Der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, ein Held namens Aetius, drängte diese Barbaren mit den schrägstehenden Augen mit Hilfe anderer Barbaren in einer entsetzlichen Schlacht zurück, die vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang dauerte. Unsere Gesandten flehten und erinnerten ihn an die Bande des Blutes, der Gesetze und der Religion, die uns über Jahrhunderte miteinander verbunden hatten, und schließlich entschied er, tief berührt, etwas für uns zu tun. Er schickte uns einen Mann namens Germanus, von dem es hieß, er sei mit Wunderkräften ausgestattet, und übergab ihm das Feldzeichen der Legionen Britanniens: Es war ein silberner Drache mit einem purpurfarbenen Schwanz, der sich mit dem Hauch des Windes zu beleben schien. Mehr konnte Aetius nicht tun, doch allein der Anblick dieses Zeichens genügte, um die niedergeschlagenen Gemüter aufzurichten und den alten, eingeschlummerten Stolz wiederzuerwecken. Germanus war ein tapferer und charismatischer Feldherr, und sein glühender, eindringlicher Blick, seine Rufe, spitz wie die eines Falken, seine Hände, die den Griff des Feldzeichens umklammerten, und sein unerschütterlicher Glaube an das Recht und die Zivilisation vollbrachten, nachdem er seine Männer mit dem Ruf »Halleluja« in die Schlacht geführt hatte, das Wunder. Die Barbaren wurden zurückgeschlagen, und viele waffentragende Bürger wurden eingesetzt, damit sie den Großen Wall bewachten, die in Ruinen liegenden Abschnitte wiederaufbauten und die verlassenen Kastelle schützten. Der Sieg des siegreichen Kampfes ging als der Sieg der Halleluja-Schlacht in die Geschichte ein.
Doch im Laufe der Jahre nahmen die Menschen wieder ihre alten Beschäftigungen auf, und zurückgelassen wurden nur spärliche Truppen schlechttrainierter Bürger, die von den Türmen des Walls aus die Nordregionen überwachen sollten. Und wieder kamen die Barbaren und metzelten nach einem Überraschungsangriff die Verteidiger nieder. Sie rissen sie mit ihren hakenbewehrten Piken von den Wachtürmen herunter und spießten sie auf wie die Fische. Dann strömten sie nach Süden, nahmen die wehrlosen Städte im Sturm und zogen plündernd, brandschatzend und alles verwüstend weiter. Mit ihren schwarz und blau bemalten Gesichtern waren sie gräßlich anzusehen, und sie verschonten weder Frauen noch Greise, noch kleine Kinder.
Nun schickte man eine zweite Gesandtschaft zu Aetius, den Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee, mit der Bitte um Hilfe, aber auch dieses Mal konnte er nichts anderes tun, als Germanus zu entsenden, der es bereits einmal verstanden hatte, den Herzen der Bewohner Britanniens Kraft, Mut und Entschlossenheit einzuflößen. Germanus hatte vor geraumer Zeit das Kriegshandwerk aufgegeben, war Bischof einer Stadt in Gallien geworden und stand bereits im Geruch der Heiligkeit. Dennoch wollte er sich, als er wieder gebeten wurde, dieser Aufgabe nicht entziehen, und schiffte sich ein zweites Mal ein, um auf unsere Insel zu gelangen. Er stellte weitere Truppen auf, überzeugte die Bewohner der Städte, Schwerter und Lanzen zu schmieden, die militärische Ausbildung wiederaufzunehmen und schließlich gegen den Feind zu marschieren. Dieses Mal war der Ausgang des Zusammenstoßes ungewiß, denn Germanus wurde in der Schlacht selbst schwer verwundet.
Er wurde in den Wald von Gleva gebracht und unter einer uralten Eiche ins Gras gelegt, aber bevor er starb, Ließ er die Führer des Heeres schwören, sich niemals zu ergeben, sondern sich weiter zu wehren und zum Schutz des Großen Walls eine dauerhaft stationierte Truppe aufzustellen, die so diszipliniert sein würde wie einst die Legionen Roms. Ihr Feldzeichen sollte der Drache sein, der sie schon einmal zum Sieg geführt hatte.
Ich war selbst Augenzeuge dieser Ereignisse: Obwohl ich noch jung war, hatte man mich bereits in den druidischen Künsten - von der Medizin über die Zeichendeutung bis hin zum Studium der Sterne - unterwiesen. Ich hatte verschiedene Länder bereist und viele wichtige Kenntnisse erworben. Deshalb hatte man mich gerufen, um dem sterbenden Helden beizustehen. Ich konnte nicht mehr für ihn tun, als den Schmerz seiner Wunde ein wenig zu lindern, doch ich erinnere mich noch an seine edlen Worte und den Glanz seiner Augen, den zu löschen nicht einmal der nahe Tod imstande zu sein schien. Nach Germanus' Tod wurden seine sterblichen Überreste nach Gallien überführt und in Lutetia Pansiorum beigesetzt, wo sie noch immer ruhen. Sein Grab wird wie das eines Heiligen verehrt und ist Ziel von Pilgern sowohl aus Gallien als auch aus Britannien.
