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»Patient Hewlitt, was machen Sie denn hier?« begrüßte ihn Leethveeschi erstaunt, als er kurz darauf das Personalzimmer betrat.

Wie er wußte, gehörten die regelmäßigen Besuche des Padre längst zum Stationsalltag, doch klang die Oberschwester so, als wäre sie über dieGegenwart eines ehemaligen Patienten, der sich als ein Störfaktor erwiesen hatte, nicht sonderlich erfreut. Während Hewlitt noch immer nach einer passenden Antwort suchte, übernahm Lioren diese Aufgabe bereits für ihn. Dabei fiel ihm zwar auf, daß der Padre nicht wirklich log, aber mit der Wahrheit recht sparsam umzugehen wußte.

»Mit Ihrer Erlaubnis, Oberschwester, wird er mich begleiten, damit er die Patienten beobachten und mit ihnen sprechen kann, um mir mit nichtmedizinischem Rat zur Seite zu stehen. Ich versichere Ihnen, daß er mit niemandem reden wird, dessen Behandlungsmethode oder Gesundheitszustand eine Unterhaltung nicht zuläßt. Darüber hinaus garantiere ich Ihnen, daß Ihnen der ehemalige Patient Hewlitt keine Unannehmlichkeiten mehr bereiten wird.«

Ein Teil von Leethveeschis Körper zuckte in der Chlorhülle, was vermutlich eine nonverbale Geste der Zustimmung war. Dann sagte sie: »Ich glaube, ich verstehe, was Sie damit sagen wollen. Das, was Sie mit Patientin Morredeth erlebt haben, Expatient Hewlitt, hat Sie wahrscheinlich dazu veranlaßt oder auch nur darin bestärkt, sich für eine Ausbildung zum geistlichen Berater zu entscheiden. Das ist sehr lobenswert, und Sie haben einen hervorragenden Mentor gefunden.«

»Der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin, ist, daß wir…«, begann Hewlitt.

»Das zu erklären würde sicherlich zu lange dauern«, unterbrach ihn Leethveeschi. »Im Moment habe ich wirklich nicht die Zeit, den theologischen Ausführungen oder Bekenntnissen eines Aliens zuzuhören, so interessant das alles auch sein mag. Sie können sich ja mit dem einen oder anderen Patienten darüber unterhalten, aber bitte sorgen Sie dafür, daß keine weiteren Wunder bei uns geschehen.«

»Das verspreche ich Ihnen«, antwortete Hewlitt lächelnd, während er dem Padre auf die Station folgte.

Nachdem sie sowohl Leethveeschi als auch alle anderen diensthabenden Schwestern und Pfleger im Personalraum von ihrer Liste potentieller Exwirte gestrichen hatten, taten sie dasselbe mit dem Patienten, dem Lioreneinen Besuch abstattete. Bei diesem bedauernswerten Geschöpf handelte es sich um einen Melfaner namens Kennonalt, dessen Stützgestell von beängstigend vielen Biosensoren und medizinischen Geräten umgeben war. Was dem Melfaner fehlte, konnte er nicht genau feststellen, zumal Lioren ihm klar zu verstehen gegeben hatte, daß die Unterhaltung mit Kennonalt rein privat sei und Hewlitt die Zeit lieber damit verbringen solle, die anderen Patienten zu überprüfen, bis er sich wieder zu ihm gesellen würde.

Folglich ging er gemächlich im Zickzack die Station auf und ab. Es war ein Spaziergang durch vertrautes Territorium, wenngleich er sich nicht sicher war, ob diese Vertrautheit auch auf die Patienten zutraf, denn er hatte immer noch große Probleme damit, einen Tralthaner, Kelgianer, Melfaner oder wen auch immer vom anderen zu unterscheiden. Die meisten von ihnen schienen froh über die Gelegenheit zu sein, sich unterhalten zu können. Andere wiederum wirkten eher zurückhaltend, oder sie ignorierten ihn einfach, und einer wurde gerade behandelt und durfte nicht gestört werden. Aber Hewlitt hatte die Gelegenheit, sie alle genau anzusehen; Patienten und Krankenpfleger gleichermaßen, und das sehr eingehend und in weit mehr Zeit, als er gebraucht hätte, um sie als ehemalige Wirte ausschließen zu können. Sein letzter Besuch galt einer Tralthanerin und einem Duthaner, die am Eßtisch für ambulante Patienten Scremman spielten. Noch während er sie ansprach, hatte er sie als ehemalige Wirtskörper bereits ausgesondert.

