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Lexz setzte nach, um dieses lächerliche Schauspiel mit einem Schwertstreich zu beenden. Bevor er aber dazu kam, waren schon zwei andere Höhlenmenschen herangestürmt, um ihn mit vereinten Kräften anzugreifen. Sie waren untersetzt und einen halben Kopf kleiner als er, doch die Muskeln ihrer nackten Arme beeindruckten ihn; außerdem waren sie kampferfahren und schnell.

Obwohl sich Lexz dessen durchaus bewusst war, hätte er die beiden doch noch beinahe unterschätzt. Die Keule des Ersten rauschte so knapp an seinem Kopf vorbei, dass er fast sein Ohr eingebüßt hätte, und der Zweite setzte fast zeitgleich mit einem kraftvollen Schlag gegen seinen Waffenarm nach, dem er nicht mehr ganz ausweichen konnte. Die Keule erwischte ihn am Unterarm. Es war ein Gefühl, als hätte ihn der Huf eines Auerochsens getroffen - und die Waffe wäre ihm auch aus der Hand geprellt worden, wenn er nicht einen Teil der Schlagkraft in eine Drehbewegung aufgenommen hätte, die ihn ein Stück von seinen Angreifern entfernte.

Er drehte sich herum, vollendete die Drehbewegung mit einem kleinen Seitwärtsschritt und stand den beiden dann auch schon wieder in der leicht nach vorne gebeugten Kampfhaltung gegenüber, die ihm sein Vater in endlosen Übungsstunden eingehämmert hatte. Dass ihm das Schwert dabei doch noch fast aus der Hand geglitten wäre, weil sich seine Finger durch den pochenden Schmerz in seinem Unterarm nicht mehr mit voller Kraft zu einem festen Griff bewegen ließen, brauchten sie ja nicht zu wissen.

Um seine Schwäche zu überspielen, rang er sich ein breites Grinsen und ein einladendes Nicken ab. Die beiden Wuschelbärte tauschten einen überraschten Blick. Wahrscheinlich hatten sie ihr kleines Manöver schon öfter mit nachhaltigem Erfolg vollzogen und waren es nicht gewohnt, dass sich jemand so wenig davon beeindrucken ließ.

Lexz hätte beinahe laut aufgelacht. Keulen aus Eichen- oder Lärchenholz! Ihre Schlagkraft war zwar nicht zu unterschätzen, aber sie waren doch auch plump und unhandlich, und war der erste Schlag erst einmal danebengegangen, so waren sie denkbar ungeeignet, um einen geübten Schwertkämpfer damit in Bedrängnis zu bringen.

Als der eine Mann wie ein Höhlenlöwe knurrte, der im nächsten Augenblick sein Opfer anspringen will, und der andere sein Gesicht auf eine Art verzog, die Lexz unangenehm an ein siegessicheres Grinsen erinnerte, begriff er, dass er einen Fehler gemacht hatte.

Bevor er dazu kam zu überlegen, welche Art von Fehler es gewesen sein könnte, erahnte er auch schon eine Bewegung hinter sich, und gleichzeitig spürte er den heißen Atem eines gereizten Kämpfers in seinem Nacken. Er versuchte, nach vorn abzutauchen, um dann an den beiden anderen vorbeizuspringen und auf diese Weise in ihren Rücken zu kommen. Aber er brachte es nicht einmal ansatzweise fertig, seine Bewegung zu vollenden. Seine Oberarme wurden von einem Riesen gepackt, zumindest kam es ihm so vor, und zur gleichen Zeit wurde er auch schon nach hinten gerissen. Um ein Haar hätte er jetzt doch noch seine Waffe fallen gelassen, aber dann schleuderte ihn der Kerl von sich weg, auf die Grube zu.

Er kam auf dem Boden auf, riss das Schwert ganz an sich heran und rollte sich über den Boden. Noch bevor er die Bewegung vollendet hatte, erkannte er, dass er damit den anderen Idioten, die noch immer nicht von Torgon abgelassen hatten, zu nahe kam.

Weit weniger elegant als geplant kam er hoch. Er sah sich jetzt von mehreren Männern eingekreist, und aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er, dass Torgon noch immer verzweifelt um seinen Hammer kämpfte und es dabei mit Ausweichschritten versuchte, die ihn wie einen tapsigen Bären wirken ließen, der seine Pfote versehentlich zu tief in eine Honigwabe versenkt hatte und sie nun wieder losbekommen wollte.

Nur, dass es in seinem Fall kein Honigtopf war, sondern ein Hammer, und er ihn auch nicht loswerden wollte, sondern ihn wieder in seinen Besitz zu bringen versuchte.

