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Er spürte, wie sein Lächeln verblasste, und ein Knoten der Sorge bildete sich in seinem Magen. Was wird die Gilde tun, wenn sie erfährt, dass ich schwarze Magie beherrsche? Wird man es verzeihen, sobald man versteht, dass ich anderenfalls nicht hätte lernen können, wie man die Steine macht?

Er hatte alle möglichen Konsequenzen erwogen und sich auf die schlimmste von ihnen gefasst gemacht: die Möglichkeit, dass sie ihn aus den Verbündeten Ländern verbannen würden, so wie sie seinen Vater verbannt hatten. Es würde ihn verletzen, aber es würde ihn auch frei machen, ins Sanktuarium und zu Tyvara zurückzukehren, was kein gar so schlechtes Ergebnis wäre. Abgesehen von einer Sache.

Mutter wird enttäuscht von mir sein. Nein – mehr als das. Sie wird am Boden zerstört sein.

Was der Grund war, warum er Botschafter Dannyl und Administrator Osen noch nichts davon gesagt hatte. Es war eine Neuigkeit, die er so lange wie möglich für sich behalten wollte. Osen hatte beschlossen, dass niemand mehr erfahren sollte als unbedingt notwendig, für den Fall, dass die Sachakaner tatsächlich begannen, Gedanken zu lesen. Trotzdem wusste Lorkin, dass er nicht ewig verhindern konnte, dass Sonea es erfuhr.

Aber wenn sie es erfährt, möchte ich lieber nicht, dass sie es von jemand anderem hört. Es wird nicht leicht sein, es ihr zu sagen, aber wenn ich es selbst tue, wird es für sie vielleicht erträglicher sein.

Cery konnte nicht mehr zählen, wie oft er aufgewacht war, aber diesmal wusste er, dass etwas anders war, noch bevor er hinreichend bei Bewusstsein war, um es zu benennen.

Licht. Nachdem Anyi mit ein wenig Essen und Wasser aus Soneas Räumen zurückgekehrt war und beides Gol gegeben hatte, hatten sie beschlossen zu schlafen. Um nicht alle Kerzen zu verbrauchen, hatten sie sie ausgeblasen – aber nicht bevor Cery Anyi dazu überlistet hatte, ihm ihre Streichhölzer zu geben. Er hoffte, dass es sie daran hindern würde, die Gänge zu erkunden, während er schlief, wenn er ihr eine Quelle tragbaren Lichts raubte. Obwohl sie ihm versichert hatte, dass sie die meisten der Gänge inzwischen kannte, musste sie zugeben, dass der Mangel an Wartung viele unsicher gemacht hatte.

Den Stapel alter Kissen hatten die drei unter sich aufgeteilt. Obwohl er genug hatte, um sich gegen den kalten, harten Boden zu schützen, war das Zusammenhalten der Kissen eine echte Herausforderung. Wenn er seine Position veränderte, rutschte unausweichlich ein Kissen in die Dunkelheit davon, und er musste umhertasten, um es wiederzufinden und es erneut unter sich zu schieben.

Ich frage mich, ob irgendjemand in meinen alten Verstecken lebt und die prächtigen Möbel genießt und meinen Wein trinkt, dachte er, als er sich aufrichtete. Obwohl ihm wegen des unterbrochenen Schlafs vor Erschöpfung alles wehtat, war er erleichtert, dass er es nicht länger versuchen musste. Das Licht zeichnete die Umrisse der Tür nach und wurde heller. Er hörte eine vertraute Stimme rufen: »Ich bin’s nur!«

Sie konnten den Wein und den Luxus haben. Alles, was er jetzt wollte, waren ein warmes Feuer und ein behagliches Bett. Und dass die Menschen, die er liebte, in Sicherheit waren.

Die Menschen, die ein Dieb liebt, sind niemals in Sicherheit.

Ein Stich des Schmerzes durchzuckte ihn, wild trotz seiner Vertrautheit. Für einen Moment konnte er nichts anderes vor sich sehen als die Leichen seiner Ehefrau und seiner Söhne, aber er schloss die Augen und drängte die Vision beiseite. Werde ich jemals aufhören, mich zu erinnern? Oder wird es aufhören wehzutun, wenn ich mich erinnere? Bei diesem Gedanken stiegen Schuldgefühle in ihm hoch. Ich sollte mir das nicht wünschen, aber ich kann nichts tun, um etwas an ihrem Tod zu ändern, und ich werde nicht in der Lage sein, Anyi zu beschützen, wenn ich zulasse, dass Trauer und Wut mich ablenken und beherrschen. Er seufzte. Und ich würde mich lieber an sie erinnern, als sie noch gesund und glücklich waren, als … als daran.

Die Lichtquelle kam in den Raum. Geblendet wandte Cery den Blick von der Kugel aus magischem Licht ab und betrachtete die junge Frau, die darunter stand. Lilia lächelte ihn an und streckte ihm einen Korb hin.

