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«Ich komme mit diesen Decken nicht zurecht», rief Alfred.

«Na schön», sagte Chip zu Denise, als er die Treppe hinauf eilte, «Wenn du dich dann wirklich besser fühlst, zahle ich dir das Geld eben nicht zurück.»

Die Frage war: Wie kam er raus aus diesem Gefängnis?

Die große schwarze Frauensperson, die Böse, der Bastard, sie war es, auf die er ein Auge haben musste. Sie wollte ihm das Leben zur Hölle machen. Sie stand am anderen Ende des Gefängnishofs und warf ihm vielsagende Blicke zu, damit er wusste, dass sie ihn nicht vergessen hatte, sondern immer noch wild dahinter her war, Rache zu üben. Sie war ein fauler schwarzer Bastard, und das spuckte er auch aus, mit lauter Stimme. Er verfluchte all die Bastarde, schwarz oder weiß, um ihn herum. Die gottverdammten hinterlistigen Bastarde mit ihren dämlichen Vorschriften. Unweltschutz-Bürokraten, paragraphenreitende Gewerbeaufsichtsbeamte, unverschämte Sowiesos. Im Augenblick hielten sie sich zurück, logisch, sie wussten ja, dass er ihnen auf die Schliche gekommen war, aber wehe, wenn er auch nur für eine Minute eindöste, nur ein einziges Mal nicht aufpasste — dann würden sie ihm sonst was antun. Sie konnten es kaum abwarten, ihm zu sagen, dass er nichts wert sei. Sie konnten es kaum abwarten, ihm ihre Verachtung zu zeigen. Dieser fette schwarze Bastard von einer Frau, diese scheußliche schwarze Hexe da drüben, sie behielt ihn im Auge und nickte über die weißen Köpfe der anderen Gefangenen hinweg: Ich kriege dich. Das war es, was ihr Nicken ihm bedeutete. Und niemand sonst konnte sehen, was sie ihm antat. Die ganzen anderen waren angstschlotternde, nutzlose Fremde, die Unfug redeten. Er hatte einen der Kerle gegrüßt, ihm eine einfache Frage gestellt. Der Kerl verstand nicht das Geringste. Es hätte doch leicht sein können, eine einfache Frage stellen, eine einfache Antwort bekommen, aber nein. Er war sich selbst überlassen, in die Enge getrieben; und die Bastarde waren ihm auf den Fersen.

Er fragte sich, wo Chip war. Chip war ein Intellektueller und hatte seine eigenen Methoden, diesen Leuten ins Gewissen zu reden. Chip hatte das gestern gut gemacht, besser, als er es selbst hätte machen können. Hatte eine einfache Frage gestellt, eine einfache Antwort bekommen und das Ganze dann so erklärt dass man es auch verstand. Aber jetzt war nichts von Chip zu sehen. Semaphorierende Häftlinge, die wie Verkehrspolizisten mit den Armen winkten. Wehe, man versuchte diesen Leuten einen einfachen Auftrag zu erteilen, wehe. Sie taten so, als existiere man gar nicht. Der fette schwarze Bastard von einem Weib hatte sie alle in Angst und Schrecken versetzt. Wenn sie merken würde, dass die Häftlinge auf seiner Seite stünden, dass sie ihm auf irgendeine Weise geholfen hätten, würde sie sie dafür bluten lassen. O ja, sie hatte diesen Blick. Diesen Ich werde dich leiden. Und er, er hatte an diesem Punkt seines Lebens allmählich genug von dieser unverschämten schwarzen Frauensperson, doch was konnte man schon tun? Es war ein Gefängnis. Es war eine öffentliche Anstalt. Hier würden sie jeden reinwerfen. Weißhaarige, semaphorierende Frauen. Schwule Schwuchteln, Händchen haltend. Aber warum ihn, Herrgott noch mal? Warum ausgerechnet ihn? Es war zum Weinen, dass sie ihn an einen solchen Ort verfrachtet hatten. Altwerden war die Hölle, auch ohne von so einer watschelnden schwarzen Sowieso verfolgt zu sein.