Die Truppe ausgewählter Soldaten, die er sich gewünscht hatte, wurde tatsächlich unter dem Kommando der besten Männer aufgestellt, Nachfahren des ältesten römischen und keltischen Adels der Städte Britanniens, und in einer Festung des Großen Walles, in der Nähe des Mons Badonicus, stationiert.
Es vergingen noch ein paar Jahre, und es hatte tatsächlich den Anschein, als hätte das Opfer des Germanus unseren Gegenden den Frieden gebracht. Aber das war die reinste Illusion: Eine Abfolge sehr strenger Winter und recht trockener Sommer dezimierte die Herden der Barbaren des Nordens und stürzte diese in Hunger und Verzweiflung. Angelockt vom Blendwerk der reichen Städte in der Ebene unternahmen sie an mehreren Stellen des Großen Walls eine Reihe von Angriffen, mit denen sie die Widerstandskraft der Verteidiger auf eine äußerst harte Probe stellten. Ich befand mich damals in meiner Eigenschaft als Arzt und Veterinär in der Festung des Mons Badonicus und wurde vom Kommandanten gerufen, einem Mann von großer Würde und Tapferkeit namens Cornelius Paullinus. Neben ihm stand sein Stellvertreter Konstantinus, in der Sprache Carvetias Kusten-nin genannt, ein Mann, der einmal die Konsularwürde bekleidet hatte. Paullinus teilte mir mit dem Ausdruck höchster Besorgnis und Traurigkeit folgendes mit: »Wenn uns niemand zu Hilfe kommt, werden unsere Kräfte nicht mehr lange ausreichen, um die Überfälle des Feindes abzuwehren. Mach dich deshalb sofort mit den Würdenträgern, die ich zu diesem Zweck ausgewählt habe, auf die Reise und begib dich zum Kaiser nach Ravenna. Flehe ihn an, uns Verstärkungstruppen zu schicken, und erinnere ihn an die Treue unserer Städte und unserer Leute zum alten römischen Namen. Sag ihm, daß unsere Häuser verbrannt, unsere Frauen geschändet, unsere Kinder in die Sklaverei verschleppt werden, wenn er uns kein Heer schickt. Setzt euch notfalls vor die Tore des Kaiserpalastes, Tag und Nacht, und verweigert so lange Speise und Trank, bis er euch empfängt. Du bist der erfahrenste von allen, die ich kenne, der einzige, der über das Meer gereist ist, nach Gallien und Ibenen. Du sprichst außer Latein noch mehrere Sprachen und kennst die Geheimnisse der Medizin und Alchimie, mit denen du dir Wertschätzung und Ansehen erwerben könntest.«
Ich hörte ihn an, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen, weil ich mir des ernstes der Lage bewußt war und des großen Vertrauens, das er in mich setzte. Aber im Grunde meines Herzens hielt ich eine solche Expedition für außerordentlich riskant und wenig aussichtsreich. Die Unsicherheit der Straßen, die Tatsache, daß die Provinzen des Reiches zum größten Teil in den Händen unruhiger Völkerschaften lagen, und die Schwierigkeiten, für mich und meine Begleiter unterwegs Nahrung zu beschaffen, schienen mir fast unüberwindliche Hindernisse zu sein. Ganz zu schweigen von dem letzten Problem, nämlich vom Kaiser empfangen zu werden und die erbetene Hilfe zu erhalten.
Ich antwortete: »Edler Paullinus, ich bin bereit, das zu tun, worum du mich bittest, und für die Rettung des Vaterlandes notfalls mein Leben aufs Spiel zu setzen. Aber bist du sicher, daß dies die beste Lösung ist? Wäre es nicht besser, sich mit dem edlen Wortigern zu einigen? Er ist ein mutiger Kämpfer 'von großer Stärke und Tapferkeit und verfügt über zahlreiche gutausgebildete Soldaten, die, wenn ich mich recht erinnere, schon so manches Mal an unserer Seite gegen die Barbaren des Nordens gekämpft haben. Außerdem hat er einen keltischen Vater und eine römische Mutter und ist mit vielen Bewohnern dieses Landes verwandt. Hinzu kommt, daß dein Stellvertreter, Konstantinus, ihn sehr gut kennt.«