offen, daß das peinlich für uns ist.«

»Ein Skandal also?«

»Man könnte es so nennen. Und die Verwaltung hat Schwierigkeiten genug. Sie kann sich nicht noch Ihren Fall aufhalsen. Da ist beispielsweise die Shakespeare-Sache. Der können wir nicht ausweichen.«

»Was würde geschehen, wenn ich einfach den Hügel hinauf ins Verwaltungsgebäude ginge und mit der Faust auf ein paar Schreibtische schlagen würde?«

»Das wissen Sie ganz genau. Man würde Sie hinauswerfen.«

»Wenn ich aber eine Schar Reporter und Kameraleute im Rücken hätte?«

»Dann würde man Sie vermutlich nicht hinauswerfen. Vielleicht würde man Sie sogar bis zum Präsidenten vorlassen. Aber ich kann Ihnen versichern, daß Sie unter diesen Umständen keineswegs das erreichen würden, was Sie wollen.«

»Ich würde also in jedem Falle verlieren?« fragte Maxwell. »Eigentlich kam ich wegen einer ganz anderen Sache her«, erklärte ihm Longfellow. »Ich bringe Ihnen eine gute Nachricht.«

»Das kann ich mir denken«, sagte Maxwell. »Was hat die Verwaltung ausgeheckt, um mich loszuwerden?«