Maxwell unterbrach ihn. »Ich glaube dir ja, Harlow. Deshalb bin ich nicht gekommen …«
»Und plötzlich«, fuhr Sharp fort, »kam die Chance, das Ding zu verkaufen. Für soviel Geld, wie es uns diese schäbige Universität in den nächsten hundert Jahren nicht zur Verfügung gestellt hätte. Du mußt erkennen, was dieser Verkauf für uns bedeutet. Eine Möglichkeit, Projekte durchzuführen, die wir bis dahin aus Geldmangel ruhen lassen mußten. Gewiß, ich weiß von den Rollenfüßlern. Als Churchill hier herumlungerte und uns aushorchen wollte, war mir klar, daß er für jemand im Hintergrund arbeitete, und da machte ich nicht mit. Ich nagelte Churchill fest und erklärte, daß ich kein Geschäft mit ihm abschließen würde, wenn er mir nicht klipp und klar sagte, für wen er arbeitete. Als er es mir verriet, schluckte ich erst einmal, aber dann machte ich trotzdem mit, weil es unsere einzige Chance war, einen ordentlichen Fonds zu bekommen. Pete, ich hätte auch mit dem Teufel verhandelt, um das viele Geld zu kassieren …«
»Harlow, ich möchte dich nur um eines bitten«, sagte Maxwell. »Könntest du das Geschäft für mich ein wenig hinauszögern?«
»Weshalb?«
»Ich brauche das Ding.«
»Du brauchst das Ding? Wofür denn?«
»Ich kann dafür einen Planeten kaufen«, erklärte Maxwell. »Einen Planeten, vollgestopft mit gespeichertem Wissen — nicht von unserem Universum allein, sondern noch von einem anderen, älteren, das bis zu fünfzig Milliarden Jahre zurückliegen kann.«
Sharp beugte sich vor und ließ sich dann wieder zurücksinken.
»Du meinst das im Ernst, Pete? Du nimmst mich nicht auf den Arm? Ich habe ein paar komische Dinge gehört. Es gab zwei Maxwells, und einer wurde getötet. Und du bist seitdem den Reportern ausgewichen — vielleicht sogar der Polizei. Außerdem hattest du Streit mit der Verwaltung.«
»Harlow, ich könnte dir das alles erzählen, aber es hat keinen Sinn. Du würdest mir wahrscheinlich nicht glauben. Aber was ich sage, ist die Wahrheit. Ich kann einen Planeten kaufen …«
»Du? Für dich selbst?«
»Nein, für die Universität. Deshalb brauche ich Zeit. Um zu Arnold vorzudringen …«
»Du willst ihm das Angebot vorlegen? Pete, das ist aussichtslos. Du hattest eine Auseinandersetzung mit Longfellow, und der Bursche leitet eigentlich den Laden. Selbst wenn du ein gültiges Angebot hättest …«
»Es ist gültig. Ich sage dir, es ist gültig. Ich sprach mit den Leuten auf dem Planeten, ich sah einige der Aufzeichnungen.«
Sharp schüttelte den Kopf. »Wir sind schon sehr, sehr lange Freunde. Für dich würde ich so ziemlich alles tun. Aber mit dieser Sache komme ich nicht durch. Die günstige Gelegenheit für mein College kann ich mir nicht durch die Finger gleiten lassen. Außerdem bist du leider zu spät gekommen.«
»Zu spät?«
»Der Preis ist heute nachmittag bezahlt worden. Der Rollenfüßler nimmt das Ding morgen früh mit. Er wollte es sofort, aber der Transport ließ sich nicht anders arrangieren.«
Maxwell saß stumm da, wie betäubt von dem eben Gehörten.
»So stehen die Dinge«, sagte Sharp. »Ich kann nicht sehr viel tun.«
Maxwell wollte aufstehen, doch dann setzte er sich wieder.
»Harlow, wenn ich Arnold heute abend sprechen könnte — wenn ich ihn dazu überreden könnte, den Preis zu verdoppeln …«
»Sei nicht komisch«, erwiderte Sharp. »Er fällt in Ohnmacht, wenn du ihm den Preis nennst.«
»So hoch war er?«
»Ja, so hoch.«
Maxwell stand langsam auf.
