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»Gehört schon«, sagte sie. »Solche Gerüchte entstehen immer.«

»Ich habe erst kürzlich wieder so ein tolles Ding aufgeschnappt«, sagte Oop. »Jemand sagte mir, daß die Übernatürliche Fakultät jetzt versucht, mit dem Teufel in Verbindung zu treten. Was hältst du davon, Pete?«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Maxwell. »Ich schätze, jemand hat es versucht. Ja, ich bin sogar überzeugt davon. Es liegt einfach auf der Hand, daß jemand sich darüber Gedanken macht.«

»Sie glauben, daß es tatsächlich den Teufel gibt?« fragte Carol.

»Vor zweihundert Jahren«, sagte Maxwell, »fragten die Leute im gleichen Tonfall wie Sie, ob es denn Trolle und Kobolde tatsächlich gäbe.«

»Und Gespenster«, fügte Gespenst hinzu.

»Sie sprechen also ganz im Ernst!« rief Carol.

»Das nicht«, korrigierte Maxwell. »Aber ich wage es nicht, den Teufel einfach abzuleugnen.«

»Was habt ihr nur mit diesen Dingern?« fragte Oop. »Da werden sie wiederentdeckt und aus der Vergangenheit heraus in Reservationen gelockt. Übrigens längst nicht alle. Es gab schauerliche Geschöpfe, wie man sie heutzutage nicht mehr kennt.«

»Sie scheinen sie nicht sonderlich verehrt zu haben«, stellte Carol fest.

»Da haben Sie recht, Miß«, sagte Oop.

»Ich finde, das wäre ein fruchtbares Forschungsgebiet für das Zeit-College«, meinte Gespenst. »Offensichtlich gab es eine ganze Menge Primaten, die keinerlei Ähnlichkeit mit Affen oder Menschen hatten.«

»Eines Tages wird sich das Zeit-College darum kümmern«, sagte Carol. »Die Leute wissen doch Bescheid?«

»Ich habe ihnen die Wesen oft genug beschrieben«, erwiderte Oop.

»Das Zeit-College hat zuviel zu tun«, erinnerte Maxwell sie. »Die ganze Vergangenheit ist zu bewältigen — und unter den verschiedensten Aspekten.«

»Dazu fehlt das Geld«, erklärte Carol.

»Hier spricht eine treue Bedienstete des Zeit-College«, lachte Maxwell.

»Aber es ist wahr«, rief sie. »Die anderen Fakultäten könnten soviel von den Untersuchungen des Zeit-College lernen. Man kann sich auf die Geschichtsbücher nicht verlassen. In vielen Fällen war die Wirklichkeit ganz anders. Aber glauben Sie, daß uns die anderen Abteilungen Mittel zur Verfügung stellen würden? Nein! Einige Ausnahmen gibt es natürlich. Die Juristen haben großartig mit uns zusammengearbeitet. Doch die anderen haben Angst. Sie wollen ihre bequemen kleinen Welten nicht einstürzen sehen. Nehmen Sie nur die Sache mit Shakespeare. Man möchte meinen, daß die Literatur-Fakultät froh wäre, wenn sich herausstellt, daß Oxford die Stücke geschrieben hat. Schließlich stellte man sich im Laufe der Zeit oft genug die Frage, von wem die Werke wirklich stammten. Aber nein, sie nahmen uns die Entdeckung übel.«

»Und jetzt holt das Zeit-College Shakespeare her, damit er einen Vortrag hält, weshalb er die Stücke nicht geschrieben hat«, sagte Maxwell. »Finden Sie nicht, daß das etwas boshaft wirkt?«

»Darum geht es doch überhaupt nicht«, sagte Carol. »Das Schlimme ist, daß wir zu diesem Theater gezwungen werden, um nebenbei etwas Geld zu verdienen. So ist es immer. Sie glauben doch nicht, daß es Dekan Sharp Spaß macht …«

»Ich kenne Harlow Sharp«, sagte Maxwell, »und ich weiß, wie er sich ins Fäustchen lacht.«

»Das ist Blasphemie«, sagte Oop mit gespieltem Entsetzen. »Weißt du nicht, daß du für solche Worte ans Kreuz genagelt werden kannst?«

»Ihr macht euch über mich lustig«, sagte Carol. »Ihr macht euch über alles und jeden lustig. Auch Sie, Peter Maxwell.«

»Ich entschuldige mich für sie«, sagte Gespenst, »da keiner den Anstand besitzt, sich selbst zu entschuldigen. Man muß zehn bis fünfzehn Jahre mit ihnen zusammen gelebt haben, um zu verstehen, daß sie es nicht böse meinen.«

»Aber der Tag kommt, an dem unser College Geld in Hülle und Fülle hat«, sagte Carol. »Dann können wir unsere Lieblingsprojekte durchführen und es mit den anderen Fakultäten aufnehmen. Wenn das Geschäft klappt …«

Sie unterbrach sich abrupt. Sie saß steif da. Man konnte spüren, daß sie am liebsten die Hand vor den Mund gepreßt hätte.

