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Er stapfte durch das anscheinend allgegenwärtige hohe Gras und wanderte fröhlich zwischen den Bäumen und Sträuchern umher, stieg über Pflastersteine und erkundete schließlich eine der Ruinen, in der sich kleine Pelztiere befanden, die vor ihm davonliefen. Doch eins mit einem langen, dicken Schwanz kletterte in die Dachbalken und zischte und fauchte ihn so lange an, bis er sich lieber verdrückte. Stets achtete er darauf, die renovierten Häuser zu meiden, weil diese möglicherweise nicht von Terrestriern bewohnt wurden. Bei dem einzigen Spaziergang, auf den er von seinen Eltern auch außerhalb des Gartens mitgenommen worden war, hatten sie ihm nämlich erzählt, daß in der Nachbarschaft extraterrestrische Familien wohnen würden, deren Nachwuchs beim Spielen mit Kindern anderer Spezies unberechenbare und vielleicht sogar gefährliche Dinge anstellen könnte, ohne ihn dabei absichtlich verletzen zu wollen.

Es war nicht nötig, ihn an den Vorfall zu erinnern, als er beim Schwimmenlernen im gemeinschaftlichen Freibad von einem melfanischen Kind in seinem Alter, das ihn auch für ein amphibisches Wesen gehalten hatte, zum Spielen auf den Grund gezogen worden war. Seitdem hatte Hewlitt vor Extraterrestriern gehörige Angst, ganz unabhängig davon, welche Gestalt oder Größe sie hatten, und er sah sich vor, unter keinen Umständen in ihre Nähe zu gelangen.

Außerdem gab es sowieso viel aufregendere Orte zu erforschen als die Gärten anderer Leute, in denen womöglich freche extraterrestrische Kinder spielten. Überall um ihn herum waren die Umrisse der herumliegendenPanzerfahrzeuge zu erkennen, die unter dem saftigen Grün rostrot glänzten. Einige davon sahen sogar so aus, als ob sie überhaupt nicht kaputt wären und jeden Augenblick losfahren könnten, wohingegen andere auf die Seite gekippt waren und eins sogar verkehrt herum lag. Bei den meisten Fahrzeugen standen oder hingen die Türen offen, und in einigen befanden sich Löcher, die größer als die Türen selbst waren, doch die Kanten waren scharf und hätten ihm beim Hineinklettern das Hemd zerrissen. Bei einem Panzer hing das Kanonenrohr sogar tief genug herab, um sich daran hinaufzuschwingen. Eine der Ketten war gerissen und lag wie ein schmaler Rostteppich auf dem Boden, durch den sich Gras und Blumen ans Sonnenlicht gekämpft hatten. Die kleinen Tiere, die sich in einigen der Fahrzeuge versteckt hielten, sausten jedesmal davon, wenn er hineinkletterte. Aus einem anderen Panzer drang der Klang von Insekten hervor, und er wußte ganz genau, daß er beim Erkunden dieses Wracks gestochen werden könnte. Dann entdeckte er ein Fahrzeug, das weder von Insekten noch von Tieren bewohnt war. Durch die offenen Luken fiel genug Sonnenlicht herein, um einen Schalensitz, ein gegenüber befindliches Schaltpult und einige Bildschirme erkennen zu können. Der Fahrersitz war weich und schmutzig und viel zu groß für ihn, so daß er sich auf die Kante setzen mußte, um an die Schalthebel zu gelangen. Mit Ausnahme der von klebrigem Staub bedeckten Plastikschalter war alles rostig. Um erkennen zu können, welche Farbe sie hatten, mußte er die Schalter mit den Fingern abreiben. Weder Staub und Rost, die sich mittlerweile über Hemd und Hose verteilt hatten, noch der vor ihm befindliche defekte Hauptbildschirm konnten ihn daran hindern, mit diesem Panzer Schlachten zu führen.

Einst war dieses Gefährt eine echte Kampfmaschine mit einem richtigen Soldaten darin gewesen, und in Hewlitts Phantasie füllte sich der Bildschirm mit grellen Bildern von feindlichen Panzern und Flugzeugen, die noch greller explodierten, sobald sie ihn angriffen, denn sein Gefährt war ein ganz besonderer Geheimpanzer, mit dem er unbesiegbar war. Zwar hörte er seine Eltern des öfteren über die Zeiten reden, als solche Schlachten tatsächlich stattgefunden hatten, doch fanden sie diese weder aufregend noch interessant und verhielten sich stets so, als ob sämtliche Beteiligtennicht ganz bei Verstand gewesen wären.