Lexz fuhr zu ihm herum, um ihm beizustehen, und begriff zugleich, dass die anderen darauf nur gewartet hatten. Johlend und Keulen oder Steinäxte schwingend setzten sie ihm nach, und was er ihnen an Beweglichkeit voraushatte, konnten sie in jedem Fall mit purer Körperkraft ausgleichen.

Sie würden ihn einfach überrennen.

Er sprang zur Seite, kam aber nicht weit; auch dieses Manöver hatte einer der Bärtigen vorausgesehen und schnitt ihm nun den Weg ab. Bevor er sich angemessen um ihn kümmern konnte, setzten die anderen nach. Mit wütenden Schlägen trieben sie Lexz zurück und immer weiter auf die Grube zu. Er hatte alle Mühe, den scharf geschliffenen Steinäxten und aus Hartholz geschnitzten Keulen auszuweichen. Er musste sich aus der Umklammerung befreien, aber sie ließen ihm keine Gelegenheit für einen Gegenangriff oder ein Ausweichmanöver. Immer wieder gelang es Lexz, unter einer der Waffen wegzutauchen oder rechtzeitig zur Seite zu springen. Aber dabei kam er auch mit jedem Schritt der Grube näher.

Er versuchte einen Ausfallschritt, erwischte einen der Bärtigen mit seiner Klinge und trat einem anderen die Steinaxt weg, die daraufhin in einem langgezogenen Bogen davonsauste und mit einem platschenden Geräusch inmitten der halb verwesten Leichenteile in der Grube aufschlug. Dafür handelte er sich einen harten Treffer im Nierenbereich ein.

Keuchend stieß er die Luft aus, wurde von einer bronzeharten Faust getroffen, die ihn an der Schulter erwischte, und taumelte zurück. Die Grube befand sich in seinem Rücken! Er musste hier fort, bevor er einen Schritt zu weit zurücktaumelte und in den fürchterlich blubbernden Leichenpfuhl fiel.

Doch es war hoffnungslos. Die Angreifer heulten wie ein Wolfsrudel auf, und er begriff, dass sie ihn jetzt genau dort hatten, wo sie ihn von Anfang an hatten haben wollen. Mit der Grube im Rücken hatte er kaum mehr eine Chance, dem nächsten Angriff mit einer schnellen Ausweichbewegung zu entgehen. Vor seinen Augen tanzten blutige Schleier, und die Luft brannte wie Feuer in seinen Lungen.

Aber sie hatten die Rechnung ohne Ekarna gemacht. Lexz sah aus den Augenwinkeln, wie sie den Mann beiseitestieß, mit dem sie gerade noch selbst beschäftigt gewesen war, und wie dann ein Rachekobold herangehetzt kam. Ihre tiefschwarz umränderten Augen blitzten voller Wut und Kampfeslust auf. Einer der Fellgekleideten fuhr herum und holte mit seiner Keule aus, und ein anderer tat es ihm mit seiner Steinaxt gleich. Lexz hielt unwillkürlich die Luft an und glaubte schon, mit ansehen zu müssen, wie die Raubkatze geradewegs in ihr Verderben lief.

Doch etwas anderes geschah. Ekarna sprang auf die beiden zu, in der Rechten ihr zwar kurzes, aber robustes Bronzeschwert, und in der Linken die Steinaxt, die im Vergleich zu denen ihrer Gegner nun plötzlich beinahe elegant wirkte. Ihr Schwert zuckte vor, und der Wuschelbart, der gerade erst seine gewaltige Keule auf sie hatte niedersausen lassen wollen, taumelte zurück.

Lexz hatte noch nicht einmal gesehen, dass Ekarnas Schwert vorgezuckt war. Dafür sah er umso genauer, dass jetzt auch von der Seite einer der Höhlenmenschen auf sie zustürmte. Zu seinem Entsetzen war er aber nicht mit einer Keule oder einer Axt bewaffnet, sondern mit einem Speer!

Ekarna musste dies auch gesehen haben. Sie reagierte vollkommen anders, als Lexz es erwartet hatte: Die Steinspitze des Speers sauste auf sie zu, und sie blieb einfach stehen - um dann im allerletzten Augenblick noch den Oberkörper so biegsam wie eine junge Esche zurückzubiegen. Der Speer rauschte an ihr vorbei, nein ... Ekarna packte ihn mit beiden Händen und riss ihn an sich heran. Ihr Kopf schnellte vor, und Lexz sah ihre Zähne aufblitzen, als sie sie in den Hals des Höhlenmenschen schlug.

Der Mann brüllte vor Schmerz und Überraschung auf. Seine Hand fuhr nach oben, dorthin, wo augenblicklich Blut hervorsprudelte.