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Wohl immer!

Egle.

Hört man doch, wenn die Verbittrung redet.

Wo keine Freiheit ist, wird jede Lust getötet.

Wir sind nun so. Ein Kind ist zum Gesang geneigt;

Man sagt ihm: sing mir doch! Es wird bestürzt und schweigt.

Wenn du ihr Freiheit läßt, so wird sie dich nicht lassen;

Doch, machst du's ihr zu arg, gib acht, sie wird dich hassen.

Eridon.

Mich hassen!

Egle.

Nach Verdienst. Ergreife diese Zeit,

Und schaffe dir das Glück der echten Zärtlichkeit!

Denn nur ein zärtlich Herz, von eigner Glut getrieben,

Das kann beständig sein, das nur kann wirklich lieben.

Bekenne, weißt du denn, ob dir der Vogel treu,

Den du im Käfigt hälst?

Eridon.

Nein!

Egle.

Aber wenn er frei

Durch Feld und Garten fliegt, und doch zurücke kehret?

Eridon.

Ja! Gut! Da weiß ich's.

Egle.

Wird nicht deine Lust vermehret,

Wenn du das Tierchen siehst, das dich so zärtlich liebt,

Die Freiheit kennt, und dir dennoch den Vorzug gibt?

Und kommt dein Mädchen einst von einem Fest zurücke,

Noch von dem Tanz bewegt, und sucht dich; ihre Blicke

Verraten, daß die Lust nie ganz vollkommen sei,

Wenn du, ihr Liebling, du, ihr Einzger, nicht dabei —

Wenn sie dir schwört, ein Kuß von dir sei mehr als Freuden

Von tausend Festen — bist du da nicht zu beneiden?

Eridon gerührt.

O Egle!

Egle.

Fürchte, daß der Götter Zorn entbrennt,

Da der Beglückteste sein Glück so wenig kennt.

Auf! Sei zufrieden, Freund! Sie rächen sonst die Tränen

Des Mädchens, das dich liebt.

Eridon.

Könnt ich mich nur gewöhnen,

Zu sehn, daß mancher ihr beim Tanz die Hände drückt,

Der eine nach ihr sieht, sie nach dem andern blickt.

Denk ich nur dran, mein Herz möcht da vor Bosheit reißen!

Egle.

Eh! laß das immer sein! das will noch gar nichts heißen.

Sogar ein Kuß ist nichts!

Eridon.

Was sagst du? Nichts — ein Kuß?

Egle.

Ich glaube, daß man viel im Herzen fühlen muß,

Wenn er was sagen soll — Doch! willst du ihr verzeihen?

Denn wenn du böse tust, so kann sie nichts erfreuen.

Eridon.

Ach Freundin!

Egle schmeichelnd.

Tu es nicht, mein Freund; du bist auch gut.

Leb wohl!

Sie faßt ihn bei der Hand.

Du bist erhitzt!

Eridon.

Es schlägt mein wallend Blut —

Egle.

Noch von dem Zorn? Genug! Du hast es ihr vergeben.

Ich eile jetzt zu ihr. Sie fragt nach dir mit Beben;

Ich sag ihr: er ist gut, und sie beruhigt sich,

Ihr Herz wallt zärtlicher, und heißer liebt sie dich.

Sie sieht ihn mit Empfindung an.

Gib acht, sie sucht dich auf, sobald das Fest vorüber,

Und durch das Suchen selbst wirst du ihr immer lieber.

Egle stellt sich immer zärtlicher, lehnt sich auf seine Schulter.

Er nimmt ihre Hand und küßt sie.

Und endlich sieht sie dich! O welcher Augenblick!

Drück sie an deine Brust, und fühl dein ganzes Glück!

Ein Mädchen wird beim Tanz verschönert, rote Wangen,

Ein Mund, der lächelnd haucht, gesunkne Locken hangen

Um die bewegte Brust, ein sanfter Reiz umzieht

Den Körper tausendfach, wie er im Tanze flieht,

Die vollen Adern glühn, und bei des Körpers Schweben

Scheint jede Nerve sich lebendiger zu heben.

Sie affektiert eine zärtliche Entzückung und sinkt an seine Brust; er schlingt seinen Arm um sie.

Die Wollust, dies zu sehn, was überwiegt wohl die?

Du gehst nicht mit zum Fest, und fühlst die Rührung nie.

Eridon.

Zu sehr, an deiner Brust, o Freundin, fühl ich sie!

Er fällt Eglen um den Hals und küßt sie, sie läßt es geschehn. Dann tritt sie einige Schritte zurück und fragt mit einem leichtfertigen Tone.

Egle.

Liebst du Aminen?

Eridon.

Sie, wie mich!

Egle.

Und kannst mich küssen?

O warte nur, du sollst mir diese Falschheit büßen!