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Noch bevor die Hudlarerin den Satz beendet hatte, hatte Hewlitt die Bettdecke zurückgeworfen und die Füße auf den Fußboden geschwungen, wo bereits ein Paar weiche Hausschuhe bereitstand. Dann erhob er sich rasch vom Bett und versicherte der Schwester, daß ihm ihr erster Vorschlag weit besser gefalle.

Die Hudlarerin trat beiseite, um Hewlitt den Weg freizumachen.

Etwa zwanzig Minuten später kletterte er ins Bett zurück. Er fühlte sich frisch und sauber und auch nicht mehr ganz so müde, als die Deckenlichter voll aufgedreht wurden und das Personal der Tagschicht geschäftig auf der Station hin und her eilte. Eine Kelgianerin, die einen kleinen Wagen mit Schüsseln und Handtüchern vor sich herschob, stieß den pelzigen Kopf und die Schultern durch die Sichtblenden. »Guten Morgen, Patient Hewlitt«, begrüßte sie ihn. »Sie sehen sauber aus. Haben Sie sich schon gewaschen?«

»Ja«, antwortete er kurz angebunden, und die Kelgianerin verschwand wieder.

Wenige Minuten später hörte er, wie sich zwei Patienten näherten und auf dem Weg zum Waschraum an seinem Bett vorbeigingen. Einer schien groß und schwer zu sein und auf mehr als vier Füßen zu gehen, während sich der andere mit einem ungleichmäßig tippelnden Geräusch fortbewegte.Daß es sich bei den beiden um Patienten handelte, wurde ihm schnell klar, denn der eine beklagte sich darüber, geweckt worden zu sein, als es ihm gerade gelungen sei, endlich einzuschlafen. Der andere behauptete sogar, daß diese Leethveeschi nach seiner Auffassung illegale Forschungsarbeit auf dem Gebiet des Schlafentzugs betreibe und er nicht nur einer Gehirnwäsche unterzogen worden sei, sondern auch noch immer darauf warte, daß endlich das Croamsteti in seinem Kuldergang ausgetauscht werde. Hewlitts Translator gab den Originalton der Wörter wieder, also existierten vermutlich keine terrestrischen Entsprechungen für diese Ausdrücke. Um welche Wesen es sich bei den beiden auch immer handeln mochte, was den Schlafentzug anging, so stimmte er mit ihnen völlig überein.

Gerade als er sich im Bett zurückgelehnt und die Augen geschlossen hatte, zumal die Geräuschkulisse auf der Station allmählich erträglicher wurde, tauchte erneut die kelgianische Krankenschwester auf und brachte ihm das Frühstück auf einem Tablett. Vielleicht war es auch eine andere Kelgianerin als vorhin, denn bisher konnte er den Unterschied zwischen einer überdimensionalen pelzigen Raupe und einer anderen nicht erkennen, und er bezweifelte arg, daß sich dies jemals ändern würde.

»Setzen Sie sich bitte aufrecht hin, und essen Sie am Nachttisch, Patient Hewlitt«, forderte die Raupe ihn auf. »Wie ich gelernt habe, bekommt Ihre Spezies leicht Verdauungsstörungen mit einhergehendem Brechreiz, wenn die Schwerkraft beim Nahrungsfluß zum Magen nicht unterstützend mitwirken kann. Guten Appetit.«

»Ich möchte jetzt nichts essen, Schwester«, entgegnete er, wobei er sich redlich bemühte, seinen überreizten Zustand zu verbergen. »Ich möchte schlafen. Bitte lassen Sie mich jetzt allein.«

»Nein, erst essen Sie, dann können Sie schlafen«, widersprach die Schwester. »Versuchen Sie wenigstens, etwas davon zu essen, denn sonst ißt Oberschwester Leethveeschi mich auf.«

»Im Ernst? Würde sie das wirklich tun?« erkundigte sich Hewlitt besorgt, während die alten Ängste wieder in ihm hochkamen und ihn völlig wachwerden ließen. Vielleicht machte die Kelgianerin ja wirklich keine Witze.