Dennoch ließ er sich davon nicht beirren und schoß im Moment auf alles, was er sich in seiner Phantasie vorstellen konnte – Sturzkampfbomber, angreifende Raumschiffe oder auch furchterregende außerirdische Soldaten, die zwischen den Bäumen auftauchten und ihn bedrohten. Von lautem Gebrüll begleitet, schoß er sie vom Himmel ab oder machte sämtliche Feinde im allerletzten Augenblick zunichte. Seine Eltern waren nicht da, um ihm das Kampfgeschrei zu verbieten und ihn wie sonst üblich zu ermahnen, daß man nicht einmal in der Phantasie auf andere Wesen schießen dürfe, da es sich selbst bei den furchterregendsten Monstern stets um Lebewesen handle.

Zwar zeigten seine Eltern durchaus Verständnis dafür, daß er einige extraterrestrische Nachbarn tatsächlich als solche furchterregenden Monster empfand, doch hatten sie ihm auch erklärt, daß Aliens schnell beleidigt reagieren und eventuell sogar nie wiederkommen könnten, falls sie ihn zu Hause am Computer beim Abschießen von Wesen beobachten sollten, die womöglich wie sie selbst aussahen. Erwachsene schienen überhaupt keinen Spaß zu verstehen.

Allmählich gingen ihm die imaginären Feinde aus, die er hätte zerstören können. Die Sonne schien nicht mehr in das Fahrzeug hinein, und das rostige Metall sah schon fast schwarz anstatt rot aus. Es war zwar albern, aber als er sich darüber Gedanken zu machen begann, was das Wesen, das den Panzer einst gefahren hatte, mit ihm anstellen könnte, wenn es zurückkommen und ihn hier drinnen beim Spielen ertappen würde, kletterte er so schnell hinaus, daß er sich nun auch noch die Hose zerriß.

Die Sonne war hinter den Bäumen bereits untergegangen, doch der Himmel war blau und klar, und es war immer noch hell genug. Allerdings konnte er in der Nähe nichts entdecken, was er hätte erforschen wollen, und außerdem bekam er allmählich Hunger. Es war Zeit für ihn, wieder nach Hause zu gehen, sich in sein Zimmer zurückzuschleichen und etwas zu essen, doch konnte er nichts als Bäume und hohes Gras um sich herum sehen.Als er auf das Dach des größten Fahrzeugs stieg, das er entdecken konnte, hatte er eine bessere Sicht. Nicht weit entfernt stand am Rand einer tiefen Schlucht ein großer Baum mit vielen dicken, blättrigen Ästen, die knapp über dem Boden wuchsen, und mit einem Haufen dünnerer Zweige, die fast bis zur Baumkrone reichten und an denen Früchte hingen. Von dort oben müßte er das Haus sehen können.

Das Hinaufklettern war wieder einmal ein Abenteuer nach seinem Geschmack; dieses Mal war es jedoch ein echtes und kein ausgedachtes. Er war nicht ängstlich, nur hungrig und mutterseelenallein, und er wollte sehen, wo sein Zuhause war, damit er dieses Spiel beenden, zurücklaufen und endlich etwas essen konnte. Während er höher kletterte, konnte er durch die Zweige hindurch auf den Boden der Schlucht sehen, wo noch mehr rostrote Wracks zu .erkennen waren, zu denen auch ein riesiges, rundes Gefährt gehörte, das sich direkt unter ihm befand. Dann stieg er ins Sonnenlicht hinauf, so daß er geblendet wurde und die Schlucht nur noch dunkel und verschwommen wahrnahm.

Immer noch konnte er keine Häuser erkennen, weil ihm nun anstelle des hohen Grases kleinere Bäume die Sicht versperrten, also kletterte er noch höher. Als er an das Ende eines Zweiges griff, an dem Früchte hingen, sah er plötzlich sein Zuhause. Zu seinem Erstaunen war das Haus ein ganzes Stück näher, als er es erwartet hatte, und auf halbem Weg befand sich ein Wegweiser in der Form eines kleinen Baums mit sonderbar gewundenen Zweigen. Seine Arme und Beine wurden jedoch immer müder, ihm war heiß, und er hatte Hunger und Durst, und diese Früchte hingen direkt über ihm und wippten sanft im Wind, der gerade eingesetzt hatte und durch die oberen Zweige blies.