»Ich habe Jonna erzählt, dass Anyi vielleicht zu Besuch kommen würde, und sie hat zusätzliches Essen gebracht. Ich habe auch eine Flasche von Soneas Wein genommen – nicht von dem teuren. Nun, nicht von dem wirklich teuren.«

Anyi sprang auf die Füße, küsste Lilia auf die Wange und schnappte sich den Korb.

»Du bist ein Schatz, Lilia«, sagte sie, setzte sich auf eine der Holzkisten und stöberte in dem Korb. »Brötchen! Süße und welche mit Fleischfüllung.« Dann rümpfte sie die Nase. »Uh. Obst.«

»Es ist gut für dich und leicht zu tragen«, erwiderte Lilia, aber sie blickte zu Gol. »Du siehst besser aus.«

Cery drehte sich um und sah, dass sein Freund sich aufrecht hinsetzte, nickte und sich reckte. Ein nachdenklicher Ausdruck glitt über Gols Züge. »Aber ich bin immer noch müde.«

Sie nickte. »Meine Bücher sagen, dass dein Körper einige Tage brauchen wird, um das Blut zu ersetzen, das du verloren hast. Hängt davon ab, wie viel du geblutet hast. Wenn dir wieder übel wird, lass es mich wissen. Es könnte sein, dass etwas Gift zurückgeblieben ist. Falls dem so ist, sollte ich in der Lage sein, dich zu heilen.«

»Einige Tage.« Anyi sah Cery an. »Wird das ein Problem sein?«

Cery streckte die Hand nach einem mit Fleisch gefüllten Brötchen aus, nahm einen Bissen und kaute, während er nachdachte. Er hatte draußen immer noch loyale Leute. Sie würden anfangen sich Sorgen zu machen, wenn er sich nicht mit ihnen in Verbindung setzte. Sie könnten sogar annehmen, dass er, Gol und Anyi tot waren. Was würde geschehen, wenn sie das taten? Cery gab sich keinen Illusionen hin, dass sie Skellin trotzen konnten. Höchstwahrscheinlich würde der wilde Magier und Dieb die Kontrolle über Cerys Territorium an sich reißen. Nicht persönlich. Er würde dafür sorgen, dass ein Verbündeter es tat.

»Lass sie denken, wir seien tot«, sagte Gol.

Cery sah seinen Freund überrascht an. Das hatte er nicht erwartet. Was habe ich erwartet? Dass Gol versuchen würde aufzustehen und so zu tun, als sei er gesünder, als er ist, statt der Grund zu sein, warum ich mein Territorium verloren habe? Oder dass er mir sagen würde, dass ich ihn hier zurücklassen solle? Alles sehr nobel. Bin ich so eitel, dass ich von meinen Freunden erwarte, dass sie sich für mich opfern? Cery runzelte die Stirn. Nein, das ist es nicht. Ich habe nur nicht erwartet, dass Gol aufgeben würde, bevor ich es tue.

»Das nächste Mal wirst du nicht davonkommen«, fuhr Gol fort. »Wir hatten dieses Mal Glück. Ich habe hier gelegen und versucht zu entscheiden, wer Skellins Leuten gesagt haben mag, dass du in Cadias Haus warst. Wer hat uns verraten? Hatte derjenige irgendeine Wahl? Du kannst Skellin nicht daran hindern, deine eigenen Leute zu erpressen oder zu bestechen. Er hat zu viele Verbündete, zu viel Geld. Du hast bereits …«

»… das eigene Territorium verloren«, beendete Cery Gols Satz. Bitterkeit stieg in ihm auf. Aber es war ein Gefühl, das zu vertraut und zu abgenutzt war, als dass es mehr getan hätte, als ihn müde zu machen. Es hatte sich in seine Seele geschlichen, nachdem Selia und die Jungen ermordet worden waren, und er hatte sich daran gewöhnt.

»Lass sie denken, du seist tot. Vielleicht wird Skellin selbstgefällig werden und in seiner Aufmerksamkeit nachlassen. Vielleicht werden andere Leute versuchen, ihn zu bekämpfen. Ihn hochgehen lassen. Ihn an die Gilde verraten.«

Es war verlockend. Sehr verlockend.

»Du willst hierbleiben?«, fragte Cery mit geheuchelter Ungläubigkeit.

»Ja.« Gol sah Anyi und Lilia an. »Was denkt ihr?«

Anyi zuckte die Achseln. »Wir können den Eingang zu den Tunneln der Gilde blockieren – ihn einstürzen lassen, wenn du denkst, das sei sicherer. Es gibt Gänge, die in den Wald hinausführen, daher haben wir Fluchtwege. Nun, solche, die nicht in die Gebäude der Gilde führen.« Anyi warf Lilia einen Blick zu. »Wir werden Mittel und Wege finden, Essen und Wasser hier herunterzubringen.«