»Welches Geschäft?« fragte Maxwell.

»Ich glaube, ich weiß Bescheid«, sagte Oop. »Ich hörte ein kleines Gerücht, auf das ich nicht sonderlich achtete. Obwohl — wenn man es genauer bedenkt, sind meistens die kleinen Gerüchte Wahrheit. Die großen dagegen …«

»Oop, bitte, keine Rede«, sagte Gespenst. »Sag uns, was du gehört hast.«

»Es ist unglaublich«, sagte Oop. »Ihr würdet es einfach nicht ernst nehmen.«

»Ach, hören Sie doch auf!« rief Carol.

Sie sahen sie an und warteten.

»Es war ein Ausrutscher von mir«, sagte sie. »Am liebsten würde ich Sie bitten, die Sache wieder zu vergessen, denn ich bin noch nicht einmal sicher, daß sie stimmt.«

»Ich glaube, unsere rauhe Gesellschaft hat Sie etwas verwirrt«, meinte Maxwell lächelnd.

Sie schüttelte den Kopf. »Man hat dem Zeit-College ein Angebot für das Ding unterbreitet«, sagte sie.

Es wurde still im Zimmer, und die anderen drei sahen sich atemlos an. Sie blickte von einem zum anderen und wußte nicht recht, was los war.

Schließlich rührte sich Gespenst. »Sie verstehen unsere Bindung zu dem Ding nicht«, sagte er.

»Sie haben uns empfindlich getroffen«, ergänzte Oop.

»Das Ding«, sagte Maxwell leise. »Das eine große Geheimnis, das die Welt bisher nicht lösen konnte …«

»Der seltsame Stein«, sagte Oop.

»Nein, kein Stein«, korrigierte Gespenst.

»Dann können Sie mir vielleicht sagen, was es ist?« fragte Carol.

Und daran lag es, dachte Maxwell. Weder Gespenst noch sonst jemand wußte es. Zeitforscher hatten es vor etwa zehn Jahren auf einem Berggipfel der Jura-Epoche entdeckt und mit großem Arbeits- und Geldaufwand in die Gegenwart gebracht. Niemand hatte seine Funktion erkennen können. Ein massiver Block aus einer Materie, die weder Stein noch Metall war und jeder Untersuchung trotzte. Das Ding war zwei Meter lang und hatte eine Seitenhöhe von etwa einem Meter — eine schwarze Masse, die Energie weder aufnahm noch abgab, an der jegliche Strahlung abprallte, die weder geritzt noch geätzt werden konnte und für die ein Laserstrahl überhaupt nicht existierte. Kein Mensch konnte auch nur andeutungsweise sagen, was das Ding darstellte.

»Weshalb dann die Bestürzung?« fragte Carol.

»Weil Pete das Gefühl hat, daß das Ding früher eine Art Gottheit für das Kleine Volk war. Das heißt, wenn diese lausigen Kerle überhaupt die Fähigkeit besitzen, einen Gott anzubeten.«

»Es tut mir leid«, sagte Carol. »Es tut mir aufrichtig leid. Ich wußte es ja nicht. Wenn das Zeit-College davon erfahren würde …«

»Ich habe nicht genügend Beweise, um darüber zu sprechen«, sagte Maxwell. »Es ist mehr oder weniger eine Ahnung. Man hört gewisse Dinge beim Kleinen Volk. Aber selbst sie sind nicht sicher. Es ist schon so lange her.«

So lange, dachte er. Mein Gott, fast zweihundert Millionen Jahre!

Kapitel 7

»Ich muß immer über diesen Oop nachdenken«, sagte Carol. »Und dieses komische Haus, das er sich da am Rand der Wildnis gebaut hat!«

»Er wäre gekränkt, wenn er hörte, daß Sie es ein Haus nennen«, sagte Maxwell. »Es ist eine Hütte, und er ist stolz darauf. Der Sprung von Höhle zu Haus wäre zu groß für ihn gewesen. Er würde sich nicht wohlfühlen.«

»Eine Höhle? Er hat tatsächlich in einer Höhle gelebt?«

»Ich will Ihnen etwas von Freund Oop verraten«, meinte Maxwell. »Er ist ein schrecklicher Lügner. Sie können nicht alle seine Geschichten glauben. Das mit dem Kannibalismus, zum Beispiel …«