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Hewlitt schüttelte den Kopf und beobachtete den Padre, der zwei seiner Augen senkte; eine Geste, die wahrscheinlich ebenfalls sein Einverständnis mit O'Maras Vorschlag ausdrücken sollte.

»Gut«, sagte O'Mara. »Aber Sie sollten nachdenken, bevor Sie allem so schnell zustimmen. Ich möchte, daß Sie beide jeden wachen Moment mit dieser Suche verbringen. Prilicla ist sich nicht sicher, ob er auch bei den Diagnostikern in der Lage ist, ,die Virenkreatur von den anderen Wesen zu isolieren, da ihnen gleichzeitig mehrere Schulungsbänder in den Köpfen herumspuken. Knöpfen Sie sich also diese Herrschaften als erstes vor.

In drei Stunden findet eine Besprechung auf Ebene dreiundachtzig statt, Lioren weiß in welchem Raum. Aufgrund des Problems mit dem Energieerzeugungssystem des Krankenhauses werden all diese hohen Kreaturen dort anwesend sein. Warten Sie vor dem Eingang, sehen Sie sich die Diagnostiker beim Hineingehen gut an, und melden Sie mir dann umgehend Ihre Beobachtungen. Sollten Sie irgendwelche Schwierigkeiten haben, Hewlitt, wird Ihnen der Padre bestimmt behilflich sein. So, das war's dann mit dem nichtmedizinischen Teil der Besprechung, es sei denn, Sie beide haben noch etwas dazu beizutragen.«

»Moment noch«, sagte Hewlitt. »Das Problem mit der Energieversorgung, das Sie eben erwähnt haben, bereitet mir nämlich einige Sorgen. Beim Anflug der Rhabwar wurde uns doch mitgeteilt, daß der Hauptreaktor …«

»Wenn Sie meinen, sich deswegen Sorgen machen zu müssen, dann tun Sie das«, fiel ihm O'Mara ins Wort. »Dabei handelt es sich aber um ein technisches Problem, um dessen Lösung wir uns jetzt nicht auch noch den Kopf zerbrechen können, schließlich haben wir schon genug medizinische Probleme am Hals.«

Er deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.Angst ist immer noch das vorherrschende Gefühl, dachte Hewlitt, während er wieder einmal zu Fuß durch das dreidimensionale Labyrinth der überfüllten Korridore des Orbit Hospitals ging. Damals bei seiner Ankunft war es ihm gar nicht bewußt gewesen, wie angenehm und sicher es doch sein konnte, in einem von einer hudlarischen Schwester gelenkten G-Schlitten transportiert zu werden, um den jeder lieber einen möglichst großen Bogen machte. Dementsprechend war ihm nun durchaus bewußt, daß er das, was er gegenwärtig erlebte, eigentlich als viel furchterregender hätte empfinden müssend Doch traten keine Konfrontationen mit fremden Wesen ein, die in körperlichen und möglicherweise lebensbedrohlichen Zusammenstößen hätten enden können, weil immer eine tarlanische Hand fest auf seiner Schulter lag, die ihn aus allen schwierigen Situationen zu lenken wußte. Den Grund, weshalb er so furchtbar ängstlich und dennoch nicht vor Angst gelähmt war, konnte er allerdings selbst nur sehr schwer begreifen.

Daß sich bei ihm kein blankes Entsetzen einstellte, mußte nach seinem Dafürhalten an Lioren liegen. Der Padre redete nämlich über sämtliche gehenden, kriechenden oder sich schlängelnden Horrorgestalten, an denen sie vorbeikamen, geradewegs so, als wären sie gemeinsame Bekannte. Häufig tat er dies sogar in einer Art und Weise, die, hätte es sich nicht um allgemein bekannten Krankenhaustratsch gehandelt, die Grenzen der Vertraulichkeit zu überschreiten drohte. Wenn man lustige Geschichten über Horrorgestalten erzählt bekam, verloren diese natürlich ihre furchteinflößende Wirkung, und Hewlitt fragte sich, ob er diese Kreaturen endlich als das zu begreifen begann, was sie waren. Anstatt sie lediglich anzusehen und am liebsten davonlaufen zu wollen, entwickelte er ihnen gegenüber sogar wachsende Neugier.

Vielleicht handelte es sich bei diesem ungewohnten und anhaltenden Interesse an den Extraterrestriern im Orbit Hospital um eine Art ansteckende Neugier, die ihm die Virenkreatur hinterlassen hatte. Gerade als er diesen Gedanken dem Padre gegenüber äußern wollte, bogen sie in einen langen Seitenkorridor ab, der – ganz im Gegensatz zu ihrer eigenenGemütsverfassung ruhig und leer war.

