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»Das muß ein Irrtum sein«, protestierte Maxwell schwach.

Denn es war undenkbar, daß es zwei Peter Maxwells geben sollte, die sich in allen Einzelheiten glichen.

»Kein Irrtum«, sagte Drayton. »Wir haben herausgebracht, daß der Planet das Schema nicht ablenkt, sondern kopiert.«

»Dann gibt es zwei Personen meines Namens. Das ist doch nicht …«

»Nicht mehr«, unterbrach ihn Drayton. »Sie sind der einzige. Etwa eine Woche nach seiner Rückkehr erlitt der andere einen Unfall. Peter Maxwell ist tot.«

Kapitel 2

Ein Stück von dem winzigen Raum entfernt, in dem er mit Drayton zusammengetroffen war, fand Maxwell ein paar freie Stühle und setzte sich ziemlich vorsichtig auf einen davon.

Es ist unglaublich, sagte er sich. Unglaublich, daß es zwei Peter Maxwells gegeben haben konnte und daß einer davon nun tot war. Unglaublich, daß der Kristallplanet eine Einrichtung besaß, die ausholen und ein Wellenschema kopieren konnte, welches sich schneller als die Lichtgeschwindigkeit fortpflanzte — sehr viel schneller als Lichtgeschwindigkeit, denn an keinem Punkt der Galaxis, der bis jetzt mit Materietransmittern ausgestattet worden war, konnte man einen merklichen Zeitabstand zwischen Abreise und Ankunft feststellen. Ablenkung — ja, das konnte es vielleicht geben, ein Ausholen und Ansichreißen des Schemas, aber das Kopieren eines solchen Schemas war etwas ganz anderes.

Zwei unglaubliche Dinge, dachte er. Zwei Dinge, die nicht hätten geschehen dürfen. Obwohl — wenn eines geschah, folgte notwendigerweise das andere. Wenn das Schema kopiert worden war, mußten zwei Ausgaben von ihm existieren — der eine, der das Coonskin-System erreicht hatte, und der andere, der auf dem Kristallplaneten gelandet war. Aber wenn dieser andere Peter Maxwell wirklich nach Coonskin gegangen war, müßte er noch dort sein. Er hatte einen Aufenthalt von mindestens sechs Wochen geplant, sogar noch länger, wenn es nötig sein sollte, um die Drachenlegende weiter zu verfolgen.

Er merkte, daß seine Hände zitterten, und krampfte sie ineinander.

Dennoch mußte er die Sache durchstehen. Denn er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und er durfte sie auf keinen Fall verpfuschen.

Man konnte ihm die Sache erschweren, indem man ihn beobachten ließ. Aber noch stand nicht fest, daß sie das tun würden. Und vielleicht machte es auch nichts aus. Er wußte, daß es am schwersten sein würde, mit Andrew Arnold selbst zu sprechen. Der Präsident einer planetarischen Universität machte sich rar. Er hatte bestimmt wichtigere Dinge zu tun, als einen Kollegen anzuhören. Besonders, wenn der Kollege nicht im voraus verraten konnte, worüber er mit ihm sprechen wollte.

Seine Hände zitterten nicht mehr, aber er krampfte sie immer noch zusammen. In einer Weile würde er hier verschwinden und zur Straße hinuntergehen. Er würde sich einen Platz auf einem der schnellen, inneren Bänder sichern. In etwa einer Stunde konnte er wieder im Campus sein, und dann würde sich ja zeigen, ob Drayton die Wahrheit gesagt hatte. Und er würde wieder unter Freunden sein — bei Alley Oop und Gespenst, Harlow Sharp und Allen Preston und all den anderen. In der Schweinetränke würde es hoch hergehen, wenn sie bis Mitternacht eine Lage nach der anderen ausgaben, und dann konnte man lange, gemächliche Spaziergänge auf den schattigen Promenaden machen oder im Boot auf den See hinausrudern. Es würde Diskussionen und Argumente geben, man würde sich alte Geschichten erzählen und nebenbei die Routinearbeiten der Universität erledigen.

Er merkte, daß er sich auf die Fahrt freute, denn der Weg verlief durch die Kobold-Reservation. Natürlich waren nicht nur Kobolde dort, sondern auch viele andere des Kleinen Volkes. Und sie waren alle seine Freunde — oder doch fast alle. Trolle konnten einen manchmal an den Rand der Verzweiflung bringen, und es war schwer, eine dauerhafte Freundschaft mit einer Todesfee zu führen.

Zu dieser Jahreszeit mußten die Berge wunderschön sein. Als er zum Coonskin-System aufgebrochen war, hatte der Spätsommer gerade begonnen und die Hügel hatten noch ihr volles Grün getragen, aber jetzt, Mitte Oktober, würden sie im Herbstgewand glühen.