»Eines muß ich zugeben«, sagte Sharp, »du hast dem Rollenfüßler irgendwie einen Schrecken versetzt. Churchill war heute morgen da, nervös und aufgeregt, und schloß den Handel sofort ab. Ich wollte, du wärst eher zu mir gekommen. Wir hätten uns irgend etwas überlegen können.«
Maxwell wandte sich zum Gehen, doch dann zögerte er und sah noch einmal Sharp an.
»Noch eines. Es geht um die Zeitreise. Nancy Clayton hat ein Lambert-Gemälde …«
»Ich hörte davon«, erwiderte Sharp.
»Im Hintergrund ist ein Berg mit einem Stein darauf. Ich könnte schwören, daß der Stein das Ding ist. Oop behauptet, die Geschöpfe, die darauf zu sehen sind, ähnelten jenen, an die er sich aus seiner Neandertalzeit erinnert. Und du hast das Ding auf einem Berg des Jurazeitalters gefunden. Wie konnte Lambert gewußt haben, daß es sich auf einem Berg befand? Das Ding wurde erst Jahrhunderte nach seinem Tod gefunden. Ich glaube, Lambert sah den Stein und die Geschöpfe, die er malte. Ich glaube, er reiste bis zurück ins Mesozoikum. Gibt es da nicht eine Erfindung von einem gewissen Simonson?«
»Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, sagte Sharp. »Es könnte sein. Simonson untersuchte im einundzwanzigsten Jahrhundert das Zeitreise-Problem und behauptete, er hätte die Zeit unter Kontrolle. Es heißt, daß er ein paar Leute in die Vergangenheit schickte und nicht mehr zurück in die Gegenwart holen konnte. Aber es haben immer Zweifel an seinem Erfolg bestanden. Die Notizen, die er hinterlassen hat, sind nicht sehr aufschlußreich. Er führte seine Arbeit insgeheim durch, da er die Idee zu haben schien, daß sich die Zeitreise als Goldader entpuppen würde, daß er sie an wissenschaftliche Expeditionen Glücksjäger et cetera verkaufen könnte. Außerdem hatte er vor, in die Vergangenheit Südafrikas zurückzugehen und die Kimberley-Diamantenfelder abzuräumen. Deshalb erfuhren nur wenige Leute von seiner Arbeit.«
»Aber es wäre denkbar«, beharrte Maxwell. »Die Zeit stimmt. Simonson und Lambert haben in der gleichen Epoche gelebt. Und es besteht ein scharfer Bruch in Lamberts Stil — so, als sei etwas Einschneidendes geschehen. Vielleicht ist er in die Vergangenheit gewandert.«
»Möglich ist es«, sagte Sharp.
Kapitel 20
Als Maxwell das Gebäude des Zeit-College verließ, kamen die ersten Sterne heraus. Der Nachtwind war frostig. Die großen Ulmen waren dunklere Stellen in der Dunkelheit, und sie schoben sich vor die erleuchteten Fenster der Gebäude.
Maxwell stellte den Kragen seiner Jacke hoch und ging schnell auf den schmalen Weg hinüber, der entlang der Promenade verlief. Es waren wenige Leute im Freien.
Er merkte, daß er Hunger hatte. Seit dem frühen Morgen hatte er nichts mehr zu sich genommen. Und er mußte fast lachen, daß er jetzt, wo die letzte Hoffnung zerstört schien, an Essen dachte. Nicht nur an Essen — ihm fiel auch ein, daß er kein Dach mehr über dem Kopf hatte. Denn vor Oops Hütte lauerten die Reporter. Allerdings war es jetzt gleichgültig, ob er ihnen auswich oder nicht. Er konnte nichts mehr gewinnen oder verlieren, wenn er seine Geschichte erzählte. Aber er schreckte vor dem Gedanken an ihre ungläubigen Gesichter zurück, vor dem Gedanken an die Fragen, die sie stellen würden, und vor der Skepsis, die sie an den Tag legen würden.