»Das hier sind die Personalunterkünfte«, erklärte ihm Lioren. »Normalerweise ist es nicht so ruhig, aber im Moment sind die Bewohner entweder im Dienst oder schlafen. Das hier ist Ihr neues Quartier. Ich komme lieber nicht mit hinein, denn der Raum reicht kaum für eine Person, trotzdem ist er einigermaßen komfortabel. Nur zu, gehen Sie hinein, und sehen Sie sich um.«

Von der Fläche her war das Zimmer sogar ein bißchen größer als die Kabine auf dem Schiff, mit dem Hewlitt einst zum Orbit Hospital transportiert worden war. Mit Erleichterung stellte er fest, daß die Beleuchtung in die relativ niedrige Zimmerdecke eingelassen war, da er mit den Haaren daran entlangstreifte.

»Die Betten sind doch viel zu klein für mich«, beschwerte er sich. »Da passe ich mit meinen langen Beinen niemals rein.«

»Normalerweise wird diese Unterkunft von zwei Nidianern bewohnt, die gerade draußen im All an einem mehrwöchigen Kurs für Schiffsbergungen teilnehmen«, klärte ihn der Padre auf, wobei er sich so weit nach vorn beugte, daß er ein Auge und einen Arm in den Raum schieben konnte. »Keine Sorge, die Betten kann man so verrücken, daß sie an den Fußenden zusammengeschoben werden können. Hinter der braunen Tür befindet sich übrigens ein Multispezies-Bad, das dem auf Station sieben sehr ähnlich ist. Die Wanddekorationen empfinden Sie hoffentlich nicht als allzu geschmacklos. Bei den beiden ursprünglichen Bewohnern dieser Kabine handelt es sich nämlich um männliche Wesen, die offensichtlich weibliche Motive irgendwelchen Landschaftsmalereien vorziehen.«

Hewlitt sah sich die Bilder von rotbepelzten Teddybären in vermeintlich aufreizenden Posen an und hätte beinahe laut losgelacht. »Ich kann daran nichts Anstößiges entdecken«, meinte er schmunzelnd.

»Gut, dort drüben in der Ecke befindet sich übrigens das Steuerpult«, erklärte ihm Lioren. »Der Sitz ist höhenverstellbar, die Tasten sind für Terrestrier groß genug, und der Bildschirm läßt sich auf Ihre visuellen Erfordernisse exakt abstimmen. Sie können die üblichen Unterhaltungs-,Bibliotheks- und Schulungsprogramme abrufen, und die gelben Knöpfe auf dem grünen Rechteck sind für die Speisekarte und die Auswahlanleitung des Essensspenders. Haben Sie eigentlich auch solch einen Hunger wie ich? Kommen Sie mit in den Speisesaal, oder wollen Sie sich lieber erst noch etwas ausruhen?«

»Ja… ich… Ach, ich weiß nicht recht. Ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten, kommen Sie doch einfach herein, oder, besser gesagt, quetschen Sie sich herein. Soll ich uns etwas zu essen bestellen? Was können Sie denn empfehlen?«

Lioren zögerte, bevor er antwortete: »Bis morgen wird Ihr Automat so umprogrammiert worden sein, daß er die terrestrischen Standardgerichte liefern kann.

Zwischen nidianischem und terrestrischem Essen kann man praktisch kaum einen Geschmacksunterschied wahrnehmen; für einen Tarlaner sind jedoch beide Ernährungsformen gleichermaßen ekelerregend. Deshalb würde ich den Speisesaal bevorzugen, was Sie an meiner Stelle bestimmt auch tun würden. In der Kantine ist die Speisekarte für sämtliche Spezies sehr viel umfangreicher, so daß auch Sie keine Probleme haben werden, etwas Geeignetes für sich zu finden.«

Dieses Mal zögerte Hewlitt. »Ist dort sehr viel Betrieb? Ich meine, noch schlimmer als in den Korridoren? Und… ahm… na ja, welches Verhalten wird dort von einem erwartet?«

»Sämtliche warmblütigen Sauerstoffarmer des Personals essen dort, wenn auch nicht, was Sie sicherlich freuen wird, alle zur gleichen Zeit. Sie sitzen, knien oder stehen um Tische herum und nehmen so ihre Mahlzeiten zu sich, wobei ein jeder darauf bedacht ist, anderen nicht in die Quere zu kommen. Falls wir einen freien Tisch in der Nähe des Eingangs finden – und das sollte kein Problem sein, weil das der unbeliebteste Bereich ist -, dann wird es uns sogar möglich sein, während des Essens zu arbeiten.«