Er saß da und dachte an die Zeit vor zwei Jahren, als er mit Mister O’Toole eine Kanufahrt flußaufwärts gemacht hatte, mitten in die nördliche Wildnis, in der Hoffnung, daß sie irgendwo Kontakt mit den Geistern aufnehmen konnten, von denen die alten Ojibway-Legenden berichteten. Sie hatten das glasklare Wasser durchschnitten und abends am Rand dunkler Föhrenwälder ihr Feuer angezündet. Sie hatten geangelt und in Waldschneisen wilde Blumen aufgestöbert. Sie hatten viele Vögel und andere Tiere belauscht und einen herrlichen Urlaub verbracht. Aber sie hatten keine Geister gesehen, und das war nicht weiter überraschend. Nur selten konnte jemand die Verbindung zu Vertretern des Kleinen Volkes in Nordamerika aufnehmen, denn sie waren wirklich in der Wildnis aufgewachsen, anders als die halbzivilisierten, an Menschen gewöhnten Geister von Europa.

Der Sessel, in dem er saß, war nach Westen gerichtet, und durch die hohen Glaswände konnte er über den Fluß bis zu dem schroffen Vorgebirge sehen, das sich entlang der Grenze des früheren Staates Iowa erhob — purpurne Massen, von einem blaßblauen Herbsthimmel gesäumt. Auf einem der Hügel konnte er die Gebäude des College für Thaumaturgie erkennen, das zum größten Teil von den Oktopoiden des Centaurus geleitet wurde. Als er die schwachen Umrisse betrachtete, fiel ihm ein, daß er sich schon oft vorgenommen hatte, eines ihrer Sommerseminare zu besuchen. Doch bis jetzt war er noch nie dazu gekommen.

Langsam stand er auf und nahm sein Gepäck, doch er zögerte noch einen Moment, bevor er sich in die Hast und das Gewühle des Warteraums stürzte. Menschen und Angehörige fremder Rassen eilten zielbewußt hin und her oder standen in kleinen Gruppen beisammen. Ein alter Mann mit weißem Bart — dem Aussehen nach irgendein Professor — wurde von einer Studentengruppe verabschiedet. Eine Reptilfamilie hatte sich auf den Liegen ausgebreitet, die eigens für Leute wie sie errichtet worden waren. Die beiden Erwachsenen sprachen leise und zischelnd miteinander, während die Jungen über und unter die Liegen krochen und spielten. Zwei spindeldürre Geschöpfe, die wie groteske Streichholzkreationen aussahen, hatten mit Kreide ein primitives Spielbrett auf dem Boden markiert und eine Reihe seltsam geformter Figuren aufgestellt, die sie unter aufgeregtem Geschrei hin und her schoben.

Rollenfüßler? hatte Drayton gefragt. Konnte es eine Verbindung zwischen dem Kristallplaneten und den Rollenfüßlern geben?

Immer waren es die Rollenfüßler, dachte Maxwell. Man war in dieser Beziehung wie besessen. Und vielleicht mit Grund, obwohl er es nicht sicher wußte. Denn es war wenig über sie bekannt. Sie lebten weit draußen im Raum, eine andere große Kulturgruppe, die sich in der Galaxis ausbreitete und hin und wieder mit der ebenfalls vordrängenden menschlichen Kultur zusammenstieß.

Er erinnerte sich an das erste- und einzigemal, als er einen Rollenfüßler gesehen hatte — ein Student, der vom College für Vergleichende Anatomie in Rio de Janeiro zu einem vierzehntägigen Seminar an das Zeit-College gekommen war. Am Wisconsin-Campus hatte alles die Augen aufgerissen, und man hatte viel zu reden, bekam aber wenig Gelegenheit, den fremdartigen Gast zu sehen, da er sich hauptsächlich in den Räumen seines Seminars aufhielt. Maxwell hatte ihn in einem Korridor getroffen, als er gerade Harlow Sharp zum Lunch abholen wollte, und er war entsetzt gewesen.

Es war wegen der Räder, sagte er sich vor. Kein anderes Geschöpf in der Galaxis war mit Rädern ausgestattet. Es war ein dickliches Geschöpf gewesen, das zwischen zwei Rädern hing, und die Räder waren an Achsen befestigt, die irgendwo aus dem Körper des fremden Wesens zu kommen schienen. Aber das Schlimmste war, daß das Ding in einer Art transparentem Sack endete, in dem sich schlängelnde wurmartige Lebensformen in allen Farben befanden. Es war einfach obszön gewesen.