»Unsinn, natürlich nicht«, antwortete die Schwester. »Aber auch nur, weil sie eine Chloratmerin ist und mein Körperfleisch für sie reines Gift wäre.«

»Also gut, ich werde es versuchen«, willigte er schließlich ein, obwohl er wußte, daß das Essen im Orbit Hospital genau wie auf dem Schiff fast ausschließlich synthetisch hergestellt wurde. Doch als er den Deckel des Tabletts anhob, um darunter zu gucken, und ihm der Duft in die Nase stieg, wurde ihm bewußt, wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte, und er fügte hinzu: »Das sieht wirklich lecker aus und riecht auch sehr gut, Schwester.«

»Optisch ist es mit das widerlichste und ekelerregendste Zeug, das mir je unter die Augen gekommen ist«, merkte die Schwester angewidert an und zog sich eilig durch die Sichtblenden hindurch zurück. »Und riechen tut es sogar noch schlimmer.«

»Könnte es sein, daß es Ihnen ein wenig an Taktgefühl mangelt, Schwester?« erkundigte sich Hewlitt mit ironischem Unterton, doch die Kelgianerin war bereits verschwunden, und man konnte nur noch das leise Trippeln ihrer vielen Füße hören.

»Was ist eigentlich Taktgefühl?« erkundigte sich eine Stimme aus dem gegenüberstehenden Bett, die, wie er sich erinnerte, zu einem kelgianischen Patienten namens Henredth gehörte.

Hewlitt antwortete vorsichtshalber erst gar nicht, und er versuchte auch, die nachfolgenden Fragen zu überhören. Als er mit dem Frühstücken fertig war, schlossen sich seine Augen wie von selbst.

Einige Stunden später erwachte er beim Klang leiser Alienstimmen, und als er die rings ums Bett heruntergezogenen Sichtblenden sah, erinnerte er sich, wo er war. Dennoch hatte er längst nicht mehr solch ein beängstigendes Gefühl, wie er es noch am Tag zuvor empfunden hatte, und nachdem er einige Minuten lang die Gespräche per Translator verfolgt hatte, drückte er auf einen Knopf, und die Sichtblenden wurden nach obengezogen.

Als erstes fiel ihm auf, daß, während er geschlafen hatte, sein Bettnachbar, der ianische Patient Makolli, verlegt worden war, denn nun lag ein Orligianer in dem Bett. Diese Spezies erkannte Hewlitt sofort, weil ihr auch der medizinische Offizier von der Treevendar angehörte, wenngleich dieses Wesen ein ganzes Stück älter als Turragh-Mar zu sein schien. Die Körperteile, die nicht unter der Bettdecke steckten – der Kopf, die Arme und die obere Brustpartie also -, waren mit einem rotbraunem Fell bedeckt, das von grauen Strähnen durchzogen war. Genau wie er war auch der Orligianer mit einem Sensorenmeßgerät und einem Translator ausgestattet worden, nahm aber offenbar keine Notiz von ihm. Dennoch war sich Hewlitt nicht sicher, ob der Patient schlief, unter Narkose stand oder einfach nur ungesellig war.

Im Bett schräg gegenüber hatte sich die Patientin Kletilt den Bildschirm offenbar so zurechtgerückt, daß das Gerät eine für sie angenehmere Position zum Sehen einnahm. Ihre Augen wurden von dem Apparat verdeckt, und mit Ausnahme des Programms, das sich die Melfanerin gerade ansah, schien sie an nichts und niemandem interessiert zu sein. Hewlitt hatte gar nicht gewußt, daß man den Bildschirm so über das Bett schwenken konnte, und er nahm sich vor, es später mit seinem Apparat auch einmal auszuprobieren.

Im Bett rechts daneben unterhielten sich gerade der kelgianische Patient Henredth und eine Krankenschwester, die einer Spezies angehörte, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Die beiden sprachen so leise, daß sein Translator das meiste von dem, was sie sagten, nicht übersetzen konnte.

Links von Kletilts Bett erkannte Hewlitt eine riesige, elefantenartige Kreatur, und er erinnerte sich daran, daß es sich dabei um einen Tralthaner handeln mußte. Anstatt in einem Bett zu liegen, stand dieses Wesen auf sechs stämmigen Beinen, umgeben von einem komplizierten Gestell, an dem das Geschirr befestigt war, durch das es aufrecht gehalten wurde. Dazu fiel Hewlitt ein, einmal irgendwo gelesen zu haben, daß Tralthaner sogar im Stehen schliefen und selbst im gesunden Zustand Probleme hatten, wiederauf die Beine zu kommen, wenn sie erst einmal hingefallen waren.