Und da war sie schon wieder.

«Alfred?» Frech. Unverschämt. «Lassen Sie mich jetzt Ihre Beine strecken?»

«Du bist ein verdammter Bastard!», sagte er zu ihr.

«Ich bin nu' mal, was ich bin, Alfred. Aber ich weiß, wer meine Eltern sind. Also, jetzt legen Sie mal schön brav Ihre Hände hin, dann kann ich Ihnen helfen, die Beine zu strecken, und dann geht's Ihnen gleich besser.»

Er wollte sich, als sie näher kam, auf sie stürzen, doch sein Gürtel klemmte am Stuhl fest, klemmte irgendwie am Stuhl, am Stuhl. Klemmte am Stuhl fest, und er konnte sich nicht bewegen.

«Wenn Sie so weitermachen, Alfred», sagte die Böse, «müssen wir Sie in Ihr Zimmer zurückbringen.»

«Bastard! Bastard! Bastard!»

Sie schnitt eine unverschämte Grimasse und ging fort, aber er wusste, sie würde wiederkommen. Sie kamen immer wieder. Seine einzige Hoffnung war, den Gürtel irgendwie vom Stuhl loszukriegen. Sich selbst loszukriegen, vorzuschnellen, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Schlechter Einfall vom Architekten, einen Gefängnishof in solcher Höhe zu bauen. Bis nach Illinois konnte man gucken. Große Fenster, gleich da neben ihm. Schlechter Einfall, hier Häftlinge unterzubringen. Sah nach Doppelverglasung aus, Thermopanescheiben — Wenn er mit dem Kopf dagegen schlug und sich nach vorne fallen ließ, konnte er es schaffen. Aber zuerst musste er den verdammten Gürtel loskriegen.

Wieder und wieder, immer gleich, kämpfte er mit dem glatten Nylonband. Es hatte einmal Zeiten gegeben, da war er Hindernissen philosophisch begegnet, doch diese Zeiten waren vorbei. Die Finger, die er unter den Gürtel zu schieben versuchte, um daran zu ziehen, waren nicht stärker als Grashalme. Sie bogen sich wie weiche Bananen. Der Versuch, sie unter den Gürtel zu schieben, war so offensichtlich und vollkommen hoffnungslos — der Gürtel blieb, was Härte und Festigkeit betraf, so himmelweit im Vorteil — , dass seine Anstrengungen mehr und mehr zu einer Parodie auf Trotz und Wut und Untauglichkeit wurden. Er blieb mit den Fingernägeln am Gürtel hängen und riss die Arme auseinander, und seine Hände schmetterten gegen die Armlehnen des Stuhls, der ihn gefangen hielt, schossen, schmerzhaft abprallend, hierhin und dorthin, weil er so verdammt wütend «Dad, Dad, he, beruhige dich», sagte die Stimme.

«Fang den Bastard! Fang den Bastard!»

«Dad, he, itch bin's. Chip.»

Tatsächlich, die Stimme war ihm vertraut. Mit aller Vorsicht sah er zu Chip hoch, um sicherzugehen, dass der Sprecher auch wirklich sein mittleres Kind war, denn die Bastarde wollten einen überlisten, wann immer es ging. Und wäre der Sprecher irgendjemand anderes auf der Welt gewesen als Chip, hätte es sich nicht gelohnt, ihm zu trauen. Zu riskant. Doch Chipper hatte etwas an sich, das die Bastarde nicht nachmachen konnten. Ein Blick, und man wusste, dass er einen nie belügen würde. Er war auf eine Weise gutherzig, die sich von keinem vortäuschen ließ.

Während seine Annahme, Chipper vor sich zu haben, allmählich zur Gewissheit wurde, begann sich sein Atem zu beruhigen, und etwas wie ein Lächeln schob sich vor die anderen, sich bekriegenden Mächte auf seinem Gesicht.