»Sie sind doch Horrantor und Bowab, nicht wahr?« begrüßte er die beiden. »Geht es Ihnen gut?«

»Ach, demnach müssen Sie Patient Hewlitt sein, richtig?« erkundigte sich die Tralthanerin. »Meine Gliedmaße heilt, danke der Nachfrage, und Bowab geht es sehr gut, sowohl gesundheitlich als auch bei diesem verflixten Spiel hier. Wie schön, Sie mal wiederzusehen. Erzählen Sie uns was von sich. Haben die Ärzte herausgefunden, was Ihnen fehlt?«

»Ja«, antwortete Hewlitt, und er wählte die Worte mit Bedacht, als er fortfuhr: »Ich habe keine Beschwerden mehr und fühle mich gesundheitlich sehr gut. Aber wie man mir gesagt hat, handelte es sich bei mir um einhöchst ungewöhnliches Krankheitsbild. Deshalb wurde ich darum gebeten, noch eine Weile hierzubleiben und dabei zu helfen, ein paar letzte offene Fragen bezüglich meines Falls zu klären. Das bei der mir geleisteten Hilfe abzulehnen wäre mir sehr schwer gefallen.«

»Sind Sie demnach jetzt so etwas wie ein gesundes Versuchsexemplar?« erkundigte sich Bowab mit besorgter Stimme. »Das klingt aber gar nicht gut. Hat man denn mit Ihnen irgend etwas Schlimmes angestellt?«

Hewlitt lachte. »Nein, und alles ist nur halb so tragisch, wie es sich vielleicht anhört. Ich habe jetzt mein eigenes Quartier im Personalbereich. Das ist zwar nur ein kleines Zimmer, das normalerweise von zweiNidianern bewohnt wird, aber ich kann mich im ganzen Krankenhaus frei bewegen, solange der Padre bei mir ist. Er ist nämlich sozusagen mein Aufpasser, damit ich mich nicht verlaufe oder von jemandem überfahren werde. Ich soll mich mit Leuten unterhalten und deren Fragen beantworten. Das ist alles, was man von mir will.«

»Sie sind schon immer ein merkwürdiger Patient gewesen, aber das, was Sie über Ihre Genesung berichten, kommt mir noch merkwürdiger vor«, bemerkte Bowab.

»Jetzt mal im Ernst!« sagte Horrantor energisch. »Wenn Sie lediglich mit Leuten reden und deren Frager beantworten, dann reden diese vermutlich auch mit Ihnen oder unterhalten sich in Ihrer Gegenwart miteinander. Erzählen Ihnen diese Leute aus Versehen oder aus Unkenntnis darüber, daß Sie nicht dem Klinikpersonal angehören, auch Sachen, die Sie eigentlich nicht wissen sollten? Wenn das der Fall ist und es Ihnen gestattet ist, Fragen zu beantworten, würden Sie dann auch eine unserer Fragen beantworten?«

Das klingt aber schon etwas ernster als die normale Wißbegier eines Patienten nach dem neuesten Krankenhaustratsch, dachte Hewlitt, und er hielt es für angebracht, Vorsicht walten zu lassen.

»Wenn es mir möglich ist, klar«, antwortete er.

»Horrantor ist gemein und hinterhältig, und sie läßt ihrer Phantasie wiedereinmal freien Lauf«, mischte sich Bowab erneut ein. »Deshalb schlägt sie mich auch andauernd beim Scremmanspielen. Wir haben zufällig einiges von dem mitbekommen, worüber sich die Schwestern unterhalten haben. Sobald sie aber bemerken, daß wir zuhören, stellen sie ihre Gespräche sofort ein. Wahrscheinlich handelt es sich nur um ganz gewöhnlichen Tratsch, wie er unter Personalangehörigen üblich ist, oder vielleicht auch nur um ein absolutes Mißverständnis unsererseits, weil wir lediglich ein paar Gesprächsfetzen mitbekommen haben… Möglicherweise steckt aber doch mehr dahinter, und das macht uns wirklich Sorgen.«

»Gegen Klatsch und Tratsch ist sicherlich nichts einzuwenden, solange alles in Grenzen bleibt und keine unnötigen Ängste geschürt werden. Also, wie lautet nun Ihre Frage?«

Einen Moment lang blickten sich Bowab und Horrantor schweigend an, dann sagte der Duthaner: »Nach dem, was mir die Oberschwester vor ungefähr zehn Tagen erzählt hat, hätte ich längst für die restliche Genesungsphase in ein Krankenhaus meines Heimatplaneten verlegt werden müssen. Wegen der großen Nachfrage nach den einmaligen medizinischen Einrichtungen des Orbit Hospitals wird hier eigentlich nie unnütze Zeit mit Patienten vergeudet, die einigermaßen wiederhergestellt sind. Als ich aber gestern Leethveeschi gefragt habe, warum ich immer noch hier sei und ob sie mir irgend etwas verheimliche, hat sie mir geantwortet, daß zur Zeit kein geeignetes Transportmittel zur Verfügung stehe, das mich nach Hause bringen könne, und daß es keine gesundheitlichen Probleme für mich gebe, um die ich mir Sorgen machen müsse.